lich und sozial einseitig. Der kleine Hauseigentümer hat zum Beispiel nichts davon. Und der kleine Bauer, der seinen Bauernhof erhalten möchte, aber überhaupt keine Steuern zahlt, hat auch nichts davon.
Ich sehe die Denkmalpflege auch aus einem weiteren Grund in einer Krise. Das gilt vor allem für die Baudenkmalpflege, nicht für die archäologische Denkmalpflege, die weitgehend akzeptiert ist. Im Gegensatz zum Bericht sehe ich Baudenkmalpflege durchaus kritisch diskutiert. Zum einen wird ihr gedanklicher Ansatz in den Lokalteilen der Zeitungen kritisiert, zum anderen wird sie auch sehr häufig von denen, die selbst mit der Denkmalpflege zu tun haben, kritisch gesehen. Zunehmend tut sich eine Trennung auf zwischen dem, was die Bevölkerung möchte und dem, was die Denkmalpflege für richtig hält und vielfach durchsetzt. Das mag zum Teil sachlich begründet sein, ist aber häufig auch Ausfluss einer bestimmten Richtung und hätte auch anders entschieden werden können. Die Folge ist: Der Bürger wendet sich ab. Das erscheint mir gefährlich.
Ich nenne zwei Beispiele. Die offizielle Denkmalpflege hat beispielsweise kein Verständnis für den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden oder des Berliner Schlosses. Die Bevölkerung dagegen hat ihrerseits dagegen kein Verständnis für den staatlich verordneten Wiederaufbau des Mittelrisalit des Saarbrücker Schlosses. Ich erwähne hier ganz bewusst nur Beispiele außerhalb Schleswig-Holsteins.
Denkmalpflege entfernt sich auf diese Weise zunehmend von ihren Rezeptoren und läuft Gefahr, zum intellektuellen Selbstzweck zu werden - übrigens auch in Schleswig-Holstein. Zudem wächst die Zahl der Baudenkmäler, was an sich richtig ist, es wird aber unübersichtlich. Die Kriterien, nach denen Baudenkmäler kategorisiert werden, werden undurchsichtig. Die Denkmalpflege muss sich, wenn sie weiterhin akzeptiert werden will - da kann sie als staatliche Einrichtung in einer Demokratie keine Ausnahme machen - den Bürgerinnen und Bürgern nähern.
Auch Denkmalpflege ist Teil staatlichen Handelns und muss sich - wie jede andere Politik auch - legitimieren. Deshalb ist heute der intensive Dialog wichtiger denn je. Verständnis und Verstehen sind beiderseits nötig. Das bedeutet jedoch nicht eine Annäherung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner mittelmäßigen Ge
schmacks, es heißt aber, auch dem Bedürfnis nach ästhetisch befriedigenden Lösungen Rechnung zu tragen. Rekonstruktion einerseits, moderne, vielleicht sogar futuristische Ergänzung andererseits - beides muss möglich sein und auch diskutiert werden können.
Denn der Bericht zeigt eindringlich, der Wille zum persönlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger ist durchaus vorhanden. Das zeigen die Tage des offenen Denkmals überdeutlich. Hier wäre ein weiteres Arbeitsfeld der Denkmalpflege. Nur so lassen sich auf Dauer persönliches Engagement der Bürgerinnen und Bürger aufrechterhalten, Sponsoren gewinnen und letztlich auch mehr Geld vom Staat lockermachen. Ich sage hier als jemand, der mit Leidenschaft Denkmalpflege protegieren möchte: Dieses Geld werden wir nach wie vor immer wieder brauchen.
Denkmalpflege ist wichtig. Wenn wir das berücksichtigen, kann aus der beschriebenen Krise - die ich wirklich sehe - auch etwas Positives wirken.
An dieser Stelle möchte ich noch ein herzliches Dankeschön an die Verfasser des Berichtes für die Begleitung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Häuser, deren Leiter ich persönlich gut kenne und schätze, richten. Ich freue mich auf eine lebhafte Beratung im Ausschuss.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch für diesen Bericht - nach dem gestrigen über die Museen - möchte ich ein herzliches Dankeschön an das Bildungsministerium, insbesondere an die Kulturabteilung, aussprechen. Er ist sehr gut und flüssig zu lesen. Das ist bei Fachberichten ja nicht immer der Fall. Eines habe ich allerdings ein bisschen vermisst, nämlich ein Inhaltsverzeichnis. Das hätte das Lesen noch einfacher gemacht.
Der Bericht gibt ausführlich den Stand von Denkmalschutz und Denkmalpflege über und unter der Erde wieder. Ich habe es als außerordentlich beeindruckend empfunden, wie er das ungeheure private Engagement aufzeigt, auf das wir hier im Land - im wahrsten
Sinne des Wortes - bauen können. Menschen engagieren sich in Stiftungen, in Vereinen, in Bürgerinitiativen - wenn ich an Lübeck denke - für den Erhalt von historischer Bausubstanz in ihrem Umfeld oder stellen sich als ehrenamtlich bestellte Vertrauensleute für die archäologische Denkmalpflege zur Verfügung. Diesen Menschen gebührt unser großer Dank und unsere Anerkennung für ihr ehrenamtliches Engagement in diesem Bereich.
Ich habe in diesem Bericht eines sehr vermisst. Frau Ministerin, was Sie eben sagten, war eher ein allgemeiner Exkurs zum Thema Denkmalpflege. Neben dem Stand der Denkmalpflege, der - wie ich gern loben möchte - ausführlich und ergiebig wiedergegeben worden ist, sind die Zukunftsperspektiven absolut zu kurz gekommen. Immerhin heißt der Bericht auch „Perspektiven“ des Denkmalschutzes und der Denkmalspflege in unserem Land. Dieser Aspekt ist zu kurz gekommen.
Selbstverständlich hängt es entscheidend vom Geld ab, wie die Zukunft von Denkmalpflege und Denkmalschutz in Schleswig-Holstein aussieht. Das ist keine Frage. Die Zuwendungen des Landes - das hat Frau Happach-Kasan sehr ausführlich gesagt - sind seit 1995 kontinuierlich zurückgegangen. Die finanzielle Förderung der Kreise und kreisfreien Städte ist ungefähr auf dem gleichen Niveau geblieben.
- Danke schön, Jutta! - Kiel und Neumünster sowie die Kreise Ostholstein, Steinburg und Schleswig-Flensburg schreiben regelmäßig eine peinliche null für diese wichtige Aufgabe in ihren Haushalt.
Hoffentlich bleibt das auch so. Die letzten Meldungen in der „Landeszeitung“ versprechen da nichts Gutes. Bei der Förderung aus Bundesmitteln kann man eigentlich auch nicht meckern. Besonders dankenswert ist die Förderung von Stiftungen und ähnlichen Einrichtungen sowie das wirklich gewaltige private finanzielle Engagement.
Bei den Stiftungen ging es im Jahr 2000 um eine Summe von knapp 6 Millionen DM, bei dem privaten Engagement - nachzulesen an den Steuererklärungen
um inklusive Lübeck insgesamt 41 Millionen DM. Das ist wirklich eine gigantische Summe, ohne die der Denkmalschutz in Schleswig-Holstein überhaupt nicht vorankäme.
Mit der vergleichsweise sehr bescheidenen Summe, die dem Landesamt für Denkmalpflege zur Verfügung steht, lassen sich wirklich nur ganz kleine Brötchen backen. Es handelt sich um einen kleinen Zuschuss für Sprossenfenster hier, einen Zuschuss für eine besondere Dachpfanne oder - gerade im ländlichen Raum ganz wichtig - Reetdächer dort. Aber immer binden diese Landesmittel ein Vielfaches an Investitionen von anderer Seite und sichern so ein hohes Investitionsvolumen und ein beachtliches Maß an Beschäftigung, vor allem in Handwerksbetrieben und in den strukturschwachen ländlichen Räumen.
Die wichtigste Aufgabe der Mitarbeiter im Landesdenkmalamt und im Landesamt für Archäologie ist allerdings immer das Aufbauen eines nachhaltigen Vertrauensverhältnisses zu den Denkmaleigentümern. Dies ist dem Landesamt für Denkmalpflege und den unteren Denkmalschutzbehörden und dem Amt von Herrn Professor Reichstein hervorragend gelungen. Deutlich abzulesen ist das an der relativ geringen Anzahl von Widersprüchen, was die Eintragung ins Denkmalbuch betrifft. Detaillierte sorgfältige Arbeit der Behörden auf hohem wissenschaftlichen Niveau, transparentes, für die Bürger nachvollziehbares Verwaltungshandeln, ausführliche Beratung und Begründung vor der Eintragung - das zahlt sich aus, das dient dem Denkmalschutz und dafür danken wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Denkmalpflege mit Dr. Paarmann, den ich sehr herzlich begrüße, als Landeskonservator an der Spitze und mit Professor Reichstein als Leiter des Archäologischen Landesamtes in Schleswig.
Nichtsdestoweniger ist es das Schicksal des Landesamtes für Denkmalpflege seit vielen Jahren, nur noch kurzfristig reagieren zu können und keinen Spielraum zum Agieren zu haben. Der gesetzliche Auftrag, Denkmäler unter Schutz zu stellen, kann nur noch sehr begrenzt umgesetzt werden, insbesondere dann, wenn der Abrissbagger anrollt. Die Kompetenz ist da, aber es fehlt an Personal, zum Beispiel für die professionelle Betreuung der EDV.
Jetzt muss ich ein wenig auslassen, weil es hier schon anfängt zu blinken. Eine Sache möchte ich aber dringend noch erwähnen. Fachleute schlagen eine Kampagne vor, in der innerhalb eines festgelegten Zeitraums
wie in anderen Bundesländern Denkmallisten erstellt werden, in denen alle zur Eintragung ins Denkmalbuch vorgesehenen Denkmale erhoben und im Amtsblatt veröffentlicht werden. Hierfür müsste für eine begrenzte Zeit wissenschaftliches Personal zur Verfügung gestellt werden, das eine flächendeckende Erfassung unserer Kulturdenkmäler vornimmt. Ich glaube, damit würden wir dem Denkmalschutz und auch uns selber einen großen Gefallen tun, weil wir auf diese Weise eine Bestandsaufnahme erhalten, ohne das mühselige und zeitraubende Verfahren einer Eintragung anleiern zu müssen.
Lassen Sie mich mit einem Zitat aus dem Bericht enden, das auf mich sehr großen Eindruck gemacht hat. Dann bin ich wirklich fertig, Frau Präsidentin. Dort steht:
„Die Sicherung und Restaurierung von Baudenkmalen in Schleswig-Holstein kann nur verwirklicht werden, wenn es gelingt, Politik,“
„Wirtschaft und Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die Erhaltung unrentabel gewordener Baudenkmale nicht allein eine staatliche Kulturaufgabe darstellt, sondern dass dieser Aufgabe auch unter bauökologischen sowie wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Aspekten ein hoher Stellenwert bei den staatlichen Förderaktivitäten einzuräumen ist.“
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es liegt an uns, aus dieser Feststellung, die im Bericht steht, Konsequenzen zu ziehen und sie sehr ernst zu nehmen.