Im Übrigen ist dieses Begehren nicht unumstritten und wir werden bis dahin noch viel Aufklärungsarbeit leisten müssen. Denn für die einen ist das Danewerk immer noch südliche Bastion dänischen Nationalbewusstseins und für die anderen ist es eine Art Unfall der Geschichte, ein vergeblicher Versuch, notwendige Entwicklungen aufzuhalten.
Deswegen stehen das Danewerk und Friedrichstadt in der Tat in einem erheblichen Spannungsbogen zueinander. Denn Friedrichstadt ist ein deutliches Symbol der Orientierung des Landes und seiner damaligen Landesherren über einen Raum, den man fälschlicherweise pauschal als deutschen Raum bezeichnen würde. Sie orientierten sich nämlich tatsächlich in die Niederlande, die damals zum deutschen Reich gehörte, aber das Zentrum Europas war. Dort blühten Kultur, Wissenschaft und auch der Handel. Insofern waren auch die Gottorfer die Importeure der Kultur in den nordischen Raum.
Das Danewerk war Bastion gegen das Vordringen von Menschen aus dem Süden und schuf doch diesen Zustand mit, weil es ursprünglich für das Entstehen des Herzogtums Schleswig war. Es ist eine durchaus ambivalente Geschichte, die wir gemeinsam aufarbeiten müssen.
Eine spannende Diskussion tut sich hier auf, wir sollten sie gemeinsam bestreiten. Die Zeit erscheint reif dafür, aber dieser Weg ist auch nicht ungefährlich. Denn er könnte alte Wunden zum Aufbrechen bringen.
Ich schlage vor, beide Anträge im Ausschuss zu beraten. Denn ich halte es für eine wichtige Tatsache, dass auf dieser Landbrücke zwischen Nord und Süd beides möglich war. Die Fortifikationsanlage - Mauern haben letztlich nie Bestand und können nicht verhindern, dass es zu Grenzüberschreitung kommt - ist natürlich ein wichtiges Denkmal unserer nordeuropäischen Geschichte.
Aber Friedrichstadt ist es auch. Ich meine nicht, dass man sagen dürfe, es sei unwichtig und man könne darüber hinweggehen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst muss ich Folgendes loswerden: Ich finde es wirklich traurig, dass Kulturthemen in der Regel immer am Schluss der Tagesordnung behandelt werden. Das ist nicht angemessen. Wir haben im Kulturwirtschaftsbericht lesen können, wie wichtig die Kultur gerade auch für die Wirtschaft in unserem Lande ist.
Das ist nicht nur ein Zitat aus Anke Spoorendonks Pressemitteilung vom 10. August, sondern es ist die Wahrheit.
Jetzt kommt noch ein Zitat, und zwar von der Internet-Seite der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte:
„Es ist das größte archäologische Denkmal Nordeuropas und das größte lineare Naturschutzgebiet des Landes. Es ist das dienstälteste Verteidigungsbauwerk, von 690 bis 1945 hat es als solches gedient und umfasst unter anderem das älteste und größte nordeuropäische Bauwerk aus Ziegelsteinen, die Waldemarsmauer.“
Dies sind lauter Superlative, die es für uns selbstverständlich machen, dem SSW-Antrag zuzustimmen, mit dem die Vorbereitungen zur Anmeldung des Danewerks bei der UNESCO als Weltkulturerbe beantragt werden.
Es sind genau die herausragenden Besonderheiten, die den außergewöhnlichen universellen Wert darstellen, der in der UNESCO-Konvention gefordert wird.
Die Lübecker Innenstadt, die den Titel „UNESCOWeltkulturerbe“ seit etlichen Jahren tragen darf, hat dadurch einen unübersehbaren Aufschwung im Kulturtourismus erfahren. Es kommen nicht nur Schles
wig-Holsteiner und Deutsche nach Lübeck, um die historische Altstadt zu erleben und zu erwandern, sondern man findet Menschen aus aller Welt in Lübeck.
Insofern passt der SSW-Antrag - Anke Spoorendonk hat es auch gesagt - wunderbar zu unserer Debatte im Juni über den Kulturwirtschaftsbericht, in dem der in unserem Land eher untergeordnete Kulturtourismus in Schleswig-Holstein eine wichtige Rolle spielte. Ich will noch einmal zitieren.
- Wenn ich störe, Klaus-Peter und Herr Neugebauer, dann sagen Sie Bescheid. - Das war ein Zitat von Frau Simonis. Das haben Sie nicht gemerkt, oder?
Das Danewerk als UNESCO-Weltkulturerbe würde einen tollen Impuls für den Kulturtourismus - zumindest im Landesteil Schleswig - auslösen!
In der „Landeszeitung“- du hast das auch vorsichtig angedeutet - wird der Direktor des archäologischen Landesmuseums und Landesamtes für Ur- und Frühgeschichte, Professor von Carnap-Bornheim, zitiert, dass ein solcher Antrag zu einer Anmeldung bereits seit Monaten sehr intensiv in enger Absprache mit dem Kultusministerium und den Gremien der SchleiRegion vorbereitet würde und dass daher der Druck der Politik nicht benötigt würde. Ich glaube, dass mit dem vorliegenden Antrag kein Druck ausgeübt wird und schon gar nicht ausgeübt werden soll, sondern dass es hier um das Bemühen einer breiten Unterstützung geht.
Da ist auf der einen Seite die wissenschaftliche Arbeit der Archäologie, für die Professor von CarnapBornheim steht, die Arbeit der ausgewiesenen Fachleute, die er und seine Mitarbeiter sind, die notwendig ist, um die für die Anmeldung benötigte Dokumentationen zu erstellen. Auf der anderen Seite gibt es hoffentlich die einstimmige Willensbekundung des schleswig-holsteinischen Parlaments, mit der die Anmeldung politisch und dadurch auch gesellschaftlich begleitet und unterstützt werden soll. Anke, so habe ich das verstanden. Das ist also kein Druck. Der Antrag gibt uns die Möglichkeit zu zeigen, dass wir voll und ganz hinter dem Bemühen stehen, dass dem Danewerk das Prädikat „UNESCO-Weltkulturerbe“ verliehen wird. Sicherlich nicht sofort, sicherlich auch nicht in fünf Jahren, aber möglicherweise in zehn Jahren.
Um unsere Chancen zu optimieren - du hast es mir schon vorweggenommen -, schlage ich vor, den Antrag - ich habe keinen Formulierungsvorschlag; das können wir im Ausschuss nachholen - dahin gehend zu ergänzen, dass möglichst eine gemeinsame Anmeldung mit Dänemark erarbeitet werden sollte. Grenzüberschreitende Anmeldungen sind bisher noch selten, aber sie sind möglich und erhöhen unsere Chancen sicherlich erheblich.
Damit, lieber Kollege Dr. von Hielmcrone, kann Friedrichstadt nicht aufwarten. So schön Friedrichstadt ist, so gern ich da bin,
so wertvoll Friedrichstadt ist für unsere Landesgeschichte, habe ich ein bisschen das Gefühl - aber auch darüber werden wir im Ausschuss reden -, dass der Antrag des SSW dadurch ein bisschen verwässert werden könnte. Ich muss auch einmal fragen: Ulf, warum bist du damit nicht früher herausgekommen?
Wie auch immer: Es ist viel Arbeit zu leisten. Anke Spoorendonk hat Recht, wenn sie sagt: „Der Weg ist das Ziel“, jedenfalls auch.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Angesichts der hier vorgetragenen Kritik an der zeitlichen Platzierung von Debattenbeiträgen wollte ich, das Verfahren betreffend, einfach nur noch einmal den Hinweis geben: Im Ältestenrat wird seitens der Fraktionen im Zweifelsfall, wenn es gewünscht ist, eine Platzierung zu einem festen Zeitpunkt, etwa um