Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kommen wir nun zu den besonderen Bemühungen auf der Bundesebene. Bereits im Jahr 1991 wurde das durch das Bundesministerium des Innern gefördert Programm „Integration durch Sport“ ins Leben gerufen.
Der Deutsche Fußballbund hat zahlreiche Initiativen und Projekte ins Leben gerufen, die sich gegen jede Art von Diskriminierung richten. Denken wir bitte an den aktuellen Zehn-Punkte-Katalog gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Im Frühjahr 2013 haben zum Beispiel der Weltfußballverband Fifa und der europäische Fußballverband Uefa Resolutionen gegen Rassismus verabschiedet, die auch für den DFB bindend sind und somit auch für Sachsen-Anhalt gelten.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wie Sie sehen, wird sehr viel getan, um den hässlichen Seiten des Fußballsports sowohl präventiv wie auch repressiv entgegenzuwirken. Dass wir all diese Erscheinungsformen von Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Gewalt im Sport ächten, ist eine Selbstverständlichkeit.
Wir müssen aber auch die Einsicht haben, dass wir solche Vorfälle nie ganz werden verhindern können. Durch die zahlreichen Projekte und Maßnahmen wird jedoch viel für Toleranz und Fairness bewirkt. - Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ja, es stimmt, die Zahl der bekannt gewordenen Fälle im Fußballsport liegt im Vergleich zur Zahl der Spiele im Promillebereich. Aber wir wissen auch: Dort, wo man im Rahmen des MutProjekts hingeschaut hat, dort, wo man aktiv geworden ist, sind mehr Fälle registriert worden. Das zeigt ganz klar und deutlich: Wir haben es auch mit einem Problem des Hinguckens zu tun. Diese Kultur des Hinschauens ist im Sport noch nicht ausreichend entwickelt. Da müssen wir mehr tun.
- Vieles wird nicht gemeldet, Herr Kollege Wunschinski. - Es wird einfach nicht gemeldet. Gucken Sie sich doch in den Ligen einmal um. Schauen Sie sich an, was in den Umkleidekabinen an Sprüchen kommt. Fragen Sie Betroffene. Die Betroffenen signalisieren Ihnen auch: Sie trauen sich nicht, weil in dem männerdominierten Fußballsport ein solches Maß an Heteronormativität herrscht, dass Schwulsein, Transsein dort bisher einfach keinen Raum hat. Daran müssen wir etwas ändern.
Es reicht nicht, das nur vom DFB von oben zu verordnen und zu sagen, wir müssen es tun, sondern es muss auch von unten wachsen. Dafür will ich jeden einzelnen Fußballverein in die Verantwortung nehmen und dafür ist auch der FSA in die Verantwortung zu nehmen.
(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LIN- KEN - Herr Wunschinski, CDU: Wie oft sind Sie denn auf dem Fußballplatz? Ich bin je- des Wochenende da!)
- Herr Kollege Wunschinski, man muss, um Politik zum Thema KiFöG zu machen, nicht im Kindergarten arbeiten, und man muss, um Politik zum Thema Fußball zu machen, nicht jeden Sonntag auf dem Fußballplatz stehen.
Sie dürfen sich sicher sein, dass wir uns, anders als Ihre Fraktion - jedenfalls habe ich es nicht wahrgenommen -, mit dem Thema durch ein Fachgespräch auseinandergesetzt haben.
Wir hatten zum Beispiel auch mit dem Mut-Projekt eine intensive Auseinandersetzung zu dieser Frage. Dort wird uns doch gespiegelt, dass es auch
ein Problem des Hinschauens ist. Das zeigen auch die Zahlen, wenn wir jetzt mehr Fälle registrieren.
Zum Thema Unterwanderung, Hogesa. Es ist ja nicht das erste Mal, dass das vorgetragen wurde. Aber die Einschätzung der Landesregierung, dass es in Sachsen-Anhalt so etwas wie Unterwanderungsstrategien nicht gebe, dass es sozusagen keinen Zusammenhang zwischen organisierten Neonazis, Rechtsextremisten und Fußballszene gebe, ist einfach Unfug.
(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LIN- KEN - Herr Kolze, CDU: Das ist eine Be- hauptung, die nicht belegt ist!)
Und dass Hogesa eine Überraschung wäre - - Also, ganz ehrlich: Ich weiß ja, dass bei der Landesregierung von Sachsen-Anhalt, beim Verfassungsschutz auch Antifa-Magazine gesammelt werden. Vielleicht sollte man dort einmal hineingucken. Dann hätte man nämlich im „Rechten Rand“ schon vor über einem Jahr lesen können, dass das Thema Fußballszene und Rechtsextremismus eines ist. Dann wäre Hogesa tatsächlich keine Überraschung gewesen. Insofern meine Einladung: Bestellen Sie die Magazine nicht nur, meine Damen und Herren vom Verfassungsschutz, sondern lesen Sie sie auch.
Zum Thema Mut-Projekt, Herr Kollege Wunschinski. Ja, es ist gut, dass wir das Mut-Projekt haben. Ich will es ausdrücklich auch loben. Ich will, dass das fortgesetzt wird. Aber ich will auch, dass wir in eine Situation kommen, in der das Land die Förderung auf gleichem Niveau hält und die Fußballvereine, der FSA, endlich in die Debatte mit hineinkommen. Die wenigen Euro, die sie bisher da hineingeben, reichen einfach nicht aus. Sie haben es, Herr Krause, doch vorhin selbst gesagt: Der FSA ist der größte Bereich im Landessportbund.
Wir müssen auch an die Elternarbeit in den Sportvereinen heran. Stellen Sie sich doch einmal an das Fußballfeld und gucken Sie sich an, wie die Eltern zum Teil ihre Kinder anfeuern. Da ist viel echtes Engagement dabei, da gibt es aber manchmal auch das Problem, dass die Eltern Teil des Problems am Rande des Fußballfeldes sind, dass sie eine Situation mit aufpeitschen.
Noch ganz kurz ein Punkt. Pyrotechnik ist erwähnt worden. Ich glaube, dass das ein Bereich ist, zu dem wir mit den Fangruppierungen ins Gespräch
kommen müssen. Wir brauchen legale Möglichkeiten, um Pyrotechnik im Stadion abzubrennen, und sollten dabei nicht nur und ausschließlich auf Verbote setzen. Es ist richtig, dass das nicht unreglementiert sein darf, aber wir brauchen auch legale Möglichkeiten.
Meine Damen und Herren! Es gibt beim Thema Rassismus eine Menge Grund zur Hoffnung. Dort gucken wir inzwischen genauer hin. Dort gibt es eine Menge Best Practice. Ich erinnere an den KSV Lützkendorf im Saalekreis, der eine wunderbare Arbeit macht. Dort passiert etwas, dort gibt es gute Ansätze. Aber beim Thema Homophobie ist der Weg wirklich noch richtig weit. In der Männerkultur Fußball müssen wir beim Thema Homophobie ran. Ich bitte darum, dass alle Kolleginnen und Kollegen im Haus dabei mitwirken, und nicht nur sagen, es gebe da kein Problem. - Herzlichen Dank.
Für die Aussprache zur Großen Anfrage wurde die Debattenstruktur „D“, also eine 45-Minuten-Debatte, vereinbart. Die Reihenfolge und die Redezeiten sind wie folgt: CDU zwölf, LINKE neun, SPD acht, GRÜNE vier Minuten.
Die fragestellende Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat jetzt das Wort. Bitte, Frau Lüddemann, es sei Ihnen hiermit erteilt.
am Anfang einen Gruß an die Vertreterinnen der LAG der Frauenhäuser auf der Tribüne zu richten, die sich diese Debatte heute persönlich anhören wollen.
Das Grüßen, liebe Kollegin, wollen wir weiterhin von hier vorn machen. Ansonsten freue ich mich genau wie Sie und alle anderen im Hause über die Vertreterinnen und Vertreter von Frauenhäusern.
Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Gewalt gegen Frauen ist weit verbreitet. Sie findet zu Hause statt, in der Öffentlichkeit, im Internet, in allen sozialen Schichten.
Das Ausmaß dieser Gewalt zeigt ein Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, FRA, der bereits im März 2014 vorgelegt wurde. Es wurden die Ergebnisse der weltweit größten Erhebung über Gewalt gegen Frauen vorgestellt. Befragt wurden Frauen zu ihren Erfahrungen mit körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt, einschließlich häuslicher Gewalt.
33 % der Frauen gaben an, seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren zu haben. 22 % der Frauen haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt innerhalb einer Partnerschaft erleben müssen. 43 % der Frauen waren entweder durch ihren aktuellen oder einen früheren Partner psychischer Gewalt ausgesetzt.
Der Missbrauch war vielfältig. Er bestand zum Beispiel darin, dass Frauen öffentlich bloßgestellt wurden, dass sie das Haus nicht verlassen durften, dass sie eingesperrt wurden, dass sie wider ihren Willen pornografische Filme anschauen mussten, dass ihnen Gewalt angedroht oder tatsächlich angetan wurde.