Sie haben erwähnt, wir würden in dem Antrag die beiden entscheidenden Hochschultypen gegeneinander ausspielen. Ich sehe das nicht als Ausspielen, sondern es ist eher dazu geeignet, der Frage nachzugehen, welcher Hochschultyp für welchen Studierendentyp besser geeignet ist, und dies schon im Vorfeld zu kommunizieren. Für die eine oder den einen ist unter Umständen die Universität günstiger und für die andere oder den anderen vielleicht die Fachhochschule. Ich würde es eher so betrachten, statt dort eine Konkurrenzsituation auszuspielen.
Herr Mann, wir bedanken uns natürlich durchaus für Ihre Große Anfrage. Sie hat eine gute Debatte produziert und viele neue, interessante Erkenntnisse zutage treten lassen. Wir sind trotzdem der Meinung, dass wir gerade diesem Phänomen der Studienabbrecher intensiver nachgehen sollten, weil hier Potenziale verschenkt werden, die wir uns in diesen Größenordnungen in den nächsten Jahren nicht mehr leisten können werden.
Warum sind es denn die MINT-Fächer, die wir erst einmal untersuchen wollen? Weil es in den MINT-Fächern den
größten Anteil zumindest aus den gefühlten Datenerhebungen in den letzten Jahren gegeben hat und momentan auch gibt und deswegen vielleicht aufgrund der Erforschung der Studienabbrecher bei den MINT-Fächern am ehesten Erkenntnisse zu erwarten sind.
Was ist ein Studienabbrecher? Das ist eine sehr interessante und gute Frage. Der ehemalige Rektor der Hochschule für Musik und Theater, Prof. Krummacher, hat sich einmal die Mühe gemacht, alle Alumnis anzuschreiben – also alle, die jemals dort studiert haben – und zu fragen: Haben Sie das Studium zu Ende geführt, mit welchem Abschluss und was tun Sie heute? Es sind sehr interessante Erkenntnisse daraus hervorgegangen. So etwas kann man ja einmal zumindest als metaphysische Datenbasis nehmen, um dort empirisch mehr herauszunehmen. Ich denke, dass man die Definition „Was ist ein Studienabbrecher?“ zunächst so definieren kann: Ein Studienabbrecher ist derjenige, der in keinster Weise irgendein Studium zu einem Abschluss führt, sondern in eine andere Position wechselt, wie auch immer diese dann aussieht.
Herr Dr. Gerstenberg, natürlich ist ein Studienabbruch keine Schande. Es gibt eine Reihe von interessanten, sehr klugen und entscheidenden Köpfen in dieser Welt, die ihr Studium abgebrochen haben. Aber wenn wir – wie im Freistaat Sachsen – das Studium der jungen Menschen in intensivster Weise finanzieren – sprich: Geld der Steuerzahler dafür einsetzen, um junge Menschen dafür zu qualifizieren, irgendwann einmal unsere Renten oder die unserer Kinder mitzufinanzieren –, dann sollten wir auch genau darauf schauen, wie das Geld ausgegeben wird und wo es sinnvoll ausgegeben wird und was daraus wird. Deshalb halte ich die Herangehensweise für sehr gut. Sie haben auch bestätigt, dass die Studienabbrecherquoten zu hoch sind – darin sind wir uns einig.
Abschließend ist zu sagen: Nicht nur die Studierenden im MINT-Bereich, Herr Dr. Gerstenberg, sind für uns wichtig; aber sie bieten vielleicht am ehesten die Chance, dem Phänomen auf den Grund zu gehen, um aus dieser Evaluierung der Studienabbrecher im MINT-Bereich Rückschlüsse auf andere Felder schließen zu können.
Deswegen bitte ich um Zustimmung zu unserem Antrag und darum, diese sehr qualifizierte Debatte in dieser Form in den nächsten Wochen und Monaten weiterzuführen.
Meine Damen und Herren! Mir liegen keine weiteren Wortmeldungen vor; ich schaue trotzdem in die Runde: FDP – kein Redebedarf. DIE LINKE – auch nicht. SPD – auch nicht. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – auch nicht. NPD – auch nicht. Ich frage die Staatsregierung. – Sie haben nun die Gelegenheit, zu dem Antrag Stellung zu nehmen. Frau Staatsministerin von Schorlemer; bitte, Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Über die Stellungnahme der Staatsregierung hinaus, sehr geehrte Abgeordnete der Regierungsfraktionen, möchte ich zu Ihrem Antrag noch einige eher grundsätzliche Ausführungen machen.
Die sächsischen Hochschulen arbeiten mit und an der wichtigsten Ressource des 21. Jahrhunderts, dem Wissen. Mit ihren Aufgaben der Wissensgenerierung, der Wissensvermittlung und des Wissenstransfers tragen sie ganz entscheidend zur Fortentwicklung des vielfältigen Kultur- und Wissensraumes des Freistaates, aber auch zur Sicherung des Bedarfs an hoch qualifizierten Fachkräften und zum Ausbau des Innovationspotenzials bei.
Die sächsischen Hochschulen fördern durch eine hervorragende Lehre und Betreuung den Studienerfolg der Studierenden ganz maßgeblich, und das müssen sie tun, denn jeder Studienabbruch ist ein Verlust – persönlich, individuell. Die Lebensperspektive hat sich geändert, gesellschaftlich, aber auch wirtschaftlich mit Blick auf den Fach- und Führungskräftebedarf.
Als Leitbild dient den Hochschulen für die Förderung des Studienerfolges in Übereinstimmung mit § 9 des Sächsischen Gesetzes über die Freiheit der Hochschulen die Etablierung einer hochschulinternen Qualitätskultur. Dazu müssen Maßnahmen ergriffen werden, die auf die vielfältigen Ursachen des Studienabbruchs abgestimmt sind.
Wichtig für uns wahrzunehmen ist die Verbesserung des Studienerfolges. Sie darf nicht zulasten des inhaltlichen Anspruchs des Studiums erfolgen. Letztlich ist daher der Erfolg der Maßnahmen auch daran zu messen, wie gut den Hochschulabsolventen der Einstieg in den wissenschaftlichen und/oder wirtschaftlichen Arbeitsmarkt
Die Ursachen von Studienabbrüchen wurden in verschiedenen Studien untersucht; wir haben in diesem Hause schon darüber gesprochen; aber Daten der amtlichen Statistik liegen dazu derzeit nicht vor.
Ein Ergebnis ist diesen Studien aber gemein: Studienabbruch ist ein komplexes Phänomen und in den seltensten Fällen monokausal zu verstehen. Nach Erhebung des Hochschulinformationssystems GmbH (HIS) – ab August 2013 benannt: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) – können vor allem drei Gründe für einen Studienabbruch ausschlaggebend sein: zum einen die berufliche Neuorientierung, zum Zweiten eine mangelnde Studienmotivation und schließlich finanzielle Motive; daher, in Klammern gesagt, auch die Relevanz zur finanziellen Erhöhung bzw. strukturellen Verbesserung des BAföG.
Mit diesen drei Motiven ist etwa die Hälfte aller Fälle des Verlassens der Hochschule ohne Studienabschluss erfasst. Die HIS GmbH hat ein eigenes Verfahren zur Berechnung von Studienabbruchquoten entwickelt, das über einen Kohortenvergleich von Absolventen mit korrespondieren
den Studienanfängerjahrgängen den Umfang des Studienabbruchs an deutschen Hochschulen näherungsweise ermittelt. In diese Berechnungsmethode gehen nicht nur die Bestandsdaten der amtlichen Hochschulstatistik über Hochschulabsolventen und Studienanfänger ein, sondern auch die Ergebnisse von bundesweit repräsentativen HISStichprobenuntersuchungen.
Diese Ergebnisse lassen sich aber aus methodischen Gründen nicht auf einzelne Länder oder Hochschulen herunterbrechen; wir haben es also wirklich mit einer komplexen Methodik bezüglich der Erfassung von Studienabbrüchen zu tun.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, halten wir Folgendes fest: In Sachsen sind die Hochschulen grundsätzlich aufgerufen, im Rahmen ihrer Qualitätssicherung Maßnahmen zu entwickeln, um die Abbruchquote zu senken. Dabei sollen sie überprüfen, ob diese Maßnahmen für die spezielle Situation an der jeweiligen Hochschule und auch in den unterschiedlichen Fächern passen. Die Hochschulen sollen dabei hochschulspezifische Leitbilder einer internen Qualitätskultur entwickeln, um passgenau auf die jeweils vorliegende Problematik zu reagieren.
Flankierend können durchgehende Studiengangs-, Studienverlaufs-, Studienabbruchs- und auch Absolventenbefragungen die Richtigkeit der gewählten Instrumente absichern. Im Sinne einer Flexibilisierung kann es durchaus motivationsfördernd sein, den Studierenden mehr Gestaltungs- und Wahlspielraum einzuräumen, konkret etwa bei der Ausgestaltung von Studiengängen – Stichwort Studienkommission –, und wichtig auch für sie, durch mehr Information Transparenz herzustellen. Das gilt auch für die inhaltlichen Anforderungen des Studiums
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich kann berichten, dass an den sächsischen Hochschulen bereits eine große Anzahl von Maßnahmen zur Reduzierung der Zahl von Studienabbrechern umgesetzt wird. Schwerpunkte sind dabei Maßnahmen zur Qualitätssicherung, aber auch die laufende Qualifizierung der Lehrenden. Auch die wichtige Rolle des Hochschuldidaktischen Zentrums Sachsen an der Universität Leipzig – vom SMWK mit einer Anschubfinanzierung auf den Weg gebracht – sei hier erwähnt.
Ein weiterer Schwerpunkt im Rahmen des Vorhabens, die Zahl der Studienabbrecher zu reduzieren, ist die Optimierung der Studieneingangsphase. Diese ist sehr wichtig, weil sie einen besonders abbruchgefährdeten Abschnitt des Hochschulstudiums darstellt.
Des Weiteren bedarf es der Optimierung der Studienorganisation und des Campusmanagements, aber auch der Verbesserung der Studienberatung. Dies erfordert das Zusammenwirken mit den Studentenwerken, den Career Services und den Mentoring-Netzwerken.
Die sächsischen Hochschulen waren in ihrem Bemühen um die Verbesserung des Studienerfolgs nicht zuletzt in dem Wettbewerb „Qualitätspakt Lehre“ erfolgreich. Über
Die Staatsregierung hält es in der Tat für sinnvoll, den Studienerfolg in Zielvereinbarungen gemäß § 10 Abs. 2 des Sächsischen Gesetzes über die Freiheit der Hochschulen zwischen den Hochschulen und dem SMWK für die Jahre 2014 bis 2016 zu verankern, um auch damit auf die Senkung der Studienabbruchquote hinzuwirken. Der Indikator für den Studienerfolg ist in diesem Kontext der prozentuale Anteil der Absolventen, die ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit plus ein Fachsemester abschließen.
Damit, meine sehr geehrten Damen und Herren, werden die Hochschulen auch zur Erstellung eines mittelfristig wirksamen Gesamtkonzeptes verpflichtet; denn die jeweilige Hochschule soll dabei auch ein System der Erfassung und Dokumentation der Abbruchquoten in den einzelnen Studiengängen einführen. Wir gehen damit zugleich einen Schritt zur Lösung des eingangs beschriebenen Problems der statistischen Erfassung von Studienabbrüchen – hochschulspezifisch und studiengangspezifisch.
Das SMWK begrüßt nicht nur all diese Maßnahmen und Programme der sächsischen Hochschulen; es unterstützt sie auch, wo immer möglich. In diesem Zusammenhang sei auch auf das an den Hochschulen wirksame Überlast- und Bildungspaket hingewiesen. Im Bildungspaket etwa ist auch eine Studienerfolgsquote für Lehramtsstudierende verankert.
Bereits in der schriftlichen Stellungnahme habe ich darauf hingewiesen, dass gegenwärtig in meinem Haus gemeinsam mit den Hochschulen in Konkretisierung des Hochschulentwicklungsplanes 2020 eine Studienerfolgsstrategie erarbeitet wird, deren zentrales Ziel die Erhöhung des Studienerfolgs und natürlich die Reduzierung der Studienabbrüche an den sächsischen Hochschulen und der Berufsakademie Sachsen ist.
Abschließend möchte ich unterstreichen, dass der Erhöhung des Studienerfolgs bzw. der Verringerung des Studienabbruchs im Freistaat Sachsen eine große Aufmerksamkeit zukommt. So wird auch die Studienerfolgsstrategie Handlungsoptionen aufzeigen, die möglichst vielen Studienanfängern den Erfolg im gewählten Studium sichern helfen.
Gerade die optimale Gestaltung der Studienanfangsphase beeinflusst mehr als andere Faktoren den Erfolg des Studiums.
Darüber hinaus sind die Hochschulen aufgefordert, gemeinsam mit ihren Partnern in den Wissenschaftsforen wirksame Strategien speziell zur Erhöhung des Studienerfolgs von internationalen Studierenden zu entwickeln. Auch dies sollten wir im Blick behalten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst wird außerdem mit
dem Landeslehrpreis ab dem nächsten Jahr besonders gute und innovative Lehre an den sächsischen Hochschulen erstmals in besonderer Weise würdigen. Damit soll ein Wettbewerb um die besten Ideen, auch um die beste Umsetzung von Lehre im Freistaat Sachsen initiiert werden. Ich verbinde mit dem Sächsischen Landeslehrpreis die Hoffnung, dass damit auch die Diskussion um gute Lehre und Studienerfolg den einen oder anderen neuen Impuls erhält. Der Lehrpreis – so ist die Planung – soll im Rahmen des landesweiten Wissenschaftsforums im Juni 2014 verliehen werden. Der Beginn der Nominierungsphase ist für das Frühjahr 2014 geplant.
Vielen Dank, Frau Staatsministerin. – Ich denke, der Dank gilt denjenigen, die tatsächlich aufmerksam waren.
Wir können zur Abstimmungsrunde kommen. Zunächst behandeln wir den Änderungsantrag der Fraktion der SPD in der Drucksache 5/13190. Herr Mann, Sie haben ihn noch nicht eingebracht und erhalten jetzt die Gelegenheit, dies zu tun.
Danke, Herr Präsident! Ich habe schon in meiner Stellungnahme zu dem Antrag darauf hingewiesen, dass man ihn durchaus verbessern kann, wenn man das Ziel teilt – wir teilen es –, bessere Kenntnis über die Zahl der Studienabbrüche und die jeweiligen Gründe zu erlangen. Viele Daten, die die Antragsteller einfordern, sind in der Antwort auf die Große Anfrage schon geliefert worden. Deshalb die Änderung unter Punkt 1.