Wein ist göttlich und hat in der Heiligen Schrift Zeugnis. Das Bier dagegen ist nur menschliche Überlieferung.“
Wein ist für uns eigentlich vor allen Dingen ein wichtiges Kulturgut, untrennbar verbunden mit unserer Region hier im Elbtal. Weinbau prägt Charakter und Identität von Landschaft und Bevölkerung.
Wir wissen alle, Wein ist ein Geschenk des göttlichen Dionysos an die Menschen zusammen mit dem Ölbaum. Wein ist also sehr, sehr alt.
Aber Wein ist natürlich auch Wirtschaftsfaktor im Elbtal in Sachsen. Wir haben 450 Hektar. Gut, verglichen mit den über 3 000 vor der Reblaus-Katastrophe ist das vielleicht wenig, aber die Tendenz ist stark steigend. Allein seit 1990 haben wir 25 % zugelegt. Ich würde also sagen: Diese dreizehnte und kleinste Weinbauregion Deutschlands ist auch die dynamischste.
Sie ist kein Konkurrent für andere Weinbaugebiete. Die Produktionsmenge ist klein. Wir setzen nicht auf Quantität, sondern auf Qualität, und sind auch auf ein hohes Preisniveau dieses wichtigen Wirtschaftsgutes angewiesen.
Sächsische Weine räumen regelmäßig bei den Weinprämierungen ab: das Weingut Schloss Proschwitz, Schloss Wackerbarth, die Winzergenossenschaft. Prämierungen für sächsische Weine haben in den letzten Jahren zugenommen. Ein Beispiel: Der sächsische „Traminer“ war bei der letzten Prämierung in der gleichnamigen Stadt Tramin ein totaler Renner.
Wir leben natürlich von der Verflechtung mit der Hotellerie, dem Tourismus, den Gaststätten. Wir leben mit diesen Bereichen in einer Symbiose. Wem es um regionale Wirtschaftskreisläufe geht, der sollte sich anschauen, was hier im Zusammenhang mit dem Weinbau entstanden ist.
Herr Lichdi, jetzt komme ich zu Ihnen. Weinbau in Sachsen ist notwendigerweise Terrassen- und Steillagenbau. Weinbau in Sachsen ist also aktiver Denkmalschutz, Landschaftsgestaltung. Wir kultivieren ein Mikroklima, ein einmaliges Biotop mit Tier- und Pflanzenarten, die sonst nur viel weiter im Süden vorkommen; jedenfalls bisher.
Meine Damen und Herren! Weinbau in Sachsen ist nicht nur ein natürliches Biotop, sondern auch ein einmaliges soziales Biotop. Wir sprechen hier immer so viel von der Bürgergesellschaft, dass wir sie stärken und stabilisieren wollen. In keiner anderen Weinbauregion gibt es 3 600 Hobbywinzer wie bei uns. Dieses Zusammenwirken zwischen Erwerbswinzern und Hobbywinzern funktioniert hier. Die Großen und die Kleinen gehen zusammen. Wir sollten nicht nur das Kulturgut pflegen und das Wirtschaftsgut fördern. Wir sollten vor allem dieses soziale Biotop, dieses Engagement vieler Menschen für eine einmalige Landschaft unterstützen.
Mein Dank geht an dieser Stelle noch einmal an unser Schloss Wackerbarth, das regelmäßig die Hobbywinzer an unseren Weinbautagen zusammenfasst. Gerade auf dem
Wir haben aber Probleme, meine Damen und Herren. Das größte Problem im Weinbau sind eben diese Terrassen. Sie waren sehr zerstört. Über 12 000 Quadratmeter Terrassen sind saniert. Das haben wir gehört. Mein Dank vor allem an den Landwirtschaftsminister und sein Ministerium, das sich hier wirklich vorbildlich engagiert. Aber, meine Damen und Herren, 8 000 Quadratmeter müssen noch saniert werden.
Wir wissen es: Das entsprechende Förderprogramm läuft im Jahr 2006 aus. Wir schätzen, dass wir noch die Hälfte dieser Mauern im alten Förderprogramm sanieren können. Aber wir brauchen einen Abschluss, und es wäre ein Jammer, wenn wir so kurz vor dem Ziel anhalten würden. Ich weise noch einmal darauf hin: Wir hatten bereits gute Ansätze. Das neueste große Projekt, Herr Landwirtschaftsminister, unterhalb der Friedensburg in Radebeul hat hier Maßstäbe gesetzt.
Meine Damen und Herren! Wir brauchen zusätzliche Aufrebung. In anderen Weinbaugebieten gibt es Überproduktion, bei uns in Sachsen eigentlich nicht. Es ist erst einmal ein guter Ansatz, dass wir Aufrebung für 50 Hektar im verflossenen Jahr 2005 genehmigt bekamen. Aber wir brauchen weitere Pflanzrechte, die auch aus anderen Bundesländern erworben werden müssen. Wir könnten in Sachsen noch deutlich mehr von unserem Qualitätswein produzieren.
Natürlich, meine Damen und Herren, müssen die Winzer auch selbst Anstrengungen unternehmen, nicht nur bei der Kofinanzierung der Weinterrassen. Wir müssen vor allem die viel zu hohe Sortenvielfalt reduzieren – wir haben über 28 Sorten in ganz kleinen Weinlagen –, um die Qualität zu sichern. Wir müssen natürlich auch die Struktur der Weinberge an eine vernünftige Bewirtschaftung anpassen und, meine Damen und Winzer, – –
Meine Damen und Herren, liebe Winzerinnen und Winzer, hoffe ich, wir haben natürlich auch im Weinbau das Problem der alternden Gesellschaft. Wenn Sie die 3 600 Hobbywinzer sehen, so ist der Altersdurchschnitt sehr hoch; und unser Problem – eines der Hauptprobleme wie überall – ist: Wie gewinnen wir in diesem Bereich Nachwuchs?
Es gibt noch ein anderes Problem, das uns sehr bewegt: Wir müssen dieses Wirtschaftsgut, den Wein aus Sachsen, vermarkten und bewerben. Hier arbeiten wir gut mit dem Tourismusverband zusammen und es gibt auch Synergieeffekte. Wenn beispielsweise der Geschäftsführer unseres sächsischen Weinbauverbandes und der Geschäftsführer des Tourismusverbandes „Elbland“ ein und dieselbe Person ist, so ist dies, denke ich, vernünftig.
Wir bewerben unseren Wein in Sachsen. Eine positive Nachricht für alle Fußballfreunde: Der DFB hat sich
bereits positioniert. Zur Weltmeisterschaft wird es nur deutsche Weine geben. Es werden also offiziell nur deutsche Weine ausgeschenkt – ich hoffe, auch Weine aus Sachsen. Unsere Werbestrategie ist jedoch noch eine andere: Wir setzen vor allem auf das Thema „Weine aus Sachsen – eine Rarität aus Sachsen“, also die Seltenheit als besonderer Vermarktungshintergrund.
Meine Damen und Herren! Eine Bitte bzw. Forderung, die wir diskutieren müssten, ist vor allem die Weinbauforschung. Wir haben in Sachsen keine eigene Weinbauforschung, und ich meine, dass wir darin mit anderen Forschungsstandorten kooperieren können. Wir brauchen natürlich so etwas wie anwendungsorientierte Forschung im Weinbaubereich. Deshalb würde ich darum bitten, sehr geehrter Herr Landwirtschaftsminister, dass wir die Landesanstalt für Landwirtschaft mit in die Pflicht nehmen, um diese Lücke zu füllen.
Ich weiß nicht, Herr Präsident, ob ich gleich auf den Änderungsantrag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingehen soll.
Der Fraktion geht es hierbei vor allem darum, dass wir über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau in Sachsen informiert werden; denn in der Begründung wird auf den Vortrag von Herrn Prof. Stock vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung auf dem letzten Weinbautag Bezug genommen. Die Antwort ist relativ simpel: Der Wein gehört zu den Gewinnern im Klimawandel. Das Weinbaugebiet wird sich, wenn sich der Klimawandel so einstellt, wie es die Wissenschaftler vermuten, ausweiten lassen. Es wurde dort formuliert, dass Weinbau in 20, 30, 40 oder 50 Jahren sogar in Südschweden möglich wird. Dies bedeutet für uns in Sachsen, dass wir mehr Wein und andere Sorten anbauen können, wenn wir wollen.
Herr Dr. Rößler, geben Sie mir Recht, wenn ich sage, dass der Klimawandel nicht nur Einfluss auf die Erwärmung und damit auf die Produktivität und Effizienz des Weinanbaus hat, sondern zum Beispiel auch auf das Verhältnis zwischen Schädlingen und Nützlingen?
Dies war ein sehr wichtiges Thema des Vortrages von Herrn Prof. Stock. Ich würde Ihnen sogar den Vorschlag machen, dass wir Ihnen den Vortrag zukommen lassen. Das ist überhaupt kein Problem. Es ist so, dass es mehr Schädlinge gibt, aber es gibt natürlich auch im ökologischen Weinbau abgestimmte Bekämpfungsmethoden. Der Einsatz von Nützlingen ist
Ihnen ja bekannt – ein wunderbares Wort. Also, man muss es im Zusammenhang sehen. Wir sollten dies hier nicht vertiefen, und ich biete Ihnen an – ich denke, auch im Namen des Ministeriums –, dass Sie den Vortrag von Herrn Prof. Stock erhalten.
Mir bleibt am Schluss nur eines: der Dank an die sächsischen Winzerinnen und Winzer. Sächsischer Weinbau funktioniert nur im Zusammenspiel der großen Erwerbswinzer und der 3 600 Hobbywinzer. Alle, denen etwas an der Entwicklung der Bürgergesellschaft – gerade in den neuen Ländern – und am Engagement der Menschen für ihre Heimat liegt, sollten diese Gemeinschaft von Winzern, insbesondere auch die Hobbywinzer, unterstützen. Deshalb bitte ich dieses Hohe Haus, in seiner Unterstützung des sächsischen Weinbaus nicht nachzulassen. Ich hoffe, Herr Kollege Zastrow, Sie sind zufrieden. Ich weiß, dass Sie auch ab und zu gern eine Flasche Weißwein „Müller-Thurgau“ trinken; sie sei Ihnen gegönnt.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mein Vorredner ist bereits ausführlich auf die Bedeutung und die besondere Situation im sächsischen Weinbau eingegangen. Das alles kann ich nur unterstreichen. Ich möchte jedoch noch einige Fakten nennen.
Der sächsische Wein spielt in Deutschland zwar nur eine sehr kleine, aber eine feine Rolle. Er ist eine Rarität. Nur 0,2 % der deutschen Weine werden überhaupt in Sachsen gekeltert. Das heißt auch: Im kleinsten deutschen und nordöstlichsten Weinanbaugebiet Europas wird Qualität und nicht Quantität erzeugt, und dies verdanken wir den sächsischen Weinbauern.
Bei deutschen Discountern sehen wir jedoch vor allem Weine aus dem Ausland in den Regalen. Riesling aus Sachsen – hier übrigens eine beliebte Rebsorte – sucht man dort vergeblich. Gott sei Dank, möchte man sagen; denn Qualität hat ihren Preis und kann nicht für 1,50 Euro verramscht werden. Auch ökologisch erzeugter Wein spielt in Sachsen mittlerweile eine Rolle, und hier stellt sich die Qualitätsfrage noch einmal völlig neu. Hierin sehe ich noch viel Potenzial und denke, dass Förderung und Neueinstieg in den ökologischen Anbau auch in diesem Bereich weiterhin möglich sein müssen.
Die Landschaft im Elbtal ist geprägt von den Weinbergen. Dazu gehören auch die im Antrag genannten Trockenmauern, zu deren Erhalt und Förderung der Freistaat sich bereits bekannt hat. Die Diskussion um die zukünftige Förderung ist jedoch insgesamt vor dem Hintergrund der neuen EU-Förderperiode und unter dem Gesichtspunkt „neue Herausforderung für die europäischen Winzer“ zu sehen. Der sächsische Weinbau ist auf einem guten Weg.
Er braucht – auch im Zusammenhang mit der Förderung des Tourismus – unsere Unterstützung, und dies nicht nur in finanzieller Hinsicht.
Wein kann bekanntlich auch die Gesundheit fördern – und vielleicht sogar den Sport. Zumindest empfiehlt die deutsche Weinkönigin den Fußballern der Nationalmannschaft ein Glas Riesling, um – so lautet die Begründung – vielleicht etwas spritziger zu werden.