Protocol of the Session on September 6, 2018

Natürlich stehen auch wir Landespolitiker in der Verantwortung. Ich denke zwar, dass detailliertere Daten zur tatsächlichen Versorgungslage nicht schaden könnten. Wenn aber ein erheblicher Teil der Ärzteschaft zeitnah in Rente geht, muss dringend die Basis für Nachwuchs verbreitert werden.

Aus Sicht des SSW sollten wir deshalb den Zugang zum Medizinstudium grundsätzlich erleichtern. Der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten wird absehbar weiter steigen, längst nicht nur im Bereich der Kinderund Jugendärzte. Da liegt es für mich nahe, dass man sich Gedanken nicht nur über die Absenkung des Numerus clausus, sondern auch über weitere Lehrstühle und vor allem Studienplätze macht. Dies

wäre zumindest ein wichtiger Schritt, um zukünftige Versorgungslücken zu schließen. - Jo tak.

(Beifall SSW, SPD, vereinzelt CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort zu einem Kurzbeitrag hat der Abgeordnete Dr. Heiner Dunckel.

(Sandra Redmann [SPD]: Wer? - Heiterkeit)

- Frau Abgeordnete, wir stellen Ihnen gern eine Übersicht zur Verfügung.

(Sandra Redmann [SPD]: Ich hatte den Na- men nicht verstanden!)

Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich wollte ich nur kurz reden; ich kann es aber auch länger machen.

(Lukas Kilian [CDU]: Erst einmal kurz vor- stellen! - Dr. Kai Dolgner [SPD]: Du kannst dich kurz vorstellen! - Heiterkeit)

- Das würde etwas länger dauern. - Herr Minister, ich möchte ein paar Punkte ergänzen und Ihnen damit den Rücken stärken. Ich glaube, es gibt noch ein paar weitere Punkte, die Sie nicht erwähnt, aber sicherlich im Kopf haben.

Erstens stellen wir fest: Wir haben die Situation, dass etwa 9 % der Kinder übergewichtig sind - ich befürchte, in Schleswig-Holstein ist das etwa die gleiche Zahl -, und zwar mit steigender Tendenz. Das heißt, Adipositas hat auch etwas mit Bewegungsmangel zu tun, was die Kinderärzte auch beklagen.

Das bringt mich zum zweiten Punkt. Bei dem, was wir gerade diskutiert haben, brauchen wir noch viel mehr Anstrengung im Bereich der Prävention. Das zeigen auch Untersuchungen. Ich kann aus eigener Anschauung sagen: In den letzten Jahren haben die Kitas dort deutlich weniger tun können, als sie machen müssten. Nehmen Sie die Zahnmedizin, nehmen Sie die Bewegung, nehmen Sie die Ernährung. Die Möglichkeiten in den Kitas sind gar nicht gegeben. Ich halte es für dringend notwendig - Studien zeigen das -, dass die Frage, was gesund macht, eigentlich Thema in den Kitas sein müsste. Das geht noch weit über das hinaus, was wir über die Kinderärzte diskutieren.

Dritter Punkt. Das gehört zu der Versorgung, die wir betrachten müssen. Die Kinderuntersuchungen

(Flemming Meyer)

im fachärztlichen Bereich haben ein riesiges Problem. Ich weiß das aus eigener Anschauung. Versuchen Sie, im Bereich Orthopädie oder Hautärzte einen Termin für Kinder zu bekommen. Ich habe noch kleine Kinder. Sie müssen im hautärztlichen Bereich in Flensburg ein Dreivierteljahr warten. Das ist kein Kinderarztproblem, sondern das Problem der Betreuung von Kindern im fachärztlichen Bereich.

Der letzte Punkt. Die Kinderärzte berichten immer wieder, dass es einen Bruch ab U 9 gibt. Die Kinder, die problematisch sind, tauchen beim Kinderarzt nicht mehr auf. Das ist ein Riesenproblem. U 10 und U 11 ist nicht mehr verpflichtend und werden auch nicht mehr von jeder Kasse bezahlt. Die Untersuchungen J 1 und J 2 - die Jugendarztuntersuchungen - finden kaum statt. Das heißt, die Kinder, die aus präventiven Gründen dringend zum Arzt gehen müssten, kommen dort gar nicht mehr an.

(Beifall SPD)

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die Beratung.

Herr Abgeordneter Dr. Brodehl, Sie hatten beantragt, den Bericht dem Sozialausschuss zu überweisen. Bei mündlichen Berichten ist das nach unserer Geschäftsordnung nicht vorgesehen. Es gibt aber das Selbstbefassungsrecht des Ausschusses, sodass das Thema dort diskutiert werden kann, wenn es gewünscht ist.

Ich stelle fest, dass der Berichtsantrag Drucksache 19/882 durch die Berichterstattung der Landesregierung seine Erledigung gefunden hat. Damit ist dieser Tagesordnungspunkt erledigt.

Meine Damen und Herren, ich unterbreche die Tagung bis morgen früh und wünsche Ihnen einen angenehmen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.

Schluss: 18:16 Uhr

(Dr. Heiner Dunckel)

Herausgegeben vom Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landtags - Stenografischer Dienst