Protocol of the Session on January 25, 2001

„der seitens der hauptamtlichen Bürgermeister nicht getragen werde.“

Ein letztes Zitat, Herr Kollege Kayenburg:

„Überfallen fühlt sich Alfred Kock, Fraktionsvorsitzender der CDU in der Husumer Stadtvertretung. Es kann nicht sein, dass die Landtagsfraktion etwas beschließt, ohne vorher die Basis zu fragen.“

(Zurufe von der CDU: Oh! - Klaus Schlie [CDU]: Irgendwie kennt ihr das doch, oder nicht? - Martin Kayenburg [CDU]: Wir je- denfalls haben kein imperatives Mandat! - Klaus Schlie [CDU]: Herr Puls, warum sind Sie eigentlich zurückgetreten? - Weitere Zu- rufe von der CDU)

Meine Damen und Herren, der Herr Abgeordnete Puls hat das Wort!

Meine Damen und Herren, aus der Sicht der CDU könnte man das Echo auf den CDU-Gesetzentwurf in den vier gereimten Zeilen zusammenfassen:

Von der Kieler Förde bis nach Kuddewörde steht der eigne Laden auf den Barrikaden.

(Heiterkeit und Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SSW)

Lassen Sie mich einige wenige Bemerkungen zu einigen Kernpunkten des Gesetzentwurfs in inhaltlicher Hinsicht machen. Bei der Frage „Direktwahl wieder abschaffen - ja oder nein“ entscheidet sich die CDUFraktion eindeutig.

(Zuruf von der CDU: Ja!)

Wir neigen nach unserer bisherigen Prüfung auch dazu, dass man die Direktwahl nicht wieder abschaffen sollte.

(Klaus Schlie [CDU]: So vorsichtig vor der Kommunalwahl! - Martin Kayenburg [CDU]: Grundsätzlich! Wir müssen genau hin- gucken!)

Bezüglich der Frage des Trennungsprinzips halten wir eine vernünftige Arbeitsteilung in der Kommunalverwaltung wie in jedem Verwaltungsbetrieb und in jedem Wirtschaftsunternehmen für sachdienlich und vernünftig, eine Trennung zwischen Hauptamt und Ehrenamt, wie sie in der derzeitigen Kommunalverfassung vorgesehen ist. Eine Dachpfannen- und Gullydeckeldemokratie halten wir nicht für erforderlich.

(Beifall des Abgeordneten Helmut Plüschau [SPD])

Wir halten es nicht für nötig, dass sich die Kommunalpolitik mit jedem Verwaltungskleinkram befasst.

(Martin Kayenburg [CDU]: Völlig einver- standen! - Heinz Maurus [CDU]: Das ist kor- rekt!)

Wir halten es allerdings - da besteht auch Einigkeit mit Ihnen, Herr Kayenburg - für erforderlich, insbesondere innerhalb des ehrenamtlichen Bereichs der kommunalen Selbstverwaltung für die Stärkung des Ehrenamtes durch eine stärkere Positionierung des Hauptausschusses sowohl auf Gemeinde- als auch auf Kreisebene zu sorgen.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Da werden wir zusammenkommen können.

(Glocke der Präsidentin)

Herr Abgeordneter Puls, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Schlie?

(Klaus-Peter Puls)

Herr Kollege Puls, ich habe Sie richtig verstanden, dass Sie in der SPD-Landtagsfraktion dazu neigen, die Direktwahl nicht abzuschaffen. Ist es richtig, dass die Gruppe der SPD-Vertreter im Schleswig-Holsteinischen Landkreistag einen Antrag auf der letzten Mitgliederversammlung gestellt hat, die Direktwahl der Landräte abzuschaffen, und ist es auch richtig, dass dieser Antrag mit großer Mehrheit angenommen wurde?

- Ja, das ist richtig.

(Holger Astrup [SPD]: So wie die CDU das auch tut! - Heiterkeit bei der CDU)

Ich komme zu drei weiteren Punkten. Herr Kayenburg, Sie sind nicht darauf eingegangen, dass die Hauptverwaltungsbeamten nach Ihrem Vorschlag wieder in den Landtag gewählt werden können. Das halten wir für falsch.

(Martin Kayenburg [CDU]: Darüber kann man diskutieren!)

Wir halten den Bürgermeisterjob und den Landratsjob für einen Fulltimejob, der vor Ort ausgefüllt werden sollte. Darüber hinaus halten wir den Landtag für kompetent genug und mit genügend kommunalpolitischer Kompetenz ausgestattet, dass es nicht notwendig ist, die Hauptverwaltungsbeamten wieder im Landtag vertreten zu haben.

(Beifall bei der SPD - Martin Kayenburg [CDU]: Darüber muss man diskutieren!)

Ein Punkt, den wir auch ablehnen - das ist die gemeinsame Haltung der rot-grünen Regierungsfraktionen -, ist, die Frage der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten in das Ermessen der Kommunen zu stellen.

(Martin Kayenburg [CDU]: Das ahnten wir!)

Hier sind wir eindeutig - dabei bleiben wir auch - für eine Stärkung dieser Position,

(Beifall bei der SPD)

insbesondere was die Möglichkeit einer willkürlichen Abwahl oder des willkürlichen Widerrufs der Bestellung von Gleichstellungsbeauftragten angeht.

(Wolfgang Kubicki [F.D.P.]: Was heißt hier denn willkürlich?)

Ich komme zum dritten Punkt. Über die Herabsenkung der Beteiligungsquoren können wir miteinander reden. Das müssen wir auch bei uns und mit der kommunalpolitischen Basis besprechen, allerdings nicht in Richtung „null“ nach dem CDU-Grundsatz, die eigene

kommunalpolitische Basis überhaupt nicht an dem vorliegenden Gesetzentwurf zu beteiligen.

(Lachen des Abgeordneten Martin Kayenburg [CDU])

Wir müssen hier ein vernünftiges Maß finden, Herr Kayenburg, und das werden wir suchen.

(Beifall der Abgeordneten Ursula Kähler [SPD])

Ich darf abschließend sagen, dass auch wir die Kommunalverfassung zügig aber gleichzeitig auch sorgfältig überprüfen wollen. Uns schwebt für die reformierte neue Kommunalverfassung der 1. Januar 2002 als Inkrafttretenstermin vor. Damit sind wir dann rechtzeitig vor der Kommunalwahl im Jahre 2003 mit der Beratung durch, sodass die kommunalpolitisch aktiven sowie die neuen Bewerberinnen und Bewerber sich aufgrund der neuen Vorschriften auf die Kommunalwahl einstellen können.

Die SPD-Landtagsfraktion wird die Erfahrungen mit der schleswig-holsteinischen Kommunalverfassung also noch im Laufe dieses Jahres mit Ihnen gemeinsam auswerten. Wir werden die kommunalen Landesverbände und die kommunalpolitische Basis daran intensiv beteiligen, wie auch Sie das wohl vorhaben. Deren Sachverstand und Erkenntnisse müssen nun einmal in den Meinungsbildungsprozess von Anfang an einbezogen werden.

(Heinz Maurus [CDU]: Guter Gedanke!)

Nur dann können wir eine sinnvolle Änderung der Kommunalverfassung erarbeiten, deren Ziel unzweifelhaft - auch da sind wir uns einig - auch die Stärkung des kommunalen Ehrenamtes sein sollte.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abgeordneten Heinz Maurus [CDU])

Das Wort hat der Herr Abgeordnete Hildebrand.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Vorweg eine Bemerkung. Ich bin sehr überrascht, dass nicht der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, sondern der Fraktionschef diesen Gesetzentwurf eingebracht hat.

(Lothar Hay [SPD]: Ha, ha! - Holger Astrup [SPD]: Weil doch der Vorstand dafür war!)

(Günther Hildebrand)

Dabei fällt mir auf, Herr Wadephul, dass Sie uns schon in der letzten Sitzung des Landtags relativ wenig zu sagen hatten