Die neu entstehenden Belastungen durch extreme Wetterereignisse erfordern auch mehr Reaktions- und Anpassungsfähigkeit der Natur. Die erreichen wir durch möglichst ungestörte Ökosysteme und natürliche Prozesse. Wildnis wagen ist hier das richtige Stichwort. Das bedeutet konkret: Naturschutz und Erhalt der Biodiversität müssen eine viel größere Rolle als bisher spielen. Die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt hat das Ziel, 5 % der Wälder aus Naturschutzgründen aus der Bewirtschaftung herauszunehmen. Von so einem ersten Schritt sind wir noch weit entfernt. Wenn wir wirklich das Ökosystem Wald in Zeiten des Klimawandels erhalten wollen – und das wird schwer genug –, dann müssen wir der Regenerationsfähigkeit und Stabilität des Waldes wesentlich mehr Bedeutung beimessen. Das wird durch Prozesse wie Naturverjüngung, Altern und Absterben von Bäumen erreicht.
Auch hier hat Sachsen noch großen Nachholbedarf. Ja, auch abgestorbene Bäume bieten ihren Beitrag. Wir haben in Sachsen circa 3,5 Kubikmeter Totholz pro Hektar Wald. Als Vergleich: In der Schweiz beträgt dieser Anteil das Dreieinhalbfache.
Ich wünsche mir, dass wir uns in Sachsen nicht nur zu einer naturgemäßen Waldwirtschaft, sondern auch zu ausreichend großen Reservaten, die der Natur gegeben werden, bekennen.
Langfristiges Ziel beim Waldumbau muss sein, dass alle heimischen Baumarten ohne aufwendige Schutzmaßnahmen aufwachsen können. Vor allem Rotwildbestände sind derzeit für eine Naturverjüngung ohne kostenintensiven Zaunbau in weiten Teilen Sachsens zu hoch. Die Erstellung von Verbissgutachten als Grundlage von Abschusszahlen ist dringend erforderlich.
Was bleibt als Fazit? In Sachsen wächst heute häufig genug kein Wald. Die leider noch vorherrschenden Monokulturen verdienen eher den Namen eines Forstes, und diese Forsten, meine Damen und Herren, sind leider derzeit noch viel zu wenig in der Lage, den Anforderungen des Klimawandels zu entsprechen.
Ein „Weiter so wie bisher“ vergibt uns zu viele Chancen, und das ist für uns heute und für zukünftige Generationen nicht zu verantworten.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die insgesamt positive Entwicklung der sächsischen Wälder ist jedem bekannt, der die Mittelgebirge aus früheren Zeiten kennt. Nadelbäume mit kaum mehr als einem Jahrgang Nadeln an den Zweigen, kahle Äste und abgestorbene Bäume sahen wir in den Kammlagen. Das ist Vergangenheit und wird sich hoffentlich nicht wiederholen.
Vergessen dürfen wir darüber aber nicht, wer für diese Zustände, für diese katastrophale Umweltpolitik die Verantwortung trug. Es waren Funktionäre, die auf der Grundlage einer vermeintlich wissenschaftlichen Weltanschauung glaubten, in allen Lebenslagen immer recht zu haben.
Zum Bericht selbst. Es ist erfreulich, dass Sparmaßnahmen einmal nicht zu einer Verschlechterung der Umstände führen. Mit einem Waldzustandsbericht vor der Legislaturperiode können wir leben, vorausgesetzt, die Waldzustandserhebung wird, wie angekündigt, im jährlichen Rhythmus veröffentlicht. Darüber hinaus muss es möglich sein, nach bestimmten Naturereignissen, zum Beispiel dem Orkan Kyrill im Jahr 2007, eine Debatte zu führen, die rasches Handeln nach sich zieht. Sachsens Wälder wiesen damals nicht Schäden in den Größenordnungen auf, die andere Bundesländer zu verzeichnen hatten.
Es sollte in Zukunft an Planung für zerstörte Waldgebiete gedacht werden, die größer als die in maximal 1 500 Hektar bezifferte Fläche des jährlichen Waldumbaus sein könnten. 1 500 Hektar hört sich sehr groß an. Diese entsprechen aber lediglich 15 Quadratkilometern und sind mit drei mal fünf Kilometern Ausdehnung recht überschaubar. Zum Vergleich: Allein in Thüringen hinterließ Kyrill 6 300 Hektar Kahlflächen, 4 700 Hektar gelichteten Wald und verstreute Baumwürfe auf 200 000 Hektar. Da die Jahrhundertorkane der letzten
Da bin ich schon bei Frau Kallenbach. Urwald, wie Sie es ansprechen – Frau Kallenbach ist gar nicht mehr da, aber ich sage es trotzdem –, kann man sicherlich machen. Man kann Wald sich so entwickeln lassen, wie Wald sich entwickelt, wenn der Mensch nicht eingreift. Aber Wald hat auch eine Nutzfunktion. Gerade, wenn man über erneuerbare Energien spricht, hat das Holz eine Bedeutung. Wir brauchen nicht nur Urwälder in Sachsen, sondern wir brauchen Wälder, die bewirtschaftet werden.
Auf weitere Aspekte des Waldzustandsberichtes sei an dieser Stelle nicht weiter eingegangen. Im Wesentlichen kann die NPD ihm zustimmen.
Wird weiter von den Fraktionen das Wort gewünscht? – Das ist nicht der Fall. Möchte die Staatsregierung sprechen? – Herr Minister Kupfer, bitte.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist immer wieder schön, über solche Themen reden zu können, und auch immer wieder erheiternd, wenn man mitbekommt, wie die Opposition krampfhaft versucht, gute Zahlen negativ darzustellen.
Meine Damen und Herren! Zum Waldumbau wollte ich auch noch etwas sagen. Frau Kallenbach hat uns hier natürlich eine Milchmädchenrechnung vorgetragen, dass wir nämlich noch 100 Jahre brauchen, bis der Wald vollständig umgebaut ist. Frau Kallenbach hat nicht berücksichtigt, dass nicht 100 % der Waldfläche in Sachsen umgebaut werden müssen.
Noch ein Wort zum Tempo des Waldumbaus. In der Anhörung, die wir letztens im Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss hatten, ist Frau Kagelmann von Experten, die das sicherlich besser können als ich, erklärt worden, warum wir bisher „nur“ 20 000 Hektar umgebaut haben und warum wir jährlich im Staatsbetrieb Sachsenforst 1 300 bis 1 500 Hektar umbauen. Die Gründe, warum es so viele sind und nicht mehr, sind eindeutig gesagt worden.
Ich möchte einmal kurz auf die Vorredner eingehen. Frau Kagelmann, es ist ein Waldzustandsbericht, den wir heute debattieren, und kein Sachsenforstzustandsbericht, so wie Sie es in Ihrer Rede zum Ausdruck gebracht haben.
Ich wollte Ihnen auch noch einmal – nicht zur Belehrung, nur zur Erhellung – mitteilen, wie das mit dem Abschmelzen der Rücklagen zusammenhängt und mit dem geringeren Zuschuss an den Staatsbetrieb Sachsenforst im Haushalt. Diese geringeren Zuschüsse, die Sie hier kritisiert haben, sind nur vermeintlich geringere Zuschüsse. Wir haben diesen geringeren Zuschüssen das Abschmelzen der Rücklage entgegengerechnet. Der Sachsenforst hat also in diesem Jahr und auch im nächsten Jahr nicht weniger Geld zur Verfügung als im Vorjahr.
Meine Damen und Herren! Ich habe noch eine vorbereitete Rede, aber mein Kollege von Breitenbuch hat den Waldzustandsbericht so toll zusammengefasst, dass ich den Rest meiner Rede jetzt zu Protokoll gebe.
Ich mache heute eine Ausnahme, Die Zuschüsse des Freistaates werden selbstverständlich wieder erhöht, wenn die Rücklage aufgezehrt ist, das ist vollkommen klar. Warum die Rücklage aufgezehrt wird, wissen Sie auch. Das war eine Forderung des Rechnungshofes, dass Rücklagen in dieser Größenordnung nicht gewollt sind.
weil es normalerweise nicht sein kann, dass man eine Rede beginnt und diese dann zu Protokoll gibt. Zu Frau Dr. Deicke nur so viel: Sie haben die Holzknappheit angesprochen. Holzknappheit gibt es im Freistaat Sachsen nicht. Im Freistaat Sachsen wächst immer noch doppelt so viel Holz nach, als genutzt wird. Von Holzknappheit kann hier überhaupt keine Rede sein.
Meine Damen und Herren! Wir stimmen ab über die Beschlussempfehlung des Ausschusses in der Drucksache 5/5295. Bei Zustimmung bitte ich um das Handzeichen. – Die Gegenstimmen, bitte? –
Wir haben, im Gegenteil, sogar noch mehr Kapazitäten, insbesondere in den Privatwäldern. Wir wissen ja, dass die Strukturen der Privatwaldbesitzer so sind, dass wir sehr, sehr viele haben mit sehr, sehr wenig Wald. Wenn man da nur einen Hektar oder einen halben Hektar Wald hat, um dort Forstwirtschaft zu betreiben, dann ist das natürlich schwierig. Deswegen fördern wir zum Beispiel auch die Bildung von Forstbetriebsgemeinschaften, um noch mehr Holz aus dem Wald zu holen.
Waren das Gegenstimmen oder war das nur aus Versehen? – Gut. Keine Gegenstimmen. – Stimmenthaltungen? – Bei einer ganzen Reihe von Stimmenthaltungen ist der Beschlussempfehlung dennoch mit Mehrheit zugestimmt worden. Ich schließe den Tagesordnungspunkt.
Ich gebe hiermit meiner Hoffnung Ausdruck, dass nicht nur die Abgeordneten des Ausschuss für Umwelt und Landwirtschaft den Bericht gelesen haben; denn er ist lesenswert!
Welchen Eindruck hinterlässt der Waldzustandsbericht beim Leser? Er ist wissenswert, informativ, übersichtlich und, das Allerwichtigste nicht zu vergessen: Er ist in seinem Ergebnis positiv. Derartige Meldungen zu Beginn des Internationalen Jahres des Waldes, dazu noch eine Bilanz des Staatsbetriebes Sachsenforst aus dem Jahr 2010, die aufhorchen lässt – Herr Staatsminister, diese Ergebnisse zu präsentieren muss doch ein Vergnügen sein!
Meine Damen und Herren! Eine Zahl hat mich in diesem Zusammenhang wirklich beeindruckt: die Anpflanzung von 8,5 Millionen Setzlingen im Jahr! Diese Leistung verdient allerhöchsten Respekt. Interessant ist für mich die dazu erforderliche Vorleistung: Saatgutbeschaffung, genetische Auswahl des Saatgutes, Standortauswahl, Bodenbeschaffenheit – sicherlich nicht alle Kriterien, die dabei von den Mitarbeitern zu beachten sind. Das alles zeugt von einer hohen Spezialisierung der dafür verantwortlichen Fachkräfte. Schwerpunktmäßig konzentriert sich die Arbeit von Sachsenforst auf den Waldumbau – eine generationsübergreifende Aufgabe.
Die Fehler der Vergangenheit, wie der Anbau von Monokulturen oder Exoten, zum Beispiel Blaufichte, benötigen einen langen Atem. Wohl noch 100 Jahre wird diese Aufgabe unsere Fachleute intensiv beschäftigen.
Aber warum dauert das alles so lange, mag sich da der eine oder andere fragen. Die Grenzen werden durch die naturgemäß zu beachtende Pflanzzeit und die Beschaffung der Pflanzen gesetzt. Dabei ist gerade die Menge der Nachzucht quantitativ begrenzt. Die Auswahl und Zucht ist eine Herausforderung an die Experten im Beeich Forstgenetik. Der Aufbau eines gesunden, stabilen Waldes mit einer daraus resultierenden hohen Produktivität bedarf eines entsprechenden Forstvermehrungsgutes. Volkstümlich gesagt: Baum ist nicht gleich Baum und Saatgut ist nicht gleich Saatgut.
Die Hauptkriterien bei der Auswahl und Züchtung von Forstvermehrungsgut sind dabei folgende: Das Saatgut muss an die Standorte, für die es verwendet werden soll, angepasst sein, und es muss eine ausreichende genetische Vielfalt besitzen.
Nur unter diesen Bedingungen können sich die daraus entstehenden Bestände an die zukünftigen klimatischen Verhältnisse anpassen.
Wie sehen die Veränderungen im Wald nun konkret aus? Beschränken wir uns auf einige Beispiele. Im nördlichen Teil von Sachsen in Richtung Lausitz erfolgt weiter der Umbau auf die Kiefer. Diese Baumart kann sich an trockene klimatische Bedingungen wesentlich besser anpassen als andere Gehölze. In den unteren und mittleren
Lagen des Erzgebirges werden weiter die Monokulturen der Fichten abgelöst. Bei der standortgerechten Baumartenzusammensetzung ist eine gesicherte Population von Rotbuche und Weißtanne notwendig. In den Hoch- und Kammlagen bleibt die Fichte als standortgerechte Hauptbaumart bestehen. Strukturelle Veränderung hinsichtlich des Abbaues von gleichaltrigen Baumbeständen ist hier das Ziel des Umbaues. Die Weißtanne habe ich erwähnt – eine Erfolgsgeschichte des Artenschutzes!
Im Jahr 1990 befanden sich in Sachsen nur noch circa 2 000 Weißtannen mit einem Mindestalter von 60 Jahren. Eine beispielhafte Rettungsaktion wurde organisiert. 6,5 Milliarden junge Weißtannen wurden auf circa 2 600 Hektar seit 1991 gepflanzt – und alles unter dem Gesichtspunkt der Forstgenetik. Diese jungen Tannen stellen den genetischen Pool für die nachfolgenden Tannengenerationen dar – Teil eines gesunden, artenreichen Mischwaldes.
Auch wenn sich Erfolgsmeldungen immer gut darstellen lassen: Dieser Waldzustandsbericht war der Letzte in seiner ausführlichen Art, den wir in dieser Legislatur zu lesen bekommen haben. Waldentwicklung braucht Zeit. Was bedeutet da der Zeitraum von einem Jahr? Insoweit war die Entscheidung, den Berichtszeitraum zu verlängern, richtig.
Herr Staatsminister, ich gehe davon aus, dass diese Entscheidung auch zu einer Verwaltungsentlastung in Ihrem Haus führt. Wie wir von der Staatsmodernisierung wissen, muss das nicht schlecht sein. Unsere Fraktion hat sich entschlossen, die Arbeit des Staatsbetriebes Sachsenforst zu unterstützen. Ja, auch die FDP hat ihre Liebe zur Natur (wieder)entdeckt. Im Rahmen der Sächsischen Waldwochen werden wir einen kleinen Teil dazu beitragen, damit auch dieses Jahr der Waldumbau im Erzgebirge vorangeht. Ein großes Dankeschön in diesem Zusammenhang an den Forstbezirk Bärenfels. Wir freuen uns auf unseren Aktionstag am 30. April.
Frohe Botschaften zum Internationalen Jahr der Wälder! Die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, die FAO, konnte in ihrem aktuellen Weltwaldbericht feststellen, dass sich die Waldbestände in vielen Teilen der Welt erholen. Auch Sachsens Wälder leisteten ihren Beitrag.
Denn die Kronenzustände unserer Wälder haben sich 2010 gegenüber 2009 verbessert. Besonders erfreulich ist, dass sich auch die betagteren, die über 60-jährigen Bäume, wohler fühlen. Normalerweise reagieren sie empfindlicher gegenüber Umweltfaktoren. Da das weniger der Fall war, sind die Senioren anscheinend mit ihrer Umgebung zufrieden. Das spricht für die Arbeit unserer Förster, aber auch für unsere Umweltpolitik im Freistaat Sachsen.
Der detaillierte Waldzustandsbericht liegt Ihnen vor. Da der Ausschuss für Umwelt und Landwirtschaft diesen