Bei mehreren Besuchen des Europaausschusses oder auch durch eigene Kontaktaufnahmen mit Europaschulen konnten wir feststellen, dass sich diese Kontakte selbsttragend fortentwickeln. Kurz gesagt: eine Erfolgsgeschichte.
Das ist ein guter und richtiger Ansatz. Viele Errungenschaften in Europa sind mittlerweile für uns selbstverständlich geworden und dazu gehört nach meiner Meinung nicht nur ein Europa mit offenen Grenzen zwischen den einzelnen Staaten oder die gemeinsame Währung. Dazu gehört für mich ebenso, dass wir in dem Gebilde Europa auf einem breiten
Fundament an gemeinsamen Werten und Überzeugungen aufbauen können. Dieses Bewusstsein gilt es ganz besonders unseren Kindern zu vermitteln. Dabei legen wir den Grundstein für unser zukünftiges Zusammenleben in Europa. Denn nur durch einen intensiven Austausch mit unseren europäischen Nachbarn kann Fremdes erfahren, Eigenes bewahrt und Gemeinsames gefunden werden.
Wer, wenn nicht unsere Kinder, sind als Botschafter für ein gemeinsames Europa mit seinen vielfältigen Möglichkeiten und Kulturen in der Lage, dieses Zusammenwachsen zu ermöglichen? Unsere Europaschulen leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, können wir doch über diese Ebene eine viel stärkere europäische Identitätsentwicklung als durch Vorträge und abstrakte Vereinbarungen erreichen.
Das haben unsere Europaschulen in SchleswigHolstein erkannt. Denn diese und hoffentlich eine weiter wachsende Zahl von Schulen tragen durch vielfältige schulische und außerschulische Aktivitäten dazu bei, dass Schleswig-Holstein als ein Teil von Europa wahrgenommen wird. Der Verein Europaschulen in Schleswig-Holstein ist dafür Motor und Informationsbörse. Den Vorstand mit seinen Vorsitzenden Michael Fröhlich und Ulrich Wiethaupt möchte ich dabei besonders erwähnen. Die rührige Geschäftsführerin Eva Karnstedt möchte ich ebenfalls besonders hervorheben. Sie leisten eine sehr gute aktive und fördernde Arbeit für diesen Verein. Alle leisten ihre Arbeit ehrenamtlich.
Dabei will ich die weiteren Vorstandsmitglieder und die das Projekt leitenden Lehrer nicht vergessen und nicht zuletzt Herrn Lubeseder erwähnen, der als ein Gönner, Förderer und Freund der Europaschulen genannt werden kann.
Die Kinder, die von diesen Aktivitäten profitieren, können meiner Meinung nach in einer Woche Ausland mehr über die europäische Identität lernen als in einem Monat im Schulunterricht. Unsere besondere Anerkennung gilt denjenigen, die dazu beitragen, dass der Status Europaschule auch gelebt wird.
Für mich gehört allerdings ebenfalls dazu, dass dieser unermüdliche Einsatz vonseiten des Landes entsprechend unterstützt wird. Es kann nicht sein, dass einerseits durch das Land Mindestanforderungen vorgege
ben werden, damit diese Schulen den Status einer Europaschule nicht nur erwerben, sondern auch behalten können, andererseits diese Schulen nicht mehr als ein Schulterklopfen vonseiten des Landes erwarten können.
Oder wie ist es zu verstehen, dass einer engagierten Schule mitgeteilt wird, dass sie eine zweijährige Pause ihres Austauschprogramms einlegen solle, weil kein Geld mehr da sei, wie bei einer beruflichen Schule hier im Land geschehen? Mir stellt sich auch die Frage, inwieweit ein Reisekostenzuschuss in Höhe von 17 € pro Klassenfahrt und Lehrer ausreicht, wenn ein interkultureller Austausch tatsächlich gewünscht ist.
Der von Rot-Grün vorgelegte Antrag beschreibt für mich deshalb lediglich die Situation von vor fünf Jahren. Die Europaschulen selber sind in vielen Bereichen sehr viel weiter. Inzwischen arbeiten nicht nur Lehrer, sondern auch Eltern und Schüler sowie assoziierte Partner an den Europaschulen in SchleswigHolstein zusammen. Wenn die Aktivitäten der Europaschulen nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig Erfolg haben sollen, dann sollten wir im Ausschuss sehr konkret darüber diskutieren, wie wir künftig mehr Austauschprogramme und mehr Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer zur Intensivierung europäischer Kontakte schaffen können.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! In nicht einmal drei Wochen haben wir das Jahr 2004, das Jahr der Europawahl, das Jahr der EU-Erweiterung und hoffentlich auch das Jahr mit der neuen europäischen Verfassung. Mit dem vorliegenden Antrag wollen wir auf die positive Rolle der Europaschulen eingehen, diese Rolle in der parlamentarischen Befassung würdigen und in der Sache die Europaschulen stärken.
Europa wächst friedlich zusammen, nachdem dieser Kontinent Schauplatz der größten Kriege der Menschheitsgeschichte war. Nicht nur Staaten verbinden sich, sondern auch die Menschen im geeinten Europa. Und zum Zusammenwachsen der Menschen,
Das Programm der Europaschulen bietet Schülerinnen und Schülern einen guten Einstieg in Europa - mit Austauschprogrammen, bilingualem Unterricht, Auslandspraktika, Lehrerfortbildungen, der Durchführung von gemeinsamen grenzüberschreitenden Projekten und vielem mehr. Damit wird die Basis für ein europäisches Bewusstsein gelegt. Kinder lernen den selbstverständlichen Umgang mit anderen Kulturen innerhalb Europas. Sie lernen die Vielfalt schätzen und andere Sprachen und Länder kennen. Dies gilt natürlich auch mit für die Lehrer.
Wir reden hier immer gern über lebenslanges Lernen. Wenn ich mich, in dem Alter meiner Kinder, mit meinen Kindern vergleiche,
dann sind sie im grenzüberschreitenden Denken, bei der Sprachkompetenz und so weiter sehr viel weiter, als mir das als Dithmarscher Bauernjunge vergönnt war. Da wäre niemand auf die Idee gekommen, mich ins Ausland zu schicken, zum Beispiel nach Amerika. Wir haben im letzten Jahr eine Austauschschülerin aus Griechenland bei uns im Haus gehabt, in diesem Jahr aus den USA und meine Töchter sind auch alle im Ausland gewesen. Das merkt man einfach, die sind uns da einfach ein Stück voraus. Das ist natürlich gut so.
Kurz: Europaschulen leisten einen wichtigen Beitrag zur Entstehung und Entwicklung der europäischen Identität in den Köpfen und Herzen der Menschen, der Bürgerinnen und Bürger Europas.
Aber Schule ist nicht nur dazu da, Wissen zu vermitteln. Der Erziehungsaspekt, die soziale Kompetenz gewinnen an Bedeutung.
Schule soll den Kindern auch Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, die für eine zukünftige Berufsausübung immer bedeutsamer werden. Dazu gehören Sprachkenntnisse und -kompetenzen. Die Möglichkeiten des europäischen Arbeitsmarktes können von Schulabgängern jedoch nur genutzt werden, wenn ein
Mit der Einrichtung der Fremdsprachenassistenten erhält der Sprachunterricht eine Lebendigkeit, die nur von Muttersprachlern geleistet werden kann.
Auch der Austausch zwischen Schülern und Lehrern weckt einen enormen Motivationsschub und trägt damit zur Leistungssteigerung bei.
Doch bei aller Euphorie muss kritisch angemerkt werden, dass der Anteil der Hauptschulen am Europaschulprogramm durchaus noch ausbaufähig ist.
Lieber Uwe Greve, für uns ist es keine Frage, ob wir die Hauptschulen dort integrieren. Ich möchte an dieser Stelle an eine alte Tradition erinnern. Es waren früher eigentlich Lehrlinge, überwiegend Hauptschulabgänger, die die Wandertradition lebten. Der eine Handwerker ist quer durch Europa bis nach Südamerika gewandert, der andere nach Frankreich. Früher war dort der europäische Austausch angesiedelt und wir sollten selbstverständlich Hauptschulen in den Europaschulgedanken integrieren.
Gerade die Kinder dieser Schulart haben eine besondere Förderung nötig, um in dem Kampf um einen Ausbildungsplatz und einen späteren Beruf auch europaweit erfolgreich bestehen zu können.
Doch eine Entwicklung darf nicht vernachlässigt werden, nämlich die EU-Osterweiterung. Es ist wichtig, die neuen Staaten der EU schnellstmöglich in das Netzwerk mit aufzunehmen, und zwar wenn und weil ihre Sprachen als exotisch erlebt werden und deren Kultur von der Zeit des Eisernen Vorhangs geprägt ist. Gleichzeitig tut sich für uns ein enorm spannender und kulturell vielfältiger Raum auf.
Offenbar ist der Europaschulgedanke attraktiv. Die Zahl der Schulen wächst, was wir sehr begrüßen und mit Dank und Anerkennung gegenüber den Lehrerinnen und Lehrern, gegenüber den Eltern und dem Verein Europaschulen in Schleswig-Holstein, der sich sehr engagiert, und natürlich auch gegenüber den Kindern und Jugendlichen an den Schulen verbinden.
Die Landesregierung möge den Schulen dabei so viel Hilfe wie möglich zur Verfügung stellen, sei es bei der Zuweisung von Fremdsprachenassistenten oder anderer Mittel.
Die schon bestehenden 21 Europaschulen müssen weiterhin in geeigneter Weise unterstützt werden, damit sie neue Programme ins Leben rufen können, die der zukünftigen Topographie Europas entsprechen.
Aber es kommt auch darauf an, neue Schulen zu gewinnen, die sich ein europäisches Profil geben möchten.
Das Europaschulprogramm ist ein Programm für die Zukunft und deshalb ist es sehr lohnenswert, dieses auch vom Landtag aus weiterhin zu unterstützen.