Protocol of the Session on October 15, 2015

Es gibt auch Erhebungen und Untersuchungen, die zeigen, dass die Verbindung zwischen Naturschutz, Tourismus und der Vermarktung naturgerecht erzeugter landwirtschaftlicher Produkte neue Impulse für die ländliche Entwicklung geben kann. Die Studie „Ökologisch wirtschaften: Zukunftsperspektiven ländlicher Räume“ von PricewaterhouseCoopers untersucht die Entwicklungschancen ländlicher Räume in ökologisch relevanten Sektoren - jetzt wird es ein bisschen wissenschaftlich - und attestiert Märkten für naturgerechte nachhaltig erstellte Produkte und Dienstleistungen gute Entwicklungschancen. Das heißt also: Nachhaltig wirtschaften fördert unsere ländlichen Räume.

(Zustimmung von Frau Niestädt, SPD, und von Herrn Zimmer, CDU)

Also ist der Tourismus im ländlichen Raum gerade für uns in Sachsen-Anhalt ein zentrales Zukunftsthema. Er ist ein wichtiges Standbein der wirtschaftlichen Entwicklung. Für strukturschwache Regionen birgt der Tourismus enorme Entwicklungspotenziale. Denn das Land ist geprägt insbesondere durch Familienbetriebe und Kleinunternehmen, die ihren Kunden vielfältige Angebote

machen, vom klassischen Urlaub auf dem Bauernhof, über zunehmend entstehende Obst- und Winzerhöfe - das finde wir sicherlich alle sehr schön - bis hin zu Sport- und Wellnessangeboten. Immer mehr Deutsche interessieren sich für diese Urlaubsformen.

Damit die damit verbundenen Nachfragepotenziale künftig auch ausgeschöpft werden können, ist es umso wichtiger, dass wir das Thema Bauernhof und Landtourismus auch weiter parlamentarisch unterstützen und immer mitdenken, wenn wir über Tourismus reden.

(Zustimmung von Frau Niestädt, SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich denke, ich habe an dieser Stelle genügend überzeugende Gründe dafür vorgetragen, dass es sich lohnt, einerseits in nachhaltige und naturnahe Tourismusangebote auch in Zukunft zu investieren, und andererseits nicht zu vergessen, dass es hierfür auch die entsprechende Naturausstattung und touristische Infrastruktur geben muss.

Deshalb brauchen wir in Zukunft eine bessere Wahrnehmung und eine Weiterentwicklung unserer Naturparke im Land, wie es mit der Überschrift unseres Antrages zum Ausdruck kommt. Ich hoffe, dass ich Sie davon überzeugen konnte, dass es wichtig ist, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen.

Ich weiß auch, dass sich die IMG bereits Gedanken darüber gemacht hat, wie sie Sachsen-Anhalt in der Themenkampagne der DZT „Faszination Natururlaub“ aufstellen will. Dazu gibt es auch Konzept. Es ist gut, wenn wir uns das in den Ausschüssen einmal vorstellen lassen. Ich bin gespannt auf weitere Erkenntnisse und gute Beratungen in den Ausschüssen. - Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Zustimmung bei der SPD)

Danke sehr für die Einbringung, Kollegin Hampel. - Die Landesregierung hat auf einen Redebeitrag verzichtet. Wir treten ein in die Fünfminutendebatte. Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht der Abgeordnete Herr Meister. Bitte sehr.

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist einmal ein netter Antrag. Das meine ich ernst. Es freut mich sehr, dass sich die Regierungsfraktionen um die Schnittstelle zwischen Naturparken und Naturtourismus kümmern und diesen Antrag eingebracht haben. Bei diesem Thema ergeben sich meiner Ansicht nach tatsächlich Chancen.

Naturparke erfüllen wichtige Funktionen als Großschutzgebiete zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

Sie sichern Lebensqualität. Sie verbinden in besonderer Weise Naturschutz und naturnahen Tourismus.

Die Kampagne „Faszination Natururlaub“ soll Deutschland als nachhaltiges Reiseziel positionieren und den Tourismus in den ländlichen Regionen stärken. Ein wesentlicher Teil der Kampagne werden die 104 Naturparke Deutschlands sein. Die Deutsche Zentrale für Tourismus wird diese Regionen Deutschlands ab 2016 verstärkt vermarkten.

Dies kann auch für Sachsen-Anhalt positiv sein. Umso wichtiger ist es, dass wir gut aufgestellt sind.

Für uns Bündnisgrüne stehen die Naturparke auch für einen besonderen Aspekt der Wendezeit - gerade begehen wir die Jahrestage dieser Zeit -, nämlich im Hinblick auf die Umweltbewegungen.

Sie wissen, mit dem letzten Beschluss der letzten frei gewählten DDR-Regierung wurden 4,5 % des Staatsgebietes der ehemaligen DDR unter Naturschutz gestellt. Heute sind es die Naturparke. Sachsen-Anhalt hat sechs an der Zahl.

Klaus Töpfer, CDU, bezeichnete das einmal als das Tafelsilber der Wiedervereinigung. Ich finde, er hat Recht.

Als ein besonderes Merkmal für die Qualität der Arbeit, die in den Naturparken geleistet wird, steht sicherlich auch, dass der Naturpark Drömling zum Biosphärenreservat weiterentwickelt werden soll. Der Antrag verfolgt das Ziel, anlässlich der im Jahr 2016 startenden Kampagne „Faszination Natururlaub in Deutschland“ die Schwachstellen und Potenziale der Naturparke zu analysieren und so letztlich das Image der Naturparke zu fördern.

Für meine Fraktion kann ich sagen, dass wir auch dieses Anliegen unterstützen. Ich will hier nur einige Aspekte herausgreifen.

In Punkt 2 der Analyse sollen Möglichkeiten und Bedarfe für Investitionen in die touristische Infrastruktur abgeklopft werden. Diesen Punkt finde ich sehr wichtig; denn gerade die Anbindung von touristischen Regionen, die nicht in den Metropolregionen liegen, ist von großer Bedeutung, auch wenn man bedenkt, dass gerade für Naturtouristinnen und -touristen natürlich der ÖPNV verstärkt eine Rolle spielt. Gerade die Erreichbarkeit mit der Bahn und eine gute Vernetzung durch den ÖPNV würden die Faszination Naturtourismus zu einem echten fast CO2-neutralen Erlebnis machen.

(Zustimmung von Frau Prof. Dr. Dalbert, GRÜNE)

Die gute Erreichbarkeit hätte dann wiederum auch positive Wirkungen auf die regionale Entwicklung. Dabei liegt auch gerade nach den jüngsten Abbestellungen, die wir im ÖPNV und vor allem im

SPNV zu verzeichnen hatten, in jüngerer Zeit auch einiges im Argen.

In Schierke wird gerade teuer Infrastruktur aus dem Boden gestampft, die mit dem ÖPNV nicht sonderlich viel am Hut hat und letztlich Mittel bindet, die dann an anderer Stelle fehlen.

Ich komme zu einem weiteren Punkt, der auch im weiteren Sinne mit dem Tourismus in Naturparken zu tun hat. Der touristische Radverkehr wird im Land leider momentan völlig unzureichend mit finanziellen Mitteln bedacht. Die Qualität unserer überregionalen Radwege ist in weiten Teilen ausgesprochen bescheiden. Auch da müssen wir als Land noch einiges aufholen.

(Beifall bei der LINKEN - Zustimmung von Frau Hampel, SPD)

- Ja, das ist ein zaghafter Applaus. Aber den nehme ich auch.

Diese Mängel sind natürlich gerade für die ältere Generation ein Problem. Sie ist auch eine wichtige Zielgruppe. Gerade diese Generation ist auf eine gute und hochwertige Infrastruktur angewiesen.

Die Stiftung Umwelt, Natur und Klimaschutz soll künftig die Koordinierung der Naturparke übernehmen. Punkt 5 des Antrages fordert daher eine Darstellung der geplanten Unterstützung.

In den Doppelhaushalt 2015/2016 sind für die fachliche Begleitung der Koordinierungsstellen der Naturparke Mittel eingestellt worden. Insgesamt stehen bei diesem Titel, der auch die Umsetzung der Verbändeförderung beinhaltet, für das Jahr 2015 91 000 € und für das Jahr 2016 93 000 € zur Verfügung. Deshalb ist der Ansatz des Antrages, sich über die geplante Unterstützung informieren zu lassen, auch sinnvoll und wird von uns unterstützt.

Auch die weiteren Punkte tragen dazu bei, die Schwachpunkte und Potenziale der Naturparke zu analysieren. Allerdings legt der Antrag auch nahe, dass die derzeitige finanzielle Ausstattung der Naturparke nicht ausreichend ist.

(Zustimmung von den GRÜNEN)

Zumindest kann das ein Ergebnis sein.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat im Zuge der Beratungen über den Doppelhaushalt 2015/2016, also nicht heute, sondern im letzten Jahr, eine Verbesserung der finanziellen Ausstattung der Naturparke gefordert. Ich meine, wenn man das gemacht hätte, dann hätte die Analyse weniger Schwachstellen und mehr Potenziale zeigen können. Aber gut, es ist, glaube ich, ein Schritt in die richtige Richtung, den zumindest dieser Antrag geht.

Man könnte an dem Antrag kritisieren, dass er nur eine Berichterstattung im Ausschuss abfordert,

nicht aber die Entwicklung einer Strategie zur Imageförderung für unsere Naturparke; denn wenn man sich einmal die acht Punkte ansieht, dann stellt man fest, dass es genau genommen darum geht, eine solche Strategie zu entwickeln. Aber vielleicht ist das dann doch das Ergebnis eines Prozesses, der hiermit angestoßen wird.

(Zuruf von Frau Hampel, SPD)

- Ja, in der nächsten Legislaturperiode, genau. Vielleicht ergibt sich etwas.

Wir stimmen dem Antrag zu, weil die Naturparke wichtige Bausteine für die biologische Vielfalt, aber eben auch für den Naturtourismus in unserem Land sind. - Danke schön.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Danke sehr, Kollege Meister. - Für die CDU-Fraktion spricht der Abgeordnete Herr Zimmer.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir sozusagen das Lexikon der jungen Leute im Internet aufschlagen, also ganz einfach einmal Google nach dem Begriff „Naturtourismus“ befragen, dann finden wir dort folgende Erklärung: Der Naturtourismus ist ein spezielles Nachfragesegment des Tourismus, welches sich dadurch auszeichnet, dass naturbezogene Aktivitäten ausgeübt werden, wozu insbesondere ästhetische, attraktive, symbolisch bedeutungsvolle

und/oder physisch herausfordernde Natur- und Kulturlandschaften aufgesucht werden.

Obwohl Begriffe wie nachhaltiger Tourismus, ÖkoTourismus und Naturtourismus heutzutage in aller Munde sind, gibt es oftmals Unklarheiten darüber, was denn damit im Allgemeinen oder im Detail gemeint ist und worin die Unterschiede zwischen diesen Konzepten bestehen.

Vielfach wird auch der Begriff des sanften Tourismus in einem Atemzug mit nachhaltigem Tourismus genannt. Diese Unsicherheit auch hinsichtlich der begrifflichen Auslegung hat uns als Koalitionsfraktionen neben dem Themenjahr „Faszination Natururlaub in Deutschland“ unter anderem eben auch dazu bewogen, diesen Antrag zu stellen.

Für uns bewegt sich der Naturtourismus sozusagen in einem dreidimensionalen Raum. Er muss auf der einen Seite ökologisch tragbar sein. Er muss auf der anderen Seite wirtschaftlich ergiebig und kulturell angepasst sein.

Es reicht heute eben nicht mehr aus, eine schöne Landschaft zu präsentieren und eine schöne Landschaft zu vermarkten. Der Kunde achtet nicht nur im Haushalt auf ökologisch verträgliche Produkte. Er erwartet auch von den Angeboten im Bereich

des Tourismus, dass die Kriterien der Nachhaltigkeit beachtet werden. Es ist nicht mehr etwas, was man besonders anbieten muss. Sondern es sind Dinge, die mittlerweile als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Daher sind Tourismus und Biodiversität aus unserer Sicht sehr eng miteinander verzahnt. Viele Reiseveranstalter haben deswegen die biologische Vielfalt bereits in ihr Reiseprogramm mit aufgenommen. Sind wir einmal ehrlich: Wer hätte das vor einigen Jahren vorhergesagt?