Protocol of the Session on February 20, 2004

(Ursula Sassen)

tige Frauen kleinere Betriebe mit Einkommenskombinationen, deren Kreativität keine Grenzen gesetzt sind, bewirtschaften und leiten. Die Betriebsgröße bleibt dabei mit circa 25 ha konstant. Die großen, lebensfähigen Betriebe um die 50 ha werden von Männern geführt. Hier ist die Betriebsgröße in den letzten Jahren deutlich gewachsen.

Unter Ziffer 9 des vorliegenden Berichts wird viel zu den Chancen der selbstständig tätigen Frauen in landwirtschaftlichen und grünen Berufen gesagt, jedoch nichts Neues. Die dort beschriebenen Chancen basieren hauptsächlich auf Eigeninitiative, Netzwerken und Kreativität der Frauen, deren Entfaltungsmöglichkeiten durch die enge Bindung an die Betriebe begrenzt sind. Bildung und Fortbildung sind im ländlichen Raum sowohl für Frauen als auch für Kinder mit dem Überwinden von Entfernungen und mit großem Zeitaufwand verbunden.

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident.

(Heiterkeit)

So sind die Weiterbildung und das Erschließen zusätzlicher Einnahmequellen für Frauen im ländlichen Raum wohl zuerst das Verdienst der Frauen und nicht der Landesregierung.

(Beifall bei CDU und FDP)

Die Einführung der Modulation mit der zweiten Säule als zukünftige Einnahmequelle und Finanzierungsmöglichkeit der Landwirtschaft und auch als neue Perspektiven für Frauen im ländlichen Raum zu betrachten, sehe ich kritisch. Dieser Topf wird leer sein, noch bevor die Frauen darin rühren konnten.

(Beifall bei der CDU)

All die vielen Förderprogramme, die ich hier nicht einzeln aufzählen möchte, zeigen, dass eigenes Geld der Landesregierung nicht vorhanden ist, aber Brüsseler Geld teuer verwaltet wird.

(Glocke des Präsidenten)

Die Frauen tun gut daran, sich auf ihre eigene Kraft zu besinnen nach dem Motto: „Landfrauen bewegen das Land“. Am 7. März 2004 ist der Startschuss für diese Initiative.

(Lebhafter Beifall bei CDU und FDP)

Ich erteile der Frau Abgeordneten Kruse das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich am Anfang im Namen der SPD-Fraktion denjenigen danken, die die vielen Zahlen in reiner Fleißarbeit zusammengetragen haben.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie vereinzelt bei der CDU)

Frau Sassen hat es schon erwähnt: Aufgrund der vorliegenden Zahlen konnten wir bereits am 10. Februar in der Zeitung lesen: „Landwirtschaft in Männerhand!“

(Ursula Sassen [CDU]: Aber mit falschen Zahlen!)

Die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein bleibt eine Männerdomäne. Wenn wir die reinen Zahlen gegenüberstellen, so wie es Frau Sassen eben getan hat, stimmt das auch, allerdings nur auf den ersten Blick.

Von 1992 bis 2002 wurden 5.229 Männer als Landwirt und nur 500 Frauen als Landwirtin ausgebildet. So zieht es sich durch den gesamten Bericht: Es gibt mehr Forstwirte als Forstwirtinnen, mehr Fischwirte als Fischwirtinnen und mehr Gärtner als Gärtnerinnen. Die Frauen in den grünen Berufen dominieren aber in den Sparten Pferdewirtin und ganz klassisch in der Hauswirtschaft. Ein ganzer Mann steht hier 450 Frauen gegenüber. Es gibt nach wie vor mehr Studenten als Studentinnen, mehr Professoren als Professorinnen. Leider hat sich im erfassten Zeitraum fast gar nichts gerändert. Ein reines Nullsummenspiel.

Nun muss man sich fragen: Woran liegt das eigentlich? Unter anderem mag es daran liegen, dass es in der Landwirtschaft nach wie vor Defizite bei der Gleichstellung von Frau und Mann gibt; denn auch heute haben Frauen in der Hofnachfolge meist nur dann eine Chance, wenn entweder kein männlicher Hofnachfolger existiert oder dieser kein Interesse am Betrieb bekundet. Zum anderen beschränken sich die offiziellen Statistiken in der Definition der landwirtschaftlichen Tätigkeit zumeist auf Arbeiten, die im Allgemeinen von Männern ausgeübt werden, also auf manuelle Tätigkeiten

(Zuruf von der CDU)

- der Kollege Hopp weiß das sehr gut -, und auf die offensichtlicheren Managementaufgaben.

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

Meine Damen und Herren, das Haus könnte etwas versammelter sein!

Die vielen anderen in einem landwirtschaftlichen Betrieb anfallenden Tätigkeiten, die von Frauen ausgeübt werden, werden daher ebenso vernachlässigt wie Pflegetätigkeit und Hausarbeit.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Auch wenn die Arbeit der Frauen in den Betrieben oft nur unterstützender Natur ist, fördern ihre Präsenz und ihr Engagement den sozialen Zusammenhalt von Familie und Betrieb.

(Beifall bei SPD, CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

So sind Landfrauen in zahlreichen anderen Bereichen aktiv, wie zum Beispiel im Agrotourismus oder im Ab-Hof-Verkauf von selbst erzeugten Produkten. Sie organisieren Transporte in der Umgebung und leisten Nachbarschaftshilfe. Dies sind alles Dienstleistungen, die die Vitalität des ländlichen Raumes nicht nur bezeugen, sondern auch dazu beitragen, dass der Kontakt zur „Außenwelt“ nicht abbricht.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielfach ist die Erwerbstätigkeit ein entscheidendes Standbein für die finanzielle Situation der Familie. Einige Fördermöglichkeiten und Fortbildungsangebote hat Minister Müller dankenswerterweise schon erwähnt. Zusätzliche Unterstützung, zusätzliche Aktionen und anerkannte Dauerarbeitsplätze stehen den Frauen in den ländlichen Räumen aber vielfach auch über eine Vielzahl von Ländlichen Struktur- und Entwicklungsanalysen zur Verfügung.

Ich bedaure, dass Herr Kayenburg gerade nicht anwesend ist. Ich muss an dieser Stelle noch einmal auf seinen Beitrag zum Raumordungsbericht zurückkommen, in dem er gefragt hat, ob das viele Geld, das für die einzelnen Ländlichen Struktur- und Entwicklungsanalysen ausgegeben wurde, wirklich sinnvoll angelegt war oder ob man es nicht effizienter und zielgerichteter für Arbeitsplätze hätte einsetzen können. Ich kann Herrn Kayenburg sagen, wie viele Arbeitsplätze und wie viele Dauerarbeitsplätze entstanden sind. Es sind ganz genau 2.458 Dauerarbeitsplätze, von denen viele Frauen in den ländlichen Bereichen heute profitieren und so einen Beitrag zum Lebensunterhalt leisten können.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Zurufe von der CDU)

Herr Kayenburg sollte einmal diese Frauen und diese Männer fragen, ob das Geld sinnvoll angelegt war.

(Claus Ehlers [CDU]: Wir hätten gern die Quelle!)

- Akademie für die Ländlichen Räume, Kollege Ehlers!

(Claus Ehlers [CDU]: Mysteriös!)

Wie geht es nun weiter? Die Herstellung der Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern in den ländlichen Räumen wird keine leichte Aufgabe sein. Den Landfrauen mangelt es nicht an Talent, Ideen und Energie. Es gibt jedoch eine Reihe von Hindernissen, die sich ihrer allseitigen Teilnahme an der ländlichen Entwicklung in den Weg stellen. Denn ein Wandel in der Frauenrolle bedingt auch immer einen Wandel in der Männerrolle.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Lothar Hay [SPD]: Sehr gut!)

Es muss noch wesentlich mehr getan werden. So könnte man zum Beispiel die Arbeitsweise von Organisationen und Berufsverbänden dahin gehend ändern, dass sie eine gleichberechtigte Teilnahme von Frauen und Männern ermöglichen.

All dies funktioniert jedoch nur, wenn sich auch die Frauen entsprechend engagieren und ihre Interessen gegenüber den Entscheidungsträgern nachdrücklich formulieren. Die Netzwerke und Verbände, in denen Landfrauen mitarbeiten, können einen entscheidenden Beitrag zur Chancengleichheit und ländlichen Entwicklung leisten.

(Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW)

Ich erteile das Wort der Frau Abgeordneten Kolb.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in SchleswigHolstein ist, wie man dem letzten „Agrarreport“ entnehmen kann, in den letzten 30 Jahren um rund 50 % zurückgegangen. Dennoch stehen landwirtschaftliche Betriebe in Schleswig-Holstein im Bundesvergleich noch überdurchschnittlich gut da. Dies zeigt sich allein schon dadurch, dass der Anteil der Erwerbstätigen in der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft

(Veronika Kolb)

mit 3,4 % deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Doch schlägt sich der in der Landwirtschaft beobachtete Strukturwandel auch in Schleswig-Holstein nieder. Bei steigenden Betriebsgrößen nimmt die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft immer mehr ab. Das Höfesterben geht auf gleichem Niveau weiter und ein Ende ist bedauerlicherweise noch nicht in Sicht. Insbesondere kleinere Betriebe sind davon betroffen. Wenn wir aber entwicklungsfähige und ökonomisch gesunde Betriebe in der Landwirtschaft auch in Zukunft wollen, müssen wir darauf achten, dass nicht nur qualifizierte Frauen und Männer weiterhin diesen Betrieben zur Verfügung stehen, sondern dass die schleswig-holsteinische Landwirtschaft auch durch die Schaffung weiterer Standbeine eine breitere Basis bekommt. Nur so besteht die Chance, auch in Zukunft Landwirtschaft so zu gestalten, dass sie den Verbrauchern Qualität und den Landwirten Einkommen sichert.

(Beifall bei der FDP)

Hier spielen die Berufsbilder der Frauen in der Landwirtschaft eine nicht unerhebliche Rolle, wie auch die erfolgreichen und positiven Aktivitäten des Landfrauenverbandes zeigen.

(Beifall bei der FDP)