Protocol of the Session on October 12, 2011

(Beifall bei den GRÜNEN, den LINKEN, der SPD und vereinzelt bei der CDU und der FDP)

Wem Englisch zu schwer ist, der kann sich auch mit Friesisch oder Plattdeutsch behelfen. Das ist dem Urgermanischen immer noch näher als unser heutiges Hochdeutsch. Ich plädiere weiterhin dafür, Englisch bereits im Kindergarten verpflichtend zu lernen.

Wer jetzt eine andere traditionelle deutsche Sprache aus eigenem Recht dem Englischen vorzieht, kann sich auch an Jiddisch-Deutsch versuchen, das sich zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert parallel zum Hochdeutschen, Englischen, Niederländischen und Schwedischen aus dem Ursächsischen entwickelte. Diese Sprache entwickelte sich im mitteleuropäischen Raum und in Osteuropa.

Ich verstehe an dieser Stelle nicht, dass die NPD beispielsweise das Lehnwort „Feuer“ nicht vehement ablehnt. Es stammt vom altfränkischen „fiur“ ab und hat das Altsächsische und damit so germanische „eldund“ genauso gnadenlos abgelöst wie Karl der Große die Sachsen zwangschristianisierte.

Die ideologische Prinzipienlosigkeit der NPD in Fragen der Reinrassigkeit unserer Sprache spottet jeder Beschreibung, wo sie doch auf das Wort für Feuer bei den vielen Fackelumzügen und Brandanschlägen elementar angewiesen ist.

(Beifall bei den GRÜNEN, den LINKEN, der SPD und vereinzelt bei der FDP – Lachen bei der FDP)

Dann kommen neuere Anglizismen. „Computer“ ist ein allgemein gebräuchliches Wort geworden. Kein Mensch sagt „Zusammenzähler“, wie man es wohl eindeutschen müsste.

(Lachen bei den LINKEN)

Wir kommen irgendwie kulturell mit dem Begriff „Computer“ zurecht. Die Franzosen haben sich mit ihrem Versuch, „ordinateur“ statt „Computer“ zu sagen, vermutlich keinen Gefallen erwiesen. Keiner versteht sie.

(Zuruf des Abg. Andreas Storr, NPD)

Sie haben sich eine sprachliche Parallelwelt organisiert. Vielleicht aber hat die NPD das im Sinn: Eine sprachliche Parallelwelt zu schaffen, die auch besser zu ihren illegalen Reichspässen passt.

Wer Anglizismen wie „Download“ aus germanischem Pflichtbewusstsein abscheulich findet, muss sich vor Augen führen, dass wir es hier mit ursächsischer Sprachpflege zu tun haben. Das Wort „down“ stammt vom altsächsischen „of dune“, vom Hügel der Düne, ab. Auch das Wort „load“ ist urgermanisch, stammt es doch vom altsächsischen „leite“. Das bedeutet Weg oder Last. Download ist also urgermanische Sprachpflege vom Feinsten

(Lachen bei den LINKEN – Beifall bei den GRÜNEN, der CDU, den LINKEN, der SPD und der FDP)

und verrät an der Stelle den gebildeten Traditionalisten.

Das Englische verdankt dem Deutschen wiederum auch viele Lehnwörter. Älteren Datums sind Wörter aus der Kunst, Kultur und Philosophie wie Bildungsroman, Götterdämmerung, Wahlverwandtschaft und Zeitgeist.

Vor circa 100 Jahren brachten die Deutschen übrigens viele Wörter, die Lebensmittel bezeichnen, mit nach Amerika, als sie dahin ausgewandert sind. Das wären zum Beispiel Bratwurst, Eisbein, Hefeweizen und Rollmops und übrigens auch das vorhin schon angesprochene sorbisch-deutsche Wort „Quark“.

Im 20. Jahrhundert hatten die Deutschen unter Führung ihrer ideologischen Vorbilder leider nichts Besseres mehr zu tun, als für so zweifelhafte Lehnwörter wie Blitzkrieg, Herrenvolk, Machtpolitik und To-go-Schuss, also freidrehend, zu sorgen. Dann sind mir doch die Wörter „Computer“ und „Download“ lieber.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei den GRÜNEN, der CDU, den LINKEN, der SPD und der FDP)

Das war der Abg. Jennerjahn für die Fraktion GRÜNE. – Gibt es weiteren Diskussionsbedarf aus den Fraktionen? – Die einbringende Fraktion der NPD eröffnet eine zweite Runde.

Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Präsident! Die Reaktionen auf unseren Antrag zeigen, dass die übergroße Mehrheit dieses Landtages ein ernsthaftes Anliegen, das viele Menschen im Land umtreibt, nur durch den Kakao ziehen kann, anstatt sich damit sachlich auseinanderzusetzen.

(Lachen und Zurufe von den LINKEN, der SPD und den GRÜNEN)

Ich werde Sie aber nicht um das Vergnügen bringen, noch die eine oder andere Bemerkung zu Herrn Bandmann zu machen, der schon regelrecht auf eine Erwiderung wartet, und zu Gender-Miro eine Äußerung beizusteuern. Herr Bandmann, es gehört eine gewisse Unverfrorenheit dazu, Ihren eigenen Parteifreund – gut, er ist CSU-Mann, es gibt aber die große Unionsfamilie – und Bundesverkehrsminister in die Pfanne zu hauen und gegen ihn Victor Klemperer in Stellung zu bringen. Das ist ein Beispiel dafür, dass Herr Bandmann nur die ewig gleiche Schallplatte auflegen kann. Das ist eine ganz alte Schellackplatte, die immer wieder an der gleichen Stelle ihren Sprung bekommt. Wie Sie Ramsauer gegen Klemperer in Stellung bringen können, bleibt Ihr Geheimnis.

Erfrischend ehrlich sind Sie immerhin an einer Stelle gewesen. Sie sagten: Wenn zwei das Gleiche sagen, ist es nicht dasselbe. Dass dieses Bekenntnis einmal protokollarisch vermerkt ist, hat schon seinen Wert. Ich muss Ihnen zugestehen, dass Ihre Ulbricht-Parodie etwas hatte. Das sollten Sie häufiger im Landtag bringen und besser gegen die Genossen der LINKEN in Stellung bringen.

(Alexander Krauß, CDU: Ein paar Parodien haben Sie auch drauf!)

Dass Herr Jennerjahn diesem Tagesordnungspunkt schon seit vielen Tagen regelrecht entgegengefiebert hat, damit er uns seine Rede kunstvoll zu Gehör bringen kann, ist uns natürlich klar. Wenn wir ihn damit etwas Amüsement bereitet haben, freut uns das auch.

(Unruhe im Plenum – Zurufe der Abg. Stefan Brangs, SPD, und Dr. Volker Külow, DIE LINKE)

Herr Jennerjahn, auch Sie haben wieder den Bogen zum Dritten Reich geschlagen.

(Unruhe im Plenum)

Ich kann Ihnen sagen, dass eines der genannten Wörter sogar Eingang in den englischen Sprachgebrauch gefunden hat, nämlich das Wort „Blitzkrieg“. Das ist in England heute gebräuchlicher als hier. Aber das ist Ihre vergangenheitsorientierte Schiene. Herr Jennerjahn, das ist an Sie gerichtet: Ich habe in meinem ersten Redebeitrag ausdrücklich erwähnt, dass es uns nicht darum geht, längst gebräuchliche Begrifflichkeiten aus dem Sprachgebrauch zu tilgen. Uns geht es selbstverständlich nicht um die sprachliche Eliminierung von Begriffen wie „Marketing“, „Internet“ oder „Rating-Agentur“. Sie haben nicht zugehört und Sie wollten auch nicht zuhören.

Aber man darf doch wohl, das ist der Kardinalpunkt unseres Anliegens, die Ministerien eines Freistaates dazu anhalten, klar und verständlich Deutsch zu sprechen und zu schreiben sowie die Ministeriumsmitarbeiter dazu anzuhalten. Zur stets geforderten Transparenz und Bürgernähe gehört ganz wesentlich die Verständlichkeit. Man darf auch daran erinnern: Sprache war einmal als Verständigungsmittel zwischen den Menschen gedacht. Das ist es in Zeiten von Denglisch oftmals leider nicht mehr.

Auffällig ist zudem, dass gerade bei Vorhaben, die im Volk auf besonders wenig Verständnis und Gegenliebe stoßen – zum Beispiel die Privatisierung öffentlichen Eigentums mittels Cross-Border-Leasing oder die Zerstörung der natürlichen Geschlechteridentitäten durch Gender-Mainstreaming –, auf besonders verunklarende Anglizismen zurückgegriffen wird. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Schon die Stellungnahme der Staatsregierung zu unserem Antrag lässt jede klare Linie vermissen. Darin bezeichnet Staatsminister Ulbig Ramsauers Initiative zuerst als „grundsätzlich begrüßenswert“, um dann auszuführen, dass entsprechende Erlasse und ein Handbuch gar nicht nötig seien.

Dass die Staatsregierung am Schutz des Kulturgutes deutsche Sprache nicht interessiert ist, sieht man nicht nur an der äußerst dürftigen Reaktion des Ministers auf unseren Antrag. Man sieht es auch daran, dass die Staatsregierung einem lobenswerten Kulturprojekt wie der „Straße der deutschen Sprache“, dessen Schwerpunkt in Mitteldeutschland liegen soll, noch nicht einmal mit einer Informationskampagne Unterstützung zukommen lässt.

Gerade in Mitteldeutschland finden sich reihenweise Orte, die große Bedeutung für die Weiterentwicklung der deutschen Sprache haben. Hier steht dank der Meißner Kanzleisprache und dank Martin Luther die Wiege des Hochdeutschen.

Das eben zitierte Projekt „Straße der deutschen Sprache“ wird nicht nur vom Verein Deutsche Sprache und der Zeitung „Deutsche Sprachwelt“, sondern auch von dem Sprachrettungsklub Bautzen/Oberlausitz e. V. unterstützt. Die vorgesehene Trasse, wenn man sie so nennen will, soll von Schleiz über Weimar nach Eisleben und Köthen und von dort nach Bitterfeld-Wolfen und Wittenberg und schließlich auch nach Leipzig, Kamenz und Meißen führen. Am sächsischen Streckenverlauf arbeitet derzeit der erwähnte Sprachrettungsclub Bautzen/Oberlausitz. Bis jetzt wurde Leipzig als Stadt der zweitgrößten Buchmesse Deutschlands, Meißen im Zusammenhang mit der Entwicklung des Kanzleideutsch, Kamenz als Geburtsort von Lessing und Oelsnitz im Erzgebirge berücksichtigt, weil dort der Dichter Rainer Kunze geboren wurde.

Ich bin mir sicher, dass es den meisten der hier Versammelten – Herr Schiemann ist ausdrücklich ausgenommen, weil er die ganze Zeit zustimmend nickt – wahrscheinlich noch nicht einmal bekannt ist, dass es diese Initiative überhaupt gibt. Kaum einem wird auch bekannt sein, dass dieses Projekt bis Mitte 2012 die Voraussetzung dafür schaffen will, dass ein Trägerverein ins Leben gerufen wird, in den sich dann auch die Gemeinden am vorgesehenen Streckenverlauf einbringen können.

Man darf also gespannt sein, ob und in welcher Form sich die Staatsregierung doch noch an diesem wichtigen sprachpolitischen Projekt beteiligen wird. Die NPD jedenfalls will mit ihrem Antrag einen Beitrag zum Schutz der deutschen Sprache leisten und hält es auch in dieser

Hinsicht mit dem Freiheitsdichter Ernst Moritz Arndt, der sagte: „Wer seine Sprache nicht achtet und liebt, kann auch sein Volk nicht achten und lieben.“

Ihre Redezeit ist abgelaufen.

Ich wäre jetzt sowieso zum letzten Satz gekommen.

Meine Damen und Herren! Dass Sie mit beidem, der Liebe zur eigenen Sprache und der Liebe zum eigenen Volk, nicht viel anfangen können, haben Sie oft genug unter Beweis gestellt, auch heute. Dennoch bitte ich um Ihre Zustimmung.

(Beifall bei der NPD)

Für die NPD-Fraktion war das der Abg. Gansel. – Gibt es weitere Redemeldungen aus den Fraktionen? – Das kann ich jetzt nicht erkennen. Die Staatsregierung – möchte sie das Wort ergreifen? – Das sehe ich auch nicht. Damit hat die einbringende Fraktion der NPD die Möglichkeit, ein dreiminütiges Schlusswort zu sprechen.

(Jürgen Gansel, NPD: Das ist dann nicht mehr nötig!)

Das ist nicht mehr nötig.

Meine Damen und Herren! Ich stelle nun die Drucksache 5/5834 zur Abstimmung und bitte bei Zustimmung um Ihr Handzeichen. – Vielen Dank. Gegenstimmen? – Danke. Stimmenthaltungen? – Damit ist die Drucksache 5/5834 mit großer Mehrheit abgelehnt. Der Tagesordnungspunkt ist beendet.

Meine Damen und Herren! Wir kommen nun zu

Tagesordnungspunkt 13

Beschlussempfehlungen und Berichte der Ausschüsse