Ich plädiere dafür - das möchte ich dann an dieser Stelle ebenfalls sagen und die Gelegenheit dazu nutzen -, dass ein Großteil dieser neu geschaffenen Stellen - das mag man mir verzeihen; das ist vielleicht ein bisschen regionaler Egoismus - an der Westküste zum Einsatz kommt.
Schließlich kommt mit der immer kürzer werdenden Dienstzeit der Zivildienstleistenden ein großes Problem auf die Verbände zu, das mit Hilfe der jungen Freiwilligen, die ihr ökologisches Jahr bei uns in Schleswig-Holstein absolvieren wollen, gelöst werden kann. Die Tatsache, dass man gerade jungen Menschen einen besonderen Zugang zur Natur und eine einmalig prägende Zeit im Nationalpark Wattenmeer ermöglicht, belegt einmal mehr die Sinnhaftigkeit eines Freiwilligen Ökologischen Jahrs an der Westküste.
Mit dem Europa-FÖJ ist es nun auch möglich, die Kommunikation und den Erfahrungsaustausch von jungen Leuten in ganz Europa und damit das Verständnis füreinander und für die Notwendigkeit eines grenzüberschreitenden Umweltschutzes zu fördern. Schon seit 1992 nehmen ausländische Jugendliche am Freiwilligen Ökologischen Jahr in Schleswig-Holstein teil. Auch in diesem Zusammenhang gibt es eine Verbindung zu der Antwort der Landesregierung. Eindrucksvoll wird dargestellt, wie die norddeutsche Kooperation der Bundesländer im Bereich Umweltbildung funktioniert. Dies ist aus meiner Sicht zu begrüßen und weiter zu pflegen.
Jetzt gehe ich wieder ein Stück weiter zum FÖJ: Jährlich gehen bei der Nordelbischen Kirche und im Kieler Umweltministerium mehr als 1.000 Anfragen ein. Auf einen FÖJ-Platz kommen über zehn Bewerbungen, wobei das Angebot überwiegend von jungen Frauen mit Abitur genutzt wird. Junge Männer, Haupt- und Realschülerinnen und -schüler, Ausländerinnen und Ausländer sowie junge Menschen mit Behinderung seien - so sagt ein Bericht - nicht sehr zahlreich vertreten. Diese Feststellung bringt mich auf einen bedenkenswerten Widerspruch in der Antwort der Landesregierung. Es wird darauf verwiesen, dass bei der Umweltbildungsarbeit des IPTS die verringerte Akzeptanz
von Umweltbildung bei Lehrkräften berücksichtigt werden müsse. Dann finde ich auf Seite 46 die Aussage, dass Interesse und Bedarf an Umweltbildungsveranstaltungen in der Wirtschaft gestiegen seien und dass diesem Bedarf - so wird berichtet - mit zahlreichen Initiativen Rechnung getragen werde.
Wer mit jungen Menschen zu tun hat - wir hatten neulich in der Vorbereitung der Veranstaltung „Jugend im Parlament“ das Vergnügen, mit jungen Leuten zu diskutieren -, der merkt immer wieder, wie sehr junge Menschen nach Umweltbelangen, nach der Umweltpolitik, nach der Sicherung der Lebensgrundlagen und nach der Lösung der Probleme des Klimaschutzes fragen und sich damit beschäftigen. An dieser Stelle sollten vielleicht auch noch einmal andere Überlegungen angestellt werden, als nur auf den Lehrermangel zu verweisen. So wichtig dieses Kapitel auch ist - es ist auch eine Frage der Motivation von Lehrerinnen und Lehrern und nicht nur eine Frage ihrer Anzahl, wobei ich mir auch noch einmal zu bemerken erlauben möchte, dass wir beschlossen haben, jedes Jahr 200 neue Lehrerstellen einzurichten, was für dieses Jahr immerhin schon ein Kraftakt ist.
- Das ist ja nun auch nicht nur eine Sache der Landesregierung, ob es junge Leute gibt, die sich bereit erklären, Naturwissenschaften zu studieren. Natürlich muss sich eine Landesregierung darüber Gedanken machen, wenn sich ein offensichtlicher Mangel zeigt. Aber zunächst einmal müssen wir doch darauf aufmerksam werden, dass junge Leute an dieser Stelle offensichtlich andere Entscheidungen treffen. Das hat ja immer auch mit der Gesamtgesellschaft zu tun. Niemand anders hält uns doch den Spiegel für unsere eigene Befindlichkeit vor wie gerade die nachwachsende Generation.
Allerdings sollten wir auch eine andere lapidare Bemerkung in unsere weiteren Überlegungen aufnehmen - ich jedenfalls werde das tun. Wir sollten die Bundesregierung auffordern, die am 21. April 1998 erlassene Ausbildereignungsverordnung
für die gewerbliche Wirtschaft dahin zu verändern, dass eine umweltspezifische Qualifikation vorgeschrieben wird. Daran kann man sehen, wie wichtig Verordnungen sein können, meine lieben Damen und Herren.
Nun zurück zu den freiwilligen Umweltbildenden und Umweltlernenden! Bei aller Freude über die wachsende Nachfrage nach Plätzen - wir finden es äußerst
wichtig, dass Absolventinnen und Absolventen von Haupt- und Realschulen eine Chance erhalten, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr zu absolvieren. Auch sie können dieses Bildungsjahr mit Berufsorientierung und dem freiwilligen Einsatz für die Natur als Chance für die eigene Zukunft nutzen. Die Jugendlichen haben hier die Möglichkeit, sich persönlich für wichtige Bereiche in unserer Gesellschaft einzusetzen und ihre sozialen und ökologischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, und sie können prüfen, ob sie vielleicht künftig im Bereich des Natur- und Umweltschutzes auch berufstätig sein möchten. Die motivierten Haupt- und Realschülerinnen und -schüler, die in der Vergangenheit bereits an einem Freiwilligen Ökologischen Jahr teilgenommen haben, konnten in sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern ihre Fähigkeiten erproben. Nach den Erfahrungen der Betreuungsstelle haben alle im Anschluss an ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr einen Ausbildungsplatz oder einen neuen Beruf gefunden, einige sogar bei Einrichtungen, in denen sie ihr freiwilliges Jahr absolvierten, denn im Öko-Jahr werden auch Orientierungen für Erzieherinnen und Erzieher, in der Tierpflege, im handwerklichen Bereich und in gestalterischen Tätigkeiten gegeben.
- Ich komme zum Schluss! - Das Freiwillige Ökologische Jahr hat allen Jugendlichen, die bis dahin beteiligt waren, nicht nur viele neue Erfahrungen, sondern auch ebenso viel Spaß gebracht. Auch das gehört für uns dazu.
Mit der Schutzstation Wattenmeer haben wir übrigens nicht nur den größten Anbieter von Zivildienststellen im Umweltschutz, sondern auch die beliebteste Dienststelle in ganz Deutschland an der Westküste, wie der Bundesbeauftragte für den Zivildienst unlängst mitteilte.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die uns vorliegende Antwort auf die Große Anfrage ist so umfassend, dass man selbst in einer zehnminütigen Rede nicht alle Aspekte der Umweltbildung in Schleswig-Holstein behandeln kann. Das spricht für die Vielfalt und die Menge der Angebote in der Umweltbildung, die Schleswig-Holstein bietet.
Umweltbildung darf nicht für sich allein betrachtet werden; sie ist oft eine Querschnittsaufgabe, die mit anderen Bildungsbereichen verknüpft wird, und es ist
daher auch immer schwieriger, sie selbstständig überhaupt sichtbar zu machen. Daher ist es wichtig, die Aufgabe und die Bedeutung der Umweltbildung deutlich zu machen. Die Menschen müssen lernen, ihre natürlichen Ressourcen zu schätzen und sorgsam damit umzugehen.
Das ist auch eine wichtige Aufgabe unseres Bildungssystems, die auch in Zukunft weiter von Bedeutung sein wird. In Schule und Hochschule nimmt man sich dieser Aufgabe auch an. Es ist jedoch notwendig, die fächerübergreifende Dimension der Umweltbildung immer wieder deutlich zu machen. In Lehrplänen und Studienordnungen werden nach und nach umweltrelevante Themenstellungen eingearbeitet. Diese Entwicklung begrüßt der SSW. Es ist eine Auswirkung, die auf einer gesellschaftlichen Entwicklung seit Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre zurückzuführen ist. Allerdings gibt es - das muss man sagen - heute immer noch Schwierigkeiten.
Erstens. Die Bedeutung und die Wichtigkeit der Umweltorientierung haben auch heute noch nicht alle Teile der Bevölkerung erreicht. Dies verdeutlichen immer wieder eindimensionale Diskussionen, wenn es zum Beispiel um die Ausweisung von Naturschutzgebieten geht. Hier sind oftmals immer noch alte und festgefahrene Vorstellungen von unbegrenzt nutzbaren natürlichen Ressourcen präsent. Diese Tendenz der Bedenkenlosigkeit und zum Teil auch Ignoranz ist höchstwahrscheinlich nur langfristig beeinflussbar.
Daher liegt eine zukünftige und wesentliche Aufgabe des Bildungssystems darin, der Bevölkerung die Umwelt nahe zu bringen und sie für Umweltprobleme zu sensibilisieren.
Das zweite Problem ist: Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir Umweltbildung nicht skalieren oder in feste Maße einbinden können. Eine Erfolgskontrolle ist ohne weiteres möglich. Umweltbildung ist eine Querschnittsaufgabe mit einer nicht messbaren Zielsetzung. Es geht hierbei um Bewusstseinsänderung und Umdenken in der Gesellschaft.
Weil sich ein solcher Prozess nicht in ein Korsett zwingen lässt, darf es auch nicht verwundern, wenn sich auf bestimmte Fragen keine Antworten geben lassen. Dies liegt nicht daran, dass man nicht antworten will, sondern daran, dass dies schlichtweg nicht möglich ist. Man kann den nachhaltigen Erfolg von Umweltbildungsmaßnahmen nicht ohne weiteres in Zahlen und Daten fassen.
Im Folgenden möchte ich auf drei Weiterbildungseinrichtungen außerhalb der klassischen Bildungsträger näher eingehen, die sich nach meiner Meinung besonders bewährt haben und die es auch weiterhin intensiv
zu fördern lohnt. Das Multimar Wattforum - Kollege Klug sagte es schon - in Tönning hat sich mittlerweile zu einer touristischen Attraktion an der Westküste entwickelt. Dies ist ausgesprochen wichtig für die Region. In diesem Jahr waren 170.000 Besucher vor Ort.
Dies allein jedoch wird der Gesamtbedeutung des Multimar Wattforums in keinster Weise gerecht. Dort wird auch geforscht und wird den Menschen auf populäre Art und Weise die Natur im Wattenmeer näher gebracht. Dies ist über alle Parteigrenzen hinweg auch anerkannt. Schleswig-Holstein hat mit dem Multimar Wattforum ein echtes Vorzeigeprojekt im Bereich der Umweltbildung geschaffen.
Wichtig scheinen mir hierbei vor allem die Verbindung zwischen Forschung auf der einen Seite und die Darstellung der Forschungsergebnisse auf der anderen Seite zu sein. In diesem Zusammenhang möchte ich deutlich machen, dass die nun bevorstehende Übernahme des Multimar Wattforums durch die NationalparkService gGmbH schon vor dem eigentlichen Bau feststand. Die Stadt Tönning hat seinerzeit für die Anfangsphase aus verschiedenen Gründen die Trägerschaft übernommen; diese wird aber jetzt auf die NationalparkService gGmbH, wie vorher schon absehbar war, übertragen. Dies hat nichts mit angeblich plötzlich auftretenden Defiziten zu tun, wie manchmal gesagt wird.
Dass eine öffentliche Forschungseinrichtung auch Defizite einfahren darf, liegt in der Natur der Sache. Wir verlangen ja auch nicht, dass Universitäten oder Schulen unter dem Strich mit schwarzen Zahlen dastehen. Ähnlich verhält es sich mit dem Multimar Wattforum, dessen eine Hauptaufgabe es ist, Wattenmeerforschung zu betreiben sowie die hieraus resultierenden Ergebnisse transparent zu machen und sie dann der Bevölkerung in einem ansprechenden Rahmen zu präsentieren.
Deshalb möchte ich noch einmal ganz deutlich sagen, dass die Übertragung des Multimar Wattforums auf die NationalparkService gGmbH nicht aufgrund irgendwelcher unerwarteter Defizite geschehen soll.
Mir war es wichtig, dies hier noch einmal deutlich zu machen, da dies manchmal von Einzelnen an der Westküste mistverstanden - Entschuldigung! -, missverstanden wird
Die zweite Weiterbildungseinrichtung in SchleswigHolstein, die ich kurz ansprechen möchte, ist das Besucherinformationssystem des Nationalparks an der Westküste. Es handelt sich hierbei wohl um die größte zusammenhängende Umweltbildungsmaßnahme in Schleswig-Holstein, vielleicht sogar in der gesamten Bundesrepublik. Die Maßnahmen im Rahmen des Besucherinformationssystems sind für jeden Menschen sichtbar und erlebbar. Nicht nur die Schautafeln am Deich, auch die Informationsveranstaltungen oder die Auskunftstätigkeiten der Nationalparkranger sind inzwischen ein unverzichtbares Aushängeschild für unseren Nationalpark. Hier muss allerdings, wenn man den Nationalpark Wattenmeer mit anderen Nationalparks vergleicht, noch mehr getan werden. Es ist aber ein wirklich guter Anfang gemacht worden, auf dem sich weitere Umweltbildungsmaßnahmen für die breitere Bevölkerung aufbauen müssen.
Die dritte Umweltbildungseinrichtung, die ich noch ansprechen möchte, ist die Umweltakademie. Sie ist aus der schleswig-holsteinischen Umweltbildung überhaupt nicht mehr wegzudenken. Sie hat durch ihre Arbeit einerseits die wichtige Vernetzungs- und Koordinationsfunktion, auf die in der Großen Anfrage immer wieder eingegangen wird, und andererseits die Beratungsfunktion für Multiplikatoren und Entscheider. Gerade eine gute fachliche Beratung dieses Personenkreises ist wichtig, weil diese zukunftweisende Entscheidungen treffen - und die wollen wir ja beeinflussen. Neben den rund 100 Bildungsveranstaltungen pro Jahr nimmt die Umweltakademie auch noch beratende und koordinierende Tätigkeiten wahr. Sie leistet somit sehr vielfältige und umfangreiche Arbeit.
Der Beratung von Kommunen zur lokalen Agenda 21 kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Hier werden Ideen gegeben und Konzepte angestoßen, die für die betroffenen Gemeinden und Regionen zukunftweisend sind. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dabei wirklich etwas herauskommt. Die Umweltrelevanz von Entscheidungen wird in den Kommunen dann genauer beachtet und in Betracht gezogen, wenn man vorher beraten worden ist. Die Umweltakademie ist daher aus vielerlei Gründen unverzichtbar für die Umweltbildung und die nachhaltige Entwicklung des Landes Schleswig-Holstein.
(Beifall beim SSW und vereinzelt bei der SPD sowie Beifall des Abgeordneten Karl- Martin Hentschel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Alles in allem macht die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage sehr deutlich, dass Umweltbil
dung und Erziehung zu einer nachhaltigen Entwicklung auf allen Ebenen in Schleswig-Holstein eine große Rolle spielen. Daher nimmt der SSW die Antwort auf die Große Anfrage nicht zur Kenntnis, sondern zustimmend zur Kenntnis.
(Beifall beim SSW und vereinzelt bei der SPD sowie Beifall des Abgeordneten Karl- Martin Hentschel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Meine verehrten Damen und Herren! Ich will noch einmal auf zwei Fragen eingehen; zunächst einmal auf den Beitrag von Herrn Klug. Ich habe während der ersten Hälfte Ihres Redebeitrags Frau Happach-Kasan sehr vermisst. Ich nehme an, wir werden uns dann vielleicht etwas mehr mit den Inhalten des Berichts beschäftigen.
Sie haben zwei Fragen aufgeworfen oder zwei Probleme angerissen. Ein Punkt betraf die Agenda 21; wir hätten dort nichts Konkretes aufzuweisen oder hätten dort nur Klientelpolitik betrieben.
Ich bin die Seiten des Berichts gerade noch einmal durchgegangen. Diese Aussage von Ihnen verträgt sich weder mit meiner Erinnerung noch mit dem, was wir aufgeschrieben haben. Lassen Sie mich nur einen Punkt herausgreifen, nämlich die Veranstaltungsreihe Konzertierte Aktion Ökotechnik/Ökowirtschaft. Sie wurde hervorragend besucht, und zwar von zahlreichen Einzelunternehmen wie auch von zahlreichen Wirtschaftsverbänden.