Protocol of the Session on January 30, 2013

Es spricht Herr Kollege Junge.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es gibt doch gar keine Frage, natürlich stel

len wir uns alle gegen Extremismus. Und natürlich gegen rechten und linken Extremismus. Das ist doch völlig klar.

Ich sage Ihnen aber auch, wir hatten am Wochenende einen Landesparteitag hier in Bingen. Da mussten über 100 Polizisten eingesetzt werden.

Herr Lewentz, ich sage Ihnen auch, unterhalten Sie sich mit diesen Männern und Frauen einmal, was die so sagen und was die von Linksextremismus und von Rechtsextremismus halten. Ich will aber auch sagen, die machen einen großartigen Job.

(Beifall der AfD)

Zwei Tage lang haben die hervorragende Arbeit geleistet.

Aber ich bin dort von Linksextremisten, Antifa und anderen beschimpft worden, Junge komm raus, wir schlagen dir den Schädel ein, und, ihr habt alle nur noch 10 Jahre zu leben. All diese Sprüche mussten wir uns anhören.

Es sind völlig harmlose Bürger – die mögen Sie vielleicht so nicht so empfinden –, aber die sind angegriffen worden auf dem Weg zur Veranstaltung. Sie sind behindert worden, dahinzukommen. Das ist nicht in Ordnung. Das waren Linksextremisten.

Ich finde es schon erstaunlich, Herr Hüttner, dass Sie sich hier hinstellen, obwohl Sie in einer Reihe mit Antifa zusammen dort gestanden haben und demonstriert haben und sich hier hinstellen und sich mit diesen Leuten gemein machen.

(Beifall der AfD)

Das finde ich eine Unverfrorenheit. Reden Sie mit den Polizisten.

Ich sage Ihnen auch, selbstverständlich – und Sie sagen es auch immer, das finde ich auch in Ordnung, Herr Braun –, differenzieren Sie bitte. Aber differenzieren Sie auch zwischen AfD, Der III. Weg und anderen.

(Abg. Dr. Bernhard Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Würden wir gern!)

Ich und wir haben uns auch im Wahlkampf ganz klar distanziert vom III. Weg. Ich bitte darum, dass in diesen Wortbeiträgen nicht immer so latent der Eindruck entsteht, als wenn dort Rechtsextreme sitzen. Das ist nicht der Fall.

(Abg. Jens Guth, SPD: Das war der Zwischenfall mit Tunesien!)

Okay, gut.

(Abg. Dr. Bernhard Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: War das okay, oder war das Okay schlecht? – Abg. Jens Guth, SPD: Es gibt klare Verbindungen der AfD zum rechtsextremen Lager!)

Aber doch nicht hier, Herr Guth. Da sitzt doch keiner davon.

(Zurufe von der SPD)

Dort, wo es das gibt in der AfD, in dieser jungen Partei, da werden Sie mich immer an erster Stelle finden, der sich dagegenstellt

(Glocke der Präsidentin)

und sofort mit Parteiaustritt und klarer Rede und klarer Antwort sich dagegenstellt.

(Beifall der AfD)

Ich denke, dass wir, wenn wir in diesem Parlament zusammen arbeiten, wollen wir diese latente Unterstellung bitte bleiben lassen, weil es nicht stimmt, weil es einfach nicht stimmt.

(Glocke der Präsidentin)

Wenn SPD-Politiker sich mit Antifa gemein machen, dann sagen wir etwas dazu.

Herr Kollege, Ihre Redezeit ist abgelaufen.

Danke.

(Beifall der AfD)

Als Nächstes spricht Herr Kollege Hüttner.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich will zunächst noch einmal feststellen, dass niemand auf dem linken Auge blind ist, aber dass man dabei auch sehr wohl sehen muss, wo mehr Probleme sind – das haben viele Kollegen gesagt – und dementsprechend die Horrormeldungen, die uns fast täglich erreichen, primär aus dem rechtsextremen Bereich kommen.

Zweitens, schauen Sie sich die Straftaten an. Das ist mehrfach gesagt worden. Dann ist es irgendwo nachvollziehbar, dass bei dem Zehnfachen an Straftaten, die begangen werden, das im Verfassungsschutzbereich dort entsprechend mehr berücksichtigt werden muss.

Wir müssen sehen, dass wir in einer besonderen historischen Situation in Deutschland stehen.

Lieber Herr Kollege Herber, deswegen hätte ich mir von Ihnen als Polizeibeamter, der Sie in dieser Situation immer mehr hineingehen mussten, ein bisschen mehr Differenzierung gewünscht. Wenn Herr Junge den AfD-Parteitag anspricht, der vergangenen Woche in Bingen war, dann kann ich sagen, ich habe genügend Provokationen aus dem Bereich aus Ihren Reihen gesehen. Wenn Leute dort

mit einer solchen Verkleidung herumlaufen, die so aussieht, wie von jemandem, der 1933 etwas zu sagen hatte, dann ist es schon sehr bedenklich.

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Bitte! – Abg. Joachim Paul, AfD: Unver- schämtheit! – Weitere Zurufe von der AfD)

Das sind Situationen, die man auch vor Augen haben muss. Dementsprechend sollten Sie sich von diesen Leuten auch distanzieren.

(Beifall der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Damian Lohr, AfD: Das ist schäbig!)

Das, was Sie hier veranstalten, sind pure Ablenkungsmanöver. Das sind diese Debatten, die Wortbeiträge, wie Sie sie hier führen. Es ist in Ihren Reden nachvollziehbar, welcher Duktus insgesamt dahintersteckt. Das gilt für Pressemeldungen, die gestern herausgegeben wurden, gleichermaßen.

Es sind Ablenkungsmanöver, um auf einen anderen Bereich zu kommen. Das ist faktisch nicht der Fall. Deshalb sollten wir wieder auf die vorhandenen Fakten zurückkommen. Deshalb möchte ich mich dem anschließen, was der Minister gesagt hat.

Ich möchte mich ausdrücklich bei unseren Sicherheitsbehörden und allen Organisationen bedanken, die gegen Rechtsextreme vorgehen und dort den Fokus haben, wo die größeren Probleme sind.

(Glocke der Präsidentin)

Das sind zum Beispiel die Jugendorganisationen, die in die Schulen gehen und für Jugenderziehung sorgen. Das ist ganz wichtig, und dafür herzlichen Dank.

(Beifall der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Uwe Junge, AfD: Die Polizei hat mich vor Ihnen geschützt!)

Für die CDU-Fraktion spricht Herr Kollege Herber.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister, ich gebe Ihnen recht, dass unser Verfassungsschutz sicherlich nicht auf einem Auge blind ist, aber im Vorwort, zum Überblick über den Rechtsextremismus, bevor es überhaupt um Zahlen geht, steht es drin. Ich habe es vorhin erwähnt. Er steht demnach im besonderen Fokus des Verfassungsschutzes.

(Zurufe von der SPD – Abg. Martin Haller, SPD: Dann schauen Sie sich doch die Zahlen an!)

Da geht es noch nicht um Zahlen, sondern darum, dass man ihn in den Fokus rückt, obwohl man sich bewusst

ist, dass es auch linksextreme Gewalt gibt. Beides ist für unseren Staat nicht zu dulden.

(Beifall der CDU und der AfD – Abg. Martin Haller, SPD: Aber in einem geringeren Ausmaß! Das steht doch dort drin!)