50 Millionen Euro Steuergelder sind bisher hineingepumpt worden. Was hätte man mit diesem Geld alles für die Manufaktur tun können?! Man hätte das Kulturgut erhalten, weiterentwickeln und sich diesen Imageverlust ersparen können, den es überhaupt nicht gebraucht hätte; denn vor Kurtzkes Ausflug nach Italien stand die sächsische Porzellanmanufaktur gar nicht schlecht da. Es gab Rückstellungen, und diese wurden im Zuge der Neuausrichtung eben auch aufgebraucht.
Tillmann Blaschkes Umstellen auf Druck verlangt weitere kostspielige Investitionen. Dekoraufdrucke widersprechen der Tradition einer Manufaktur. Handgemalt ist doch gerade das Markenzeichen und macht den Wert des Meissner Porzellans aus. Das anzutasten wäre eine desaströse Missachtung der Tradition – weiterer Imageverlust vorprogrammiert!
Dabei war Herr Blaschke doch anfangs gut unterwegs; er hatte gute Ideen – die Verjüngung des Sortiments auf allerhöchstem kunsthandwerklich malerischem Niveau, wie er sagte. Er wolle probieren, alles sei erlaubt – aber immer unter dieser Prämisse.
Warum nicht eine Zusammenarbeit mit einem weltbekannten chinesischen Künstler, wenn es hilft? Aber man kann doch erst einmal vor der eigenen Tür schauen, denn da liegt das Potenzial in Gestalt des Vereins „Weißer Elefant“. Alle Mitglieder waren einst in der Manufaktur beschäftigt – und nicht irgendwo, nein, sie waren im Entwicklungsteam „Modernes Porzellan“. Kurtzke hatte diese Teams aufgelöst und die Mitarbeiter wurden entlassen. Nun ist es aber jene Gruppe, die jetzt gerade eine internationale Porzellanbiennale organisiert – und die sächsische Porzellanmanufaktur will davon nichts wissen.
Frau Stange – jetzt ist sie nicht anwesend – hätte ich gedankt, dass sie die Schirmherrschaft übernommen hat.
Sehr geehrter Herr Unland, liebe Staatsregierung! Ich kann Ihnen nur raten: Hören Sie auf, dieses kulturelle Erbe zum Spielball wahnwitziger kurzsichtiger Ideen werden zu lassen – frei nach Brecht: Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht, und mach noch einen zweiten Plan, geh‘n tun ‘se beide nicht.
Machen Sie Schluss mit den Experimenten, besinnen Sie sich auf das Kerngeschäft. Bekennen Sie sich zum kulturellen Erbe, zum Kulturgut! Vertrauen Sie den Künstlerinnen und Künstlern, schützen Sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Erhalten Sie Arbeitsplätze und stecken Sie nächste Steuergelder in die Marke Meissner Porzellan – in die Handwerkskunst und nicht in eine Druckwerkstatt!
Kollege Sodann sprach für die Fraktion DIE LINKE in dieser zweiten Runde. Jetzt erhält für die CDU-Fraktion Frau Kollegin Kuge das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eines möchte ich von vornherein klarstellen: Ich bin die Wahlkreisabgeordnete
und ich bin diejenige, die für die Manufaktur steht; und ich bin die, die sich vor die Belegschaft stellt. Es ist nicht DIE LINKE und es ist auch keine andere Partei in diesem Parlament.
(Beifall bei der CDU – Valentin Lippmann, GRÜNE: Und jetzt haben Sie auch den Koalitionspartner erschossen!)
Ich wollte das „spülmaschinenfest“ nicht zum Thema machen, aber Herr Scheel hat wahrscheinlich als Einziger der Linkspartei gelernt: Durch die vier Unterglasuren ist
Jetzt zum Thema. Herr Scheel ist immer smart und charmant und hat aber trotzdem heute bewiesen, dass er populistischer ist als andere Parteien in diesem Haus.
Der Markt ist sensibel, was die Manufaktur betrifft, und Herr Scheel hat nichts ausgelassen, ständig in der Zeitung zu stehen, nur um der Manufaktur zu schaden.
Meissen darf nicht als politischer Spielball verkommen, und das macht es gerade in dieser Debatte. Schöner wäre es, Sie würden es wieder in den Ausschuss heben und genau dort besprechen. Auch ist der Freistaat nicht derjenige, der sich um die Strukturen, um die Strategien kümmert, denn das macht auch der Aufsichtsrat. Herr Scheel, Sie wissen ganz genau, wie es funktioniert.
Wollen Sie verantwortlich dafür sein, wenn der Markt schlechter wird? Wollen Sie das den Angestellten sagen? Machen Sie das dann auch über die Zeitung?
Ja, Sie wissen ja, wie das geht: reden und nichts sagen – das haben wir ja im ersten Debattenteil gesehen.
Beenden Sie Ihre Debatte hier und lassen Sie die Arbeit diejenigen machen, die etwas davon verstehen, und das sind nicht die LINKEN.
Das war Frau Kollegin Kuge für die CDU-Fraktion. Möchte die SPD-Fraktion nochmals sprechen? – Nein. Hat die AfD Redebedarf in dieser zweiten Runde? – Nein. GRÜNE? –
Oh, schade. Wollen wir eine dritte Runde eröffnen? – Sie ergreifen erneut das Wort. Für die Fraktion DIE LINKE Herr Scheel.
Vielen Dank, Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen, meine Herren! Ich weiß ja gar nicht, wie ich mit so viel persönlicher Ansprache umgehen soll. Zunächst möchte ich eines zum Ausdruck bringen: Ich erinnere mich gerade, wenn ich diese Debattenbeiträge so höre, sehr schmerzhaft an Debatten, die wir vor 2007 in diesem Hause geführt haben. Damals ging es allerdings nicht um das Geschäftsmodell, um die Strategie der Meissner Porzellanmanufaktur, sondern um das Geschäftsmodell und die Strategie der Sächsischen Landesbank.
Das, was Sie hier gerade wieder bringen – man würde den Ruf des Unternehmens beschädigen, man würde lieber hinter verschlossenen Türen sprechen und die Dinge nicht beim Namen nennen, vor allem nicht hier im Hause, auch über die Verfehlung der Staatsregierung im Handeln oder Nichthandeln an dieser Manufaktur sprechen –, erinnert mich so frappierend daran, wie wir in der Frage Landesbank miteinander umgegangen sind, sodass ich Sie alle auffordern möchte, noch einmal darüber nachzudenken, was dann passiert ist.
Wenn wir Probleme erkennen, dann muss es möglich sein, sie zu benennen und auch zu besprechen. Auch der zuständige Staatsminister sollte akzeptieren, dass gefälligst auch der Sächsische Landtag in dieser Frage mitdiskutieren darf. Das ist doch nicht meine persönliche Veranstaltung!
„Konservativ“ – so nennen Sie sich doch – kommt vom lateinischen „conservare“ und bedeutet „bewahrenswert“. Ich wünsche Ihnen wirklich, dass Sie sich auch in Bezug auf die staatliche Porzellanmanufaktur viel stärker der Beantwortung der Frage verpflichten fühlen, was bewahrenswert ist. Denn wenn wir es so weit kommen lassen, dass handbemaltes Porzellan zu industriell gefertigtem Tischgeschirr wird, dann beschädigen nicht Sie das Image –