Protocol of the Session on January 27, 2012

Zu den Mindestanforderungen einer Debatte gehört, dass man über die relevanten Informationen verfügt. Deshalb äußere ich als Abgeordneter die Erwartung, die relevanten Informationen und Unterlagen von der Regierung zu bekommen.

(Anhaltender Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der LINKEN und SSW - Wolfgang Kubicki [FDP]: Was war denn das? Sensationell!)

Für die FDP-Fraktion erteile ich Herrn Abgeordneten Günther Hildebrand das Wort.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gegen Ende so einer Debatte fragt man sich natürlich, worauf die einzelnen Debattenbeiträge denn fußen und wo die einzelnen „Fakten, Fakten, Fakten!“ - möchte ich jetzt einmal wie mein Fraktionsvorsitzender sagen - denn herkommen. Diese ominöse Zahl von 453 wurde häufig in den Mund genommen. Dankenswerterweise hat Herr Kollege

(Vizepräsidentin Marlies Fritzen)

Stegner noch einmal nachgerechnet und ist auf 628 gekommen, wenn ich das richtig erinnere. Nur, die Zahl 453 - Sie sind offensichtlich im Besitz des Schreibens -

(Unruhe - Zurufe von der SPD)

- Sie haben selber daraus zitiert, Herr Kollege. Ich kann nur feststellen -

(Anhaltende Zurufe von der SPD)

- Augenblick! Nun bleibt doch einmal ruhig! - Ich kann nur feststellen, dass in diesem Papier nirgendwo eine Zahl 453 auftaucht.

(Zurufe von der SPD)

- Ich habe gesagt: Es taucht überhaupt nicht die Zahl 453 auf. Es ist schon merkwürdig, dass Sie möglicherweise irgendwelche Zahlen aus irgendwelchen Pressemeldungen oder so ohne Weiteres übernehmen.

(Zurufe von der SPD)

Herr Kollege Hildebrand -

(Unruhe - Glocke der Präsidentin)

Herr Kollege Hildebrand -

Ein bisschen mehr Sorgfalt hätte ich mir schon gewünscht.

(Lachen bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Stegner, Sie haben vorhin direkt aus diesem Schreiben zitiert. Dann hätten Sie auch feststellen können, dass der Minister diese Zahl überhaupt nie ins Spiel gebracht hat.

Gestatten Sie Zwischenfragen? Gestatten Sie eine Zwischenfrage, Herr Kollege?

Einen kleinen Moment! Ich möchte den Satz zu Ende führen. - Deshalb so unkontrolliert dem Minister vorzuwerfen, dass er Grundregeln der Arithmetik oder so nicht beherrscht, da müssten Sie etwas vorsichtiger sein. - So, nun dürfen Sie Ihre Frage stellen.

Herr Dr. Stegner, Sie haben das Wort für eine Zwischenfrage.

Lieber Herr Kollege Hildebrand, Sie wissen, dass ich Sie sehr schätze. Deswegen will ich zwei sehr freundliche Fragen an Sie richten. Zum Ersten: Haben Sie zur Kenntnis genommen, dass ich natürlich mitnichten weiß, ob es sich um das Papier handelt, das das Parlament nicht bekommen hat, und ob das autorisiert ist? Ich habe nur das Papier nehmen können, das mir vorliegt und den Namen von Herrn Dr. Klug trägt.

Zum Zweiten: Ist Ihnen die Methode bekannt, wenn Zahlen wie 80, 110, 17, 25, 35 in einer Seite als Folgerung steht und man das zusammenzählt - entweder im Kopf oder mit einem Rechenautomaten -, man am Ende zu einer Gesamtzahl kommen kann, und zwar mit relativ einfachen Methoden, auch als Nichtbildungsexperte, wenn man im Zahlenraum zwischen eins und 1.000 einigermaßen sicher zu Hause ist? Ist Ihnen bekannt, dass man so zu dieser Gesamtzahl kommen kann?

Ich denke, das ist der übliche Weg, wie man zu solchen Zahlen kommt.

(Lachen bei der SPD)

Sie haben eben durch die Aufzählung Ihrer Zahlen deutlich gemacht, dass Sie sehr wohl im Besitz des entsprechenden Papiers sind und offensichtlich aus Pressemeldungen Zahlen übernommen haben, die überhaupt nicht mit der Realität und dem Schreiben des Ministers im Einklang stehen.

Herr Kollege, gestatten Sie eine Nachfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Stegner?

Darf ich das so verstehen, dass Sie eben gesagt haben, Herr Kollege Hildebrand, dass Sie mich autorisieren wollten, das mir vorliegende Papier zu veröffentlichen, damit die Kollegen nach

(Günther Hildebrand)

rechnen können, ob ich richtig gerechnet habe?

- Wir können uns ja gleich beide noch einmal zusammen hinsetzen und dies nachrechnen. Ich glaube, dass wir dann zum selben Ergebnis kommen, Herr Dr. Stegner.

Herr Abgeordneter, lassen Sie eine weitere Zwischenfrage des Kollegen Dr. Habeck zu?

Herr Dr. Habeck, Sie haben das Wort.

Herr Kollege Hildebrand, da Sie Fakten, Fakten, Fakten fordern, möchte ich Sie fragen, wie Sie es finden, dass die Presse, dpa und Teile des Hauses offensichtlich mehr wissen als das Parlament, während Sie hier einfordern, dass sich das Parlament auf Faktenbasis darüber austauscht, obwohl es die Fakten nicht zur Verfügung hat? Finden Sie das richtig?

Zunächst Folgendes: Es ist kein Papier gewesen, das der Minister an das Parlament verschickt hat,

(Zurufe von der SPD)

sondern - das haben wir gesagt - er hat das an den Koalitionsausschuss geschickt. Das ist doch das Üblichste, das passiert, wenn bestimmte Sachverhalte verhandelt werden. Hier ist es doch offensichtlich so, dass von irgendjemandem ein Rechenfehler begangen wurde. Aber dieser Fehler ist nicht durch den Minister entstanden, sondern wahrscheinlich irgendwo im Nirwana.

(Lachen bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage des Kollegen Eichstädt?

(Unruhe)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich verstehe angesichts des Themas und angesichts der Zeit die

aufgeregten Gedanken und Wortwechsel. Aber um hier eine geordnete Debatte fortführen zu können, sollten wir uns vielleichtt alle ein bisschen an die Regel halten und immer nur einen zur gleichen Zeit reden lassen. Das bin im Moment ich. Ich frage den Kollegen Hildebrand, ob er eine weitere Zwischenfrage des Kollegen Eichstädt zulässt.

Ich lasse sie zu.

Dann hat jetzt Herr Eichstädt als Einziger das Wort.

Herr Kollege Hildebrand, würden Sie meiner nachdrücklichen Forderung zustimmen, dass der Minister Klug, um diese ganze Situation noch einigermaßen zu retten, sein Papier umgehend dem Parlament zuleitet?

Das ist Sache des Ministers Klug, und zum anderen ist es Sache der Mitglieder des Koalitionsausschusses zu entscheiden, wie diese sich dazu stellen; denn diese haben das Papier ja noch gar nicht im Einzelnen beraten.

Gestatten Sie eine weitere Nachfrage des Herrn Abgeordneten Eichstädt, Herr Kollege?

Bitte schön.