Ganz zum Schluss möchte ich aber noch einmal auf die grundlegende Frage eingehen, bei der ich wirklich ein Problem mit Ihrer Argumentation habe, nämlich die Frage Klimawandel ja oder nein. Ich möchte Ihnen da zwei Bücher ans Herz legen, die mich sehr stark bewegt haben. Das ist zum einen das Werk „Kollaps“ von Jared Diamond, ein sehr bekannter Anthropologe aus den USA. Er beschreibt darin, wann Gesellschaften überleben oder untergehen. Er reflektiert die letzten 5.000 Jahre der Menschheit und zeigt genau, wo durch Klimawandel Gesellschaften untergegangen sind oder in schwere Schieflagen geraten sind, denn manchmal ist es nicht der Klimawandel allein, sondern Revolutionen, Umstürze, die ausgelöst werden, Chaossorgen, die nachher eine Gesellschaft zu Fall bringen. Wenn ich so etwas lese und der Überzeugung bin, dass es so etwas gibt, es nur nicht von Menschen gemacht ist, muss ich mir doch umso mehr Gedanken machen, wie ich dem vorbeugen kann!
Ein anderes Buch, das in die gleiche Richtung geht, stammt von Brian Fagan: „Die Macht des Wetters: Wie Klima die Geschichte verändert“. Auch hier kann man genau nachverfolgen, wie gefährlich das Ganze ist.
doch einfach den Klimawandel kommen, lass ihn einfach an bestimmten Orten passieren, das war in der Geschichte schon immer so! Wenn das so zufällig ist, wie es jetzt gerade passiert - und es ist ja nachweisbar, dass wir einen sehr starken Anstieg der Temperaturen haben -, müssen wir wirklich von einer menschenverachtenden Ideologie ausgehen, wenn wir nicht dagegen kämpfen wollen, dass in anderen Regionen Menschen Probleme haben.
Auch wenn wir sagen, wir können den Klimawandel nicht beeinflussen, wenn das Ihre Logik ist, müssen Sie wenigstens einmal sagen, was Sie machen wollen, um andere Teile der Welt zu unterstützen. Wenn nicht, tut es mir leid, dann brauche ich hier gar nicht mehr zu argumentieren, dann haben wir eine grundsätzlich andere Vorstellung davon, was Politik für die Menschen ist. - Vielen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich bitte um Ablehnung dieses Antrages.
Ich danke Ihnen, Herr Abgeordneter. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der AfD-Landtagsfraktion Drucksache 16/948. Wer für die Annahme der Drucksache 16/948 ist, den bitte ich, eine Hand zu erheben. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Ich stelle fest, dass der Antrag Drucksache 16/948 mit Stimmenmehrheit abgelehnt ist. Zugestimmt haben die Mitglieder der AfD-Landtagsfraktion, dagegen gestimmt haben alle übrigen Abgeordneten.
Beschlussfassung über den von der AfDLandtagsfraktion eingebrachten Antrag betreffend: Auf- und Ausbau eines Förderschulsystems für Sonderbegabte (Drucksache 16/949)
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn auch der Aufruf dieses Themas, dieses Antrags beim Bildungsminister Heiterkeit hervorgerufen hat, so hindert mich das trotzdem nicht daran, eine Leistung zu würdigen, die er mit seinen Mitarbeitern und Mitstreitern - aber er an der Spitze - erreicht hat. Es ist keine Kleinigkeit, von 627 Millionen Euro für
den Haushalt Bildung auf über 1 Milliarde zu kommen, nämlich 1.050.000.000 Euro. Ich nehme mal an, dass diese Zahlen stimmen. Dass die 1 Milliarde stimmt, das weiß ich sicher; ich habe ja selber über den Haushalt mitbestimmt. Das ist eine Leistung. Wenn er sagt, er will die Schulen zukunftsfähig machen, dann sollten wir ihm es zuerst einmal glauben. Wenn er sagt, im nächsten Jahr werden es noch 50 Millionen Euro mehr, dann ist das sehr wünschenswert. Vielleicht kommt dann auch der ein oder andere Antrag von uns mal zur Geltung, denn er hat ja gesagt, das Schulsystem soll zukunftsfähig werden.
Ich habe diesen Antrag - das ist mir auch schon vorgeworfen worden - bereits in verschiedenen Aspekten, denn man kann ja nicht immer global kommen, nach vorne bringen wollen. Das ist aber immer abgelehnt worden. Ich erinnere mal an Folgendes: „Gründung einer Schule für begabte und motivierte Kinder und Jugendliche“, „Schaffung eines schulischen Systems für sonderbegabte Kinder“, „Auf- und Ausbau eines Sonderschulsystems für sonderbegabte Kinder“, „Aufbau eines Schulwesens für sonderbegabte Kinder analog dem Fördersystem für behinderte Kinder“, „Schaffung eines Systems zur Erkennung von Sonderbegabungen bei Schülern und Schülerinnen“, „Befragung zur Weiterbildung im Themenbereich Sonderbegabte Schüler und Schülerinnen“, „Auf- und Ausbau eines Förderschulsystems im Saarland - Welche Schulleiter sind bereit eine solche Schule zu leiten?“ - All das waren Anträge.
Sie haben leider die Wichtigkeit dieses Themas, die für mich ohne jede Frage besteht, bisher nicht in dem Maße anerkannt und haben all diese Anträge abgelehnt. Trotzdem möchte ich mich noch einmal an Herrn Commerçon wenden, der ja auch gesagt hat, dass, wenn man etwas einmal bringt und es abgelehnt wird, man es noch ein zweites Mal bringen soll. Wenn es dann angenommen wird, dann ist es prima. Ich gehe da noch einen Schritt weiter. Ich bringe es so oft, bis es angenommen wird. Das kann zweimal, fünfmal oder zwanzigmal sein, weil ich hier nicht als Alibipolitiker sitze, der einen Antrag einbringt, um den Leuten zu sagen, ich bin ja dafür, aber die anderen haben es abgelehnt. Nein! Ich bin ein Politiker, weil ich an die Sachen, die ich hier vortrage, glaube. Ich glaube für unsere Kinder und Enkel daran. Das ist ein sehr wichtiger Punkt.
Ich kann heute mit Erlaubnis des Präsidenten aus der WELT AM SONNTAG vom 23. Juni 2019 zitieren. Das sind ein paar Informationen, und es ist vielleicht ganz gut, wenn man das mal hört: Von Hochbegabung spricht man, wenn ein Kind in Intelligenztests sehr gut abschneidet und zu den 2 Prozent seines Geburtsjahrganges gehört. In der Regel ent
spricht das einem Intelligenzquotienten von 130 aufwärts. Hochbegabung nur anhand dieses Wertes zu messen, ist allerdings umstritten. Manche Experten werben für ein breiteres Verständnis. „Die klassische Definition von Hochbegabung sollte man vorsichtig verwenden“, sagt Christian Fischer, Begabungsforscher an der Universität Münster. Der Professor für Erziehungswissenschaft hält es für sinnvoller, mindestens die besten 10 bis 15 Prozent eines Jahrgangs zu den besonders Begabten zu zählen. - Das sind alles Definitionssachen, da kann man rauf- und runtergehen. Insofern hat der Professor sicher recht. Dann kam noch ein Satz: Kinder könnten zudem nicht nur im Bereich der Intelligenz herausragen. Auch überdurchschnittlich soziale oder emotionale Kompetenz sei eine Art von besonderer Begabung. Das ist ja der Punkt, den wir schon seit Langem bringen. Wir sagen, es gibt nicht nur soziale oder emotionale Kompetenz, sondern sehr viele Arten von besonderer Begabung.
In allen Bereichen der Begabung gibt es Sonderbegabungen. Eine Gesellschaft tut gut daran, diese Sonderbegabungen zu fördern. Ich habe mal ein paar aufgeschrieben, das ist natürlich keine vollkommene Liste. Ich habe erst mal aufgeschrieben, was jeder gleich denkt: Mathe und Naturwissenschaften, dann aber auch Sprachen, Sport in den verschiedenen Sportarten, bildende Kunst, Malen und Zeichnen, Musik, Chor, Orchester - dort gibt es ja auch viele Musikinstrumente, es ist also breit gefächert -, soziale Kompetenz - was der Professor eben genannt hat -, handwerkliche Kompetenz - sehr, sehr wichtig -, Kompetenz im Handel - auch sehr wichtig. Sie merken schon, dass diese Liste ohne jede Schwierigkeit fortgeführt werden könnte. Das ist ein unerschöpfliches Reservoir.
Dieser Antrag will nichts anderes, als dass man einfach nur einmal versucht, Methoden zu finden, diese Begabungen bei unseren Kindern festzustellen. Das ist schon gar nicht so einfach. Man muss es machen und dann zusehen, wie man diese Kinder fördert. Ich habe selber einmal erlebt, dass ich einen Schüler hatte, der in den Fächern nicht sehr stark war. Man kann also sagen, er war schwach. Er hatte aber eine hohe soziale Kompetenz. Das Arbeitsamt ist zu mir gekommen und hat gefragt, ob ich wüsste, was man mit diesem Buben machen könnte. Ich habe gesagt, ehrlich gesagt fällt mir da nichts ein. Die Frau vom Arbeitsamt hat dann erwidert, dass er es mal mit Konditor versuchen sollte. Sie hat mich gefragt, ob ich gesehen habe, wie gut er knetet. Ich bin selbst kein Künstler und habe das nicht bemerkt. Er hat Tiere in der Bewegung geknetet, das war ganz toll. Ich bin mit ihm zum Konditormeister nach Eppel
born gegangen, der ihn probeweise aufgenommen hat. Er ist später zu einem hervorragenden Konditor geworden. Das ist nur ein einziges Beispiel.
Es ist heute schon einiges zitiert worden, ich möchte zum Schluss auch noch zitieren, das passt also: Die reinste Form des Wahnsinns ist, alles beim Alten zu lassen ‑ ‑
Herr Thielen, es ist ja sehr schön, dass ich Sie so erheitern kann. Ich habe eben einige Male ein paar Tränen unterdrückt, als Sie hier gesprochen haben.
Also, die reinste Form des Wahnsinns ist, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert. - Vielleicht kennen Sie es schon, es ist von Albert Einstein. - Herzlichen Dank.
Ich danke Ihnen, Herr Fraktionsvorsitzender. Ich eröffne die Aussprache. - Ich erteile Herrn Abgeordneten Renner das Wort.
Meine Damen und Herren! Die reinste Form des parlamentarischen Wahnsinns sind die Beiträge und Anträge von Herrn Dörr zum Thema Sonderbegabungen. Sie haben die Titel Ihrer Anträge genannt. Es waren insgesamt acht, am 19. September 2018, am 23. Oktober 2018, am 16. Januar 2019, am 13. Februar 2019, 10. April 2019, 15. Mai 2019, 19. Juni 2019. Ich erwähne die Daten ‑ ‑
Wissen Sie, auf Sie brauche ich mich nicht mal vorzubereiten. Das geht schon so. - Ich füge die Daten Ihrer Rede hinzu, damit das alle Kolleginnen und Kollegen noch einmal in den entsprechenden Protokollen nachlesen können. Im Übrigen bitte ich um Ablehnung des Antrages.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe nun ja das große Glück, dass mir so die Gelegenheit gegeben ist, allein und in Ruhe zu sprechen. Denn Sie haben ja untereinander vereinbart, dass Sie bei Anträgen von uns nur noch mit einer Stimme antworten.
Damit haben Sie sich um eine Menge Redezeit gebracht, das kann uns nun aber wirklich nichts ausmachen.
Ich stelle Ihnen nun nur eine einzige Frage, mehr mache ich nicht: Was werden Sie Ihren Kindern in zehn Jahren, in 15 Jahren, in 20 Jahren sagen, wenn die Sie fragen, warum Sie eine so offensichtliche Sache hier immer abgelehnt haben? Warum Sie diese offensichtliche Sache, nämlich dass die Kinder, die besonders begabt sind, auch besonders gefördert werden sollten, immer ablehnen? Dass Sie es abgelehnt haben, obwohl Sie doch wissen mussten, dass Sie aus mindestens zwei Gründen hätten zustimmen müssen?
Einer dieser Gründe ist die Gerechtigkeit: Sie müssten für diese sonderbegabten Kinder, die ja dasselbe Recht haben, anlagengemäß beschult zu werden, Entsprechendes einsetzen wie für die behinderten Kinder. Zweiter Grund: Sie arbeiten derzeit hier daran mit, dass die - sagen wir es einmal, auch wenn es ein Wort ist, das man nicht mehr gerne hört - Elite auf der breiten Ebene nicht gefördert ist. Diese Elite sorgt aber dafür, dass das Saarland leben kann und dass die anderen Kinder auch noch in zehn oder 20 Jahren gefördert werden können. Diese Elite muss das Geld verdienen, damit das noch möglich ist. Das müssen Sie Ihren Kindern, das müssen Sie den Enkeln dann erklären! Bitte überlegen Sie schon einmal, wie Sie das machen wollen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der AfD-Landtagsfraktion Drucksache 16/949. Wer für die Annahme der Drucksache 16/949 ist, den bitte
ich, eine Hand zu erheben. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Ich stelle fest, dass der Antrag Drucksache 16/949 mit Stimmenmehrheit abgelehnt ist. Zugestimmt haben die Mitglieder der AfD-Fraktion, abgelehnt haben die Mitglieder der Regierungskoalition und der DIE LINKE-Landtagsfraktion.
Beschlussfassung über den von der AfDLandtagsfraktion eingebrachten Antrag betreffend: Zusatzausbildung für Grundschullehrer und Angleichung der Löhne an die der anderen Lehrer (Drucksache 16/950)
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wie Sie wissen - und es macht mir auch nichts aus, das immer wieder zu sagen -, habe ich lange in Förderschulen gearbeitet. Ich habe mir dabei die Entscheidung, ein Kind für die Förderschule zu empfehlen, nie leicht gemacht. Ich habe mich immer ernsthaft gefragt, ob es nicht vielleicht besser wäre, dass dieses Kind in der Grundschule, in der Regelschule, verbleibt. Mit der Zeit habe ich mich auch immer öfter gefragt, wie eigentlich eine Grundschule aussehen müsste, die es erlaubt, ein Kind, das behindert ist, das beeinträchtigt ist, in der Grundschule zu unterrichten. Schon früh gelangte ich zur Ansicht, dass möglichst viele Grundschullehrer eine heilpädagogische Zusatzausbildung haben sollten. Würde man dann in der Grundschule nach dem Vorbild der Förderschulen arbeiten, könnten viele Kinder in ihrer Heimatsschule bleiben.
Zu einer wichtigen Zeit meiner beruflichen Laufbahn war Professor Diether Breitenbach Kultusminister im Land. Professor Breitenbach hat seinerzeit begonnen, die integrative Unterrichtung von förderschulbedürftigen Kindern in Regelschulen zu organisieren. Er hat dabei ergänzenden Sachverstand gebraucht, deshalb wurden Lehrerverbände, Elternverbände und andere eingeladen. Ich hatte die Ehre, dass er mich als Einzelperson, ohne Etikett, in diese Kommission zur integrativen Unterrichtung berufen hat, weil er mich gekannt hat. Ich habe damals dem Herrn Professor Breitenbach gesagt: Ich mache mit, aber nur, wenn ich auch gleichzeitig in einer Kommission mitarbeiten darf, in der es darum geht, die Grundschule neu zu gestalten. - Dem hat er zugestimmt, ich war also in diesen beiden Kommissionen.