Wir wollen die berufliche Bildung für einen der wichtigsten Wirtschaftszweige in Sachsen-Anhalt optimieren. Dazu gehören vor allem gut ausgebildete Lehrkräfte. Ich danke deshalb den Regierungsfraktionen ausdrücklich für den zielführenden Antrag.
Meine Damen und Herren! Lassen Sie uns dieses Thema in der nächsten Legislaturperiode engagiert angehen. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Minister, Frau Professor Dalbert möchte Ihnen eine Frage stellen. - Bitte schön, Frau Professor.
Danke. - Herr Minister Aeikens, ich will das richtig verstehen, was Sie sagen, da es in der Tat ein sehr wichtiges Thema ist, dass wir auch in diesen beruflichen Sektor qualifizierte Lehrer bekommen. Aus Ihren Ausführungen ist mir nicht ganz klar geworden: Wollen Sie jetzt komplett auf Quereinsteiger setzen, also auf Menschen, die ein anderes, fachlich nahestehendes Fach studiert haben? Das wäre abweichend von anderen Berufsschullehrern, die ihre Fächer als kompletten Erststudiengang an der Universität studieren. - Erste Frage.
Zweite Frage. Gerade Ihre Landesregierung legt ja sehr viel Wert darauf, dass Lehrer, die als vollwertige Lehrer anerkannt und in den Schulen eingestellt werden, zwei Fächer studiert haben. Auch die Berufsschullehrer, die beispielsweise hier in Magdeburg studieren, studieren ja alle zwei Fächer, häufig dann als zweites ein allgemeinbildendes Fach wie Deutsch, Mathe oder Sozialkunde. Habe ich das richtig verstanden, dass Sie bei diesen, ich sage einmal, Quereinsteigern kein zweites Fach vorsehen? - Ich will es einfach nur verstehen. Es geht mir nicht um eine Bewertung.
Frau Professor Dalbert, ich habe das Wort „Quereinsteiger“ überhaupt nicht in den Mund genommen. Was mir vorschwebt, ist, dass wir zu einer Situation kommen - Frau Reinecke hat es schon beschrieben; Rheinland-Pfalz hat so etwas -, dass jene, die ein fachspezifisches Studium mit Erfolg abgeschlossen haben, eine zusätzliche pädagogische Ausbildung bekommen, sodass die fachliche Ausbildung im Vordergrund steht, gerade in einem Sektor, der sich technisch so rasant verändert wie der Agrarsektor, damit wir wirklich hervorragend ausgebildete, fachlich qualifizierte Lehrer haben. Das, was sie darüber hinaus an Pädagogik benötigen, geschieht dann im Rahmen der Referendarausbildung und der sich anschließenden zweiten Staatsprüfung.
Ich möchte einfach noch einmal für mich formulieren, damit wir darin eine Einigkeit, ein Verständnis haben: Das ist der klassische Quereinsteiger, den Sie beschreiben. Es geht also um Quereinsteiger, die Sie mit einem Fach nach dem PädagogikZusatzstudium - Didaktik, Pädagogik, Psychologie - als vollwertige Lehrer in die Schule schicken wollen? Das ist Ihr Modell? - Danke schön.
Wenn Sie sie Quereinsteiger nennen wollen, dann von mir aus gerne. Ich bin daran interessiert, dass die Lehrer hochqualifiziert sind und unsere jungen Landwirte unterrichten.
Vielen Dank, Herr Minister. - Die vereinbarte Fünfminutendebatte wird nun für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN von Frau Frederking eröffnet. Bitte schön, Frau Kollegin.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben jetzt schon etwas Klärung herbeiführen können. Auf alle Fälle zielt ja der Antrag darauf, ausreichend Lehrpersonal an den berufsbildenden Schulen für die 14 grünen Berufe sicherzustellen und damit dann selbstverständlich auch für die Fachschule für Landwirtschaft in Haldensleben sowie das Zentrum für Tierhaltung und Technik in Iden und das Forstliche Bildungszentrum in Magdeburgerforth.
Grundsätzlich ist dieses Anliegen begrüßenswert, wobei ich eine gewisse Widersprüchlichkeit beim Antrag von CDU und SPD sowie bei der von Ihnen getragenen Landesregierung feststellen möchte. Auf der einen Seite sehen CDU und SPD Bedarf bei den Lehrkräften, und auf der anderen Seite will die Landesregierung in ihrer Prognose bis zum Schuljahr 2025/2026 die Anzahl der Lehrkräfte an den berufsbildenden Schulen halbiert haben bei ungefähr gleichbleibender Anzahl von Schülerinnen und Schülern. Die Relation zwischen Schülern und Lehrern würde sich damit drastisch verschieben. Deshalb denke ich, ein Bekenntnis zu einer guten Bildung sieht anders aus.
Zur Rekrutierung von ausreichend Lehrpersonal für die Schulen wird ja heute schon auf Quereinsteigerinnen zurückgegriffen, die über ein abgeschlossenes Hochschulstudium in der gesuchten Fachrichtung verfügen. Allerdings werden diese Bewerberinnen nachrangig in das Auswahlverfahren einbezogen. Das sagt auch der entsprechende Runderlass aus. Das pädagogische und didaktische Rüstzeug erhalten sie nach Vertragsabschluss berufsbegleitend innerhalb der ersten zwei Jahre über Fortbildungen. Trotzdem werden sie finanziell schlechter gestellt als die Kolleginnen mit der Befähigung für das Lehramt, und sie bekommen auch keine Aufstiegsmöglichkeit.
Diese Bedingungen für quereinsteigende Lehrkräfte, die ja heute eine Unterrichtserlaubnis bekommen, sind nicht sehr attraktiv. Deshalb ist es gut, dass mit diesem Antrag der Vorstoß gewagt wird, auch für Quereinsteigerinnen den Zugang zum Lehramt zu ermöglichen, um damit eine Gleichbehandlung herzustellen. Wie wir eben den Ausführungen des Ministers entnehmen konnten, soll es ja das Modell der Wahl werden, dass die zukünftigen Lehrerinnen das fachspezifische Studium absolviert haben und noch eine pädagogische Ausbildung bekommen.
Wichtig ist jedenfalls zum heutigen Status, dass Quereinsteigerinnen vernünftig und ausreichend pädagogisch qualifiziert werden - neben den fachlichen Aspekten, die von Ihnen, Frau Reinecke, und auch von Ihnen, Herr Minister, hinreichend dargestellt wurden: die vielen Anforderungen, die wir haben, fachlicher und ökologischer Art, auch die ökonomischen Aspekte und die gestiegenen gesellschaftlichen Anforderungen.
Allerdings ist für uns die Frage, wie die Zusatzangebote - davon sprechen Sie in Ihrem Antrag - für weitere pädagogische und didaktische Kurse an den Hochschulen bereitgestellt werden sollen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Quereinsteigerinnen neben ihrem berufsspezifischen Fach auch in einem allgemeinbildenden Fach aus
Für meine Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wäre ein zweites Fach nicht erforderlich, um eine vollwertige Lehrerin zu sein, aber so ein Weg kann nur gegangen werden, wenn ein Fach bei allen Lehrerinnen ausreichend wäre. Wir wollen auf keinen Fall, dass bei den grünen Berufen ein Sonderfall geschaffen wird.
Wenn ein zweites, allgemeinbildendes Fach erforderlich sein soll, wird damit gleich die nächste Frage aufgeworfen: Wo und in welchem Umfang soll die Qualifizierung für die Quereinsteigerinnen erfolgen?
Ja, eine gute Ausbildung muss in der Landwirtschaft und in anderen grünen Berufen auch für die Zukunft sichergestellt werden; deshalb brauchen wir qualifizierte Lehrkräfte. Die Attraktivität der Tätigkeit als Theorielehrerin für Quereinsteigerinnen über den Regelzugang zum Lehramt zu erhöhen ist richtig, doch unsere grundlegenden Fragen zeigen, dass der Antrag nicht präzise und nicht spezifisch genug ist. Wir werden uns deshalb der Stimme enthalten. - Vielen Dank.
Vielen Dank, Frau Kollegin Frederking. - Für die CDU-Fraktion spricht nun die Kollegin Take. Bitte schön, Frau Kollegin, Sie haben das Wort.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Es wurde schon sehr viel zu diesem wichtigen Thema gesagt. Ich bin gestern auf der Fahrt hierher im Radio auf ein Zitat aufmerksam geworden. Ich weiß zwar nicht mehr, von wem es war, fand es aber trotzdem bemerkenswert und möchte es heute an den Anfang meiner Rede stellen: „Wer nicht ständig versucht, besser zu werden, ist bald schon nicht mehr gut.“
In diesen Zusammenhang können wir auch unsere Berufsausbildung stellen. Wer nicht ständig versucht, sich zu verbessern, kann auch das heutige gute Niveau unserer Berufsausbildung nicht mehr halten.
Schauen Sie sich doch einmal an, wie sich die Arbeitswelt in den letzten 25 Jahren verändert hat, man könnte auch sagen, in den letzten 30 oder 50 Jahren. Aber bleiben wir einmal bei den letzten 25 Jahren und betrachten wir, wie sich die Wirtschaft und besonders auch die Landwirtschaft entwickelt hat, wie sich das Ganze vollzogen hat, und betrachten wir weiter, wie die Berufsausbildung läuft.
Sind unsere Lehrer wirklich auf der Höhe der Zeit? Sind sie in ihrem Fachgebiet ausgebildet? Haben wir für die differenzierten Ausbildungswege die entsprechenden top qualifizierten Leute, oder bleiben die vermittelten Lerninhalte nur oberflächlich, weil es an Leuten fehlt, die auf ihrem Gebiet ein Diplom oder einen Masterabschluss haben?
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will hier keine Nestbeschmutzung betreiben. Ich bin ja selbst sehr lange Lehrerin gewesen und weiß, dass ein Lehrer fast alles kann. Aber ich glaube, dass die heutigen Anforderungen mit einem normalen Lehramtsstudium nicht mehr zu leisten sind.
Gerade die Anforderungen in den grünen Berufen sind in den letzten Jahren rasant gestiegen. Sehen Sie sich nur einmal die Maschinen an, mit denen ein Bauer heute seine Felder bestellt: GPS-gesteuert, ermittelt ein Rechner, welchen Ertrag der Acker an welcher Stelle hergibt und wie viel Dünger ausgebracht werden muss, um ein optimales Pflanzenwachstum bei niedrigem Einsatz von Düngemitteln und entsprechenden Pestiziden/Herbiziden zu gewährleisten. Heute stehen nicht mehr zehn Kühe im Stall, sondern 100 oder 1 000. Sie alle wollen gemolken werde - ohne Technik undenkbar. Diese Technik muss man auch bedienen können. Die Auszubildenden müssen lernen, damit umzugehen und gleichzeitig das Tierwohl im Auge zu behalten. Ich könnte diese Aufzählung locker fortsetzen.
Die Land- und Forstwirtschaft mit dem Gartenbau bleibt für uns die tragende Säule im ländlichen Raum. Ganz Sachsen-Anhalt ist ja ländlicher Raum, wenn wir einmal die Städte Magdeburg, Halle und Dessau ausnehmen. Über 40 000 Beschäftigte sind in der Landwirtschaft tätig. Sie leben mit ihren Familien von dem Ertrag, den die Landwirtschaft einbringt. Um die Wettbewerbsfähigkeit unserer modernen Unternehmen zu sichern, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die Ausbildung von geeignetem Fachpersonal unabdingbar. Dazu brauchen wir Fachleute als Lehrer.
Berufen beste Voraussetzungen, zum Beispiel durch eine sehr hohe Dichte in der Bildungslandschaft. Meine Kollegin Frau Reinecke ging vorhin schon darauf ein. So verfügen wir zum Beispiel an der Martin-Luther-Universität über eines der ältesten Agrarinstitute Deutschlands. Die Fachhochschule Anhalt in Bernburg-Strenzfeld bildet ebenfalls akademisch aus. Die Entscheidung der DLG, hier zum Beispiel zweimal ihre Feldtage durchzuführen, zeigt auch die deutschlandweite Anerkennung für die vor Ort geleistete Arbeit.
Nachdem wir uns am Anfang dieser Legislaturperiode für die Nachwuchsgewinnung in den landwirtschaftlichen Berufen stark gemacht haben, geht es uns nun um die Sicherstellung der Qualität der Ausbildung. Dabei bekräftigen wir, dass die Fachschulen in Haldensleben und Iden für die Landwirtschaft und die Forstwirtschaftsschule in Magdeburgerforth erhalten werden sollen.
Durch die Altersstruktur bei den Lehrern geht in den kommenden Jahren auch ein Großteil der Fachschullehrer an den Berufsschulen in den Ruhestand. In Sachsen-Anhalt werden keine Berufsschullehrer für den Bereich der grünen Berufe ausgebildet. Einen Weg, dass Fachschüler von Fachleuten lernen können, sehen wir darin, für Absolventinnen und Absolventen eines Diplom- oder Masterstudiums den Regelzugang zu den Berufsschulen zu schaffen.
Um allerdings den Regelzugang zu ermöglichen, müsste der Runderlass des Kultusministeriums zum Einstellungsverfahren an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen am 27. November 2014 geändert und konkretisiert werden. Hierbei hoffen wir auf baldige Umsetzung durch das Kultusministerium.
In den nächsten Jahren müssen - auch das finden Sie in unserem gemeinsamen Antrag - an den Fachschulen die nötigen Neueinstellungen vorgenommen werden. Dies ist eine Chance, gut ausgebildete junge Leute von den Universitäten und Hochschulen unseres Landes hier zu halten und ihnen eine gutbezahlte Perspektive zu bieten. Nutzen wir diese Chance! Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag. - Danke schön.
Vielen Dank, Frau Kollegin Take. - Für die Fraktion DIE LINKE spricht nun Herr Czeke. Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich weiß gar nicht, wo ich jetzt anfangen soll.