Denn nicht umsonst heißt es in den Hinweisen der schleswig-holsteinischen Zeugnisverordnung - ich zitiere mit Ihrer Erlaubnis -, dass darauf geachtet
werden solle, „dass sich hierdurch nicht heimlich unzulässige Benotungen einschleichen“. - Heimlich unzulässige Benotungen einschleichen - das ist eine Anleitung zur Ungenauigkeit, zur „Wir-haben-unsalle-lieb-Pädagogik“. So etwas gehört abgeschafft.
Deutlicher ist da schon die Beurteilungsform in sogenannten Kompetenzrastern: Frank hielt sich besonders, überwiegend, teilweise oder selten an die Regeln des Miteinander. - Das Problem hierbei ist aber, dass dieses Raster kaum wahrgenommen und noch weniger ernst genommen wird. Bestenfalls wissen die Schüler noch, ob sich mehr Kreuze links oder rechts befunden haben, aber wenn man sie danach fragt, um was es genau geht, hört es auf. Wahrscheinlicher ist sowieso, dass die Schüler die Kreuze gar nicht zur Kenntnis nehmen, die wollen nämlich Noten haben, und zwar, weil Noten eine klare und verständliche Rückmeldung sind. Noten ermöglichen Reflexion und schaffen Anreize zur Leistungssteigerung und Weiterentwicklung. Genau aus diesen Gründen nutzen wir Noten ja auch für Mathe, Deutsch, Englisch und so weiter. Bei Eigenverantwortung, Teamfähigkeit und so weiter darauf zu verzichten, ist widersprüchlich. Es ist darüber hinaus auch unzeitgemäß, unfair und unehrlich.
Unzeitgemäß, weil zahlreiche Bundesländer - egal, ob rot oder schwarz regiert - längst zu den Kopfnoten zurückgekehrt sind. Unehrlich, weil wir Schülern gegenüber so tun, als ob Sekundärtugenden zweitrangig wären. Tatsächlich sind sie aber primär. Unfair, weil wir gerade diejenigen, die vielleicht über nicht so ausgeprägte kognitive Fähigkeiten, aber über starke soziale Fähigkeiten verfügen, um zusätzlich verdiente Chancen bringen.
Meine Damen und Herren, nach bundesweiten Umfrageergebnissen sprechen sich 80 % für Kopfnoten aus. Unter Ausbildern und Arbeitgebern - Stichwort „Soft Skills“ - ist das Votum noch eindeutiger.
Wir können dies und die bundesweite Entwicklung ausblenden, oder - deshalb bitte ich Sie um Überweisung an den Bildungsausschuss - wir können damit beginnen, die wirklich wichtigen Diskussionen zu führen. Natürlich geht es um mehr als um Noten. Es geht um Vermittlung von Werten und Verhaltensweisen, die a) ein besseres gesellschaftliches Miteinander ermöglichen und b) dem Einzelnen zusätzliche Chancen eröffnen.
Die AfD-Fraktion ist davon überzeugt, dass die Zeiten von Beliebigkeit und Kuschelpädagogik passé sind. Viel zu lange wurde eine offene Debatte über Wertevermittlung gescheut, viel zu lange wur
Einen Satz noch. - Lassen Sie uns beides ändern, denn Betragen, Fleiß, Ordnung und Mitarbeit gehören zum Erziehungsauftrag der Schule. Noten helfen dabei, weil sie eindeutig, vergleichbar und ehrlich sind. Stehen wir zu den Noten! - Vielen Dank, meine Damen und Herren.
Ich würde mich freuen, wenn die notwendigen Gespräche auf der Regierungsbank draußen geführt werden könnten. - Für die CDU-Fraktion hat der Abgeordnete Tobias Loose das Wort.
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Betragen, Mitarbeit, Fleiß und Ordnung sollen nach dem Antrag der AfD Maßstäbe für eine gute Wertevermittlung sein. Als ich den Antrag das erste Mal gelesen habe, musste ich unvermittelt an den Film „Die Feuerzangenbowle“ denken. In der Tat erscheinen mir die Kategorien, die Sie hier vorschlagen, etwas verstaubt und aus der Zeit gefallen.
Ich glaube, dass selbst der Oberprimaner Pfeiffer mit diesem Mittel wohl kaum zu bändigen gewesen wäre.
Allerdings teile ich Ihr Ansinnen. Über fachliche Leistung hinaus ist auch das grundsätzliche Verhalten von Schülerinnen und Schülern von Bedeutung. Allerdings bleibt zu bedenken, dass das oft Kategorien sind, die nicht oder nicht allein in der Schule vermittelt werden. Erziehung ist und bleibt nach unserer Auffassung auch Aufgabe der Eltern. Eine Benotung in der Schule sollte kein Selbstzweck sein, sondern es sollte möglich sein, an bewerteten Kriterien im Unterricht und in der Schule gezielt zu arbeiten. Das ist bei Ihren Kopfnotenkategorien nicht ganz einfach, denn ohne die intensive Einbindung der Eltern wird man hier wahrscheinlich we
nig Erfolge vorweisen können. Eine Kopfnote in dieser Form ist fast mehr eine Benotung der Erziehungsleistung der Eltern, und das ist aus unserer Sicht problematisch.
Neben diesem Grundproblem sind aus meiner Sicht die vorgeschlagenen Kategorien nicht zeitgemäß. Sie haben diese Kategorien ein bisschen ausgeführt. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich viele Jahre in einem Unternehmen tätig gewesen. Was Sie nicht wissen, ist, dass ich dort ungefähr 100 Einstellungen umgesetzt habe. Neben fachlicher Eignung waren weniger Tugenden das Kriterium, sondern Kompetenzen von Bewerbern. Da geht es um persönliche Kompetenzen: Habe ich Selbstbewusstsein, bin ich motiviert, kann ich mich richtig einschätzen? Da geht es um soziale Kompetenzen: Kann ich in einem Team mitarbeiten, bin ich einfühlsam und kritikfähig? Oder es geht auch um methodische Kompetenzen wie Zeitmanagement und die Fähigkeit, Probleme zu strukturieren und zu bearbeiten. Das sind Kompetenzen, die auf dem Lebensweg wichtig sind, wenn es darum geht, einen Job anzutreten und gut zu bewältigen.
Diese Eigenschaften sind in unserer Zeugnisverordnung auch berücksichtigt. In der Zeugnisverordnung heißt es:
„Beschlüsse der Klassenkonferenz zur verbalen oder tabellarischen Beschreibung des allgemeinen Lernverhaltens und des Sozialverhaltens; dabei sind für das allgemeine Lernverhalten die Kriterien Arbeitsorganisation, Anwendung von Methoden, Konzentration, Selbstständigkeit und Engagement zu berücksichtigen, die Aussagen über das Sozialverhalten beziehen sich auf die Kriterien Teamfähigkeit und Konfliktfähigkeit.“
Aus meiner Sicht ist das zeitgemäßer als die vier Attribute, die Sie vorschlagen. Es gibt bereits eine Form von Kopfnoten in Schleswig-Holstein, welche sich bewährt haben.
Vor dem Hintergrund der Debatte vorhin möchte ich sagen, dass ein Problem auch in der Bewertung liegt. Wenn wir hier anfangen würden, die Fraktionen hinsichtlich Betragen und Ordnung zu bewerten, bin ich sehr gespannt, wie die Diskussion über ein Urteil, das der eine oder andere fällt, ausfällt. Beim Thema Betragen hätte ich eine eindeutige Meinung, wie die AfD zu bewerten ist, allerdings bin ich mir auch sicher, dass Sie das ganz anders sehen.
kenswert: Die kommen nämlich aus der ehemaligen DDR. Dass die AfD Vorschläge vorträgt, die aus dem Sozialismus kommen, und das für den richtigen Weg hält, finde ich bemerkenswert.
Es war interessant, wie Sie denken, dass es zu den Noten kommt. Die Bewertung der sogenannten Soft Skills erfolgt ja nicht durch eine Person. Es geht also nicht darum, dass eine Partei oder Sie der AfD eine Note für Betragen erteilen. Es ist ja gerade der Vorteil, dass die Bewertung von allen Lehrern gegeben wird. Daher ist das schon eine richtig objektive Geschichte.
- Ich glaube, dass auch ein Kollektiv am Ende irren kann. Ich wollte Ihnen nur deutlich machen, dass man in der Wertung durchaus unterschiedliche Auffassungen haben kann und das gerade in den Fragen Ordnung und Betragen. Ich könnte ein anderes Beispiel nennen. Herr Petersdotter ist gerade nicht da; wir würden zum Beispiel in Sachen Bekleidung und Ordnung unterschiedliche Ansichten haben.
- Man darf ja unterschiedliche Auffassungen haben, das ist ja jamaikanisch, wenn ich das richtig weiß, Frau von Kalben.
Ich bedanke mich in aller Form, mich mit diesem Thema auseinandersetzen zu dürfen, allerdings komme ich zu der Conclusio, dass wir diesen Antrag selbstverständlich ablehnen, und wünsche allen schöne Sommerferien. - Danke sehr.
Vielen Dank, Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die AfD möchte also Werte stärken, und ihr Mittel dazu sind Kopfnoten. Was sind also die Werte, die der AfD besonders am Herzen liegen? Es sind Ordnung, Fleiß, Mitarbeit und Betragen. Wir haben schon gehört: Das sind genau die vier Werte, die in der DDR über jedem Zeugnis standen. Mich hat das in der Tat nicht überrascht, denn es sind ja gerade die autoritären Elemente der DDR, die Rechte und Rechtsextreme häufig besonders sympathisch finden.
Werte und Verhaltensweisen werden von Ihnen auf eine Ebene gestellt. Sie stellen Primärtugenden und Sekundärtugenden gleich.
Herr Habersaat, ich bin nicht in der DDR zur Schule gegangen, ich bin aber einiges älter als Sie. Diese Noten oder diese Bemerkungen standen auch bei mir über dem Zeugnis, und das war in Westdeutschland. Vielen Dank.
Wenn man sich hier hinstellt und sagt, Sekundärtugenden seien eigentlich die wichtigeren, dann passiert etwas, was eigentlich gar nicht mehr passieren sollte, nämlich dass ich mich geneigt fühle, Oskar Lafontaine zu zitieren, der einmal festgestellt hat, allein mit Sekundärtugenden könne man auch ein KZ führen.
Es ist in der Tat schwierig, Persönlichkeit in Noten zu fassen. Ich habe drei Beispiele gefunden, die irgendwie im Landeshaus auslagen: Der kleine Bernd zitiert gern Goebbels und ist ein Rassist, aber er ist immer pünktlich und hat sein Federmäppchen auf
geräumt - Eins! Der etwas ältere Alexander nennt den Holocaust einen „Vogelschiss“ und vergleicht die Bundeskanzlerin mit Hitler. Allerdings sitzt seine Hundekrawatte tadellos, und er trägt auch häufig ein Tweed-Jackett - auch Eins! Nicht so gut sieht es hier im Landtag aus, meine Damen und Herren. Doris ist zwar immer adrett angezogen und stört selten, fehlt aber unentschuldigt in Fraktions- und Ausschusssitzungen und kassiert trotzdem die vollen Diäten - leider Sechs!