Protocol of the Session on November 13, 2008

Das haben Sie nicht gemerkt? - Das habe ich mir gedacht.

(Heiterkeit)

Wissen Sie, dass die Bildungsausgaben bei uns, gerade in unserem Land, und auch in anderen Ländern vier Ebenen haben? Wir haben erstens die Ebene des Landes, wo die Beteiligung in der Regel im Bundesgebiet bei 50 % liegt, dann haben wir die Ebene der Kommunen, wo sie bei 25 % der Bildungsausgaben liegt, die Ebene der Wirtschaft, wo sie bei ungefähr 17 oder 18 % liegen, und die Ebene des Bundes, die bei 7 % liegt. Würden sich bei diesen Zahlen und bei der Gesamt

(Dr. Ekkehard Klug)

heit der Summe, die dann entsteht, nicht andere Zahlen ergeben?

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Darauf sind wir vorbereitet!)

- Wir sind darauf vorbereitet.

(Beifall bei der FDP - Heiterkeit)

Wir haben nämlich in der eben von mir zitierten Veröffentlichung des Statistischen Amtes des Bundes und der Länder eine Angabe zu den gesamten öffentlichen Bildungsausgaben gefunden.

(Zuruf des Abgeordneten Holger Astrup [SPD])

Die sind die Grundlage für die vorhin angeführte Berechnung. Ich glaube nicht, dass Sie davon ausgehen können, dass die Steigerung, die die Politik beschlossen hat, komplett beispielsweise von der Wirtschaft getragen wird. Oder wollen Sie das jetzt mit Ihrer Frage unterstellen, Herr Ministerpräsident?

(Beifall und Heiterkeit bei der FDP)

Erlauben Sie eine weitere Frage des Herrn Abgeordneten Carstensen?

Bei Herrn Carstensen immer.

Das finde ich schön. - Wir sind wieder bei der Frage, ob ich jetzt die Fragen stellen oder ob ich nachher Ihre Fragen beantworten darf. Das werde ich gern tun.

- Nein, ich darf meine Antwort auch in eine Frageform kleiden, wenn das gerade passt.

Ich glaube, wir sollten uns einmal hinsetzen und uns die Zahlen genau ansehen. Denn wir sind uns über die Ausgangszahlen nicht einig. Lieber Herr Dr. Klug, ich bitte Sie, können wir das einmal gemeinsam machen?

- Ja, Herr Ministerpräsident.

Herr Abgeordneter Carstensen -

Frau Präsidentin, darf ich antworten? - Mit der Genehmigung der sehr geehrten Frau Vorsitzenden

des Bildungsausschusses darf ich Sie vielleicht in den Bildungsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages einladen.

(Heiterkeit und Beifall)

Dann können wir diese Frage mit Ihnen gemeinsam und mit den Bildungspolitikern aller Fraktionen erörtern. Sind Sie mit diesem Vorschlag einverstanden, Herr Carstensen?

(Peter Harry Carstensen [CDU]: Ja! - Heiter- keit und Beifall)

Ich gehe davon aus, dass nach der Geschäftsordnung diese ganze Fragerei nicht auf meine Redezeit angerechnet wird, sonst kann ich hier meine Gedanken nämlich nicht mehr im Einzelnen darlegen.

Ich hatte auf die laut Finanzplan der Landesregierung ab 2012 sinkenden Personalausgaben für Lehrer hingewiesen. Dahinter steckt der Beschluss der Großen Koalition - Sie haben es mir in einer Antwort auf meine Kleine Anfrage vor einiger Zeit so gesagt -, dass Sie im kommenden Jahrzehnt 2.900 Lehrerstellen streichen wollen. Damit senken Sie die Bildungsausgaben, konkret die Personalausgaben für Lehrer, im Endeffekt um jährlich knapp 145 Millionen €. Das müssten Sie, wenn Sie die Bildungsausgaben steigern wollen, ausgleichen.

Es ist uns aufgefallen, dass die Absenkung um 150 Millionen € in einem gewissen Widerspruch zu der Ankündigung steht, dass man die Ausgaben in einer Größenordnung von mehreren Hundert Millionen € steigern wolle.

(Beifall bei der FDP)

Da das ganze zusätzliche Geld wohl nicht für den Hausmeisterservice im Bildungsministerium ausgegeben werden kann, würden wir gern wissen, wie Sie es ausgeben wollen.

Eine Anmerkung! Selbst wenn man die Finanzierung aller Kindergartenjahre komplett in Rechnung stellte, würde das allenfalls die Absenkung der Lehrpersonalkosten um 150 Millionen € ausgleichen. Sie haben dann noch keinen einzigen Cent Steigerung des Bildungsetats erreicht, geschweige denn 1 Milliarde €.

(Beifall bei FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielleicht sind alle diese Versprechungen der Großen Koalition nicht ganz ernst gemeint. Vielleicht will man 2015 in die Verlängerung bis 2020 oder 2025 gehen. Man hat es ja schließlich - die Lissabon-Strategie sei hier erwähnt - schon einmal

(Dr. Ekkehard Klug)

gemacht. Dann kann man die nächste Sonntagsrede mit beruhigenden Ankündigungen schmücken.

So sehr es mir leid tut: So, wie es aussieht, ist die Sache mit dem Dresdner Bildungsgipfel doch wohl eher eine große mediale Blähung der Großen Koalition, wirklich ein riesengroßer Medienfurz der Großen Koalition. Das muss ich so sagen.

(Beifall bei FDP, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW)

Anspruch und Wirklichkeit! Die Wirklichkeit sieht folgendermaßen aus: In der frühkindlichen Bildung liegt die Teilhabequote für Kinder in Schleswig-Holstein um 6,5 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt auf dem letzten Platz aller Bundesländer. Im Bundesländervergleich hat unser Land bei den Nettoausgaben der öffentlichen Haushalte für Bildung, Betreuung und Erziehung pro Kind unter zehn Jahren die niedrigsten Ausgaben. Die Quelle für diese Angaben ist der „Länderreport Frühkindliche Bildung 2008“ der Bertelsmann Stiftung.

Bei der Unterrichtsversorgung kommt SchleswigHolstein im Ländervergleich für die allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen auf einen Wert von 1,33 erteilten Unterrichtsstunden je Schüler und damit in der Tabelle auf den vorletzten Platz. Das geht aus der Veröffentlichung Nr. 184 der Kultusministerkonferenz vom November 2007 hervor.

Der Schleswig-Holsteinische Universitätsrat rechnete kürzlich vor, Schleswig-Holstein hat einen Anteil von 3,1 % des Bruttoinlandsprodukts der Bundesländer, aber nur einen Anteil von 2,4 % der Länderausgaben für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Herr Abgeordneter, ich bitte Sie, zum Schluss zu kommen.

Ich hatte einen Zuschlag wegen der Fragen.

Das haben Sie alles bekommen. Das ist alles schon eingerechnet.

Dann komme ich gleich zu den letzten Bemerkungen. Die durchschnittlichen Professorengehälter

sind in Schleswig-Holstein die niedrigsten aller Bundesländer. All das muss man konstatieren. Es hat sich in 20 Jahren sozialdemokratischer Verantwortung in der Bildungspolitik und vierjähriger CDU-Mitregierung nicht wesentlich verändert, dass Schleswig-Holstein auf diesen Tabellenschlusslichtplätzen herumhängt. Wenn Meyer-Hesemann immer sagt, man habe die letzten ein oder zwei Jahre nicht erfasst,

Herr Abgeordneter, ich bitte Sie, wirklich zum Schluss zu kommen.

- in denen man alle möglichen Verbesserungen erreicht habe, darf ich darauf verweisen: Auch andere Bundesländer sind in den letzten zwei Jahren nicht eingeschlafen. Auch die haben etwas getan. Das könnte ich im Einzelnen auch nachrechnen.

(Beifall bei der FDP)

Außerdem, Herr Abgeordneter Dr. Klug, habe ich Sie darauf hinzuweisen, dass der Begriff „Medien…“, den Sie benutzt haben, nicht parlamentarisch ist.

(Zuruf des Abgeordneten Wolfgang Kubicki [FDP])

- Herr Kubicki, Sie wissen ganz genau, was damit gemeint war. Ich werde es nicht wiederholen.

(Dr. Heiner Garg [FDP]: Sagen Sie es: Pups!)