Ich finde es schade, dass die Diskussion an dieser Stelle so gelaufen ist. Wollen wir einmal ehrlich sein: Wenn wir wirklich Lehrkräfte gewinnen wollen, müssten wir Informatik eigentlich als Mangelfach einstufen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Klahn, die Aufstellungen in den Wahlkreisen stehen kurz bevor. Deswegen muss ich kurz darauf hinweisen, dass wir uns nicht völlig einig sind.
Sie haben Ihren Beitrag netterweise mit dem Hinweis darauf beendet, dass man den Schülerinnen und Schülern weitgehende Wahlmöglichkeiten einräumen soll.
Als gewesener Lehrer bin ich der Meinung, dass diese Wahlmöglichkeiten Grenzen haben müssen, weil sonst der Mathematikunterricht von den meisten vermutlich schon in Klasse 5 abgewählt wird.
Kollege Habersaat, ich möchte es richtigstellen. Vielleicht habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt. Ich wollte nicht klarmachen, dass wir sämtliche Fächer zur Wahl für Schüler freigeben. Dann hätte sicherlich auch ich Mathematik abgewählt. Aber ich habe darauf hingewiesen, dass es um die Wahlpflichtfächer geht und die Möglichkeit, in den Schulen überhaupt Angebote zu haben und dass die Kinder sich Profile suchen können. Ich möchte vermeiden, dass sich der sprachlich Begabte neben den regulären Mathematikstunden, die auch in Zukunft verpflichtend da sein müssen, sich zwingend auch noch durch ein verpflichtendes Fach Informatik quälen muss, wenn er viel lieber und mit seiner Begabung besser in anderen Bereichen angesiedelt ist. Das war der Grund, weswegen ich das so formuliert habe.
Für mich war jedenfalls wichtig, dass ich einen Punkt hatte, die völlige Einigkeit infrage zu stellen.
Ich fand übrigens die Debatte bei Weitem nicht so schlecht und so pauschal, wie sie jetzt von einigen dargestellt wurde. Es hat niemand bestritten, dass Informatik wichtige Inhalte hat. Wir haben in Ansätzen sogar die Debatte begonnen, dass Informatik nicht nur im möglicherweise bisherigen Sinne des Faches zu verstehen ist, sondern sinnvollerweise gesellschaftswissenschaftliche Anteile enthalten müsste.
Wenn wir im Rahmen einer Debatte zu dem Ergebnis kommen, dass die digitale Revolution so sehr in unserem Leben wirkt und so viele Folgen hat, dass wir das gar nicht als Querschnitt in allen anderen Fächern machen, sondern wir ein neues Pflichtfach in unseren Schulen einrichten müssen, wäre das eine durchaus bedeutsame Folge. Es passiert nicht alle Tage, dass wir im Landtag neue Pflichtfächer beschließen - aus gutem Grund.
Dieser Debatte hat sich niemand im Haus verwehrt. Wir sind jederzeit bereit, diese Debatte konstruktiv zu führen. Aber man muss fragen dürfen, ob ein
vorliegender Antrag eine geeignete Grundlage für so eine Debatte ist, und man darf auch feststellen, dass der Ton die Musik macht. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den PIRATEN, wenn Sie einen gewissen Ton anschlagen, müssen Sie damit leben, dass Sie mit einer Antwort in einem gewissen Ton beschieden werden. Das ändert aber nichts daran, dass wir die Themen weiterhin verantwortungsvoll behandeln, möglicherweise ab Mai 2017 in anderer Besetzung. - Vielen Dank.
Lieber Sven Krumbeck und liebe Heike Franzen! Wir haben nicht darüber gesprochen, ob wir die Inhalte in Abrede stellen. Die Frage ist - das ist der Hauptkern auch in der Überschrift des Antrags -: Wollen wir ein Pflichtfach in der Sekundarstufe I? Darüber gibt es Dissens.
Dann gibt es schon in der Zielbeschreibung Dissens. Es geht nicht darum, dass Schülerinnen und Schüler auf die Informationsgesellschaft anders vorbereitet werden müssen und wir ein breiteres Angebot brauchen. Das haben alle so gesagt. Bei allen Nebentönen sind wir auf Inhalte eingegangen. Das war nicht die Frage. Die Frage ist: Brauchen wir ein breites Angebot, oder brauchen wir ein Pflichtfach?
Herr Breyer, Sie haben gerade gesagt, wenn wir es zum Pflichtfach machen, haben wir genügend Lehrkräfte.
Das ist eine ziemlich vereinfachte Darstellung, die mit der Realität wenig zu tun hat. Natürlich wäre es dann ein Mangelfach; das ist schon klar.
Sie kennen wahrscheinlich 10.000 Informatiker mehr als ich. Die sehen ihren Wirkungsbereich nicht im Klassenzimmer. Deswegen müssen wir über andere Punkte nachdenken, darüber, wie wir es hinkriegen. Ich habe auf andere Geschichten hingewiesen, auch auf Aspekte, die jetzt schon eine Rolle spielen. Wir sagen nicht, es gibt keinen Handlungsbedarf, sondern wir haben uns gegen das Pflichtfach ausgesprochen.
Frau Abgeordnete Erdmann, gestatten Sie eine Zwischenfrage oder -bemerkung des Herrn Abgeordneten König?
Vielen Dank. - Ich habe eine Frage an Sie. Sie haben gerade ausgeführt, wo die Informatiker sind und warum sie nicht an den Schulen sind. Wie viele Stellenausschreibungen für Informatiklehrer haben wir denn im Moment in Schleswig-Holstein? Das wissen Sie wahrscheinlich aus dem Stand nicht. Das ist eine rhetorische Frage gewesen.
Die Anzahl der Stellenausschreibungen ist sehr überschaubar. Dass sich Informatiker nicht an den Schulen bewerben, könnte möglicherweise auch damit zusammenhängen, dass überhaupt keine Stellen für sie ausgeschrieben sind.
- Herr König, Sie haben auch gefragt, wer sich eigentlich in der zweiten Phase der Ausbildung befindet. Die Leute machen nicht deshalb kein Referendariat, weil sie Sorge haben, dass sie nicht eingestellt werden. Die Schulen würden vor den Leuten, die im Moment MINT-Fächer studieren, auch Physik, Mathe, Chemie und Informatik, auf die Knie fallen und sagen: Ja, kommt zu uns! Daran liegt es mit Sicherheit nicht. Wenn Sie mit den Leuten reden, sagen sie: Wenn ich Informatik studiere, sehe ich mein Berufsfeld einfach woanders. Deswegen müssen wir andere Wege finden, um das, was Sie im Ziel beschreiben, nämlich das Getriebe der Informationsgesellschaft zu verstehen, in den Schulen breit zu verankern. Ja? - Wunderbar!
Dann noch der zweite Punkt: Warum sagen wir hier, der Antrag ist keine Grundlage? Man kann ja nicht sagen, wir wollen das als Pflichtfach, aber ich beschreibe weder im Antrag noch in der Rede - das ist meine Kritik - überhaupt einen Punkt, wie das umgesetzt werden soll. Es wird festgestellt: Wir haben einen Fachkräftemangel. Aber es wird nicht gesagt oder irgendeine Idee vorgestellt, wie das anders gehen kann. Wir reden über die digitale Ausstattung an den Schulen. Das ist im Sek-I-Bereich ein richtig großer Brocken. Da kann man anderer Meinung sein und sagen: Super, wenn wir das als
Pflichtfach haben, ist das Problem gelöst. Aber dann kann man sich zumindest einmal die Mühe machen zu überlegen, woher denn das Geld kommen soll. Und man muss auch einmal sagen, wie sich das insgesamt einfügen soll.
Es hat mich - ehrlich gesagt - geärgert, dass dazu gar nichts kam. Ich habe in der Rede extra darauf geachtet, ob zu einem der drei Punkte etwas kommt. Aber da war nichts, nichts und noch einmal nichts. Das ist der Punkt.
Ich kann verstehen, dass Sie eine Anhörung im Ausschuss haben wollen, weil zu Ihrer eigenen Fachtagung niemand gekommen ist und Sie die absagen mussten.
Ich finde, wir können über die breite Informatikbildung noch einmal reden, aber nicht auf der Grundlage dieses Antrags mit der Forderung nach einem Pflichtfach. Deshalb sagen wir anders, als sonst die Gepflogenheiten sind: Ablehnung.
- Nun lassen wir erst die Ministerin zu Wort kommen. - Das Wort hat die Ministerin für Schule und Berufsbildung, Britta Ernst. - Bitte schön, Frau Ministerin.