Protocol of the Session on July 4, 2007

(Beifall bei der CDU – Gelächter bei der Linksfraktion)

Wir wollen wissen: Was ist dran an diesen Gerüchten? Wir wollen in dieser Suppe nicht weiter schwimmen. Wir wollen, dass diejenigen, die sich nachgewiesenermaßen etwas zuschulden kommen ließen, einer gerechten Bestrafung zugeführt werden.

(Beifall bei der CDU, der FDP, des Abg. Gunther Hatzsch, SPD, und der Staatsregierung)

Es darf in der Tat keine Mauscheleien in Staatsanwaltschaften, Polizei, Verwaltungen und Politik geben, mit denen das Recht gebeugt wird. Wir wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt

(Dr. André Hahn, Linksfraktion: Wir auch!)

und vertrauen darauf, dass der Rechtsstaat dieser Aufgabe gewachsen ist.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Dazu gehören Untersuchungsausschüsse!)

Eine unabhängige Presse ist hierbei hilfreich, wenn sie sich gleichzeitig ihrer Verantwortung bewusst ist und der Wahrheit Vorrang einräumt vor billigem Klamauk.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Wollen Sie Einfluss nehmen auf die Presse?!)

Ich habe gesagt, die Presse ist hilfreich. Ich gebe Ihnen gleich ein Beispiel.

Als äußerst hilfreich empfinde ich einen Artikel in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 29. Juni 2007 mit der Überschrift „Kommissar im sumpfigen Gelände“ von Christiane Kohl. Das ist ein Bericht über den Polizisten Georg Wehling. Darin heißt es unter anderem: „Die vergilbten Aktenmappen jedoch, die in seinem Büro standen, in denen er vor Jahren seine Ermittlungsergebnisse zusammentrug, sind in diesen Tagen wieder hoch aktuell. Sie gelten als eine der Quellen, aus denen die sächsischen Verfassungsschützer Informationen für eine hoch brisante Datensammlung zusammenstellten, die seit Wochen im Freistaat für Aufregung sorgt. Auf den rund 15 600 Blatt Papier der Verfassungsschützer ist von Verstrickungen zwischen Amtspersonen, Immobilienhaien und Rotlichtgrößen die Rede, und vor allem aus Leipzig werden Beispiele geschildert.“

Ein Polizist als Quelle des Verfassungsschutzes, ohne dass seine Vorgesetzten etwas davon wissen, meine Damen und Herren, ist das nicht irgendwie verkehrte Welt?

(Dr. André Hahn, Linksfraktion: Wer hat das gemacht?! – Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Also Untersuchungssausschuss!)

Nun braucht man nicht allzu viel Fantasie, meine Damen und Herren auf der linken Seite, um im Entwurf des Einsetzungsbeschlusses zum Untersuchungssausschuss die angeblichen Erkenntnisse und die Leiden der Quelle Georg Wehling eins zu eins wiederzufinden. Ihm ist ein ganzer Abschnitt I gewidmet.

Wie zu hören war – ich betone, wie zu hören war –, ist Herr Wehling von einem gewissen Klaus Bartl anwaltlich vertreten worden.

(Hört, hört! von der CDU – Klaus Bartl, Linksfraktion: Was soll denn das?!)

Stimmt nicht?! Wie zu hören war.

(Zurufe von der Linksfraktion)

Wenn das stimmen sollte, wäre das natürlich – –

(Anhaltende Zurufe von der Linksfraktion)

Ich weiß es nicht. Herr Bartl, ich folge hier einmal irgendwelchen Gerüchten, so wie Sie das machen.

(Beifall bei der CDU – Lachen des Staatsministers Thomas Jurk)

Es kann natürlich auch ganz anders sein, Herr Bartl.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Natürlich!)

Daran sieht man, wie schwierig es ist, wenn man auf Gerüchte baut.

(Beifall bei der CDU – Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Deshalb brauchen wir einen Untersuchungsausschuss!)

Herr Bartl hat ja die Möglichkeit, dazu Stellung zu nehmen. Wir halten das aus, Herr Bartl.

Die Frage ist aber nun tatsächlich: War Herr Wehling an einem ganz großen Fall dran? Hat er oder hätte er ein kriminelles Netzwerk aufgedeckt, wenn man ihn nur gelassen hätte?

Diese Fragen müssen nach meiner Überzeugung von der zuständigen Staatsanwaltschaft, von der zuständigen Polizeibehörde, von einem zuständigen Gericht beantwortet werden, nicht aber von Herrn Bartl mithilfe eines von ihm provozierten Untersuchungsausschusses des Landtages.

Denn es kann sich doch wohl nur um eine Provokation handeln, wenn ehemalige Stasimitarbeiter und Auftraggeber der Stasi auf Pressekonferenzen mit gespielter Entrüstung die angeblichen Vertuschungspraktiken der CDURegierung und das Vernichten angeblich wichtiger Akten anprangern.

Natürlich können Sie das tun und niemand kann und will es Ihnen verbieten. Das ist anders als früher. Inwieweit diese Herren glaubwürdig sind, steht eben auf einem ganz anderen Blatt.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Gunther Hatzsch, SPD)

Nun kann ich es Ihnen wieder nicht ersparen, Herr Lichdi: Reden wir doch einmal darüber, wie zum Beispiel Herr Bartl in der Vergangenheit in ein Netzwerk mit großer krimineller Energie von Staats wegen eingebunden war und wie er zur Aufklärung dessen beigetragen hat. Es war heute in der „Sächsischen Zeitung“ noch einmal der Hinweis auf das Zwickauer Modell, ein Modellprojekt zur Zurückdrängung von Ausreisewilligen. Es war die Rede von einem Buch „Ich habe euch doch alle lieb“, in dem ein Protokoll enthalten ist, wonach Mielke bei einem Gespräch mit Stasigenerälen diese Initiative als beispielhaft bezeichnete usw. usf.

(Volker Bandmann, CDU: Hört, hört! – Zuruf des Abg. Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion)

Ich kann sagen: okay.

(Zuruf des Abg. Klaus Bartl, Linksfraktion)

Ja, das haben wir im Landtag gehabt, und zwar am 19. März 1998 hatten wir das.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Alles legitimiert!)

Dazu hat der Herr Bartl auch Stellung genommen.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Hört, hört!)

Wer alles zu dieser Gruppe gehörte, die von Bartl geleitet wurde, das will ich Ihnen jetzt ersparen.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Gehört das jetzt hierher? – Zuruf von der CDU: Natürlich!)

Man könnte heute sagen: Das war eben damals so.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Und heute ist es eben so!)

Er hat seinem Staat gedient. Was will man 17 Jahre danach noch dagegen sagen? Das haben andere auch getan.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion: Heute ist es ganz anders!)

Übrig bleibt dennoch die Frage:

(Anhaltende Zurufe von der Linksfraktion)

Warum wurden dann alle SED-Akten der Abteilung Staat und Recht vernichtet?

Herr Bartl weiß also aus eigenem Erleben, warum in den Tagen vor und während des politischen Umbruchs in der DDR Akten gezielt vernichtet wurden.

(Beifall bei der CDU und des Staatsministers Thomas Jurk)