Wir kommen nun zur Hauptproblemstelle, dem Fachkräftemangel bei den Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern. Deutschlandweit gibt es dieses Problem. Wir haben früh Antworten gesucht, es
wurden auch welche gegeben. Der Bildungsminister hat im Ausschuss mehrfach dargestellt, dass in den nächsten Jahren Entspannung eintreten soll. Uns freut besonders, dass die Wechselprüfung, die wir im letzten Jahr angekündigt hatten, nun durchgeführt wird. Das Konzept wurde vorgestellt. Im kommenden Schuljahr kann es dann greifen. Dieses Konzept beinhaltet, dass Lehrerinnen und Lehrern mit einer anderen Fachausbildung, etwa für die Gemeinschaftsschule oder das Gymnasium, die aber in der Grundschule sind, eine Perspektive ermöglicht wird. Über eine zusätzliche Qualifikation können sie eine Beamtenstelle in der Grundschule anstreben und dort fest eingesetzt werden. Es wird natürlich genauer hingeschaut, welche Lehrerinnen und Lehrer infrage kommen. Das ist ein gutes Signal für die Grundschulen.
Der Fachkräftemangel tritt auch bei den Förderschulen auf. Hier sind ähnliche Konzepte gefordert, die auch auf den Weg gebracht werden. Es muss an der einen oder anderen Stelle weiterhin Überbrückungslösungen geben, um die Schulen zu personalisieren. Bei den Förderschulen haben wir als Große Koalition deutliche Akzente gesetzt. Ich möchte ein wichtiges Projekt darstellen. Es geht um die Neugründung einer zusätzlichen Förderschule für soziale Entwicklung im Regionalverband. Diese neue Schule wird es geben. Im Haushalt sind acht zusätzliche Planstellen enthalten, ab 2020 wird es eine zusätzliche Stelle im Bereich Erzieher und Schulsozialarbeiter geben. Das ist ein wichtiges Signal und wird der Einstieg für diese neue Schule sein. Man ist momentan dabei, einen Standort zu suchen. Mein Appell und meine Bitte sind, dass wir dies zusammen angehen, um für das Schuljahr 2020/2021 einen entsprechenden Standort fit zu machen, sodass dort die ersten Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden können. Ich bin guter Dinge, dass wir das gemeinsam schaffen.
Wir haben eben mehrfach gehört, dass die Zahl der Kinder mit sozial-emotionalem Förderbedarf stark angestiegen ist. Die Förderung beginnt im Kindergarten und setzt sich fort. Es gibt immer wieder Möglichkeiten, hier zu reagieren, aber oft kommen diese Kinder an ihre Grenzen, sie werden auch ausgegrenzt. Es ist ganz schwierig, sie im Regelsystem zu halten. Daher ist es wichtig, Strukturen zu schaffen, um diesen Kindern zu helfen und sie in ihrer Persönlichkeit zu stärken. Das soll an einer solchen Schule auf den Weg gebracht werden.
Ein zusätzliches wichtiges Signal ist die Gründung des eigenständigen Studienseminars für Sonderpädagogik, das bereits kräftig arbeitet, das die zukünftigen Förderschullehrerinnen und -lehrer fit macht für die Herausforderungen, die wir in den Schulen haben, und das sie auch fit macht für die Inklusion.
Ich komme zu den Sprachförderklassen. Diese Thematik sind wir in diesem Schuljahr angegangen. Es gibt zwei Standorte, eine Sprachförderklasse in Merzig und eine in St. Wendel. Hier werden sprachbeeinträchtigte und sprachbehinderte Kinder in der Kleingruppe unterrichtet und fit gemacht für die Regelschule. Wir setzen genau da an, wo es wirklich wichtig ist, dass nämlich die Kinder nah am Kindergarten, am besten schon im Kindergarten von speziell ausgebildeten Fachkräften geschult und vorbereitet werden auf das, was danach kommt. Wir waren in Merzig und St. Wendel gewesen. Ich kann allen, die daran mitgewirkt haben, ein riesengroßes Kompliment aussprechen, natürlich auch dem federführenden Ministerium, das tatkräftig unterstützt, damit ein neues, inklusives Konzept auf den Weg gebracht wird. Die Kinder erleben dort neben der Kleingruppe auch die Inklusion in einer größeren Gruppe, indem sie zusammen Sport treiben, zusammen singen oder malen, um dann nach und nach in die Heimatgrundschule inkludiert zu werden.
Diesen Weg möchten wir fortführen. Für das kommende Schuljahr sind zwei zusätzliche Standorte geplant. Zwei Landkreise sollen Standorte ermitteln, um dort jeweils eine weitere Sprachförderklasse, insgesamt also zwei Sprachförderklassen, an den Start zu bringen, sodass wir im Saarland insgesamt eine Vernetzung und die nötige Struktur haben, um den Kindern zu helfen und sie zu unterstützen.
Ich komme zu den Gemeinschaftsschulen. Wir haben eben wieder gehört, dass es vor nicht allzu langer Zeit Brandbriefe und Hilferufe aus den Gemeinschaftsschulen gegeben hat. Es wurde mit dem Projekt „Schulen stark machen!“ reagiert. Ich möchte an dieser Stelle das Thema Schulsozialarbeit noch einmal kurz ansprechen und darauf eingehen, was der Kollege Müller eben von sich gegeben hat. Anders kann ich es wirklich nicht sagen. Es hat mich wirklich schockiert und wahnsinnig geärgert, Herr Müller. Als es um den Haushalt im Bereich Soziales ging, haben Sie ernsthaft gefordert, die Schoolworker abzuschaffen beziehungsweise diesen Titel komplett abzuräumen und auf null zu setzen. Das ist ein völlig falsches Signal. Wir können stolz darauf sein, dass im gesamten Saarland eine Struktur der Schoolworker geschaffen wurde, weil die Kollegen vor Ort und die Kinder diese Schoolworker benötigen. Die sind im Prinzip der Einstieg und der Kontakt in die Familie. Sie unterstützen, beraten und helfen, wenn es um Probleme geht. Von daher ist es wichtig, dass dieses Projekt konsequent fortgeführt wird.
Ich möchte an der Stelle auf die Titelgruppe 72 mit dem Einstieg in multiprofessionelle Teams eingehen. 2,5 Millionen sollen von uns auf den Weg gebracht werden. Das ist ein ganz wichtiges Signal in alle Schulen. Es ist wichtig, dass wir diesen Weg an den Projektschulen beginnen, um Schulen stark zu machen. Wir müssen aber auch an die Fläche denken. Wir sollten weiterhin ernsthaft über Beratungszentren nachdenken, damit auch der ländliche Raum merkt, dass die Lehrer die Entlastung bekommen, die sie benötigen. Es ist aber ein ganz wichtiges Signal, das Kollegium der Zukunft ab dem kommenden Schuljahr anzugehen. Darauf können wir wirklich stolz sein. Die Lehrer werden die Entlastung bekommen, die sie verdient haben.
Ich spreche noch den Bereich Ganztag an. Im gebundenen Ganztag haben wir mittlerweile 31 echte gebundene Standorte. Die Große Koalition wird diesen Weg fortführen. Dort wo es sinnvoll ist, wo der Standort, die Kommune, die Eltern, die Lehrer sich auf den Weg in den gebundenen Ganztag machen wollen, stehen wir an ihrer Seite und unterstützen dies. Die Haushaltsmittel dafür stehen bereit.
Gleichzeitig ist es genauso wichtig, den Bereich FGTS - der freiwillige Ganztag - im Blick zu haben. Das ist weiterhin der Schwerpunkt im Saarland. Viele Familien wünschen sich diesen freiwilligen Nachmittagsbereich. Von daher sind wir froh, dass wir ab dem kommenden Schuljahr das angesprochene Modellprojekt angehen können. Wir ermitteln fünf Modellstandorte, die Elemente des gebundenen Ganztags implementieren, damit wir eine andere Rhythmisierung und die Lehrer haben. Das möchte ich an der Stelle ganz klar betonen.
Ein gutes ganzheitliches Konzept in der Schule auch in der freiwilligen Nachmittagsbetreuung ist nur möglich, wenn die Lehrerinnen und Lehrer - die Personen, die vormittags da sind und die die Nahtstelle in den Nachmittag abbilden - gemeinsam mit den Erzieherinnen und Erziehern und weiteren Fachkräften - Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen - an einem Strang ziehen. Gerade die Kinder, die aus problembehafteten Familien kommen, benötigen nämlich den erforderlichen Raum und Unterstützung. Das wird mit diesem Modell der Fall sein. Das möchten wir zwei Jahre lang ausprobieren, um zu zeigen, dass sich der FGTS-Bereich weiterentwickelt. Das ist ein wichtiges Signal für unsere Kinder.
Ich komme zum Abschluss. Zu den Kitas haben wir schon einiges gehört. Es ist ein wichtiges Signal, wenn die Eltern entlastet und gleichzeitig die freien Mittel in Qualität investiert werden. Dieser Weg soll fortgesetzt werden in den Schulformen im Bereich des multiprofessionellen Teams. Ich habe eben ausführlich darüber berichtet. Ich kann abschließend sa
gen, die Landesregierung hat sich intensiv Gedanken gemacht, wie sie unsere Bildungseinrichtungen für die Zukunft fit macht. Wir sollten diesen Weg gemeinsam angehen. Ich bitte daher um Zustimmung zum Einzelplan 06. - Vielen Dank.
Ich danke dem Abgeordneten und rufe auf für die AfD-Landtagsfraktion Herrn Fraktionsvorsitzenden Josef Dörr.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Haushalt sind 1,1 Milliarden Euro für Bildung und Kultur eingestellt, und das ist gut so. Es ist viel Geld, aber es ist nicht zu viel Geld. Es wurde hier schon gesagt - das kann ich nur bekräftigen -, das Geld ist zum großen Teil investiert in unsere Kinder und somit in unsere Zukunft, natürlich auch in die Zukunft unserer Kinder.
Das Ziel der AfD - das haben wir schon formuliert, das steht auch in unserem Programm - ist, aus dem Saarland eine Bildungshochburg zu machen, nach dem Motto: Die beste Schule ist für unsere Kinder gerade gut genug. Davon sind wir aber noch sehr weit entfernt. Der Kollege Wagner, den ich sehr schätze und der hier meistens aus eigener Erfahrung immer sehr sachlich vorträgt, hat meine auch sehr geschätzte Kollegin Barbara Spaniol gescholten, weil sie kein Konzept vorgelegt hat. Das ist natürlich der Unterschied zwischen Opposition und Regierung. Die Opposition kritisiert zunächst einmal. Frau Spaniol hat immerhin das Verdienst, dass sie die Lage im Saarland schonungslos und realistisch offengelegt hat. Es sind Wörter vorgekommen wie Notstand, Misere, die Lehrer sind am Limit. Ich sage, die sind zum Teil sogar über dem Limit. Ich füge hinzu, das Schulsystem ist zum Teil ein Totalschaden, wenn ich an die Gemeinschaftsschule denke.
Es gibt natürlich auch Lichtblicke. So haben wir in unserem Land ein sehr gutes und gut funktionierendes Förderschulsystem aufgebaut für verschiedene Behinderungsarten. Wir haben Förderschulen für Blinde, Gehörlose, körperbehinderte Kinder, Kinder mit Sprachstörungen, geistig behinderte Kinder und für erziehungsschwierige Kinder. „Erziehungsschwierig“ haben wir früher gesagt, heute haben wir die Bezeichnung „sozial-emotional schwierig“. Es gibt ebenso Förderschulen für leichte Behinderungsformen: für Sehschwache, Schwerhörige, Lernbehinderte und so weiter. Es gibt auch ambulanten Sprachheilunterricht.
Das ist ein sehr gutes System. Wir können die vergangenen Regierungen dafür loben und auch die jetzige, die das aufrechterhält. Ebenso loben wir die
vielen Lehrpersonen, die am Aufbau dieses Förderschulsystems über Jahrzehnte aktiv teilgenommen haben. In diesen Schulen werden die Kinder von eigens dafür ausgebildeten, besonders motivierten Lehrpersonen betreut. Die kümmern sich um sie. Die bilden sie aus.
Wir haben das rücksichtslose Zusammen-Unterrichten von Kindern mit großen Begabungsunterschieden durch die Schaffung eines leistungsfähigen Förderschulsystems überwunden, um auch den schwachen Kindern anlagengemäße Bildung zukommen zu lassen. Das Förderschulsystem ist gut und hat sich bewährt. Es muss erhalten bleiben. Es muss gepflegt werden. Warum dann der Rückschritt zur sogenannten Inklusion, von der wir ja herkommen?
Die nun propagierte Inklusion ist ein Sparmodell, denn von diesen multiprofessionellen Teams - oder wie immer sie heißen - wird viel gesprochen, aber sie kommen nicht so richtig voran. Außerdem bezweifle ich - ich war lange genug Schulleiter, ich kenne das ein wenig -, dass alle Lehrer so glücklich sind, wenn sie die verschiedensten Leute im Unterricht mitbetreuen müssen. Das betrifft nicht nur die Schüler, sondern auch noch die Multiprofessionellen.
Bei der Inklusion finden Versuche am wehrlosen Kind statt. Die Lebenschancen von ohnehin benachteiligten Kindern werden mutwillig zerstört. Deshalb sind wir nach wie vor uneingeschränkt für das sofortige Beendigen dieses Versuchs der Inklusion an unseren Schulen. Wir haben allerdings hier im Saarland ein gewisses Ungleichgewicht. Auf der einen Seite haben wir Förderschulen für unsere schwachen und benachteiligten Kinder, auf der anderen Seite fehlen aber Angebote für unsere besonders begabten Kinder. Da hilft auch kein gelegentliches Sommerlager
mit wenigen Kindern und Jugendlichen oder irgendwelche Untersuchungen. Wir brauchen eine breit angelegte systematische Förderung unserer besonders begabten Kinder, am besten in eigens dafür eingerichteten Schulen.
Die Kinder, die diese Schulen später verlassen, bezahlen auch die Schulen für die anderen, benachteiligten Kinder, die nicht selbst für sich aufkommen können.
In diesem Zusammenhang wird oft von Hochbegabung gesprochen. Das ist meiner Ansicht nach ein Begriff, der zu kurz greift, weil man sich dann immer
so ein Mathematik-Genie vorstellt, meistens noch Schachspieler oder so ähnlich. Nein, es geht um Sonderbegabte, und zwar in einem breiten Rahmen. Es gibt natürlich auch sonderbegabte Mathematiker, aber es gibt auch sonderbegabte Handwerker, Erfinder, Musiker oder Sportler, ganz breit gefächert.
Der Kollege Schäfer hat gestern einen Sportler genannt, der auch eine solche Sonderbegabung hat. Es ist wichtig, dass er früh gefördert wird. Im sportlichen Bereich geschieht das auch meistenteils. Es gibt Fußball-Jugendzentren und so weiter, nur in der Schule gibt es das nicht. Herr Renner meint ja, dass es das schon gibt, aber ich habe das noch nicht so in der Breite wahrgenommen.
Was Sonderbegabungen betrifft, gibt es natürlich keine Grenzen. Man kann nicht sieben Sonderbegabungen aufzählen und sagen, das war es dann. Die Wirklichkeit muss zeigen, welche Sonderbegabungen wir da haben.
Natürlich kann ein solches System nicht aus dem Boden gestampft werden. Für den Ausbau des Förderschulwesens für behinderte Kinder haben wir Jahrzehnte gebraucht. Aber jetzt ist das Förderschulwesen für behinderte Kinder da. Wenn wir Jahrzehnte brauchen, um ein solches Förderschulwesen aufzubauen, dann können wir nicht früh genug anfangen. Unser Vorschlag wäre: sofort anfangen. Dabei muss auf der ganzen Linie gleichzeitig begonnen werden. Man macht ja immer den gleichen Fehler. Man stellt sich vor, eine Sonderschule oder Förderschule für Sonderbegabte muss her, da wird ein Gebäude hingestellt, es kommen 20 Lehrpersonen rein, alles wird von Anfang an geregelt. So war das mit dem Aufbau des Förderschulwesens auch nicht. Da ist eine Klasse gebildet worden, die provisorisch in einem Schulhaus untergekommen ist. Das hat sich weiterentwickelt und den Bedürfnissen angepasst.
So kann man sich das auch bei diesem Förderschulsystem für Sonderbegabte vorstellen. Da muss mit allem gleichzeitig begonnen werden wie zum Beispiel der Schaffung einer Ausbildungsstätte für Personen an solchen Schulen. Wir haben die ja jetzt im Saarland für die Förderschulen für unsere behinderten Kinder. Davon war ja schon lange die Rede. Ich bin seinerzeit noch in Stuttgart ausgebildet worden, andere später in Mainz oder in Landau. Es ist eine gute Sache, dass wir im Saarland jetzt selbst ausbilden. Das müsste man dann für die Schule mit Sonderbegabten auch machen. Man müsste einen Lehrkörper für solche Schulen zusammenstellen, Bildungspläne erarbeiten, entsprechende Aufbauschulen gründen, Begabungspfadfinder einsetzen,
Ich habe das vor Kurzem schon einmal hier mitgeteilt und mache das wieder. Ich habe in der FAZ gelesen, dass VW sein Zentrum für Künstliche Intelligenz mangels verfügbarer deutscher Mitarbeiter in den USA und China errichtet. Da fragt man sich schon, was in Deutschland los ist. Gibt unser Bildungssystem nicht mehr die Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit? Hier heißt es gegensteuern, und zwar sofort.
Ein Förderschulsystem für unsere Kinder mit Behinderungen ist ein Gebot der Menschlichkeit. Ein Förderschulsystem für unsere Kinder mit Sonderbegabungen ist ein Gebot der Notwendigkeit. Einige Haushaltsvorschläge haben wir hierzu gemacht, aber denen ist es erwartungsgemäß so gegangen wie allen anderen. Sie sind von den Regierungsfraktionen abgelehnt worden.
Wir sind der Ansicht - das sage ich jetzt am Schluss wieder -, dass das Bildungsministerium mit Geld gut ausgestattet ist, aber die Kunst besteht jetzt darin, dieses Geld auch richtig einzusetzen. Das, was wir hier vorschlagen, wäre ein Weg dazu. - Danke schön.
Vielen Dank Herr Fraktionsvorsitzender. - Ich rufe für die CDU-Landtagsfraktion Herrn Abgeordneten Sascha Zehner auf.