Gerade in den letzten Tagen ist noch einmal festgestellt worden, dass Sachsen-Anhalt eine Zunahme beim Kurzzeittourismus hat, dass immer mehr Gäste nach Sachsen-Anhalt kommen. Aber leider ist es bisher noch nicht gelungen, die Aufenthaltsdauer der Gäste zu steigern. Ich glaube, dass die FrauenOrte, wenn sie in der Gesamtheit vermarktet würden, ein Potenzial haben, die Aufenthaltsdauer zu erhöhen.
Es wäre ein zusätzliches Angebot, das sich insbesondere an die Menschen richtet, die im Zuge des immer stärker wachsenden Marktes des Geschichtstourismus auch nach Sachsen-Anhalt kommen sollen. Herr Zimmer hat sich in dieser Woche in der „Mitteldeutschen Zeitung“ in dieser Weise geäußert.
Die FrauenOrte würden sich auch sehr gut eignen, in das sogenannte Story-telling-Tourismuskonzept eingebunden zu werden. Sie kennen das sicherlich. Dabei wird vor Ort nicht nur eine Führung angeboten, sondern es werden Geschichten erzählt, Menschen stellen in Kostümen bestimmte Personen dar und man versucht, die Besucher und Besucherinnen in die damalige Zeit zu holen. An den FrauenOrten, die touristisch vermarktet werden, wird dieses Konzept umgesetzt. Soweit ich das recherchieren konnte, stößt dies auf positive Resonanz.
Wir hatten mit den FrauenOrten ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal. Leider muss man sagen, wie in vielen anderen Fällen auch haben wir es aufgegeben. Das Land Niedersachsen - der Kollege Möllring wird es möglicherweise kennen - hat das ziemlich gut adaptiert, wie ich finde.
Das muss man fairerweise sagen. Das ist dort ganz gut gelaufen. Vielleicht können wir das Knowhow mit herübernehmen und auch in SachsenAnhalt wieder etablieren. In Brandenburg läuft das Konzept bereits. Thüringen überlegt gerade.
Ich glaube, wenn wir erklärtermaßen um mehr Gäste im Tourismus in Sachsen-Anhalt kämpfen, sollten wir uns dieses frühere Alleinstellungsmerkmal unbedingt wieder zurückholen.
Wir haben hier, wie ich finde, einen großen Schatz. Es sind mehr als 50 FrauenOrte, die darauf warten, gemeinsam vermarktet zu werden. Das sollten wir nicht weiter vor sich hindümpeln und schon gar nicht krachen gehen lassen. Darum sollten wir uns kümmern.
Lassen Sie mich abschließend noch eine Anregung geben. Ich finde, dieses Projekt FrauenOrte und seine touristische Vermarktung könnte ein sehr gutes Projekt sein, das das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr im Rahmen des Landesprogramms für ein geschlechtergerechtes Sachsen-Anhalt umsetzt. Denn soweit ich das aus den Arbeitsgruppen kenne, ist noch kein konkretes Projekt benannt worden. Also könnte diese Idee, die im Prinzip schon gut vorbereitet ist, aufgegriffen werden.
In diesem Sinne würde ich gern in den Ausschüssen mit Ihnen über die touristische Qualität des Projektes FrauenOrte diskutieren und darüber, wie man sie integrieren kann. Deswegen bitten wir, unseren Antrag in die Ausschüsse zu überweisen, damit wir dort gemeinsam darüber reden können. - Vielen Dank.
In die Ausschüsse heißt: Ausschuss für Landesentwicklung und Verkehr, Ausschuss für Wissenschaft und Wirtschaft?
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass FrauenOrte ein Nachfolgeprojekt der Expo 2000 ist, die bekanntlich in Hannover stattgefunden hat, aber auch auf die gesamte Bundesrepublik ausstrahlen sollte. Deshalb ist es begrüßenswert, dass es auch in Sachsen-Anhalt das Projekt FrauenOrte gibt. Wer nun von wem abgeguckt hat, ist eigentlich egal; denn wenn etwas gut ist, warum soll man es nicht nachmachen und warum soll man es nicht integrieren?
Einige bedeutende Frauen, die zum Teil zu Unrecht unbekannt sind, haben Sie eben schon erwähnt. Ich will einmal an einigen Beispielen deutlich machen, welche bedeutenden Frauen - viele wissen es gar nicht - in Sachsen-Anhalt gelebt und gewirkt haben.
Das waren Mechthild von Magdeburg, Mechthild von Hackeborn und Gertrud von Helfta, die in der mystischen Literatur tätig war, sowie Jutta von Sangerhausen. Es gab die Königin Mathilde, immerhin die Ehefrau von Heinrich I, die das Damenstift in Quedlinburg gegründet hat, das heute zum Weltkulturerbe zählt - nicht weil sie es gegründet hat, sondern weil es das Gebäude heute noch gibt.
Es gibt die Äbtissin Mathilde I. Das ist die Tochter Ottos des Großen. Diese hat immerhin ihren Neffen, Otto III., während seines Italienfeldzuges vertreten, also praktisch für ihn als Regenten regiert.
Es gibt zwei bekannte Ottonenfrauen, Prinzessin Edgitha und Adelheid. Katharina von Bora, die Ehefrau von Martin Luther, ist schon erwähnt worden. Man braucht erstens immer einigermaßen Geld und zweitens eine Frau, die einem den Rücken freihält, wenn man eine Revolution machen will.
Juliane Gräfin zu Stolberg-Wernigerode ist gerade in diesen Tagen ganz wichtig, weil es sonst keine Krönung in Norwegen gibt.
Es gibt Dr. Dorothea Christiane Erxleben aus Quedlinburg, 1715 bis 1762, die erste Frau, die einen medizinischen Doktortitel erworben hat. Es war damals schon eine Sensation, dass eine Frau nicht nur Medizin studierte, sondern es auch dazu gebracht hat, den Doktortitel zu erwerben, und ihr die anderen den Doktortitel auch zuerkannt haben und sie nicht ausgeschlossen haben. Das muss man auch einmal sagen.
Wenn wir hier über ein Gleichstellungsproblem reden, dann kann man auch sagen, dass es vor 300 Jahren schon Frauen gegeben hat, die sich durchgekämpft haben. Das sind sicherlich Gründe, das an solchen Orten kenntlich zu machen.
Prinzessin Sophie Auguste Friederike von AnhaltZerbst kennen Sie besser als Zarin Katharina II von Russland. Käthe Kruse als Unternehmerin ist genannt worden usw.
Ich habe das Touristikreferat gebeten, sich dieses Themas anzunehmen. So ist es auch in dem Antrag der Fraktionen der CDU und der SPD gefordert worden.
Das Ministerium hat auch ein Anschreiben des Landesfrauenrates bekommen. Das Schreiben an den Landesfrauenrat müsste heute herausgegangen sein, wenn es so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt und gesagt bekommen habe. Das Ministerium wird Termine vereinbaren und selbstverständlich in den Ausschüssen berichten.
Es muss eine Vernetzung stattfinden; es muss natürlich unterlegt werden. Bei Tourismus kann man nicht an der Landesgrenze Halt machen. Man kann Sachsen-Anhalt und Niedersachsen oder andere Nachbarländer entsprechend den Schwerpunkten miteinander vernetzen. Daran soll in Zukunft gearbeitet werden. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße den Antrag der GRÜNEN; denn wir können uns mit einem Thema beschäftigen, das schon seit Jahren - ich denke, völlig zu Unrecht - vor sich hindümpelt. Die FrauenOrte werden leider nur in sehr geringem Maße touristisch aufgegriffen.
FrauenOrte gänzlich in Vergessenheit geraten könnten, wenn wir jetzt nicht endlich dieses Thema wiederbeleben.
Es ist also zu überlegen, wie die FrauenOrte touristisch aufgegriffen und auch aufgewertet werden können. Minister Möllring hat schon ganz konkret gesagt, dass er bereit ist, das Thema offensiv anzugehen, was ich sehr begrüße.
Nun der Reihe nach zu Ihrem Antrag und dem Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen. Unbestritten ist Punkt 1 des Antrages der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Den haben wir komplett so übernommen.
Das Band FrauenOrte, die mehr als 50 FrauenOrte in unseren Städten, in unseren Klöstern usw. erzählen Geschichten, nämlich Geschichten von Frauen, die im Gebiet von Sachsen-Anhalt gelebt und gewirkt haben und hier unverwechselbare Spuren hinterlassen haben. Der Minister hat gerade sehr viele dieser bedeutenden Frauenpersönlichkeiten genannt. In Sangerhausen wirkte Jutta von Sangerhausen. Auch das ist bereits ausgeführt worden.
Frauengeschichten in Sachsen-Anhalt werden interessiert wahrgenommen und sie regen auch an, sich mit der rechtlichen Stellung von Frauen in der Gesellschaft sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart auseinanderzusetzen. Es lässt sich also sagen, dass die historische Frauenforschung eine gezielte Beschäftigung mit der regionalen Geschichte ermöglicht und auch zur Stärkung des weiblichen Selbstbewusstseins beitragen kann.
Nach alldem ist es richtig, dass die FrauenOrte aus touristischer Sicht von Bedeutung sind und auch eine gewisse Rolle im Kultur- und Geschichtstourismus unseres Landes einnehmen sollten.
Nunmehr komme ich zu dem Punkt 2 des Antrages der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Darin begehren Sie die Integrierung des Themas FrauenOrte in das neue Landestourismuskonzept. Diesen Punkt des Antrages, die Prüfung einer Integrierung in das Landestourismuskonzept, können die Koalitionsfraktionen nicht mittragen. Ich will dies auch begründen.
Sie wissen, dass die Erarbeitung des Masterplans Tourismus in vollem Gange ist und dass dazu ein Beirat mit vielen Leistungsträgern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen berufen worden ist sowie Workshops zu dem Thema stattfinden.
Sie wissen aber auch, dass es bezüglich der FrauenOrte - das haben Sie selbst ausgeführt - so gut wie keine buchbaren Angebote gibt. Sanger
hausen hat so einen schönen Plan, auch Quedlinburg; ein bisschen gibt es. Aber buchbare Angebote gibt es nicht.
Wenn wir die FrauenOrte neben den bestehenden Schwerpunktthemen und Markensäulen als neue Markensäule - so habe ich es jedenfalls verstanden - oder als Schwerpunktthema im Kulturtourismus aufnehmen sollten, dann kostet das enorme Kraft und bedarf auch enormer finanzieller Aufwendungen. Das darf man an dieser Stelle nicht verkennen.
Deshalb ist es aus meiner Sicht besser, dass wir uns in Zukunft - dahin geht die Reise in der Masterplan-Diskussion mit den Beteiligten - auf unsere Stärken, die wir im Tourismus haben, und auf unsere touristischen Leuchttürme konzentrieren und diese noch stärker nach außen hin kommunizieren und vermarkten.
Deshalb ist es richtig, dass die Landesregierung prüft, wie sie das Thema FrauenOrte unter die einzelnen Schwerpunktthemen setzt. Beispielsweise kann unter das Thema „Luther und die Reformation“ sozusagen als Verstärkerthema seine Ehefrau gesetzt werden.
- So, wie es immer ist. - Aber wir kennen alle unsere Haushaltssituation. Das wird im Tourismus noch dramatisch abschmelzen. Werte Frau Bull, wenn ich es unter den Rahmenbedingungen anders vertreten könnte, würde ich auch hier vorn anders argumentieren. Das können Sie mir glauben.
Ich würde mich freuen, wenn Sie trotz der Ablehnung Ihres ursprünglichen Antrages unserem Änderungsantrag zustimmen würden und wir dann im Ausschuss darüber diskutieren könnten. Der Minister hat bereits angekündigt, Vorschläge zu unterbreiten. Ich bin gespannt, zu welchen Ergebnissen wir dann kommen, hoffentlich zu für uns alle guten Ergebnissen.