Protocol of the Session on October 23, 2018

Man könnte hier spekulieren über tiefer liegende politische Absichten gemäß einem Kalauer aus früheren Zeiten, der da lautet: Sagt der Fürst zum Bischof: „Halte du sie dumm, ich halte sie arm.“ - Die Rolle des Bischofs hätte danach unsere heutige Kultur- und Bildungsindustrie. Den Verdacht kann man auch aus anderen Gründen durchaus haben.

(Sprechen bei der SPD.)

Nun zu unserem Antrag. Wir fordern, dass in saarländischen Grundschulen die Lehrmethode des Schreibens nach Gehör in ihrer Reinform wie auch in all ihren Unterarten und didaktischen Ansätzen sofort gestoppt und verboten wird und nur noch die bewährte Fibel-Methode zur Anwendung kommt. Danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall von der AfD.)

Ich danke Ihnen. - Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort Herrn Abgeordneten Jürgen Renner von der SPD-Landtagsfraktion.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich finde, dieser Antrag und die Debatte um den Sachverhalt sind kennzeichnend dafür, wie im Moment und schon seit einiger Zeit in dieser Republik Debatten laufen. Das, was Sie, Herr Abgeordneter Müller, erzählt haben, entspricht in keiner Art und Weise der Realität in diesem Land. Ich frage mich, welches Bild Sie eigentlich zeichnen von Schule, der schulischen Arbeit und vor allen Dingen von der Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer in diesem Land. Sie müssen einmal die Fakten zur Kenntnis nehmen und sich damit auseinandersetzen.

Das fängt schon an mit Ihrem Antrag: In den Grundschulen wird die Lehrmethode Schreiben nach Gehör, auch Lesen durch Schreiben genannt, abgeschafft und verboten. Da sind wir schon bei Fehler Nummer 1, denn die Methode heißt Lesen durch Schreiben, auch aus propagandistischen Zwecken genannt „Schreiben nach Gehör“. Es handelt sich dabei nämlich nicht um eine Methode zum Erwerb von Rechtschreibekompetenz, sondern um eine Methode zum Erwerb von Lesekompetenz. Das ist an dieser Stelle nicht ganz unwichtig, auch wenn ich die Methode in ihren Teilen und als Ganzes hier gar nicht verteidigen will.

(Abg. Müller (AfD) )

Nummer 2. Was als Methode in diesem Land nicht angewendet wird, kann auch nicht verboten werden, denn diese Methode wird als solche in diesem Land nicht angewendet.

Nummer 3. Sie erzählen hier von einer Studie, die Sie gelesen haben, wie Sie auf meinen Zwischenruf hin betont haben, und die jedenfalls bis Ende letzter Woche noch nicht veröffentlicht war. Vielleicht können Sie sie mir zur Verfügung stellen - das wäre ganz nett -, damit man sie beurteilen kann.

Ich finde es ein bisschen merkwürdig, wie in dieser Republik eine Debatte über eine Studie losgetreten wird, von der ein Leitsatz bekannt ist, sozusagen „Fibel besser als Schreiben nach Gehör“, und alles plappert nach. Genauso ist es bei Ihnen. Sie plappern, anstatt zu denken. Das macht das Ganze in der bildungspolitischen Debatte etwas schwierig.

(Zuruf des Abgeordneten Müller (AfD).)

Nein, Herr Müller. Was Sie hier betreiben, das wollen wir einmal klar festhalten, ist keine seriöse Volksvertretung, sondern das ist dreiste Volksverdummung. Ich glaube, das muss man Ihnen entgegenhalten. Die Debatte ist Teil einer Kampagne, die weder Lehrpläne noch wissenschaftliche Befunde noch Veränderungen in der Lebenswelt noch konkret gemachte Erfahrungen im Schulalltag zur Kenntnis nimmt. Das ist Fakt.

(Beifall bei den Regierungsfraktionen.)

Ich habe Ihnen ja gesagt, im Saarland wird die Methode als solche nicht angewandt. Im Übrigen wird sie in kaum einem Bundesland als solche angewandt, allenfalls didaktische Ansätze wie die Anlauttabelle. Von daher ist es nun wirklich eine Debatte, die ein bisschen an der Realität vorbeiläuft. Es wird ein Glaubenskrieg, ein Kulturkampf entfacht, diese Methode gegen jene Methode, Lesen und Schreiben gegen die Fibel. Ich finde, das ist absurd. Der Ruf nach einsamen Lösungen darf den Blick auf komplexe Ursachen in diesem Bereich nicht verstellen. Die Wirkung pädagogischer Ansätze ist stark kontextabhängig, das heißt, je nachdem, wie eine Lehrkraft eine Methode ansetzt, und je nach Bedingungen, nach basalen Fähigkeiten der Kinder, nach Aufmerksamkeitsstörungen, nach Sprachentwicklung, motorischen Auffälligkeiten, Einfluss der häuslichen Situation kann es auch zu unterschiedlichen Ergebnissen im Lernerfolg kommen. Wir haben es in dieser Republik - und das hatten wir auch hier schon mehrfach als Thema - unter anderem auch mit Spracharmut zu tun. Der Stellenwert des Schreibens wird auch mitunter geringer, und zwar nicht nur bei Kindern mit Migrationshintergrund. Unsere Lösung hier in diesem Land ist doch, das einzelne Kind in den Blick zu nehmen, und daran richtet sich auch der Einsatz von Methoden und Ansätzen aus. Es gibt nicht die eine Methode, die Rechtschreibung verbes

sert, genauso wenig wird das Verbot einer Methode etwas bewirken, außer Frust bei den Lehrkräften.

Im Saarland stützen sich die Lehrkräfte auf verschiedene didaktisch-methodische Kompetenzen. Wir geben Methodenfreiheit. Warum? Weil die Lehrkräfte den individuellen Startbedingungen unserer Kinder und dem, was sie mitbringen, und den besonderen Gegebenheiten ihrer Lerngruppe Rechnung tragen. Diese Ansätze richten sich alle nach einer Empfehlung der Kultusministerkonferenz aus dem Jahre 2015, mit der Erlaubnis des Präsidenten möchte ich das auch zitieren: Beim Schrifterwerb ist das lautorientierte Schreiben ein Entwicklungsschritt auf dem Weg zum normgerechten Schreiben. Das Kind wird ausgehend davon von Anfang an systematisch an das orthografisch korrekte Schreiben herangeführt. Das ist die Praxis in diesem Land und die sollten Sie endlich einmal zur Kenntnis nehmen, anstatt hier irgendwelche Fantasiereden vor dem Hohen Haus zu halten.

Jetzt haben Sie die IQB-Studie angeführt. Mal ganz im Ernst: Diese Verdrehung von Fakten darf man Ihnen nicht durchgehen lassen, denn diese Studie, die im letzten Oktober veröffentlicht wurde, sagt eindeutig, dass das Saarland bundesweit beste Ergebnisse erzielt. Da kann man nicht einfach so darüber hinweggehen, auch nicht darüber, dass das Saarland als einziges Bundesland eine deutliche Leistungssteigerung im Bereich der Rechtschreibekompetenz im Vergleich zu 2011 zu verzeichnen hat. Nehmen Sie das zur Kenntnis. Vielleicht sollten Sie diese Studie einmal lesen, anstatt darüber zu reden.

(Abg. Müller (AfD) : Wir sind die Besten von den Schlechtesten.)

Nein. Jetzt hören Sie mal zu. Auch Sie sind vor Erkenntnisgewinn nicht gefeit, Herr Müller. Wenn ich von Spitzenwerten rede, dann muss man zur Kenntnis nehmen, dass fast zwei Drittel unserer Schülerinnen und Schüler mindestens den Regelstandard erreichen und über 16 Prozent den Optimalstandard. Es gibt zwei Bundesländer, die in dieser Studie ganz oben stehen, und wen wundert es: Es sind Bayern und das Saarland. Alle anderen folgen mit deutlichem Abstand. Das Bild, das Sie gezeichnet haben, das angeblich Realität sein soll an unseren Schulen, das stimmt nicht mit der Praxis überein. Sie machen hier eine üble Stimmungskampagne und man muss vor allem die Lehrkräfte, denen wir diese Fakten und diese Leistungssteigerung zu verdanken haben, vor diesem Stuss, den Sie hier erzählen, in Schutz nehmen.

(Beifall von den Regierungsfraktionen.)

Also, wir nehmen das einzelne Kind in den Blick, das wird auch in den Studien gewürdigt und erreicht da auch seinen Widerhall. All das, was wir in der individuellen Förderung, beim Ganztagsunterricht etc.

(Abg. Renner (SPD) )

- ich könnte jetzt alles noch einmal aufzählen, brauche ich aber nicht - machen, trägt dazu bei, dass wir hier gute Ergebnisse im Grundschulbereich zu verzeichnen haben. Wir sollten froh sein, dass das in der täglichen Arbeit in unseren Schulen so stattfindet, und nicht noch die Lehrkräfte und vor allem nicht noch die Kinder und Jugendlichen mit einem Bild überziehen, das mit der Realität nichts zu tun hat.

Ich muss ehrlich sagen, was mich am meisten in der Bildungspolitik aufregt, ist dieses Gehabe, dass alles schlechter wird und alles den Bach runtergeht. Manchmal ist auch das Gegenteil der Fall und vieles ist das Gegenteil von dem, was von Ihnen behauptet wird. Darauf können wir stolz sein und das sollte uns ermutigen, nicht nachzulassen, sondern auf diesem Weg weiterzugehen. Diese Regierung und diese Koalition sind gut damit beraten und sie machen das ja auch. Deswegen bin ich sehr zufrieden mit den Fortschritten, die wir hier erzielen. Sparen Sie sich diese Sachen, das ist alles unerquicklich. - Danke!

(Beifall von den Regierungsfraktionen und von der LINKEN.)

Danke, Herr Abgeordneter. - Ich rufe als weitere Rednerin Frau Barbara Spaniol von der DIE LINKELandtagsfraktion auf.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kürzlich hat diese viel diskutierte Untersuchung gezeigt, dass Lesen durch Schreiben schlechte Ergebnisse bei Rechtschreibvergleichen bringt. Die klassische sogenannte Fibelmethode für Grundschüler hat deutlich besser abgeschnitten, das haben wir alles schon gehört, also Buchstaben und Wörter werden hier schrittweise und nach festen Vorgaben eingeführt. Der Streit um die beste Rechtschreiblernmethode ist aber letztlich eher müßig. Lesen durch Schreiben, das wurde eben schon gesagt, das wird immer seltener angewandt, hat immer weniger Akzeptanz und scheint fast zum Auslaufmodell zu werden.

Das passt auch zu Ihrem vorliegenden Antrag und den entsprechenden Autoren. Immer weniger Länder wenden diese Methode im Unterricht an, aber es gibt sie noch, es ist eine pädagogische Methode, sie kommt aus der Reformpädagogik und sie wird auch zum Teil positiv bewertet. Das muss man immer im Zusammenhang sehen und man darf nicht eine Methode separat herausgreifen. Das ist schon einmal der Fehler Nummer 1. Auch im Saarland wird das so nicht angewandt - das haben wir auch gehört -, jedenfalls nicht in Reinform, wie es so heißt. Mehr Welle als Wasser im Glas, so beschreibt die GEW in Nordrhein-Westfalen diese Kontroverse um Lesen durch Schreiben.

Jetzt soll diese Methode mancherorts gar verboten werden. Das will auch die AfD hier mit ihrem Antrag, Verbot an erster Stelle. Auch die FDP hat in Hamburg ein Verbot dieser Methode gefordert. In NRW prüft sie das jetzt noch nach dieser Studie. Vor Jahren hat sie noch mit „Verbote verbieten“ Wahlkampf gemacht, aber so ist das mit dieser Partei, die ja nicht mehr in diesem Parlament ist. Aber auch die CDU in Rheinland-Pfalz hat vor zwei bis drei Jahren mit ihrer Kampagne gegen Schreiben nach Gehör viel Kritik von Grundschulkräften geerntet. Das darf man auch nicht ausblenden. Viele fühlten sich in ihrer Arbeit an der Schule mit den Schülerinnen und Schülern durch diese Art der Methodenkritik herabgewürdigt.

Meine Damen und Herren, wer der Öffentlichkeit suggeriert, dass durch das Verbot einer einzigen Methode die Rechtschreibleistung ganzer Kindergenerationen verbessert werden könne, der offenbart sein Nichtwissen über die Arbeit der Grundschulen. Diesen Satz, den ich jetzt zitiert habe, den findet man in einem sehr guten Beitrag zum Thema in der Zeitschrift der GEW Nordrhein-Westfalen, und der bringt es auf den Punkt. Denn genau das gilt für diesen Antrag der AfD heute.

Der Bundesvorsitzende des eher konservativen Verbandes Bildung und Erziehung - VEB - sagt klar, jede einzelne Schule soll die Entscheidung treffen, auf welche Weise sie den Kindern in den ersten Schuljahren das Lesen und Schreiben vermittelt. Das sagen fast alle Lehrerverbände. Das sage ich deshalb, damit es nicht gleich wieder heißt, ja, die LINKE, die GEW oder so sagen das. Also, auch der VBE und andere Lehrerverbände sagen das. Die Grundschullehrkräfte sind nämlich die Fachexperten in der Frage des Erstlesens und Erstschreibens. Hierfür brauchen sie pädagogische Freiheit, um individuell gezielt fördern zu können. Je nach Einsatz einer Methode durch eine Lehrerin oder einen Lehrer und je nach den Bedingungen, zum Beispiel wie groß eine Klasse ist, wie viele Kinder überhaupt deutsch sprechen, wie viele aus eher bildungsfernen Schichten kommen, gibt es unterschiedliche Ergebnisse. Das alles spielt hierbei zusammen und das muss man berücksichtigen, um Ergebnisse seriös bewerten zu können.

Meine Damen und Herren, wenn man die Lernchancen ernsthaft verbessern will, dann müssen die Bedingungen an den Grundschulen verbessert werden. Darum geht es doch! Hierüber diskutieren wir doch schon fast das ganze Jahr seit den Hilferufen, die wir erhalten haben. Darum muss es gehen, das muss sich verbessern. Viel wichtiger sind wirksame Maßnahmen, die an den Schulen direkt ankommen. Also noch einmal: mehr Lehrerinnen und Lehrer, mehr Zeit, kleinere Klassen und mehr Unterstützungspersonal.

(Abg. Renner (SPD) )

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt zum Erlernen der Rechtschreibung nicht d i e richtige oder falsche Lösung, schwarz oder weiß. Rechtschreibung lernen, das müssten Sie als ehemaliger Pädagoge eigentlich wissen, ist ein langer Prozess. Er ist auch nicht mit der vierten Klasse abgeschlossen. Er geht noch lange darüber hinaus. Die Kinder brauchen Zeit, das zu lernen. Daneben haben wir heute noch die mediale Welt, die die Sprache verkürzt. Man kann immer wieder nur appellieren, Bücher zu lesen. Das ist klar. Aber heute haben wir eine andere mediale Welt. Es gibt E-Sport und Zocken am PC. Da ist es wahnsinnig schwierig, Kindern und Schülern das nahezubringen. Genau das ist aber die Aufgabe, wenn es darum geht, eine nachhaltige Lesekompetenz zu erreichen. Da muss man an einem Strang ziehen.

(Beifall bei der LINKEN.)

Danke schön. Das hat nichts mit einer sinnlosen Methode zu tun, sondern es ist etwas Ganzheitliches und Nachhaltiges. Das muss die Schule leisten können. Dazu braucht sie Ressourcen und Zeit.

Im Allgemeinen sollten Pädagoginnen und Pädagogen nach pädagogischen Maßstäben über ihre Lehrmethoden entscheiden und nicht ein Parlament wie unser Landtag. Da fragt man sich, was das soll. Das Parlament hat für die erforderlichen Finanzmittel zu sorgen. Da liegt vieles im Argen. Wir kommen in den nächsten zwei Monaten noch dazu, wenn wir in die Lesung der Einzelpläne einsteigen, vor allem in die Lesung des Bildungshaushalts. Da muss sich vieles ändern, was die Lehrerinnen und Lehrer ansonsten in die Resignation treibt. Aus unserer Sicht hat das Parlament aber nicht über die Fragen des fachlichen Methodeneinsatzes zu entscheiden. Das ist absurd. Das ist und bleibt aus unserer Sicht eine Sache der Lehrkräfte. Die Kompetenz der Pädagoginnen und Pädagogen ist viel stärker wertzuschätzen und anzuerkennen. Wie Grundschüler am besten das Lesen und Schreiben lernen, das kann man - wie gesagt - nicht auf eine Methode reduzieren. Das sagen auch alle Deutsch-Didaktiker zu Recht.

Meine Damen und Herren, es ist völlig klar und logisch, wenn man die Berichterstattungen über die Studie gelesen hat und etwas angekündigt worden ist, dass man sich mit den Ergebnissen befassen muss. Das ist in der KMK auch angekommen. Das wird jetzt auf den Weg gebracht. Das ist völlig logisch. Aber wie gesagt: Das Verbot einer einzigen Methode wird die Rechtschreibung der Schulkinder ganz sicher nicht verbessern. Die Schulen, die Schülerinnen und Schüler brauchen Unterstützung. Sie brauchen individuelle Förderung statt Verbote und Druck auf die Motivation. - Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN.)

Danke, Frau Kollegin Spaniol. - Ich rufe für die CDULandtagsfraktion Herrn Abgeordneten Frank Wagner auf.

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Lesen durch Schreiben, Schreiben nach Gehör - eine Lehrmethode, die schon so lange diskutiert wird, wie sie geboren ist. Wie hitzig es zugehen kann, haben wir in der bisherigen Debatte gemerkt. Ich muss anmerken, dass ich nicht verstehe, warum über dieses Thema so hitzig diskutiert werden muss. Schauen wir genau hin, wie es in den Schulen im Saarland aussieht. Das eine oder andere haben wir bereits gehört.

Der Schweizer Pädagoge Jürgen Reichen hatte den Anspruch, den schwierigen und komplexen Prozess des Lesen- und Schreibenlernens zu erleichtern. Das ist ihm im Ansatz an ganz vielen Stellen gelungen. Lesen und Schreiben steht in einem unmittelbaren Zusammenhang und muss immer wieder im Gesamtkontext betrachtet werden.

Im Saarland gibt es verschiedene Methoden. Eben haben wir den Bereich Schreiben nach Gehör ausgiebig diskutiert und gehört, was darunter zu verstehen ist. Die Fibelmethode erkläre ich in einigen wenigen Worten. Hier lernt man von einfachen zu komplexen Wörtern, von einzelnen, kleinen Wörtern zu kleineren und größeren Sätzen bis hin zu Texten, sehr sachorientiert aufeinander aufbauend, also sehr klar strukturiert, bis hin zur Rechtschreibwerkstatt Lesen und Schreiben. Es wird mit einer Anlauttabelle gearbeitet. Es gibt allerdings keine feste Abfolge der Lernschritte. Der Lehrer ist mehr der Lernbegleiter.

Bei allen Methoden haben wir aber unterschiedliche methodische und didaktische Ansätze. Ich nenne ein Beispiel zur Anlauttabelle beziehungsweise zum Lesen durch Schreiben. Nehmen wir uns den Laut „k“ vor wie Kasten. „k“ kommt auch in den Worten Stück, Fuchs und Quelle vor. Überall gibt es den gleichen Laut. Das zeigt, wie schwierig es ist, orthografisch richtig zu schreiben.

Ich möchte mir aber mit Ihnen gemeinsam die Vorteile genau anschauen. Die Schüler werden sehr früh zum freien Schreiben gebracht, zum sogenannten kreativen Schreiben. Diese Thematik ist herauszustellen, weil es für die Kinder unglaublich motivierend ist, eigene kleine Texte zu schreiben. Da ist die Anlauttabelle ein ganz wichtiges Hilfsmittel. Es gibt nichts Schöneres - viele werden das aus eigener Erfahrung mit den Kindern oder den Enkeln berichten können -, als wenn die Kinder im ersten Schuljahr nach Hause kommen und ihren ersten kleinen Text

(Abg. Spaniol (DIE LINKE) )

verfasst haben, obwohl sie noch gar nicht alle Buchstaben erlernt haben. Da ist die Anlauttabelle ein ganz wichtiges Hilfsmittel.

Der Lehrer kann auch hervorragend differenzieren. Im Saarland gibt es im Übrigen keine Reinform im Bereich Lesen durch Schreiben, sondern nur einen sogenannten Methoden-Mix, sprich die Anlauttabelle kann ergänzend im Leselernprozess hinzugezogen werden. Das möchte ich ganz klar herausstellen.

Kommen wir zur Studie der Universität Bonn. Wir haben eben gehört - das ist auch so -, dass diese Studie noch nicht nachprüfbar mit den Rohdaten und Ergänzungen sowie Handreichungen vorliegt, sodass man sich im Prinzip nur an der Arbeit der Journalisten aus dem Bildungsbereich orientieren kann, um sagen zu können, worum es in dieser Studie geht. Man kann aber sagen, dass die Studie von der Universität Bonn vor vier Jahren begonnen wurde. Insgesamt 3.000 Schülerinnen und Schüler wurden in einem Längs- und Querschnittsverfahren getestet. Das ist eine Besonderheit. Daher lohnt es sich schon, etwas genauer hinzuschauen. Aber es ist - das muss man hervorheben - wieder einmal eine Studie, auf die sich alle beziehungsweise sehr viele direkt stürzen und sagen: Ich habe es gewusst. Ich bekomme hier die Bestätigung für das, was alle schon immer wussten. Die Kinder schreiben heute deutlich schlechter, als das früher der Fall war.

Das muss man hinterfragen. Ist das wirklich so? Ich rufe zur Gelassenheit auf. Warten wir in Ruhe die Studie ab, schauen wir dann genau hin und analysieren. Dabei sollten wir auch in die anderen Bundesländern schauen. Frau Spaniol ist jetzt nicht mehr da, aber ich möchte es trotzdem gesagt haben: Es ist auf keinen Fall so, dass man einen Wechsel in den einzelnen Bundesländern an einer Partei festmachen kann. Verbote oder Vorgaben wurden beispielsweise parteiunabhängig ausgesprochen, ob beispielsweise die Methode Schreiben nach Gehör verwendet werden darf oder nicht oder ein Methoden-Mix erlaubt ist.