Wir sollten auch weiterhin im Tourismus an einem Strang ziehen - natürlich in die gleiche und die richtige Richtung, das ist logisch. Deshalb freuen wir uns, dass wir heute diesem Antrag alle zusammen zustimmen werden. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Was soll man zu diesem Antrag sagen? - Er kommt auf breiten Schultern daher, er ist interfraktionell getragen. Die AfD wurde leider nicht mit einbezogen. Offenbar gilt selbst das Thema Tourismus als zu heikel, als dass man es mit den Neuen im Landtag voranbringen möchte.
Oder befürchten die anderen Fraktionen - Vorsicht, Satire! -, dass wir uns am Begriff Fremdenverkehr stören?
Nein, im Ernst - Satire off -, der Tourismus ist eine tragende Säule der Wirtschaft in unserem Land. Es ist geradezu lebenswichtig, eine zukunftsweisende Strategie für diesen Sektor weiterzuentwickeln.
Natürlich trägt auch die AfD diese Strategie mit. Es dürfte mittlerweile auch in diesem Hohen Haus angekommen sein, dass sich die AfD seit ihrem Bestehen für den konsequenten Ausbau der Infrastruktur und die Wirtschaftsförderung einsetzt. Was nützt die beste Tourismuswerbung, wenn unsere Feriengäste vor maroden Brücken im Stau stehen und wenn die Bahn mal wieder nicht fährt.
- Zeitweilig. - Die im Antrag genannte Erreichbarkeit der Destinationen ist also zentral für das weitere Wachstum dieses wichtigen Wirtschaftsfaktors, der sich auch in diesem Jahr so erfreulich entwickelt hat.
Wir begrüßen ausdrücklich die Vielfalt der im Antrag genannten Tourismuszweige und die Prinzipien der Naturnähe und der Nachhaltigkeit.
Gerade unsere ländlichen Regionen können von diesen Prinzipien am besten profitieren. Orte und Regionen in der zweiten und dritten Reihe, hinter den beliebten Badeorten, setzen hier bereits positive Zeichen. Da, wo ich wohne, in Ostholstein, erfreut sich zum Beispiel das neu gestaltete Konzept Naturerlebnis Bungsberg großer Beliebtheit - bei Einheimischen und bei Gästen.
Wir haben von Herrn Jensen gehört, dass viele Küstenorte heute schon am Rande der Belastbarkeit durch den Tourismus sind. Dort könnte es mittelfristig durchaus zu einem Phänomen kommen, das wir auch in anderen europäischen Destinationen vorfinden, nämlich einer Verdrossenheit der Einheimischen mit den Touristen, vielleicht sogar zu einer Gegenbewegung. Dem gilt es gegenzusteuern. Darin sehe ich auch eine Chance für die Destinationen in der zweiten Reihe.
Ebenso ist es zu begrüßen, dass der demografische Wandel bei der Weiterentwicklung der Tourismusstrategie verstärkt berücksichtigt werden soll und damit bedarfsgerechte Urlaubsangebote für ältere Menschen noch stärker ins Blickfeld rücken. Kulturelle Angebote und gesundheitsorientierte Urlaubsziele sollten sich dann in ein Konzept einfügen, das auf Kontinuität setzt und nicht nur auf saisonabhängigen Eventtourismus. Gerade für ältere Mitbürger ist es von zentraler Bedeutung, bequem und ohne große Verzögerung an ihr Urlaubsziel zu gelangen. Wir haben erst gestern über den Handlungsbedarf in der Region Lübeck/Ostholstein gesprochen Stichwort Bäderbahn, Stichwort schnelle Anbindung ohne Umsteigeverbindung.
Dass auch die Digitalisierung in dem vorliegenden Antrag hervorgehoben wird, halten wir für essenziell, denn Urlaubsplanung ist ohne das Netz nicht mehr zu denken. Immer mehr Kurzurlaube, die immer kurzfristiger gebucht werden, verändern die Parameter für die ganze Branche. Hier sehen wir angesichts der Wettbewerber auch in Deutschland ich denke da an Mecklenburg-Vorpommern - noch erheblichen Nachholbedarf in Schleswig-Holstein.
Der vorliegende Antrag spiegelt das wider, was im Koalitionsvertrag zu lesen war. Von daher hätte die Landesregierung, der zuständige Minister vermutlich auch ohne ihn arbeiten können. Aber natürlich ist er richtig und wichtig, daher stimmen auch wir ihm gern zu. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Es wird wieder vermehrt Urlaub in Deutschland gemacht, auch bei uns im Norden. Bei den Gästezahlen feiert Schleswig-Holstein in den
letzten Jahren einen Rekord nach dem anderen. Schleswig-Holstein steht, was die Übernachtungsund Besucherzahlen angeht, im Bundesvergleich ganz gut dar; doch natürlich besteht noch Luft nach oben. Der vorliegende Antrag soll dafür Sorge tragen, dass der Abstand nach oben noch kleiner wird und man die gegenwärtige Tourismusstrategie evaluiert und weiterentwickelt.
Im Antrag werden acht zentrale Punkte hervorgehoben, die bei einer Evaluierung besonders berücksichtigt werden sollen. Was wir als SSW besonders begrüßen, ist der Aspekt des nachhaltigeren Tourismus. Wir würden es gern sehen, wenn im touristischen Angebot die einzigartige Lebensqualität sowohl für Urlauberinnen und Urlauber als auch für Einheimische stärker hervorgehoben würde. Dies ist mit Sicherheit eine anspruchsvolle Herausforderung, und dafür gibt es leider bestimmt keine leichte Lösung. Nichtdestotrotz ist klar, dass nur nachhaltiger Tourismus im Einklang mit der Natur, der lokalen Bevölkerung und ihrer Kultur dauerhaft zur Wertschöpfung beitragen kann. Auch dies ist eine bedeutende Art der Imagepflege, der wir im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des Tourismus Beachtung schenken sollten. Dies muss ein wichtiges Ziel für die weiteren Jahre bleiben.
Auch die verbleibenden Punkte im Antrag weisen auf das große Spektrum innerhalb des Tourismus hin und sollen die unterschiedlichen Schwerpunkte und Zielgruppen aufzeigen: vom Städtetourismus und von Geschäftsreisen über Jugendtourismus bis hin zum demografischen Wandel und zur Digitalisierung. All diese Themen sollen berücksichtigt werden.
Dabei stellt sich generell die Frage: Wie wollen wir uns positionieren? Wollen wir uns auf unsere Stärken konzentrieren, oder wollen wir versuchen, unsere Schwächen auszugleichen? Ich denke, dass man auch hier im Zuge der Evaluierung darauf stoßen wird, welche Schwerpunkte eine generelle Tourismusstrategie haben kann und auch haben muss.
Eine Sache, die vielleicht eher als Unterpunkt zu verstehen ist, die ich aber gern als einen wertvollen Gedanken mitgeben möchte, ist, das Thema des Tourismus gemeinsam mit unserem direkten Nachbarn - nämlich Dänemark oder besser gesagt Süddänemark - zu denken. Viele Touristen, die nach Dänemark reisen, kommen auch bei uns in Schleswig-Holstein vorbei. Dieses Potenzial sollten wir nutzen. Auch dafür braucht es eine landesweite Strategie.
Das Gleiche gilt für Reisende aus Dänemark, die weiter nach Hamburg, Berlin oder zu anderen Zielen in Deutschland fahren. Natürlich wären da auch noch die Touristen zu nennen, die Süddänemark und Schleswig-Holstein gemeinsam erleben wollen. Auch hier brauchen wir einen gemeinsamen Ansatz. Gerade im Bereich der Informationen über die Angebote auf der jeweils anderen Seite der Grenze gibt es erheblichen Nachholbedarf. Es wäre doch schade, diese Synergieeffekte links liegen zu lassen. Von daher sollten wir, auch geografisch gesehen, in größeren Einheiten denken und unsere Nachbarn nicht ausschließlich als Konkurrenten sehen, sondern als Partner. Auch hier könnte man ansetzen, um weiteres Potenzial generieren zu können.
Alles in allem ist Schleswig-Holstein nach wie vor gut aufgestellt in Sachen Tourismus. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, müssen jedoch alle Akteure zusammenarbeiten. So verstehe ich auch das Vorhaben der Landesregierung, dass man hier den engen Austausch suchen will. Dazu zählen natürlich auch der Landtag und die vielen kommunalen Vertretungen und Rathäuser. Auch hier gilt es, das offene Gespräch zu pflegen.
In diesem Sinne freue ich mich auf die Evaluation sowie die Weiterentwicklung der Tourismusstrategie des Landes. Ich kann nur sagen, dass wir als SSW gern dazu unseren Beitrag liefern wollen. - Jo tak.
Vielen Dank, Herr Kollege. - Für die Landesregierung hat nun der Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus, Herr Dr. Bernd Buchholz, das Wort.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich dies gleich zu Anfang sagen, denn über dem Antrag steht: Wir wollen die Tourismusstrategie evaluieren und konsequent weiterentwickeln. Jeder hier im Hause hat es gesagt: Diese Tourismusstrategie gehört zu dem Besten, das hier in der letzten Legislaturperiode gemeinsam vorangebracht worden ist. Ich sage auch ganz deutlich, dass mein Vorgänger Reinhard Meyer mit die
ser Kernkompetenz des Tourismus wahnsinnig viel Positives dazu beigetragen hat, dass dieses Land vorankommt. Man kann es nicht deutlicher ausdrücken: Hier lag wirklich ein Schwerpunkt bei Reinhard Meyer selbst, den er ja jetzt auch weiterhin auslebt. Das hat sich zum Wohl des Landes in der Tourismusstrategie deutlich niedergeschlagen. Dafür gebührt Reinhard Meyer großer Dank.
Diese Tourismusstrategie zeichnet sich zum einen dadurch aus, dass sie greifbare Ziele definiert. Deshalb gefällt sie mir so gut. Es wird gesagt: Passt auf, wir wollen konkret werden und nicht im strategischen Blauen bleiben. Auf den Wegen hin zu diesen Zielen wird aber auch eine konsequente Konzentration auf Zielgruppen und Kernthemen bewirkt. Vor allem in den Grundansätzen wird auf Qualität und nicht nur auf Quantität gesetzt. Das alles hat sich ausgezahlt.
Das Jahr 2017 ist zwar noch nicht zu Ende, aber wir können schon heute absehen, dass es für SchleswigHolstein erneut ein Tourismusrekordjahr wird. Bis Ende August konnten wir im echten Norden knapp 5,4 Millionen Gäste und etwa 21,3 Millionen Übernachtungen zählen. Das sind 4,4 % mehr Gäste und 4,3 % mehr Übernachtungen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, und das alles trotz des nassen Sommers. Schleswig-Holstein liegt mit seinen Zuwachsraten weiterhin klar über dem Bundesdurchschnitt, in dem die Zahl der Übernachtungen nur um 2,7 % zunahm.
Deshalb bin ich ausgesprochen zuversichtlich, dass wir die ambitionierten Ziele der Tourismusstrategie bis 2025 auch tatsächlich erreichen werden. Ein Blick auf unsere drei Topziele zeigt dies deutlich. Die Zahl der Übernachtungen soll bis 2025 auf 30 Millionen steigen. Schon 2016 sind wir mit 28,2 Millionen Übernachtungen nicht mehr weit davon entfernt. Viel wichtiger aber als die bloße Anzahl von Übernachtungen ist, dass wir eine zunehmend bessere Auslastung der Nebensaison erreicht haben. Das sichert Arbeitsplätze und erhöht die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen.
Aufgrund der Harmonie der Debatte erspare ich mir deshalb auch jeden Seitenblick darauf, dass bei der Verstetigung der Saison vor dem Hintergrund dessen, was der Kollege Tietze vorhin vorgetragen hat, das Shoppingerlebnis auch in der Nebensaison ein wichtiges touristisches Element ist. Aber darüber reden wir jetzt nicht.
Beim zweiten ehrgeizigen Ziel der Strategie, der Steigerung des touristischen Bruttoumsatzes um 30 % auf 9 Milliarden €, stehen wir gut da. Im Rahmen des Sparkassentourismusbarometers wurde für 2015 der Wert von 7,9 Milliarden € errechnet. Der aktuelle Betrag liegt zwar noch nicht vor, er wird aber sicherlich auch wieder eine positive Nachricht sein.
Komplizierter ist im Zusammenhang mit dem dritten Ziel die Messung der Gästezufriedenheit. Hier ist es das Ziel, unter die Top 3 der Bundesländer mit der höchsten Gästezufriedenheit zu kommen. Dabei hat man sich damals darauf festgelegt, die Daten der Reiseanalyse als relevantes Erhebungsinstrument zu nutzen. Wir waren im Referenzjahr 2013 auf Platz 7, wir sind im Jahr 2016 auf Platz 6. Das darf uns nicht zufrieden machen. Das heißt auch, an der Qualitätsverbesserung müssen wir weiter konsequent arbeiten.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich an dieser Stelle deshalb einige Ziele ausgeben, denn wenn wir uns jetzt alle auf die Schulter klopfen und sagen: Das war alles super, die Strategie war richtig, und die Zahlen sind so toll, dann müssen wir auch sagen: Na ja, das hat auch ein gutes Stück weit etwas mit einer weltpolitischen Lage zu tun, die dazu führt, dass man zurzeit eher in Deutschlands Norden Urlaub macht und nicht ans Mittelmeer fliegt.
Wir sollten nicht verschweigen, dass wir die eine oder andere Herausforderung im Lande haben, denn es geht nicht nur um die Küsten, sondern es geht in einem weiteren Schwerpunkt zum Beispiel auch um das Binnenland. Dass ich bei Reisen durch so manche touristische Destination im Binnenland sagen würde: Das ist ja toll, das ist nicht so. Das kann ich nicht sagen. Ich will jetzt nicht sagen, dass man bei manchem Ort den Eindruck hat, die späten 60erJahre atmen einen an, aber ein bisschen ist es so.
- Es mag sein, dass alles wiederkommt. Vielleicht haben wir auch Retro-Touristen, die das nett finden. In der Regel darf man aber heute auch im Binnenland mehr erwarten. Deshalb liegt ein Schwerpunkt des Ausbaus der Strategie oder der Weiterentwicklung der Strategie auf dem Binnenland.