Wenn Sie dann auch noch Herrn Köller aus dem Bildungsausschuss hier anführen und zitieren, dann möchte ich darauf hinweisen, dass er eine sehr prägnante Aussage im Bildungsausschuss gemacht hat. Er hat nämlich gesagt, Sie können in der Sekundarstufe I so viel längeres gemeinsames Lernen einführen, wie Sie wollen. Wenn Sie nicht in die frühkindliche Bildung investieren, wird Ihnen das herzlich wenig nützen. Er hat allerdings auch gesagt, es schadet nicht unbedingt.
Wenn Sie darauf eingehen, ob wir 2010 ein Gesetz mit der Brechstange gemacht haben, dann will ich Ihnen sagen, wir haben lediglich Freiheiten optimiert und insofern in keinster Weise mit der Brechstange gearbeitet. Ich will gern noch etwas zum Bildungsdialog aufgreifen: Wir haben gerade gehört, dass die Landesschülervertretung auf der Tribüne sitzt. Sie hat heute eine Pressemitteilung herausgegeben, die Sie sehr interessieren sollte, meine Damen und Herren. Die Landesschülervertretung schreibt: Die Schulgesetzänderung scheitert vor der Bildungskonferenz. Die LSV geht bestimmt inhaltlich mit den Forderungen der Koalitionsfraktionen konform. Uns stört das Verfahren. Es scheint im Rahmen der Bildungskonferenz bisher, als würden wir dort als Schülervertretung wahrgenommen, umso erstaunter zeigt sich der Landesvorstand, dass nun zwei Tage vor der nächsten Bildungskonferenz einige grundsätzliche Entscheidungen vorweggenommen werden. - Eine zweite Pressemitteilung des IVL sagt: Hier werden entgegen der allgegenwärtig propagierten Dialogkultur der Landesregierung eindeutig Verbotsstrukturen in das Schulgesetz eingezogen, wie sie nur der Denke von Verwaltungspädagogen entspringen können.
Meine Damen und Herren, geben Sie sich einen Ruck. Wir haben noch nicht entschieden. Verschieben Sie die Entscheidung des Vorschaltgesetzes, oder setzen Sie es ganz ab. Dialog muss auch Dialog aushalten können. - Herzlichen Dank.
Herr Präsident! Dass ich zum Thema Bildung meinen ersten Dreiminutenbeitrag leiste, hat mich auch gewundert. Aber, Herr Habersaat, Sie haben mich ja zitiert. Ich war bei dieser Veranstaltung, die gut gefüllt war. Es waren sehr viele Sozialdemokraten dort, Sie waren leider nicht dabei. Ich kann Ihnen sagen: Ich habe es nicht gefordert, sondern der Antrag wurde von diesen Schulen, von Nortorf und von Bordesholm, gestellt. Ich habe da gesagt: Wenn die Zahlen stimmen und das Ministerium das geprüft hat und zustimmt, dann sollen sie diese auch bekommen.
Herr Dr. Stegner, der mit dabei war, kann sich bestimmt an meine Aussage erinnern. Es war ein sehr interessanter Abend. Da hat er versprochen, dass er sich dafür einsetzen wird, und es wird wohl so kommen.
Ich wollte eine Zwischenbemerkung machen, Herr Kollege Göttsch. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Sie so entschlossen die beiden Oberstufen unterstützt haben, wie ich das auch gemacht habe. Dafür möchte ich mich herzlich bei Ihnen bedanken.
- Doch, jetzt sehe ich es auch. Das Wort hat jetzt der Herr Abgeordnete Wolfgang Kubicki, Fraktionsvorsitzender der FDP.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Weil ich immer sehr interessiert den Ausführungen des Kollegen Habersaat und seinen Zwischenfragen lausche, möchte ich zunächst feststellen - ich bin zwar kein Lehrer, aber trotzdem mathematisch als Volkswirt einigermaßen vorgebildet -, dass es in Niedersachsen deutlich mehr Schulen gibt, die G 9 anbieten, als in Schleswig-Holstein außerhalb der Gymnasien. Und deshalb müssen Sie die Frage beantworten: Wenn Sie denn wollen, dass nach Schulformen getrennt G 8 und G 9 angeboten wird, müssen Sie erklären, woher Sie dann die Kapazität nehmen wollen, da 80 % der Eltern ihre Kinder im G9-Zweig ausbilden lassen wollen. Den müssen wir dann zunächst einmal aufbauen.
Und nun zu Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz hat kein „8,5 Abitur“, sondern ein „8,75 Abitur“, da die Schüler dort Ende März ihr Abitur erhalten.
- Ja, Herr Stegner, ich weiß, dass Sie das immer wieder überrascht, dass man auch mathematisch vorgebildet sein kann, ohne sich zu verrechnen.
im Rahmen von Gender: „das Ahnen“ - gesagt hat zur Frage des Sonderweges G 9 in RheinlandPfalz. Sie hat gesagt: Der Beschluss in RheinlandPfalz, nicht flächendeckend auf G 8 umzusteigen, war eine meiner schwierigsten Entscheidungen. Wenn 15 Bundesländer das anders machen, dann ist das schon ein starker Druck. Doch der Weg des Landes hat sich als der richtige erwiesen.
Die dortigen Gymnasien kennen zwei Besonderheiten: So haben die G-9-Abiturienten ihr Abschlusszeugnis schon Ende März in der Tasche. 17 der insgesamt 146 Gymnasien sind bislang zu G-8-Gymnasien geworden, und zwar alle als Ganztagsgymnasien.
Das erklärt noch einmal, warum die Grünen in Niedersachsen - das wissen wir ja - komplett zu G 9 zurück wollten. Das erklärt, warum der Druck des Elternwillens überall dazu führen wird, an Gymnasien G 8 und G 9 anzubieten, auch in SchleswigHolstein. Ich sage Ihnen voraus, dass Ihre bisheri
Jetzt hat für die Landesregierung die Bildungs- und Wissenschaftsministerin Frau Dr. Wara Wende das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Folgt man der heutigen Diskussion, dann stellt man sich die Frage: Beschädigt das Vorschaltgesetz den Dialog auf der Bildungskonferenz oder nicht? Darüber hinaus scheint das die zentrale Auseinandersetzung zu sein, wenn es um den Bildungsdialog geht. Ich darf Sie beruhigen: Das Vorschaltgesetz steht nicht im Konflikt mit dem Bildungsdialog.
Das Vorschaltgesetz hat lediglich einen Sinn, nämlich Ruhe in die Diskussion um unsere Schulen zu bringen.
Wir wollen keinen hektischen Aktionismus, sondern wir wollen, dass sich alle etwas mehr Zeit nehmen,
Aus diesem Grund haben wir im Übrigen auch die Änderung des Schulgesetzes um ein Jahr verschoben. Vielleicht bringt ja auch dies etwas mehr Unaufgeregtheit in die Diskussion. Die bestehenden Schulstrukturen werden sich auch in Zukunft nicht wirklich grundlegend ändern. Intendiert ist lediglich eine klare Strukturierung unserer Schullandschaft. Das bedeutet, wir werden in Zukunft im Sekundarbereich I ein Zwei-Säulen-Modell haben, bestehend aus starken Gymnasien und starken Gemeinschaftsschulen.
stufen der Gymnasien und die Oberstufen der Gemeinschaftsschulen werden ergänzt um berufliche Gymnasien oder - wie ich sie lieber zu bezeichnen pflege - um berufliche Oberstufen.
Mit anderen Worten: Nicht ein, sondern gleich drei gleichwertige, aber nicht gleichartige Wege führen zum Abitur. Und weil wir im Sekundarbereich I ein gleichwertiges Nebeneinander von starken Gymnasien und starken Gemeinschaftsschulen haben möchten, brauchen wir mehr Gemeinschaftsschulen mit eigener Oberstufe. Diese eigenen Oberstufen sind alles andere als ein Selbstzweck, sondern sie korrespondieren mit unserem Ziel, künftig nicht nur mehr, sondern auch andere Schülerinnen und Schüler als bisher zum Abitur zu führen.
Die Chance auf eine erfolgreiche Bildungsbiografie muss jungen Menschen auch dann eröffnet werden, wenn sie nicht aus einem Elternhaus mit hohem außerschulischen Unterstützungspotenzial stammen und wenn sie keine ehrgeizigen Eltern haben, die ihnen im Notfall Nachhilfestunden finanzieren.
Sehr geehrte Damen und Herren, lassen Sie uns endlich mit dem Streit über Schulstrukturen aufhören, denn er ist nicht zielführend.
Lassen Sie uns lieber daran arbeiten, wie wir jenseits der Schulstrukturdebatte die inhaltliche Qualität des schulischen Unterrichts optimieren können.
Wie können wir die intellektuellen, sozialen und emotionalen Potenziale unserer Kinder optimal fördern? Wie machen wir aus unseren Schulen Schülerschulen, an denen Schulabsentismus der Vergangenheit angehört? Und wie schaffen wir es, dass die Zahl unserer Risikoschüler nachhaltig reduziert wird?