lungnahmen noch nicht komplett ausgewertet. Auch das ist ein Zeichen dafür, wie wichtig dem Ministerium Anregungen aus den Kollegien tatsächlich sind.
Auch das kurzfristige Inkrafttreten der Fachanforderungen zum Schuljahresbeginn war mehr als misslich. Was glaubt eigentlich das Ministerium, wie Fachlehrer ihren Unterricht vorbereiten?
Der Unterricht in einem Schuljahr ist als fachliche Einheit mit durchgehenden Leitgedanken zu verstehen. Dazu gehört auch Begleitmaterial. Damit kann man nicht einfach einmal anfangen und dann sehen, wie es weitergeht. Das hat nichts mehr mit gutem Unterricht zu tun.
Denn Lehrer machen sich Gedanken zu ihren Unterrichtszielen, definieren den Weg, wie sie dahin kommen wollen und planen daraufhin die einzelnen Unterrichtsstunden.
Ein weiterer Affront des Ministeriums gegenüber den Lehrkräften sind die Hinweise zu den Fachanforderungen,
„Ziel... ist eine Unterrichtskultur zu etablieren, in der die Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt des Unterrichts stehen, nicht nur die fachlichen Inhalte.“
Die regelmäßige fachliche Überarbeitung von Fachanforderungen und Lehrplänen ist wirklich sinnvoll. Ich halte es aber zumindest für fragwürdig, wenn ein Mitglied der Fachkommission die eigene Arbeit bewertet und Frau Ministerin Ernst dies auch noch als „erfreulich“ bezeichnet. Die Regeln wissenschaftlicher Sorgfalt und guter wissenschaftlicher Praxis gebieten anderes.
Wir halten die Entwicklung für falsch, fachliche Inhalte immer weiter in den Hintergrund treten zu lassen. Gipfel dieser Entwicklung ist die Zusammenlegung von Biologie, Chemie und Physik zu NaWi. Das ist eine Fehlentwicklung, die wir dringend beenden müssen.
Überzeugender Unterricht kann nur auf Basis fachlichen Wissens gelingen. Vorrangiges Ziel scheint derzeit aber zu sein, Wissen durch Kompetenzen zu ersetzen, Leistungsstandards nach unten zu nivellieren. Der Lehrer wird zum Moderator.
Unter dem Gesichtspunkt, dass bereits 23 Fachanforderungen überarbeitet wurden und noch weitere 23 folgen sollen, gab es wiederholt erhebliche Kritik: nicht nur an dem Verfahren, sondern auch zu fachwissenschaftlichen Aspekten. Wir beantragen ein Moratorium, um den Schulen erstens Luft zu verschaffen und um zweitens genauer hinzuschauen, wie die Fachanforderungen inhaltlich ausgestaltet sein sollen. Denn wir wollen guten Unterricht. Wir wollen Schülerinnen und Schüler für das Leben gut vorbereiten. Dazu müssen vernünftige Lehrpläne den Rahmen bilden, die auf den jeweiligen Abschluss hinführen und klare Lernziele für jede Klassenstufe setzen.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meine Uhr zeigt 25 Minuten Redezeit an, vielen Dank.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Und täglich grüßt das Murmeltier“ - an diesen Film musste ich denken, als ich am Anfang dieses Jahres die Pressemitteilung des Philologenverbandes las. Es geht um den immer wieder gleichen Umgang mit Fachanforderungen an den Schulen. Das Ministerium hat die Fachanforderungen für Biologie festgelegt. Sie sollen in diesem Schuljahr die Lehrpläne ersetzen. Insbesondere die grundsätzliche Ausrichtung und die Themenfolge sorgen bei Fachlehrkräften für begründete Kritik.
Mitgeteilt wurde das per Nachrichtenblatt am 13. Juli 2016. Nach den Sommerferien sollen die schulinternen Curricula fertig sein und im Unterricht umgesetzt werden. Die vorangegangene Phase der Stellungnahme fiel in die Zeit der Abschlussprüfungen in den Schulen. Es ist schon erstaunlich, dass sich das Bildungsministerium als Dienstherr offensichtlich nicht darüber bewusst war, zu welcher Mehrbelastung das in den Schulen geführt hat.
Und dann wundert sich das Ministerium über die Kritik der Lehrerverbände an dem Verfahren? Diese Kritik kommt übrigens nicht aus heiterem Himmel, denn bereits in dieser Anhörungsphase machte der Philologenverband in seiner Stellungnahme auf genau diese Situation aufmerksam.
Da hilft es auch nicht, wenn die Ministeriumssprecherin auf die vorangegangene Diskussionsphase hinweist und der Auffassung ist, dass niemand von den Fachanforderungen überrascht worden sein könne. Curricula in den Schulen können nur erstellt werden, wenn man tatsächlich weiß, was in den Fachanforderungen steht. Sie sind tatsächlich erst seit Anfang der Sommerferien bekannt.
Das hatten wir alles schon einmal, nämlich bei der Umsetzung der Fachanforderungen für Geschichte und WiPo. Damals gab es das gleiche Verfahren: Anhörungsphase während der Prüfungsphase und Erlass vor den Sommerferien. Die Umsetzung sollte nach den Sommerferien stattfinden. Auch damals gab es eine komplette Umstellung der inhaltlichen Vorgaben sowie den entsprechenden Protest aus den Fachschaften. Daraus hat das Ministerium entweder nichts gelernt, oder das Ganze hat System.
Zwei Punkte unterscheiden sich dann aber doch von dem Vorgehen bei den Fachanforderungen in Biologie. Bei Geschichte und WiPo war das Ministerium bereit, noch einmal in den inhaltlichen Diskurs einzusteigen und die Fachanforderungen entsprechend zu verändern. Das findet bei Biologie nicht statt. Warum eigentlich nicht, Frau Ministerin?
Aber sie müssen die Möglichkeit dazu haben, liebe Kollegin. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Denn die Fachanforderungen sind in Kraft getreten.
Meines Wissens gibt es eine ganze Reihe von Stellungnahmen, die deutlich machen, dass es erhebliche Bedenken bei der inhaltlichen Ausrichtung der Fachanforderungen gibt. Das geht bis dahin, dass Lehrkräfte darauf hingewiesen haben, dass nicht einmal genügend Unterrichtsmaterial zur Verfügung steht. Trotzdem sind die Fachanforderungen in Kraft getreten, und die Schulen müssen umsetzen.
Der zweite Punkt, der richtig bedenklich stimmt, ist die Frage der Erstellung des Gutachtens zu den Fachanforderungen. Eine Mitautorin wird damit beauftragt und lobt - oh Wunder - die selbst geleistete Arbeit. Darauf verlässt sich das Ministerium und drückt die Fachanforderungen durch, ohne Rücksicht auf die Kritik aus den Fachschaften der Schulen, die das umsetzen müssen. Ein solches Verfahren der Begutachtung widerspricht nicht nur dem gesunden Menschenverstand, sondern auch den üblichen Verfahren und den Vorgaben der Deutschen Forschungsgesellschaft. Ich wundere mich, dass die Autorin das überhaupt gemacht hat.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir stehen am Anfang des Schuljahres. Der Vorschlag der FDP, ebenso zu verfahren wie mit den Fachanforderungen Geschichte und WiPo, ist ein pragmatischer Vorschlag. Wir werden dem zustimmen. Wenn die Ministerin schon nicht bereit ist, auf die Fachschaften in den Schulen zuzugehen und deren Kritik ernst zu nehmen, dann sollten wir das hier wenigstens im Parlament tun. Wir werden dem Antrag der FDP zustimmen und werben dafür, die Umsetzung nicht nur der Fachanforderungen für Biologie, sondern auch der zukünftigen Fachanforderungen noch einmal genau anzuschauen, die Stellungnahmen der Schulen zu berücksichtigen und die unabhängigen Gutachten zurate zu ziehen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Anke Erdmann, wir sind nicht die Fachleute für die Inhalte, aber wir müssen den Fachleuten in den Schulen, den Fachschaften, die Möglichkeit geben, ihre Kritik deutlich zu machen. Mit ihnen muss in den Diskurs gegangen werden. Das ist weder hier noch bei den anderen Fachanforderungen geschehen, mit Ausnahme von Geschichte und WiPo. Wenn es da möglich war, noch einmal eine Runde zu drehen, erschließt sich mir nicht, warum das nicht auch für Biologie möglich sein soll.
nahmen, die fachlich begründet sein sollen, in die Phase der Abschlussprüfungen der Schulen zu legen und den Kurs zu drehen „vor den Sommerferien-Erlass, Umsetzung nach den Sommerferien“ ist kein guter Stil und entspricht meiner Auffassung nach nicht der großen Dialogkultur dieser Landesregierung. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Kollegin Franzen, woher wissen Sie eigentlich, dass es die Diskussion nicht gegeben hat, dass es den Diskurs nicht gegeben hat? Es hat den Diskurs gegeben - das haben Sie selbst gesagt - beim Fach WiPo und beim Fach Geschichte. Selbstverständlich hat es ihn auch bei Biologie gegeben. Es kann doch nicht sein, dass man immer in dem Moment, wenn Einwendungen kommen, nur dann zufrieden ist, wenn alle Einwendungen, die es gegeben hat, komplett übernommen werden. Den Diskurs hat es bei allen anderen Fächern auch gegeben. Bei WiPo und Geschichte - da gebe ich Ihnen recht - war er deutlicher. Das war aber auch 20 Jahre zuvor bei der Lehrplanrevision genauso; das liegt ein bisschen in den Fächern begründet. Bei Biologie genauso.
Warum gehen Sie davon aus, dass es die entsprechenden Diskussionen nicht gegeben hat? Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Kenntnisse haben. Ich habe ganz andere Erkenntnisse. Ich habe viele Gespräche geführt. Ich bin auch darüber verwundert, was Sie geschildert haben, Frau Klahn.
Vor rund zehn Jahren hat der US-Bundesstaat Kansas beschlossen, dass an den öffentlichen Schulen künftig nicht nur Evolutionslehre, sondern die Steuerung der Evolution durch eine höhere Gewalt gelehrt werden müsse, wonach das gesamte Universum auf ein ,,Intelligent Design“ zurückgehe. Der damalige Präsident George W. Bush stellte sich ausdrücklich hinter diese Entscheidung.
Man könnte den Eindruck haben, dass einige Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner ihren Sommerurlaub in Kansas verbracht haben. Das Bildungsministerium hat zur Erarbeitung der Fachanforderungen, die die bisherigen Lehrpläne