In der Schule sollte es fachlich um die Vermittlung der Marktwirtschaft gehen, ihr Funktionieren, aber auch ihre Grenzen. Ich erwarte, dass im Unterricht für Wirtschaft und Politik entsprechende Informationsdefizite erhellt werden.
Kein Schüler und keine Schülerin sollte in Schleswig-Holstein die Schule verlassen, ohne ein solides Wissen über das Funktionieren des Marktes erworben zu haben.
Eine weitere interdisziplinäre Aufgabe erwartet unsere Schulen zum nächsten Schuljahr. Wann die Lehrkräfte sich auf das Thema vorbereiten sollen, ist offen. Haben die Schulen noch Kapazitäten? Muss jede Schülerin und jeder Schüler an diesem Projekt teilnehmen?
Der SSW wünscht sich vielmehr Ruhe in den Schulen, damit endlich die viel zitierte hundertprozentige Unterrichtsversorgung zum Tragen kommt und unsere Schülerinnen und Schüler einen verlässlichen und guten Unterricht, der die Stundentafel füllt, erhalten. Aus diesen Gründen werden wir den Antrag ablehnen.
Wir kommen zu den Kurzbeiträgen. Das Wort für die SPD-Fraktion hat der Abgeordnete Martin Habersaat.
Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In zwei Punkten möchte ich die Koalition gern der AfD gegenüber in Schutz nehmen. Der erste Punkt ist der Vorwurf, Entrepreneurship sei ein Anglizismus, den man hätte vermeiden können. Das weise ich empört zurück.
Der zweite Punkt ist: Sie verweisen auf die Frauenquote als mögliches Hindernis für Entrepreneurship an den Schulen. Das ist so daneben, dass ich es einfach stehenlassen möchte.
Wir haben es hier mit einer Reihe von Widersprüchen zu tun. Wahrscheinlich können wir dem nicht auf den Grund gehen, aber ich will es zumindest einmal ansprechen: Einerseits werfen Sie der SPD
häufig und gern vor, wir wollten alle Schülerinnen und Schüler zum Abitur bringen, wir wollten das Abitur zu einem Massengut machen; es gebe gar keine Indianer mehr, sondern nur noch Häuptlinge, obwohl man Indianer bräuchte und so weiter. Andererseits erzählen Sie uns heute, dass die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer einen Hochschulabschluss haben, dass wir Chefs mit Ideen bräuchten, die in der Lage seien, Konzepte zu entwickeln und dergleichen. Ich frage mich manchmal: Spüren Sie manchmal zumindest ein bisschen die Widersprüchlichkeit Ihrer Argumentation?
Wenn man sich anguckt, wer Unternehmer wird, stellt man fest, dass es eine starke Rolle spielt, welche Erfahrungen die Menschen in ihrem Elternhaus gemacht haben. Was für Eltern haben die jungen Menschen, die sie auf dem Weg ins Leben begleiten? Genau da setzt sozialdemokratische Bildungspolitik immer schon an, da wir sagen: Diese Zusammenhänge zwischen Elternhaus und Bildungserfolg müssen wir aufbrechen. Ich freue mich, wenn wir da in Zukunft Konservative an unserer Seite haben.
Hier geht es auch darum, die Förderinstrumente zu stärken, zu unterstützen, wenn ein Unternehmen gegründet wird. Oft geht es auch um die Frage, wie Menschen einem Kredit gegenüberstehen. Der Anwaltssohn oder die Anwaltstochter hat ein kleineres Problem damit, einen großen Kredit aufzunehmen als der Handwerkersohn oder die -tochter, wenn er oder sie in seinem oder ihrem Leben bislang nicht mit solche Beträgen zu tun hatte.
Zum nächsten Widerspruch: Wir halten hier lange Reden über den Fachkräftemangel an unseren Krankenhäusern, an unseren Schulen, bei der Polizei. Heute stellen Sie den öffentlichen Dienst in einem Licht dar, dass man sich eigentlich schämen muss, wenn man Ihnen zuhört.
Sie glauben doch nicht wirklich, dass der öffentliche Dienst allenfalls etwas für Sozialdemokraten oder leistungsschwache Christdemokraten ist.
Lieber Kollege Habersaat, Sie kritisieren die mangelnde Differenzierung. Sie sollten gucken, wen Sie kritisieren. Am Anfang Ihres Beitrags haben Sie die Koalition in den Mittelpunkt Ihrer Kritik gestellt. Dazu möchte ich drei Punkte festhalten.
Erstens. Oft sind - das habe ich bereits angesprochen - die Großeltern oder Eltern selbstständig tätig. Ich selbst bin Lehrersohn und habe dennoch von Haus aus kennengelernt, dass man selbstständig tätig sein kann. Ich glaube, es ist wichtig, dass man in den Schulen Vorbilder zeigt, dass man den Austausch fördert. Das habe ich sehr in den Vordergrund meines Beitrags gestellt. Das möchte ich noch einmal festhalten, damit kein falsches Bild entsteht.
Zweitens. Sie haben natürlich völlig recht, dass man beim Thema Wagniskapital mehr machen muss. Das ist in Deutschland völlig unzureichend. Für einen Kredit braucht man in der Tat Sicherheiten. Diese muss man mitbringen, damit man einen Kredit aufnehmen kann. Insofern besteht hier ein großes Wagnis. Ich freue mich, dass die Sozialdemokraten beim Thema Risikokapital aufgewacht sind.
Drittens. Ich glaube, ehrlich gesagt, am Ende ist nicht der Schul- oder Hochschulabschluss entscheidend, sondern das, was die Menschen in ihrem Leben machen wollen. Ich glaube, entscheidend ist, dass die Talente gefördert werden. Das ist der entscheidende Punkt. Das sollten wir vielleicht als entscheidenden Punkt gemeinsam aus der Debatte mitnehmen.
- Sehr konstruktiver Ansatz. Talente fördern, das unterschreiben wir, wir sind sofort dabei. Herr Vogt, wir beide haben alle Chancen, da zu einem guten Ergebnis zu kommen, Sie als Lehrersohn, ich als Unternehmersohn.
und Lehrer. Überlegen Sie sich einmal, mit welcher Haltung manch einer hier steht und sagt, ein Lehrer habe nie in einem Unternehmen gearbeitet, was verstehe der denn von Wirtschaft! Wer von denen hat denn einmal in einer Schule gearbeitet, was versteht der denn von Pädagogik?
Mit ein bisschen weniger von dieser Haltung können wir möglicherweise konstruktive Lösungen finden. - Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.
Meine Damen und Herren! Frau Präsidentin! Das ist ein gutes Thema, und das ist ein bildungspolitisches Thema und nur in zweiter Linie ein wirtschaftspolitisches Thema.
Mindestens die Hälfte dieses Themas gibt es aktuell schon, denn an jeder beruflichen Schule, in ganz vielen Schulformen, die wir haben, gibt es Schülerfirmen - wie wir heute schon mehrfach gehört haben -, die sich damit beschäftigen, auch entsprechende Pädagogen, die das vorbereitet haben und umsetzen.
Was wir aber nicht haben, ist das Gleiche an vielen allgemeinbildenden Schulen. Was spricht dagegen, den Antrag zu unterstützen, um in Zukunft das, was wunderbar funktioniert, auch in die allgemeinbildenden Schulen hineinzutragen? Wir sollten es nicht damit bewenden lassen, IQSH-Fortbildungen anzubieten, sondern den Lehrern auch die Möglichkeit geben oder sie auffordern, Praktika in Unternehmen zu machen. Das kann man durchaus auch in der unterrichtsfreien Zeit machen. Das habe ich in meinen fast 20 Jahren an der Schule regelmäßig gemacht, jedes Jahr. Das kann ich nur jedem empfehlen. Ich weiß, dass viele Kollegen an den beruflichen Schulen das auch tun.
Ich weiß auch - darüber haben wir schon diskutiert -, dass wir uns um die berufliche Orientierung kümmern, uns ein Konzept für die berufliche Orientierung vorgestellt wird, das am Ende des Tages ineinandergreift und sich das Ministerium mit Entrepreneurships beschäftigt.
Was spricht dagegen, hier an einem Strang zu ziehen und das in unsere Schulen reinzukriegen, damit wir unsere Schulen vielmehr mit Wirtschaft vernetzen, als es aktuell vor Ort der Fall ist? - Vielen Dank.
Sehr geehrtes Präsidium! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Schüler sämtlicher Geschlechter! Wir haben uns in der letzten Tagung über den Sinn und Unsinn von Ausschussreisen unterhalten. Ich möchte aus Sicht der AfD-Fraktion sagen, dass wir die Reise des Wirtschaftsausschusses nach San Francisco für sinnvoll erachtet haben, weil wir die zusammen mit einer Wirtschaftsdelegation durchgeführt haben.
Andere Ausschussreisen haben wir kritisch gesehen und daran nicht teilgenommen. In San Francisco waren wir zusammen mit Vertretern der schleswigholsteinischen Wirtschaft, und San Francisco ist nun einmal die Welthauptstadt der Innovation. Wir haben dort viele gute Kontakte geschlossen, wir haben gute Ideen gesehen und viele Gründer kennengelernt, auch aus Deutschland. Es wäre uns natürlich lieber, wenn die klugen Männer und Frauen, die dort ihr Glück suchen, in Deutschland oder zumindest in Europa geblieben wären.
Aber bei uns mangelt es sowohl an Risikokapital als auch an Strukturen wie Inkubatoren und Acceleratoren - das haben wir dort gesehen - und an der nötigen Mentalität, um ein Unternehmen zu gründen. In Amerika heißt das „from scratch“, also aus dem Nichts heraus ein Unternehmen zu gründen. Dazu gehören eine Menge Mut und Risikobereitschaft.