Lassen Sie uns, meine Damen und Herren, gemeinsam mehr wagen für das Urlaubsland SchleswigHolstein. Es lohnt sich. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister! Zunächst einmal herzlichen Dank für Ihren Bericht. Gleich vorweg: Es ist gut, in diesem Land wieder einen Wirtschafts- und Tourismusminister zu haben, der sich nicht nur für sein Aufgabengebiet, die daraus erwachsende Wertschöpfung für unser Land und die hier gebundenen Arbeitskräfte interessiert, sondern der auch noch etwas von Tourismus versteht. Sie haben unserem Tourismusland wirklich gefehlt.
Meine Damen und Herren, wir haben in den Jahren 2006 bis 2009 - das war während der Großen Koalition; deswegen geschah das auch, ich sage das ausdrücklich - mit unserer Unterstützung den Tourismus in Schleswig-Holstein neu ausgerichtet. Wir konnten lokale Strukturen straffen und mit der Zielgruppenausrichtung erstmals Marktforschungselemente erfolgreich installieren. Andere Bundesländer schauten durchaus neugierig auf das, was wir hier - zunächst auch ganz erfolgreich und vorbildlich - starteten. Dann aber passierte etwas, worauf wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten von Anfang an hingewiesen beziehungsweise wovor wir gewarnt hatten. In den Jahren danach 2010 und 2011 - passierte leider gar nichts. Die lokalen Akteure wurden sich selbst überlassen, Strukturen verwischten, Aufgaben waren nicht mehr klar geregelt, vereinbarte Leitprojekte wurden nicht weiterverfolgt. Die Folge - der Minister hat es beschrieben - war eine Stagnation bei den Gästezahlen. In dieser Situation sollten die Mittel für das landesweite Marketing auch noch auf Null reduziert werden.
Das Problem dabei ist, dass die Kritik - egal, ob sie von den Gutachtern oder aus der Tourismusbranche kam - an der Vorgängerregierung einfach abprallte. Wir waren 2006 mit einem damals wirklich vorbildlichen Prozess gestartet. Jetzt erfahren wir, dass der Abbruch der Kommunikation nach 2009 ein echtes Problem wurde. Aus der anfänglichen Eu
Es ist allerhöchste Zeit, die Ergebnisse der Evaluierung anzupacken. Es geht nicht darum, alles neu zu erfinden; aber die bisherige Strategie gehört in Teilen nachjustiert. Als Beispiel nenne ich die Zielgruppen und Themen. Der Marketing-Mix macht es. Wir sollten weder auf das Thema noch auf die Zielgruppe noch auf die Destination verzichten. Auf keinen dieser Wege sollten wir verzichten. Unsere Zielgruppen sollen hier den Urlaub machen, den sie sich wünschen. Gerade um die Zielgruppenwünsche geht es ja. Natürlich soll geradelt, gesegelt, gegolft und genossen werden. Es sollen zielgruppengerechte Angebote entwickelt werden. Das ist die Aufgabe. Nur wurde das nicht kommuniziert. Fragen Sie einmal die Leistungsanbieter im Land. Es ist die Aufgabe von Marketing, unseren Gästen klarzumachen, dass man auf der Welt nirgendwo so gut radeln, segeln, golfen und genießen kann wie bei uns in Schleswig-Holstein.
Das dwif, welches die Neuausrichtung untersucht hat, kommt somit auch zu dem Ergebnis, dass wir den Anteil der umworbenen Zielgruppen deutlich steigern konnten. Es wurden aber auch „Auflösungserscheinungen“ ausgemacht. Genau das gilt es doch zu verhindern. Die Tagungs- und Geschäftsreisenden passen hervorragend in die Zielgruppenstrategie - auch der Minister hat das erwähnt -, die sich eigentlich am Erholungsurlaub orientiert. Davon wiederum profitieren sowohl unsere großen als auch unsere kleinen Städte. Die kamen aber in der bisherigen Strategie nicht vor.
Wofür wir als Tourismusland Schleswig-Holstein stehen, das wird auch die Debatte um das Thema „Dachmarke Schleswig-Holstein“ zeigen. Ich finde Ihre Ansätze und Gedanken dazu wirklich mutig, Herr Minister. Sie sind auf dem Tourismustag mit großem Beifall aufgenommen worden. Jetzt geht es darum, das Bewährte fortzusetzen und das, was nicht gut gelaufen ist, nachzujustieren: Dazu haben Sie heute eine Menge gesagt, Herr Minister. Ich wünsche uns allen, dass wir diesen Schwung mitnehmen und mit den Akteuren gemeinsam darüber diskutieren. Ich verweise auf all Ihre Gedanken, die Sie dazu auch auf dem Tourismustag vorgetragen haben. Eigentlich möchte ich dazu nur die „Lübecker Nachrichten“ zitieren, die am Tag nach dem Tourismustag kommentierten: „Mensch Meyer, klasse!“
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Minister, erst einmal herzlichen Dank für den Bericht.
Ganz viel Neues hat er uns, die wir am Tourismustag in Damp dabei waren, nicht gebracht, aber sicherlich dem Plenum hier.
Eines zum Anfang: Der Grundtenor, die Einigkeit über Parteigrenzen hinweg hat bislang bei den tourismuspolitischen Sprechern der Fraktionen immer bestanden. Ich glaube auch nicht, dass sich das grundlegend ändern wird, weil die Wichtigkeit des Tourismus als Wirtschaftsfaktor für dieses Land allen Parteien wohl bewusst ist.
Als die Große Koalition 2005 Rot-Grün abgelöst hat, war die Situation im Tourismus bei uns in Schleswig-Holstein in fast allen Bereichen besorgniserregend. Der von Rot-Grün propagierte sanfte Tourismus als Aushängeschild unter einer Dachmarke war nichts anderes als das Eingeständnis kläglichen Scheiterns. Es gab keine Ideen, es gab keine Konzepte.
Das wurde geändert: Seit 2005 sind über 200 Millionen € in die Entwicklung der touristischen Infrastruktur wie Seebrücken, Strandpromenaden et cetera geflossen. Wir haben die Qualität der touristischen Infrastruktur und das Ansiedlungsmanagement verbessert.
Wir sind damals aus gutem Grund vom Themenmarketing auf ein Zielgruppenmarketing umgestiegen. Sicherlich ist da etwas nachzujustieren. Das ist auch uns bewusst. Wir haben das Thema Barrierefreiheit nach vorn gebracht. 2005 fanden rund 22 Millionen Übernachtungen in den größeren Beherbergungsstätten des Landes und auf Campingplätzen statt. Im Jahr 2011 waren es 24,5 Millionen Übernachtungen. Das ist eine jährliche Steigerung krisenunabhängig - von 1,5 %. Das ist unsere Bilanz nach sechs erfolgreichen Jahren der Umsetzung der Tourismusstrategie.
Das alles haben wir erreicht, weil auch die TASH 2005 als Anschubfinanzierung mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet wurde. Wir haben im Ergebnis das Marketing auf solide Füße gestellt. Die TASH schwebt aber auch heute - also ein Jahrzehnt später - nicht im luftleeren Raum. Der Landeshaushalt steht nach wie vor vor harten Spareinschnitten zur Konsolidierung. Deshalb war die von der alten Landesregierung geplante Zurückführung auf einen Sockelbetrag ab 2015 grundsätzlich richtig. Als Touristiker freue ich mich natürlich über die Zusage des Landes über circa 1,5 Millionen € Finanzierung für die TASH.
- Lieber Kollege Harms, ich bin aber auch auf die Zauberkünste dieser Landesregierung gespannt, wie sie dieses frische Schuldengeld dauerhaft bei der Einhaltung der Schuldenbremse bereitstellen will.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, dem, was Sie als Tourismusstrategie hier feiern, stellen die gleichen Leute alte „Kampfbegriffe“ des schleswig-holsteinischen Tourismus gegenüber. Da wird laut über Tourismusabgaben, Bettensteuer, Öffnungsverbote an Sonntagen und die Wiederbelebung der alten Dachmarkenstrategie nachgedacht. Das hatten wir alles schon einmal.
Meine sehr verehrten Damen und Herren aus der regierungstragenden Koalition, das Einzige, was diese Koalition bis jetzt durch ihre Politik der Ankündigung von Grausamkeiten erreicht hat, ist eine tiefe Verunsicherung in den touristischen Orten. Die Beschäftigten haben Angst um ihre Arbeitsplätze, die Touristen sind verunsichert, weil sie nicht wissen, ob sie nun Gäste oder Melkkühe bei uns sind. Kurz, diese Koalition benimmt sich wie eine Herde Elefanten im Porzellanladen und versucht dann, den Leuten weiszumachen, dass alles gut wird in Schleswig-Holstein, wenn nun endlich die Dachmarke kommt.
(Lachen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Dr. Ralf Stegner [SPD]: Ihre Sensibilität ist sprichwörtlich! - Zuruf Dr. Andreas Tietze [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Die Koalition versteht unter einer Dachmarke nichts anderes als ein einheitliches und zentral organisiertes Marketing für Schleswig-Holstein, und
das zulasten der TMO und LTO. Dazu kann ich nur klar sagen: Es wäre weder vernünftig, noch würde es den Zielen des Tourismus im Land entsprechen, wenn die touristischen Bedürfnisse zentral erfüllt würden. Es geht Ihnen einzig und allein darum, all das zurückzunehmen, was Schwarz-Gelb hier in Schleswig-Holstein umgesetzt hat.
Für die CDU machen gerade unsere diversen Eigenheiten Schleswig-Holstein so außergewöhnlich reich. Da stellt sich doch dann die Frage: Verarmt Schleswig-Holstein im Auge möglicher Urlauber nicht, stülpt man über seine Vielfalt das Dach einer Marke und versucht, es mit ein paar mehr oder weniger schlagenden Begriffen zu charakterisieren?
Herr Minister Meyer, Sie werden nicht müde zu behaupten, dass man von Mecklenburg-Vorpommern bei der Dachmarkenentwicklung lernen könne. Wenn ich bei Google eingebe „Mecklenburg Urlaub“ oder „Mecklenburg Hotel“, dann wird weit und breit keine Dachmarke „MV tut gut“ sichtbar. Wenn ich dasselbe hingegen für Schleswig-Holstein eingebe, komme ich direkt zur „sh-tourismus“-Seite und der Wahrheit näher. Die Marke Schleswig-Holstein gibt es längst, und zwar soweit das Auge reicht. - Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und schließe meinen Vortrag.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Tourismus ist der stärkste Wirtschaftsfaktor Schleswig-Holsteins mit fast 8 Milliarden € Umsatz im Jahr 2011. Was mir besonders gefällt: Die Wertschöpfungskette im Tourismus sichert Arbeitsplätze vor Ort, denn Tourismuswirtschaft lässt sich nicht exportieren.
Im November 2006 beschloss die damalige Landesregierung die Neuausrichtung des Tourismus. Der Grund war: Schleswig-Holstein fiel hinter Bayern, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern zurück. Es fehlte eine landesweite Strategie. Das Neue an der Neuausrichtung war Zielgruppenmarketing: Familien, anspruchsvolle Genießer und Best Ager standen im Fokus.
Es wurde auch eine Evaluierung der Zielerreichung und Ableitung von Handlungsempfehlungen der Neuausrichtung beschlossen. Man muss sagen, dass es eine gute Entscheidung war, dass man etwas auf den Weg gab und man sich auch noch einmal selbst prüfen und evaluieren wollte, ob es auch wirklich so gut ist, wie man denkt. Die Gutachter führten die Erhebungen zwischen Oktober und Dezember 2011 durch. Am 20. Dezember 2011 fand die Präsentation der Zwischenergebnisse statt. Ende Januar 2012 wurde der Ergebnisbericht an das Ministerium - damals verantwortlich der Minister Jost de Jager - gesendet.
Ich frage mich, warum der Bericht erst jetzt, ein Jahr später - ich möchte mich ausdrücklich bedanken, dass Sie das jetzt dem Parlament vorlegen -, vorgelegt wird.
Ich finde es wenig souverän von der Vorgängerregierung, wenn man den beschlossenen Evaluationsauftrag nicht ernst nimmt.
Zwischen 2006 und 2012 fielen Gesamtkosten von 10 Millionen € für die Neuausrichtung an, hinzu kamen ungefähr 8 Millionen € Fördermittel. Das Investitionsvolumen in die öffentliche Infrastruktur betrug 81,6 Millionen €, das Investitionsvolumen der einzelbetrieblichen Förderung immerhin 232 Millionen €. Dadurch kam es zu reichlich Mitnahmeeffekten.
Ich muss dem Kollegen Hartmut Hamerich auf die Sprünge helfen, weil er einen blinden Fleck in seiner Rede hat erkennen lassen: Wenn wir von den berühmten Leuchttürmen reden, die gefördert wurden, kann ich als Sylter sagen: Es gibt ein Desaster auf meiner Insel - in Keitum -, an dem ich oft vorbeifahre. Das ist ein Mahnmal, wie man es eben nicht macht: die Keitum-Therme, ein PPP-Modell. Da wurden fast 13 Millionen € in den Sand gesetzt - völlig versemmelt.
(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD, PIRATEN und SSW - Hans-Jörn Arp [CDU]: Wer hat den Antrag gestellt?)
Das ist ein Beispiel völlig verirrter Tourismusförderung und auch ein Beispiel, wie Heuschrecken, die an diesen Modellen partizipieren, Gelder abzocken, sich die Taschen vollstopfen. Die Einzigen, die daran verdient haben, waren die Anwälte in Deutschland und New York, die diese Gutachten und Verträge ausgearbeitet haben.