Protocol of the Session on September 6, 2018

In Asien ist das alles viel entspannter. In ganz Asien ist E-Sport ab 2022 olympisch und bei den Asian Games zugelassen.

Ich glaube, den Weg, den Dänemark geht, dass klassischer Sport und E-Sport gemeinsam einen Kodex aufstellen, ist der richtige Weg, um übrigens auch die zweifellos möglichen negativen Folgen entsprechend abfedern zu können und die positiven Dinge zu fördern. Die schlechte Nachricht für alle E-Gamer ist: Nach dem Kodex in Dänemark gibt es

(Dr. Kai Dolgner)

keine Energy-Drinks mehr. - Na ja, Hauptsache der Kaffee bleibt erlaubt.

(Heiterkeit)

Zum Schluss habe ich noch eine Anmerkung: Liebe Koalition, Sie schmücken sich mit fremden Federn, wenn Sie in Ihrem Antrag den Eindruck erwecken, als ob die Einrichtung einer E-Sports-Akademie an der Westküste eine Folge Ihres Prüfauftrags sei. Die FH Westküste hat das am 2. August 2018 bereits selbst angekündigt, und der Ministerpräsident hat die Unterstützung dabei zugesagt.

(Zuruf SPD: Hört, hört! - Weitere Zurufe CDU und FDP)

Das Ergebnis ist also offenbar schon längst abgesprochen. Im E-Sport nennt man das Cheating und Matchfixing. Ich würde einmal sagen: An der Stelle sollten Sie auch noch ein bisschen an Ihrem Kodex arbeiten, aber sonst sind wir damit einverstanden. Über die Beteiligung des Landessportverbandes sollten wir noch einmal sprechen. Deshalb beantrage ich die Überweisung in den Innen- und Rechtsausschuss und wegen der FH Westküste - dann können wir das auch gern klären - auch die Überweisung in den Bildungsausschuss. Herr Arp, ich freue mich auf die Diskussion mit Ihnen.

(Lebhafter Beifall SPD)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat der Abgeordnete Rasmus Andresen das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Über 34 Millionen Menschen spielen in Deutschland Computer- oder Videospiele. Auf Schleswig-Holstein runtergerechnet sind dies ungefähr 1,1 Millionen Menschen. Im Vergleich dazu - auch wenn es mich schmerzt - spielen gerade einmal 40.000 Menschen bei uns im Land Handball. Selbst der Fußball kommt nur auf 184.000 Sportlerinnen und Sportler.

Bei der Gamescom in Köln - die Kollegin Ostmeier hat das erwähnt -, eine der größten Videospielemessen der Welt, waren nicht nur der Kollege Lasse Petersdotter und ich, sondern 370.000 Besucherinnen und Besucher, von denen die allermeisten deutlich jünger waren als wir beide. Wir können feststellen, dass es inzwischen geschätzt zwischen 40.000 und 100.000 E-Sport-Clans oder -Teams al

lein in Deutschland gibt. In anderen Ländern sind die Zahlen - der Kollege Dolgner ist darauf schon eingegangen - noch deutlich höher.

Videospiele sind Kultur. Wer E-Sport anerkennt, erkennt vor allem die Lebensrealität vieler junger Menschen und einiger etwas älterer Menschen an. Die Zahlen zeigen, dass Games und E-Sport eben kein Nischenthema mehr sind, dass es eben nicht nur um ein Thema für Nerds geht, sondern dass wir uns gesamtgesellschaftlich damit auseinandersetzen sollten.

(Vereinzelter Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU, FDP, Beifall Lars Harms [SSW] und Wolfgang Baasch [SPD])

Mit E-Sport wird inzwischen auch sehr viel Geld verdient. Auch das haben die Kollegen vor mir schon gesagt. Fußballvereine wie Schalke 04 oder VfL Wolfsburg haben E-Sport-Teams gegründet und sind damit äußerst erfolgreich. Es gibt aber auch sehr, sehr viel Ehrenamt in diesem Bereich. Darauf möchte ich hinweisen. Das ist auch der Schwerpunkt in unserem Antrag.

Auch bei uns hier in Schleswig-Holstein, bei mir in der Nachbarkommune Harrislee, gibt es beispielsweise den eSports Nord e.V., einen E-Sport-Verein, der sehr erfolgreich in dem Bereich unterwegs ist.

Letzte Woche, nachdem wir das Thema hier öffentlich gemacht haben, bin ich von Schülern der Kieler Max-Planck-Schule angeschrieben worden, die gerade bei sich in der Oberstufe eine E-Sports-AG einrichten. Sie möchten sich mit uns gern darüber unterhalten. In anderen Schulen finden ähnliche Entwicklungen statt. Das zeigt, dass das Interesse daran wirklich groß ist.

Für uns Grüne ist klar, dass E-Sport zum Sport dazu gehört und dass Videospiele Kultur sind. Es ist deshalb absolut richtig, E-Sport-Vereinen die Gemeinnützigkeit anzuerkennen, sie sollen die gleichen Vorteile - auch steuerlich - haben wie beispielsweise Handballvereine oder auch Kulturvereine bei uns im Land.

In Games und E-Sport stecken enorme Potenziale. Videospielen auf höchstem Wettkampfniveau verlangt hohes Konzentrationsvermögen, Zusammenarbeit, Strategiefähigkeit, Schnelligkeit und Ausdauer. Das hat alles sehr, sehr wenig mit Chipstüten, Gummibärchen und Cola zu tun - auch wenn das immer noch das klassische Vorurteil ist.

(Beifall Lukas Kilian [CDU], Oliver Kum- bartzky [FDP] und Lasse Petersdotter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

(Dr. Kai Dolgner)

Professionelle E-Sportlerinnen und -Sportler haben Ernährungspläne und investieren enorm viel auch in ihre physische Fitness.

Es gibt aber auch noch weitere Bereiche, wo wir durch Gaming gute Fortschritte erzielen können. So können beispielsweise Jugendliche durch Lernspiele wieder mehr Spaß an Schule bekommen, an bestimmen Schulfächern. Durch das Spielen von Videospielen kann auch die Kreativität gefördert werden, und es kann auch dazu beitragen, etwas gegen den Fachkräftemangel im IT-Bereich zu tun. Das ist ein großes Problem, vor dem wir als Gesellschaft stehen. Durch das Spielen und auch das Entwickeln von Videospielen könnte man dem vorbeugen.

Deshalb freuen wir Grüne uns, dass das für unsere Jamaika-Koalition ein so wichtiges Thema ist und wir sagen, dass wir Schleswig-Holstein zum ESport- und Gaming-Land machen wollen.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU und FDP)

Das wollen wir natürlich nicht allein tun, sondern mit den Sportvereinen. Ich freue mich, dass oben auf der Tribüne Herr Bauer von der Sportjugend sitzt und begrüße ihn ganz herzlich hier im Landtag - ich glaube, auch im Namen der Kolleginnen und Kollegen!

(Beifall)

Wir wollen das mit den Bildungseinrichtungen, mit den Schulen, mit der klassischen Jugendarbeit, aber auch mit den Kommunen zusammen machen, wo sehr, sehr viel der Jugendfreizeit stattfindet. Deshalb wollen wir das Ganze auch noch konkreter machen als es in unserem Antrag steht.

Wir können uns zum Beispiel vorstellen, dass es kommunale E-Sport-Zentren gibt, in denen unter pädagogischer Begleitung, beispielsweise in Sportvereinen, aber auch in Jugendzentren, E-Sport-Angebote stattfinden, sodass man junge Leute damit nicht alleine lässt, sondern das Ganze eingebettet funktioniert. Beispielsweise in Dänemark ist das der Kollege Dolgner hat darauf hingewiesen schon gang und gäbe.

Wir glauben, dass wir etwa im Bereich der Bildungspolitik sehr viel von unseren nordischen Nachbarn lernen können.

(Beifall Martin Habersaat [SPD])

Wir als Grüne unterstützen ausdrücklich, dass es beispielsweise Schulmeisterschaften in dem Bereich gibt. Es gibt die Idee, gemeinsam mit dem Offenen Kanal eine Schulmeisterschaft im Ostsee

und baltischen Raum zum Thema E-Sport aufzuziehen. Wir Grüne unterstützen das. Wir finden, es wäre ein gutes Zeichen, wenn sich Schleswig-Holstein an solchen Projekten beteiligte.

(Beifall Eka von Kalben [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Lars Harms [SSW])

Meine Redezeit ist vorbei. Deswegen sage ich nur noch eine Sache: Das Thema ist sehr breit angelegt; es geht um Jugendschutz, es geht um Datenschutz, es geht um ganz viel - das alles kann man hier nicht in fünf Minuten in Kurzbeiträgen behandeln. Deswegen sollten wir uns intensiver mit E-Sport als Querschnittsthema beschäftigen und uns gemeinsam auf den Weg machen. - Vielen Dank.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU, FDP, SSW und Wolfgang Baasch [SPD])

Auch vom Präsidium: Herzlich willkommen, Herr Bauer! - Für die FDP-Fraktion erteile ich dem Abgeordneten Jörg Hansen das Wort.

Hohes Präsidium! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich war tatsächlich gespannt, wer von den Parteien zu dem Thema spricht. Ich bin sehr erfreut, dass die sportpolitischen Sprecher die Mehrzahl bilden, denn das ist ja das maßgebliche Kernthema, über das wir uns noch unterhalten müssen. Die FDP hat sich auch für den Sport entschieden, und wir gehen konsequent auf diesem Weg.

Vor gar nicht einmal so langer Zeit hat die FDP auf Bundesebene die „Beta Republik Deutschland“ zu einem ihrer Leitthemen gemacht. Hierbei ging es um eine neue Haltung bei dem Thema Gründerkultur und ganz besonders auch beim Thema Digitalisierung. Wir glauben, dass es Deutschland gut täte, mehr Neues zu wagen und nicht immer nur die Sicherheit in den Vordergrund zu stellen. Wir sehen zuerst die Chancen und nicht nur die möglichen Risiken.

(Beifall FDP)

Jamaika geht diesen Weg mit. Meine Damen und Herren, wir wollen E-Sport gestalten.

Nun fragen Sie sich bestimmt: Was will Ihnen denn dieser ältere Herr am Podium über das Thema ESport erzählen?

(Birte Pauls [SPD]: Ja!)

(Rasmus Andresen)

Ich habe keine Kinder. Es stimmt: Ich komme aber aus einer Generation, in der wir Flugsimulator gespielt haben.

(Dr. Kai Dolgner [SPD]: E-Golf wäre auch etwas für Sie! - Heiterkeit)

Flugsimulator: New York-Hamburg in Echtzeit! Nach vier Stunden kamen Turbulenzen. Das war mein E-Sport.

(Heiterkeit)

Ich muss mich jetzt mit der neuen Generation auseinandersetzen. Ich tue das gern, und ich tue das mit Begeisterung,

(Lukas Kilian [CDU]: Gewerkschaftssimula- tor!)