Protocol of the Session on February 15, 2019

Damit sind wir auch schon beim Kern des Problems, nämlich dass die SPD, die wirklich im Moment auf jeden Zug abfährt -

(Dem Redner wird das Mikrofon abgestellt - Vereinzelter Beifall und Heiterkeit - Unruhe)

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Habersaat?

Selbstverständlich. Von meinem Kollegen Habersaat immer.

Herr Brodehl, ich möchte Sie fragen, was Ihre Theorie dazu ist, dass die Schülerinnen und Schüler momentan weltweit gegen den Klimawandel demonstrieren und nicht zu einem der von Ihnen genannten Themen. Haben Sie dazu eine Vermutung?

- Ja. Dazu habe ich viele Vermutungen. Natürlich bewegt das die Schüler; gar keine Frage. Es geht um ihre Zukunft. So wird das ja auch sowohl in Ihrem Antrag als auch im Alternativantrag begründet. Es geht den Schülern um ihre Zukunft.

Aber darf ich Ihnen etwas sagen? - Sie haben in der Presse ja selbst verlautbaren lassen, auf welchen Demos Sie früher waren. Auch ich war früher auf Demos - Demos, bei denen es ebenfalls um unsere Zukunft ging. Meine erste Demo war eine Demo gegen den NATO-Doppelbeschluss. Da bin ich auch hingegangen, weil ich tatsächlich Angst um meine Zukunft hatte. Sie wissen aber, wie komplex das Thema war.

Aber wissen Sie, welch ein Glück wir beide hatten? - Unsere Schulen damals waren ganz klar in der Sache, in der Frage, wann demonstriert werden kann. Wir haben uns nämlich hingesetzt und haben gelernt und haben erst danach demonstriert. Ich meine

jetzt die Demo zum NATO-Doppelbeschluss. Ich zumindest habe gelernt, dass Helmut Schmidt damals durchaus richtig lag, obwohl gleichzeitig seine Genossen - also Ihre Vorgänger - zu der Demo aufgefordert hatten. Ich hatte damals Glück, dass meine Lehrer ganz klar waren. Und diese Klarheit wünsche ich mir auch heute von den Lehrern.

(Beifall AfD - Zuruf Volker Schnurrbusch [AfD])

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Petersdotter?

Selbstverständlich.

Herr Kollege Brodehl, wenn Sie jetzt schon sagen, dass es um die Zukunft der Schülerinnen und Schüler geht: Sind Sie der Meinung - im Gegensatz zu Ihrer Fraktion und Ihrer Partei -, dass der Klimawandel maßgeblich von Menschen gemacht ist?

- Über das Wort „maßgeblich“ können wir streiten. Es gibt mit Sicherheit Anteile, die der Mensch verursacht hat; gar keine Frage. Andere Teile werden davon nicht betroffen sein, und in welchem Verhältnis das genau zueinander steht, das kann tatsächlich kein Wissenschaftler mit Genauigkeit sagen.

(Beifall AfD - Zuruf Volker Schnurrbusch [AfD] - Zuruf Sandra Redmann [SPD])

- Sie können das?

(Sandra Redmann [SPD]: Ich kann Ihnen gleich etwas dazu sagen! - Weitere Zurufe)

- Also gut.

Wenn Sie einen Dialog führen wollen, dann bitte ich die Abgeordnete, eine Zwischenfrage zu stellen. Bitte fahren Sie fort.

Das habe ich nicht gemacht.

Bitte fahren Sie fort.

(Zurufe)

(Dr. Frank Brodehl)

Ein vorsichtiger Mann, ja, ja. - Okay; ihr da oben kriegt alles mit, oder? - Wunderbar.

(Zurufe)

- Selbstverständlich. - Die Uhr läuft schon wieder? - Jetzt bitte erst.

Die Antwort lautet: Selbstverständlich nein. Nie kämen diese Parteien auf die Idee, per Landtagsbeschluss einmütig zu begrüßen, dass Schüler den Unterricht schwänzen, um an einer Demo teilzunehmen, die gegen deren eigene Politik gerichtet ist.

Und damit sind wir beim Kern des Problems, nämlich dass die SPD, die im Moment ja bereit ist, auf jeden Zug aufzuspringen -

(Zurufe SPD)

Aber dass die einstmals wertkonservative CDU und die ehemalige Rechtsstaatspartei FDP als Teil einer amtierenden Regierung sich ebenfalls dazu hinreißen lassen, Schülern das Signal zu geben: „Ihr dürft demonstrieren, ihr dürft die Schule schwänzen, solange ihr mit dieser Demo die Ziele der Landesregierung unterstützt“,

(Lukas Kilian [CDU]: Sie haben gerade nicht zugehört!)

das ist eine Zäsur in der Geschichte dieses Landes.

(Beifall AfD)

Dass die höchsten Vertreter des Staates jemals zuvor einen Verstoß gegen geltendes Schulrecht per Landtagsbeschluss offiziell begrüßt hätten, hat es meines Wissens hier noch nie gegeben.

(Beifall AfD)

Wenn Sie, meine Damen und Herren, namentlich von der CDU und von der FDP, dies heute mittragen, dann stoßen Sie das Tor auf zu einer Politisierung von Schulen und Schülern, wie es sie in unserer Demokratie noch nicht gegeben hat - und zwar aus gutem Grund noch nicht.

Sollten Sie es heute tatsächlich per Landtagsbeschluss begrüßen, dass die Schüler den Unterricht schwänzen, um an einer Demo teilzunehmen, dann setzten Sie damit einen Meilenstein auf dem Weg in den Gesinnungsstaat.

(Unruhe SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN - Zurufe CDU)

Denn wenn der Staat damit beginnt, Verstöße gegen die Schulpflicht danach zu bewerten, ob diese der

Regierung politisch genehm sind oder nicht, dann sendet er ein Signal.

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfragen des Herrn Abgeordneten Vogt?

(Zuruf)

Manchmal muss das sein. - Herr Dr. Brodehl, es ist schwer auszuhalten, wenn jemand von Ihrer Partei über das Thema Rechtsstaatlichkeit spricht. Aber haben Sie gelesen, dass in dem Antrag der Koalition unter anderem steht, festzuhalten sei, dass die Schulpflicht bestehe, und dass aufgrund dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Demonstrationen während der Schulzeit auch mit Konsequenzen rechnen müssten; diese müssten aber verhältnismäßig sein? - Das passt nicht so richtig zu dem, was Sie hier gerade erzählt haben. Vielleicht müssen Sie den Antrag komplett lesen, um es umfänglich zu verstehen.

(Marlies Fritzen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Mit Verhältnismäßigkeit haben sie es nicht so!)

- Ich will gern darauf antworten. Schön, dass Sie mir die Gelegenheit dazu geben. - Ich habe den Antrag sehr genau gelesen, so genau, dass mir von vornherein klar war, wer welche Teile dazu beigetragen hat. Natürlich müssen Sie in der Koalition Kompromisse finden. Der erste Teil bestand dann eben aus Copy & Paste. Dann kamen, wie ich annehme, Kollegen wie Frau Klahn und Frau Röttger.

(Marlies Fritzen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Antworten Sie doch einmal auf die Frage, bitte!)

- Ja, ich antworte genau auf die Frage. - Aber die Schulpflicht muss eingehalten werden.

(Marlies Fritzen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Richtig!)

Jetzt kommt der springende Punkt. Denn dann kommt dieses: „Ja, aber“. Natürlich müsse es Maßnahmen geben, aber diese müssten angemessen sein. Das ist ein „Ja, aber“.

(Zuruf Eka von Kalben [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])