Dass insgesamt kürzere Ausbildungszeiten bis zum Berufseintritt sinnvoll und richtig sind, gilt für den Lehrerberuf wie für alle anderen Studienarten, die wir hier in Schleswig-Holstein anbieten.
Ich habe noch zwei Sätze. - Diesem Ziel dient die Konzeption des grünen Antrages meiner Ansicht nach nicht, insbesondere vor dem Hintergrund Ihrer in Punkt 5 skizzierten Neustrukturierung der Lehrerausbildung. Ich schlage deshalb vor, dass wir erstens dem folgen, was wir vorher gehört haben, und zweitens das vertiefend im Bildungsausschuss diskutieren.
Ich danke dem Herrn Abgeordneten Buder. - Für die FDP-Fraktion hat der Abgeordnete Dr. Ekkehard Klug das Wort.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Bei den Lehramtsstudiengängen gibt es einen erheblichen Reformbedarf. Dies betrifft meines Erachtens vor allem zwei Bereiche: erstens die notwendige Stärkung der fachdidaktischen Studienanteile und zweitens eine erhebliche Ausweitung des Praxisbezuges. In beiden Punkten - das freut mich - haben wir eine relativ weitgehende Übereinstimmung.
Eine Anmerkung zum Praxisbezug! Man braucht meines Erachtens im Lehrerstudium intensive Praktika, die im Rahmen des Studiums vor-, aber auch nachbereitet werden müssen. Indem man Lehramtsstudierende möglichst frühzeitig Erfahrungen in der Schulpraxis, vor allem in der konkreten Unterrichtsgestaltung, sammeln lässt, erhalten diese Studierenden dann die Chance, vor einem solchen Erfahrungshintergrund ganz anders an das eher theoretisch konzipierte Studium heranzugehen, aber auch selbst möglicherweise die eigene Berufswahl frühzeitig zu überprüfen. Es ist eine Binsenweisheit - auch das ist schon gesagt worden -: Nicht jeder gute Fachwissenschaftler ist gleichzeitig auch ein geeigneter Lehrer oder eine geeignete Lehrerin.
Deshalb ist es sehr unglücklich, dass heute die Konfrontation mit der Praxis des Lehrerberufes eigentlich erst dann erfolgt, wenn das Studium im Wesentlichen schon abgeschlossen ist. Wir sollten in diesem Sinne
Meine Damen und Herren, zu einem Erfolg versprechenden Lehramtsstudium gehört eine Verzahnung von im Wesentlichen vier wichtigen Elementen: erstens der Fachwissenschaften, zweitens der Fachdidaktik, drittens der Pädagogik und viertens der Lehr- und Lernmethoden. Gerade unter diesem Aspekt halte ich es für sehr fraglich, ob die zweistufige Bachelor/Master-Struktur für die Lehrerbildung wirklich sinnvoll ist.
Ein einphasiges integriertes Studium mit dem Abschluss Staatsexamen oder mit einem grundständigen Master-Abschluss bietet nach meiner Überzeugung wesentlich bessere Voraussetzungen, die Kernelemente einer guten Lehrerbildung vernünftig miteinander zu verzahnen, und deshalb habe ich große Sympathien für das hessische Konzept einer Lehrerausbildung aus einem Guss. Die Hessen haben dazu ein entsprechendes Gesetz verabschiedet; auch das ist schon erwähnt worden.
Die bislang in Deutschland eingeführten Bachelor/Master-Konzepte in der Lehrerbildung weichen zum Teil extrem voneinander ab. Eine Grundfrage lautet bei der Entscheidung für ein Bachelor-/MasterModell: Teilt man das Studium in einen fachwissenschaftlichen Bachelor-Studiengang und einen pädagogisch-didaktisch ausgerichteten Master-Studiengang auf, wie es zum Beispiel in Bochum gemacht worden ist, oder versucht man, die unterschiedlichen Studieninhalte, also das Fachdidaktische wie das Fachwissenschaftliche und Pädagogische, miteinander zu verzahnen, wie es zum Beispiel an der Universität Bielefeld gemacht wird oder jetzt in dem im Juni diesen Jahres genehmigten Bachelor-Studiengang an der Universität Flensburg?
Beide Lösungsmöglichkeiten, die prinzipiell zur Verfügung stehen, führen zu unterschiedlich gearteten Nachteilen und Problemen.
Meine Damen und Herren, die strikte Trennung zwischen fachwissenschaftlichem Bachelor und pädagogisch-fachdidaktischem Master reißt den inneren Zusammenhang der verschiedenen Studieninhalte auseinander und verhindert geradezu deren vernünftige Verzahnung. Für die Qualität der Lehrerbildung ist das nach meiner festen Überzeugung eher ein Nachteil.
Bei der integrativen Lösung stellt sich hingegen die Frage, welchen Sinn der zweistufige Studienaufbau überhaupt macht, der wegen der doppelten Prüfungsphase und auch wegen der meist längeren Regelstudienzeit für beide Studiengänge - Bachelor plus Mas
Außerdem ergibt sich bei der integrativen Lösung auch die Frage, was denn aus jenen BachelorAbsolventen von Lehramtsfächern werden soll, die keine Zulassung für den dazugehörenden MasterStudiengang erhalten. In einem Berufsfeld, in dem die öffentlichen Arbeitgeber de facto ein Beschäftigungsmonopol haben, landen diese Absolventen zwangsläufig in einer Sackgasse des Arbeitsmarktes. Denn alle Bundeslänger verlangen für den Lehrerberuf vernünftigerweise eine Qualifikation auf MasterNiveau.
Außerdem - und das kommt dazu - führen die sehr unterschiedlichen Bachelor-/Master-Konzepte von Hochschule zu Hochschule auch zu erheblichen Mobilitätshürden. Statt eines europäischen Hochschulraumes entstehen dabei im Rahmen des BolognaProzesses de facto neue hochschulpolitische Kleingärten, bei denen manchmal sogar der Wechsel zwischen Universitäten ein und desselben Bundeslandes mit großen Schwierigkeiten und erheblichem Zeitverlust verbunden ist.
Wie unsicher das Ganze ist, kann man - ich will damit meine Rede schließen - mit einem Hinweis auf die Website der Universität Flensburg deutlich machen. Dort findet man unter den Informationen zum Bachelor-/Master-Modell den Satz: „Der erworbene Masterof-Education-Abschluss wird voraussichtlich zur Aufnahme des Referendariats und der jeweiligen Schulform berechtigen.“
Was ist denn das für eine Prognose? Was ist das für eine Aussage einer Universität, die zwar Studierende in eine Bachelor-/Master-Studienrichtung aufnimmt, ihnen aber nicht die Gewähr dafür bieten kann, dass sie auch wirklich mit dem Abschluss in die Lehrämter der jeweiligen Schulfächer und dann bundesweit Aufnahme finden können?
Also, da wird vieles hopplahopp mit heißer Nadel gemacht, was noch nicht ausgegoren ist. Auch deshalb bitte ich darum, dass wir die Anträge an den Bildungsausschuss überweisen und uns über die Probleme, die objektiv vorhanden sind, austauschen und über Lösungswege diskutieren.
Das kann man nicht so einfach abhaken. Wenn man den Weg Bachelor/Master geht - ich halte ihn im Lehrerbereich eigentlich nicht für sinnvoll; das habe ich gesagt -, muss man sehr wohl die Verantwortung
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Dr. Klug. - Für die Gruppe des SSW im Landtag hat deren Vorsitzende, Anke Spoorendonk, das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag der Grünen entspricht voll und ganz der Linie des SSW.
Denn die Grünen haben einen Antrag vorgelegt, der aus einem Guss die Lehrerbildung auf ein vernünftiges Fundament stellt. Man merkt dem Antrag an, dass sich Menschen, die sich engagiert dafür einsetzen, mit ihm auseinander gesetzt haben, und das ist auch - so finde ich - wohltuend zu merken.
Denn der Grundsatz „Einmal Lehrer, immer Lehrer“ gilt heute nicht mehr und mit diesem antiquierten Bild muss ein für allemal Schluss gemacht werden.
Praxisjahr, betriebliche Praktika und modulare Strukturen fördern die Durchlässigkeit des schulischen Systems und eine Ausbildung ausschließlich für die Schule macht die Lehrerbildung unheimlich anfällig für Schwankungen und ist aus unserer Sicht auch nicht mehr zeitgemäß.
Es gab einmal eine Zeit, in der das Wort Schweinezyklus immer wieder im Zusammenhang mit der Ausbildung von Lehrern genannt wurde. Damit ist eigentlich gemeint, dass auf ein Jahr mit hohen Fleischpreisen die Zahl der Schweine explodiert, woraufhin der Preis verfällt und viel weniger Schweine gehalten werden, woraufhin der Preis wieder steigt und so weiter. Sie kennen das alle, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Bei den Lehramtsstudenten ist das ganz ähnlich. Ich finde, das Bild ist immer noch ein richtiges Bild. Denn jetzt lesen wir in den Zeitungen, dass wir bald wieder einen massiven Lehrermangel zu beklagen haben. Das hätte nicht sein müssen, wenn die Ausbildung schon viel früher viel flexibler gestaltet worden wäre.
Daher begrüßt der SSW, dass zum Beispiel die Universität Flensburg in vorbildlicher Weise zeigt, wie es gehen kann und wie es gehen sollte mit dem Ziel, die Lehrerbildung mit Bachelor-Studiengängen zu öffnen. Das Bachelor-Studium in Vermittlungswissenschaften richtet sich somit an alle, die eine Lehrerlaufbahn in Erwägung ziehen oder im außerschulisch vermittelnden Bereich, zum Beispiel in der Weiterbildung, im Freizeitbereich oder im Tourismus, arbeiten wollen.
Das Studium in Vermittlungswissenschaften endet nach sechs Semestern mit dem Bachelor-of-ArtsAbschluss. Studiert werden jeweils zwei Fächer und der fächerübergreifende Bereich „Grundlagen der Vermittlung und generelle Kompetenzen“. Der Fächerkanon umfasst 20 Fächer und reicht von Biologie über Englisch, Gesundheit und Ernährung, Musik und Sonderpädagogik bis zu Wirtschaft/Politik. Der Bachelor in Vermittlungswissenschaften wird Grundlage für die Bewerbung zu einem der weiterführenden Master-of-Education-Studiengänge sein, der dann auch bundesweit abgestimmt sein muss. Das ist ganz klar; ohne das geht es nicht. Die Studiengänge sind immer noch so, dass sie schulartbezogen auf den Berufseinstieg als Lehrer für Grund- und Hauptschulen, für Realschulen oder Sonderschulen vorbereiten.
Diese Einteilung wird vom SSW immer wieder infrage gestellt. Es mag sein, dass das vorerst nicht anders zu handhaben ist. Aber es ist eine Einengung, die nach meiner Erfahrung willkürlich ist. Darum unterstützen wir das Modell des Stufenlehrers. In Klammern füge ich hinzu, dass die Einstufung auch nicht ein für allemal gegeben sein muss. Auch hier muss es Weiterbildungsmöglichkeiten geben.
Ich fasse zusammen: Die acht Punkte des Antrages werden bei ihrer Umsetzung den zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern ein größeres Gebiet erschließen, als es derzeit der Fall ist. Dazu gehört auch, dass der Antrag konkret aufgreift, wie eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern gestaltet werden könnte.
Der Antrag der Regierungsfraktionen ist weicher formuliert, ist sehr schwammig formuliert, wenn man so will. Beide Anträge sollten im Ausschuss gründlich beraten werden.
- Entschuldigung. Da habe ich nicht in der Liste geguckt; Entschuldigung. Das Wort für die Landesregierung hat der Wirtschaftsminister Dietrich Austermann.