- Mit einer pädiatrischen Abteilung werden sie diesen Renditeinteressen natürlich weniger gerecht werden, als wenn sie Hüften oder andere Dinge behandeln. Das ist doch genau das Problem, nämlich dass wir am Ende die notwendigen Versorgungsstrukturen nicht mehr haben, weil damit kein Geschäft gemacht werden kann.
- Herr Kollege Tietze, ich habe Ihnen doch in dieser Frage gar nicht widersprochen. Ganz im Gegenteil, habe ich angeregt, sich grundsätzlich damit zu beschäftigen, wie wir die Versorgung einer älter werdenden Bevölkerung dauerhaft in einem Flächenland sicherstellen können. Dazu gehört in einer älter werdenden Bevölkerung selbstverständlich auch die Pädiatrie. Aber Sie werden auch mir nicht widersprechen, dass dieses Problem größer wird, weil wir - jedenfalls in den nächsten 30 Jahren - weniger Geburten haben werden und dass wir auf diese Frage eine Antwort geben müssen.
Und im Zweifel werden wir mit den Strukturdebatten von heute die Probleme von morgen an der Stelle nicht lösen können.
Das Wort zu einem weiteren Dreiminutenbeitrag erteile ich Frau Abgeordneter Jette WaldingerThiering von der Gruppe des SSW.
Sehr geehrte Landtagspräsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Geburtshilfe ist ein ganz wichtiges Thema, deshalb habe ich mich auch noch einmal spontan zu einem Dreiminutenbeitrag gemeldet. Hier wurde vorhin auch schon der Name der Imland-Klinik in Eckernförde genannt. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass die Geburtshilfe nicht erst seit dem Jahr 2000 oder dem Jahr 2012 ein Thema ist,
dieses ist schon immer ein Thema gewesen. Bei uns in Eckernförde war es auch 1992 Thema, als ich mein erstes Kind zur Welt bringen sollte. Die Hebammen in diesem Land sind einfach das schwächste Glied in der Kette, aber auch das allerwichtigste.
Denn ohne unsere Hebammen wären wir Frauen, die da liegen und ein Kind gebären müssen - und die Männer gucken vielleicht nur zu
Deshalb geht mein ganz großer Appell dahin - ich finde es richtig klasse, dass sich der Landtag heute damit endlich beschäftigt; Flemming Meyer war der erste Redner; vielen Dank dafür -, das Thema endlich auf die Landesagenda zu setzen. Denn die Hebammen und die Geburtshilfe in der Fläche benötigen viel mehr Aufmerksamkeit.
Geburtshilfe ist kein gewinnbringendes Geschäft. Für Geburten gibt es zwar einen errechneten Termin, aber häufig kommt es anders, als man es geplant hat. Für eine Knie-OP bekomme ich einen Termin, den kann ich einplanen, dafür kann ich meinetwegen auch 50 oder 60 km weit fahren. Wenn ich aber ein Kind zur Welt bringen muss, dann zählt in manchen Fällen jeder Kilometer und jede Infrastruktur, die ich vorfinde.
Deshalb müssen wir alle ein riesengroßes Interesse daran haben, dass die Ministerin jetzt ein Konzept entwickelt, damit in der Fläche in Schleswig-Holstein, auf Sylt, in Eckernförde, auf Fehmarn und überall sonst, ein flächendeckendes Angebot für die Geburtshilfe vorhanden ist. Das ist das eine.
Liebe Kollegin Waldinger-Thiering, verstehe ich Sie richtig, dass Sie auf der Insel Fehmarn zum Beispiel wieder eine Entbindungsstation einrichten möchten?
- Ich würde das vielleicht gern machen, aber, Frau Klahn, für mich ist wichtig, dass wir ein flächendeckendes Angebot haben,
damit wir wissen und mit Zuversicht sagen können, hier können junge Schleswig-Holsteiner auf eine gesunde Weise zur Welt kommen. Ob das auf der Insel Fehmarn wieder etwas wird, vermag ich so nicht zu sagen. Das weiß ich nicht. Vielleicht hängt
diese Frage nicht nur mit der Infrastruktur auf Fehmarn zusammen, sondern vielleicht auch mit der in dem nächsten Ort, mit dem man eng zusammenarbeiten kann, damit diese flächendeckende Geburtshilfe ermöglicht werden kann.
Letztendlich ist es doch so, dass dieses Thema - das haben wir vorhin zu Beginn der Debatte auch gesehen; ganz viele verließen den Plenarsaal - vielleicht so etwas ist, was man nebenbei mitnehmen kann, aber damit sind keine Gewinne zu erzielen. Vielleicht musste man sich deshalb in der Vergangenheit dieses Themas nicht so annehmen. Deshalb ist es wichtig und richtig, dass wir diesen Punkt heute gesetzt haben. Die ganzen Belegärzte und Beleghebammen sorgen dafür, dass dort, wo wir die gynäkologischen Abteilungen in den Kreiskrankenhäusern nicht mehr vorfinden, diese Sequenzen aufrechterhalten bleiben können.
Ich bin mir nicht sicher, ob Sie schon am Ende Ihres Gedankens sind. Mir scheint es ein nächster Gedanke zu sein, der jetzt beginnt. Ich habe den Eindruck, dass sich Frau Klahn dazu noch einmal äußern wollte. - Das will sie jetzt anscheinend nicht mehr.
Mein Appell an alle: Geburtshilfe muss ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt werden, damit wir in Schleswig-Holstein ein flächendeckendes Angebot bekommen für sichere Geburten, für Frauen, die sich gut aufgehoben fühlen und für Kinder, die gesund zur Welt kommen.
Vielen Dank. - Für die Landesregierung erteile ich der Ministerin für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung, Kristin Alheit, das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit dem Thema der Absicherung der Geburtshilfe greifen die Koalitionspartner
heute ein Thema auf, was viele Menschen im Land berührt und bewegt. Alle Vorrednerinnen und Vorredner haben das gesagt. Das erleben wir auch ganz aktuell auf Sylt mit den Plänen von Asklepios, sich aus der Geburtshilfe zurückzuziehen. Das wird dort mit viel Engagement und Einsatz beantwortet. Wir haben auch letztes Jahr - darauf ist auch schon hingewiesen worden - in Eckernförde gesehen, dass die Bedeutung, die die Menschen diesem Bereich zumessen, entsprechend groß ist. Da ist auch tatsächlich mit viel Einsatz und im Ergebnis mit Erfolg erreicht worden, dass die Geburtshilfe nicht geschlossen worden ist.
Das Thema - das wird auch in dieser Diskussion deutlich - ist ein hoch emotionales Thema. Die Menschen erwarten draußen zu Recht, dass die Politik Geburtshilfe sicherstellt, soweit Politik das kann. Denn das möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal deutlich sagen - ich glaube, da sind wir uns aber auch einig -: Der maßgebliche Maßstab, an dem wir uns orientieren, ist natürlich die medizinische Seite. Wichtig ist - darauf zielt der Antrag der Koalitionsfraktionen auch ab -, dass wir uns nicht von einer Hiobsbotschaft zur nächsten bewegen und immer nur agieren und reagieren auf das, was da kommt. Wichtig ist daher, ein landesweites Konzept auf die Beine zu stellen, mit dem wir in allen Landesteilen, auch da, wo wir den Rückzug der Geburten tatsächlich zu verzeichnen haben, für die Zukunft sicherstellen, wie Geburtshilfe aussehen soll. Denn darauf, dass wir in Zukunft weniger Geburten haben werden, müssen wir uns einstellen.
Die Zahl der Geburten an einem Standort ist beileibe nicht nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit, die hier viel diskutiert worden ist. Wie viele Geburten es an einem Standort gibt, hat auch etwas mit der Routine zu tun, hat etwas damit zu tun, wie die Personalausstattung für eine sichere Geburt vor Ort aussieht.
Nicht umsonst gibt es ganz klare Maßstäbe - Frau Trauernicht hat das auch sehr genau dargestellt von der Deutschen Gesellschaft für Geburtshilfe, die medizinisch fachliche Maßstäbe dafür setzt und begründet, wann eine Geburt sicher durchgeführt werden kann. Wir müssen uns daher sehr ernsthaft perspektivisch konzeptionell die Frage stellen, was ist, wenn diese Maßstäbe so nicht mehr überall im Land aufrechterhalten werden können.
Noch einmal: Mir ist wichtig, dass ich dabei nicht über betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte rede, sondern nur über - ich finde, auch nur das darf und
muss unser Gesichtspunkt sein - die Sicherheit der Gebärenden und der Kinder. Deswegen erfordert es politischen Mut, einen Prozess anzustoßen, der die bisherigen Strukturen hinterfragt. Das verdient große Anerkennung und ist sicherlich kein bequemer Prozess. Die Koalitionspartner übernehmen an dieser Stelle mit ihrem Antrag Verantwortung für ganz Schleswig-Holstein.
Zu Recht sagen der Antrag und auch der Änderungsantrag der CDU, dass auch durch die Bundesregierung Bedingungen herzustellen sind, damit Geburtshilfe überall im Land sichergestellt werden kann. Zu Recht ist auch darauf hingewiesen worden, dass wir mit der Formulierung im Koalitionsvertrag einen richtig guten Anker haben, dort erfolgreich anzusetzen.
Die Kosten der Berufshaftpflicht sind in den vergangenen Jahren rapide gestiegen. Das ist schon gesagt worden. Auch dass im nächsten Jahr ein erneuter Anstieg kommt, ist schon gesagt worden. Mir ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass das kein selbstständiger Prozess ist, sondern dass es damit zu tun hat, dass Geschädigte mit Erfolg berechtigte Ansprüche eingeklagt haben. Das hat sicherlich auch damit zu tun, Herr Garg, dass die Entwicklung im medizinischen Bereich sehr schnelllebig ist.
Es ist daher ausgesprochen richtig und wichtig, dass wir neue Wege bei der Berufshaftpflicht im Bereich der Geburtshilfe prüfen. Das kann eine öffentlich organisierte Lösung umfassen. Mir ist allerdings wichtig, dass wir dabei die anderen Facharztgruppen nicht völlig aus dem Blick verlieren.
Ich bin sehr gern bereit, länderübergreifend für die Initiative zu werben, die das Anliegen stärkt, die Geburtshilfe in der Fläche dauerhaft aufrechtzuerhalten und zu sichern. Zugleich ist für mich aber wichtig, dass wir hier in Schleswig-Holstein tatsächlich unsere eigenen Hausaufgaben machen.
Das betrifft ganz konkret - jetzt komme ich auf den Anfang zurück - die aktuelle Situation in Sylt. Sie haben aus den Medien mitbekommen, dass wir uns schon sehr lange bemühen. Frau Damerow, Sie wissen, wir machen das nicht erst seit gestern, sondern wir machen das seit Wochen, und wir sind darüber im Gespräch. Es wäre wünschenswert gewesen, dass wir im Ausschuss darüber berichten hätten können; dass der Sturm Xaver den Ausschuss hat ausfallen lassen, war nicht unsere Idee. Das wäre ein gutes Forum gewesen, darüber miteinander zu sprechen.
lich mit Asklepios und mit weiteren Trägern und Akteuren vor Ort viele Möglichkeiten, damit die Geburtshilfe in Sylt weiter bestehen kann. Wir prüfen jede denkbare Option rechtlicher und praktischer Art. Wir hatten gestern - das wissen die meisten hier im Raum - sehr ausführliche Gespräche im Ministerium, die morgen auf Sylt fortgesetzt werden sollen.