Protocol of the Session on December 12, 2019

(Beifall FDP, CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die SPD-Fraktion hat die Abgeordnete Serpil Midyatli das Wort.

(Anhaltender Beifall FDP)

Jetzt starte ich einmal mit Applaus.

(Beifall SPD)

Vielen herzlichen Dank. - Frau Präsidentin! Ich möchte zunächst einmal feststellen, dass diese KitaReform nötig war. Da sind wir uns tatsächlich alle einig. Es wurden lange Zeit ein undurchsichtiges, intransparentes Finanzsystem aufgebaut und immer neue Aufgaben - da haben Sie absolut recht, Frau Klahn -, immer neue Inhalte an das System angedockt. Gestartet sind Sie, liebe Landesregierung, dabei mit drei großen Versprechen: erstens landesweit die Qualität zu steigern und zu verbessern, zweitens die Eltern von den hohen Kita-Beiträgen zu entlasten

(Birte Pauls [SPD]: Alle!)

und drittens gleichzeitig die Kommunen zu entlasten.

Ich freue mich sehr, dass dieser Dreiklang bereits in der Küstenkoalition die Grundlage dafür gelegt hat. Ich möchte mich herzlich bei allen Beteiligten be

(Anita Klahn)

danken, die sich intensiv an diesem Dialog beteiligt haben. Mein Dank geht selbstverständlich an das Sozialministerium und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die große Aufgabe hatten, das größte Reformprojekt der Landesregierung umzusetzen und die drei Versprechen einzuhalten. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der kommunalen Landesverbände, den Kita-Trägern und allen, die an diesem Prozess beteiligt waren. Das war eine große Anstrengung.

(Beifall SPD, vereinzelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP)

Ganz besonderer Dank und meine Bewunderung geht an die Landeselternvertretung, die das Ganze komplett ehrenamtlich auf die Beine gestellt hat. Vielen herzlichen Dank dafür!

(Beifall im ganzen Haus)

Meine Rede ist sehr lang, deswegen rede ich so schnell, sorry. - Kommen wir nun zu den einzelnen inhaltlichen Punkten. Grundsätzlich finden wir als SPD-Fraktion - jetzt kommt Lob, aufpassen, Koalition! - das Standardqualitätskostenmodell eine gute Form der Kostenermittlung.

(Beifall SPD, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP - Unruhe)

Dieses erleichtert in Zukunft die Arbeit.

Die umfangreiche mündliche Anhörung hat jedoch viele Schwächen des Gesetzes aufgezeigt. Ausdrücklich loben will ich Sie dafür, dass sie mit den Veränderungen zu den Natur- und Wald-Kitas Klarheit geschaffen haben. Vielen Dank dafür, Koalition.

(Beifall CDU, FDP und Joschka Knuth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Denn die Sorgen waren aus unserer Sicht begründet.

Ich erkenne auch die Bemühungen der Koalitionäre an, mit den Veränderungen bei den Qualitätsstandards im Bereich der Verfügungszeiten und Leitungsfreistellungen nachbessern zu wollen. Bemühungen reichen allerdings nicht aus.

(Beifall SPD)

Denn Sie bleiben hinter ihren vollmundigen Ankündigungen zurück. Sie haben Verbesserungen versprochen. Mindeststandards sind keine Verbesserung, Frau Klahn.

(Beifall SPD - Zurufe CDU und FDP - Wort- meldung Anita Klahn [FDP])

- Ich ziehe die Klahn-Karte und lasse keine Zwischenfragen zu. Überall, wo ich hinkomme, sind Erzieherinnen und Erzieher enttäuscht; überall im Land, wo ich hinkomme, wird dies vorgetragen. Daher wundert es mich nicht, dass die GEW binnen drei Wochen 6.000 Unterschriften gegen das KitaGesetz gesammelt hat.

(Beifall SPD)

Bereits jetzt haben wir einen hohen Bedarf an qualifiziertem Personal und bei der Sicherung der Fachkräfte.

(Anita Klahn [FDP]: Das war doch auf einer alten Basis! - Glocke Präsidentin)

- Alles gut. - Frau Kollegin Klahn, der Unmut wird weiterwachsen, wenn die Erzieherinnen ab August feststellen, dass die Reform an ihrer Arbeitssituation nichts ändert.

(Beifall SPD - Lachen Werner Kalinka [CDU] - Werner Kalinka [CDU]: Das ist ja nicht zu fassen!)

Auch die Eltern befürchten, dass die Qualitätsstandards abgesenkt werden, weil die Kommunen für die höheren Standards von Ihnen nicht entlastet werden.

(Zurufe CDU und FDP)

Unsere Änderungsvorschläge haben Sie leider abgelehnt.

(Zurufe CDU und FDP)

Die gleiche Situation finden wir bei den Kreisen und Gemeinden.

Meine Damen und Herren!

Ich komme damit klar.

Ich aber nicht.

(Heiterkeit und Beifall)

Meine Damen und Herren, wir reden hier über ein Thema

Zeit stoppen!

(Serpil Midyatli)

ja -, bei dem in den Kindertagesstätten gilt: Wenn du redest, höre ich zu. So machen wir das hier jetzt auch. Die Rednerin hat das Wort, und wir hören zu.

(Werner Kalinka [CDU]: Wir können doch unsere Meinung dazu sagen! - Unruhe)

Nehmt Herrn Vogt die Schaufel weg!

(Anhaltende Unruhe)

- Es ist doch in der Kita so, dass die einen den anderen die Schaufel wegnehmen.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, bereits jetzt gibt es in etlichen Kreisen und Gemeinden Resolutionen gegen Ihre Reform, denn die versprochene Entlastung tritt nicht ein. Im Gegenteil, die Landesregierung reicht den Schwarzen Peter einfach an die Kommunen weiter. Das ist übrigens ein Zitat, das ich von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern mehrfach gehört habe.

(Werner Kalinka [CDU]: Das ist doch nicht zu fassen!)

Noch deutlicher und viel schärfer wurde das auf den zahlreichen Veranstaltungen des SchleswigHolsteinischen Gemeindetages diskutiert. Lieber Herr Kalinka, Sie waren doch dabei! Kommunen erwarten Finanzlöcher. Da reicht es nicht aus zu sagen, es handele sich um eine kommunale Aufgabe. Wir alle wissen - das hat vorhin auch die Bildungsministerin gesagt -: Die Kita ist die erste Bildungseinrichtung, und wir müssen hier alle gemeinsam anpacken. Dieses Versprechen hat die Landesregierung gebrochen, und daran werden wir Sie weiter messen.

(Beifall SPD)