Protocol of the Session on October 8, 2008

(Der Abgeordnete Wengler hält in seiner Re- de inne - Vereinzelter Beifall)

Es ist so ruhig wie selten, Herr Kollege!

Mein Fazit möchte ich meinem Beitrag voranstellen: Eine Erfolgsgeschichte wurde im Jahr 2007 fortgeschrieben. Ich könnte damit und mit einem Dank an alle Beteiligten schließen. Doch lassen Sie mich auf einige wenige Details des Berichts näher eingehen.

Beginnen wir mit einem Wermutstropfen. Das Kloster Cismar verzeichnete nach einem mehr als zehnprozentigen Zuwachs der Besucherzahlen im Jahr 2006 in dieser Berichtsperiode einen Rückgang um mehr als ein Drittel. Die Orientierung des Schleswig-Holstein Musik Festivals am Länderschwerpunkt Ungarn scheint auf die Besucher trotz intensiver Bewerbung keine besondere Anziehungskraft ausgeübt zu haben. Man wird sich sicherlich Gedanken darüber gemacht haben, die At

(Ministerpräsident Peter Harry Carstensen)

traktivität in diesem Jahr zu steigern. Ein Sorgenkind im Jahre 2006 hingegen, das Jüdische Museum in Rendsburg, konnte im vergangenen Jahr seine Besucherzahlen wieder um fast zwei Drittel steigern.

(Vereinzelter Beifall)

Das ist umso erfreulicher, handelt es sich doch hierbei um die einzige erhaltene Synagoge in Schleswig-Holstein. Bei einem Besuch unseres Fraktionsarbeitskreises in diesem Sommer konnten wir uns von der beeindruckenden Konzeption und den hoch interessanten Exponaten dieses vergleichsweise kleinen Museums überzeugen. Ich kann Ihnen allen nur empfehlen, einen Abstecher dorthin zu unternehmen.

(Beifall bei CDU und SPD)

Beim Volkskundemuseum scheint sich eine kontinuierliche Weiterentwicklung abzuzeichnen. Die zahlreichen Sonderausstellungen zogen ein Drittel mehr Interessenten als im Jahr 2006 an. Der Ansatz, die bedeutendste Volkskundesammlung mit fundierten Präsentationen ethnologischer Fragestellungen und Themen in Verbindung zu bringen, scheint zu greifen.

Diese Beispiele zeigen aber auch, dass wir sicherlich auch in Zukunft mit einem Auf und Ab der Besucherresonanz in den einzelnen Einrichtungen rechnen müssen. Umso erfreulicher ist es, dass wir bei den Besucherzahlen aller Einrichtungen zusammen nun zum zweiten Mal in Folge eine fast zehnprozentige Steigerung zu vermelden haben. Schloss Gottorf zusammen mit dem Globushaus und dem im zweiten Halbjahr fertiggestellten Barockgarten sowie das Wikinger Museum waren dabei die entscheidenden Besuchermagneten. Aber der erfreuliche Besucherzuwachs ist auch die Folge eines effizienten Managements, einer attraktiven Konzeption und der Bemühungen engagierter Mitarbeiter. Es ist gelungen, der Stiftung über Schleswig-Holstein hinaus Bekanntheit zu verschaffen. Es gilt aber auch, auf dieser Basis die Konzeptionen weiterzuentwickeln, attraktive Projekte durchzuführen und Präsenz in den Medien zu zeigen, um in dieser schnelllebigen Zeit das Interesse an unseren Museen zu erhalten.

Zur Erfolgsgeschichte gehört auch ein Blick auf die Risiken, denen sich die Stiftung gegenübersieht. Wir werden uns sicherlich über weitere Investitionen in den baulichen Erhalt sowie steigende Personal- und Energiekosten unterhalten müssen. Dieses und weitere Details des Berichts 2007 werden wir im Bildungsausschuss diskutieren können.

Zum Abschluss möchte ich Herrn Professor Guratzsch und seinem gesamten Team für eine überaus erfolgreiche Arbeit im abgelaufenen Jahr den Dank meiner Fraktion aussprechen.

(Beifall bei CDU, SPD und SSW)

Herr Professor Guratzsch wird seinem Nachfolger ein Paar große Schuhe hinterlassen, in die dieser hoffentlich ähnlich erfolgreich hineinwachsen wird.

(Beifall bei CDU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SSW)

Ich danke dem Herrn Abgeordneten Wengler. - Für die SPD-Fraktion hat nun Herr Abgeordneter Dr. Henning Höppner das Wort.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch jetzt wieder spreche ich in Vertretung meines Kollegen Hans Müller.

Ich freue mich, dass wir zum zweiten Mal den Bericht über die Landesmuseen im Plenum entgegennehmen - früher haben wir es immer im Bildungsausschuss gemacht - und dass wir diesen Bericht schon kurz nach der Sommerpause bekommen haben. Früher hat das manchmal einige Zeit länger gedauert.

Der erste Blick gilt natürlich unter Betrachtung der wirtschaftlichen Aspekte den Besucherzahlen, aber auch der Entwicklung der Einnahmen. Dies ist ja auch unserer Aufgabe als Haushaltsgeber; denn letztlich leisten wir mit 6 Millionen € Zuschuss den größten Anteil an den Gesamteinnahmen der Stiftung.

Die Besucherzahlen sind im Jahr 2007 wie auch im Jahr zuvor um circa 10 % angestiegen. Interessant ist allerdings, dass sich dieser Zuwachs nicht an allen Standorten gleichermaßen abbildete. Sie erinnern sich, dass wir im Jahr 2006 schon an allen Standorten leichte bis starke Besucherzuwächse zu verzeichnen hatten, auch beim traditionellen Sorgenkind, weil weiter entfernt gelegen, dem Volkskundemuseum auf dem Hesterberg. Die frühere kulturpolitische Sprecherin meiner Fraktion, Frau Ulrike Rodust, musste allerdings im letzten Jahr mit Sorge feststellen, dass es einen starken Rückgang der Besucherzahlen im Jüdischen Museum in Rendsburg gab. Die damit verbundenen Befürchtungen haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Gut 3.000 Besucher mehr als im Vorjahr ha

(Wilfried Wengler)

ben im Jahr 2007 den Weg nach Rendsburg gefunden.

Das Volkskundemuseum auf dem Hesterberg - ich hatte es schon erwähnt - konnte seinen Aufwärtstrend aus dem Vorjahr fortsetzen und hatte 2007 doppelt so viele Besucher wie 2005.

Obwohl die Gesamtbesucherzahl aller Standorte deutlich nach oben gegangen ist, sind die Einnahmen der Museen gegenüber 2006 sogar leicht zurückgegangen. Die Hauptursache dafür sind die auffallend starken Besucherrückgänge auf Schloss Gottorf selbst. Wir verzeichnen Einnahmeausfälle von annähernd 10 %; das sind ungefähr 100.000 €. Diese konnten auch durch den Barockgarten oder das Globushaus nicht wettgemacht werden.

Über eines muss man sich im Klaren sein: Zurückgehende Besucherzahlen mit einer Anhebung der Eintrittsgelder kompensieren zu wollen, ist ein Irrweg.

(Beifall der Abgeordneten Angelika Birk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Anke Spoorendonk [SSW])

Die Kaufkraft der Haushalte der abhängig Beschäftigten wächst im Gegensatz zu der anderer EU-Bürger nicht. Darüber hinaus ist es nicht ausgesprochen preiswert, einen Museumstag in Schleswig zu machen, wenn man das gesamte Angebot mit mehreren Familienmitgliedern wahrnehmen möchte. Die Besucher denken nämlich in angespannten Finanzsituationen häufiger darüber nach, ob sie nicht auf bestimmte kulturelle Angebote verzichten und stattdessen das knapper werdende Geld für andere Dinge verwenden. Insofern empfehle ich, keine Erhöhung der Eintrittsgelder als Kompensation vorzunehmen.

Herr Professor Guratzsch - das ist schon erwähnt worden -, der demnächst ausscheidende Leitende Direktor von Schloss Gottorf, hat kürzlich in einem gemeinsamen Interview mit unserem Ministerpräsidenten, der Stiftungsratsvorsitzender von Gottorf ist, den seiner Auffassung nach zu geringen Landeszuschuss beklagt. So sehr ich Verständnis für seine Klage habe, so sehr wäre es aus Gründen der bekannten Haushaltslage und zuzüglich der unabwägbaren Risiken der Finanzkrise nicht besonders seriös, wenn ich hier mehr Mittel für die Stiftung Schloss Gottorf einfordern würde.

Es ist auch nicht Sinn einer Stiftungskonstruktion, dass die öffentlichen Haushalte sämtliche Kostensteigerungen auszugleichen haben; der Stiftungszweck sieht eigentlich das Gegenteil vor.

Es führt allerdings nichts daran vorbei, meine Damen und Herren, dass wir die Museumspolitik in Schleswig-Holstein - ich zähle Schloss Gottdorf als Herz der Museumslandschaft in Schleswig-Holstein hinzu - stärker konzeptionell ausrichten müssen. Dazu gehört auch, dass wir uns über die Trägervielfalt Gedanken machen. Schließlich haben wir in Schleswig-Holstein über 220 Museen. Insofern muss vermehrt darüber nachgedacht werden, die Museen sowohl konzeptionell als auch organisatorisch stärker zu vernetzen oder es muss zur Bildung von Museumsverbänden der unterschiedlichen Träger kommen. Dies gilt insbesondere immer dann, wenn es um die Darstellung der kulturellen Identität unseres Landes geht.

Namens der SPD-Landtagsfraktion bedanke ich mich beim Vorstand der Stiftung für den vorgelegten Bericht und ganz besonders bei Herrn Professor Guratzsch und Herrn Professor von Carnap-Bornheim für die in den letzten Jahren geleistete Arbeit. Darüber hinaus bedanke ich mich bei Frau Ute Drews als Leiterin des Wikinger Museums Haithabu.

(Beifall bei SPD und CDU)

Ich denke, wir werden im Bildungsausschuss hinreichend über dieses Thema diskutieren müssen.

Ich danke dem Herrn Abgeordneten Dr. Höppner und erteile nun für die FDP-Fraktion Herrn Abgeordneten Dr. Ekkehard Klug das Wort.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Entwicklung unserer Landesmuseen war im zurückliegenden Berichtsjahr außerordentlich positiv, was sich nicht zuletzt in dem abermaligen Zuwachs bei den Besucherzahlen um rund 10 % ausdrückt; eine entsprechend hohe Steigerung hatte es bereits im Berichtsjahr 2006 gegeben. Ich denke, das ist eine wirklich erfreuliche Tendenz nach oben.

Diese Aufwärtsentwicklung ist sicherlich nicht zuletzt neuen Attraktionen wie insbesondere dem im vorigen Jahr neu eröffneten Barockgarten zu verdanken. Es kam mit den rekonstruierten Wikingerhäusern in Haithabu zuvor eine ähnliche neue Attraktion hinzu. Alles in allem - das muss man betonen - ist die positive Bilanz von allen Bereichen der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen erarbeitet worden, obwohl es in einzelnen Berei

(Dr. Henning Höppner)

chen - Herr Wengler hatte es erwähnt - von Jahr zu Jahr gewisse Schwankungen gibt.

Erfolgreiche Ausstellungsprojekte und eine überzeugende Weiterentwicklung des Museumsprofils haben zur guten Entwicklung beigetragen, und ich möchte auch für die FDP-Fraktion festhalten: Mit der Besetzung des Gottorfer Leitungsteams, bestehend aus den Professoren Herwig Guratzsch und Claus von Carnap-Bornheim, hat unser Land offensichtlich einen Glücksgriff getan. Ich betone dies an dieser Stelle nicht nur deshalb, weil solche Glücksfälle ob ihrer Seltenheit grundsätzlich Erwähnung verdienen. Der aktuelle Anlass ist vielmehr, dass Herr Guratzsch sein Amt in etwa einem halben Jahr aus Altersgründen aufgeben wird. Der damit unvermeidliche Wechsel an der Spitze der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen ist ganz ohne Zweifel mit einem Verlust verbunden. Man kann jedoch auch feststellen, dass sich diese große schleswig-holsteinische Kultureinrichtung auf einem sehr guten Weg befindet.

Dieser Erfolg ist umso beachtlicher, als das Budget unserer Landesmuseen - gemessen an ihrem nationalen und internationalen Rang - ein vergleichsweise bescheidenes, also schleswig-holsteinisches Ausmaß behalten hat. Trotz der für Schleswig-Holstein hohen Summe von 6 Millionen € muss man mit Blick auf ähnlich bedeutende Kulturinstitutionen in anderen Bundesländern auf unsere Situation verweisen.

Der weitere Investitionsbedarf insbesondere im Bereich dringend notwendiger Sanierungen ist groß. Im Haushaltsentwurf für 2009/2010, den wir zurzeit beraten - wir haben kürzlich im Ausschuss darüber gesprochen -, sind dafür steigende Mittel eingeplant, die aber nur einen kleinen Teil des insgesamt auf 12 Millionen € geschätzten Investitionsbedarfs abdecken werden. Ein Schloss zu unterhalten, ist nun einmal kein billiges Vergnügen.

(Dr. Heiner Garg [FDP]: Wem sagst du das!)

Der Stiftungsbericht nennt einige sehr konkrete Beispiele für unabweisbare Investitionsbedarfe. Ich möchte hier nur einen Punkt herausgreifen, der auch den Finanzexperten deutlich macht, dass dringender Investitionsbedarf besteht: Die zentrale Wärmeversorgungsanlage der Schlossinsel ist mittlerweile nicht nur 30 Jahre alt, sondern - das kann man sich aufgrund des Alters leicht vorstellen auch sehr reparaturanfällig, und Ersatzteile sind kaum noch zu bekommen; von der Energieeffizienz einer solch alten Anlage möchte ich hier gar nicht sprechen. Dieses Beispiel macht deutlich: Das Land

Schleswig-Holstein muss der Stiftung SchleswigHolsteine Landesmuseen Schloss Gottorf, die sonst über keine eigenen Mittel verfügt, die nötige finanzielle Ausstattung geben, um solche Investitionen in den kommenden Jahren tätigen zu können.

Abschließend noch ein paar Anmerkungen zu einem weiteren Themenkomplex. Mit der Errichtung eines Instituts für baltische und skandinavische Archäologie wird die auf Schloss Gottorf im Archäologischen Landesmuseum traditionell sehr starke Forschungskompetenz auf eine neue, noch höhere Stufe gehoben. Für das Land Schleswig-Holstein bedeutet dies zunächst die Notwendigkeit, nicht unwesentliche Startgelder in die Hand zu nehmen. Aber mit der angestrebten Aufwertung des Instituts zu einem Leibniz-Institut würde dies in absehbarer Zeit durch die dann einsetzende Gemeinschaftsfinanzierung wieder wettgemacht. Unser Land gewinnt dadurch im Gegenzug ein Forschungsinstitut im Bereich der Archäologie, das international in der ersten Liga mitspielen kann. Ich denke, das ist für Schleswig-Holstein ein echter Pluspunkt.

(Beifall bei FDP, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW)

Ich danke Herrn Abgeordneten Dr. Klug. - Für die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat nun Frau Abgeordnete Angelika Birk das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Finanzmarktkrise und steigende Energiekosten machen auch vor der Stiftung Schloss Gottorf nicht halt. Eigentlich könnte der Landtag den Stiftungsbericht über die Landesmuseen erfreut und gelassen zur Kenntnis nehmen. Im Jahr 2007 gab es schließlich 10 % mehr Besucherinnen und Besucher. Es gab öffentliche und private Zustiftungen und Landes- und EU-Mittel ermöglichten Sanierungen und Erweiterungen. Der Personaletat blieb schlank.

Was sich allerdings schon 2006 ankündigte und hier an dieser Stelle von mir angemahnt wurde, ist Folgendes: Die Energiekosten werden in den großen historischen Sälen zu einem Problem. Diese steigende Kostenposition frisst die Effizienzgewinne wieder auf. An diesem Beispiel zeigt sich besonders drastisch eine Tendenz, die die Wirtschaftspläne der Kulturinstitutionen landesweit bedroht. Diesem Thema der gestiegenen Energiekosten in den Kunst- und Kultureinrichtungen sollten wir auch

(Dr. Ekkehard Klug)