Protocol of the Session on February 23, 2018

Über diese Mitglieder des ovalen Tisches hinaus beteiligen sich auch noch die anderen Ressorts, die auch betroffen sind. Das sind zum Beispiel das Ministerium für Familie und Jugend, das Ministerium für Wissenschaft, die Kommunen und Regionen. Wir haben den Landeselternbeirat, die Landesschülervertretung, das Pädagogische Landesinstitut und auch die ADD mit am runden Tisch.

Wir haben aber auch Stiftungen und Verbände, die sich der MINT-Förderung in einem besonderen Maße widmen, wie zum Beispiel die Stiftung Haus der kleinen Forscher oder die Stiftung PfalzMetall, die sich mit an diesem runden Tisch beteiligt.

Eine Zusatzfrage der Frau Kollegin Lerch.

Frau Ministerin, Sie haben von der Bündelung der MINTAktivitäten gesprochen. Wir haben in unserem Land Unter

nehmen, die in eigener Regie MINT-Projekte zum Beispiel auch an den Grundschulen fahren. Ich nenne hier beispielhaft Boehringer Ingelheim, das schon seit Jahren diese Aktivitäten pflegt. Wie ist sichergestellt, dass auch die Aktivitäten solcher Unternehmen in den gesamten Prozess einbezogen werden?

Vielen Dank, Frau Abgeordnete Lerch. Zunächst einmal ist zu sagen, Boehringer Ingelheim ist auch Mitglied des runden Tisches, weil wir wissen, dass Boehringer Ingelheim sehr aktiv bei der MINT-Förderung im Land ist.

Als wir mit den Arbeiten begonnen haben, haben wir festgestellt, dass es in Rheinland-Pfalz unglaublich viele Aktivitäten, Wettbewerbe, Programme und Unterstützungsmaßnahmen im MINT-Bereich gibt. Wir haben aber auch den Eindruck gewonnen, den uns die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des runden Tisches bestätigt haben, dass vieles nebeneinander und parallel läuft. Durch diesen runden Tisch haben wir diese Maßnahmen und das Wissen voneinander in einem ersten Schritt gebündelt.

Mit der Onlinedatenbank, die im Mai dieses Jahres in Betrieb geht, haben wir eine Plattform geschaffen, auf der alle Akteure und Akteurinnen ihre Angebote einstellen können. Sie können dann zum Beispiel als Stichwort „MainzBingen“ eingeben, und dann sehen Sie, was in Ihrer Region an verschiedenen Angeboten oder Aktivitäten wann angeboten wird. Das wird sicherlich noch einmal deutlich mehr Transparenz schaffen.

Das Zweite wird sein, dass wir es mit diesem Förderwettbewerb, den wir ausgeschrieben haben, schaffen wollen, dass Rheinland-Pfalz weitere acht MINT-Regionen zu den zwei bereits bestehenden in Trier und in der Westpfalz entwickeln kann. Innerhalb dieser MINT-Regionen wollen wir dann zu einer stärkeren Vernetzung und Zusammenarbeit der Partnerinnen und Partner vor Ort aus allen verschiedenen Sparten kommen.

Eine Zusatzfrage des Herrn Kollegen Köbler.

Frau Ministerin, es ist wichtig, schon im frühen Kindesalter die Neugierde an Naturwissenschaften und Forschung zu wecken. Sie haben das Haus der kleinen Forscher genannt. Können Sie noch einmal darstellen, welche Aktivitäten es im frühkindlichen Bereich bzw. in Grundschulen gibt?

Wir haben einen besonderen Fokus auf den frühkindlichen Bereich und die Primarstufe gelegt und entwickeln für diese Bereiche Unterrichtsmaterialien oder Lehrmaterialien für die Kitas. Wir fangen bei den Kitas an und haben dafür die Kooperation mit dem Haus der kleinen Forscher. Wir werden die Erzieherinnen und Erzieher künftig im Bereich Naturwissenschaften und Technik fortbilden, weil wir

die Erfahrung gemacht haben, dass viele dieses Thema noch etwas scheuen. Es gibt aber sehr schöne und niedrigschwellige Angebote für Kinder und für die Kitas, mit denen man diese ganzen Themenbereiche abdecken kann.

In der Synopse, die ich vorhin erwähnt habe, wird hierzu genau dargestellt werden, welche Themen man mit welchen Maßnahmen und welchem Material gut in die Kitas bringen kann. Wir werden nächste Woche auch damit starten, dass wir alle rheinland-pfälzischen Kitas mit PixiBüchern versorgen.

(Abg. Astrid Schmitt, SPD: Es kommt alles wieder!)

Jede Kita in Rheinland-Pfalz bekommt einen doppelten Satz an Pixi-Büchern, jeweils zehn Stück, die mathematische, naturwissenschaftliche und technische Berufe darstellen, auch sozusagen unter Aufbruch der Geschlechterrollen. Ein Pixi-Buch heißt zum Beispiel „Mein Vater ist Erzieher, und meine Mutter ist Ingenieurin“, weil wir festgestellt haben und es dazu Studien gibt, dass man in diesem frühen Stadium diese Geschlechterrollen, die sich dann weiter auswirken und wir mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass viel zu wenige Mädchen und junge Frauen in diese Bereiche gehen, verändern kann. Das ist das, was wir neben vielen anderen Maßnahmen im Kitabereich machen.

Im Primarbereich, also bei den Grundschulen, werden wir den Schulen Technikkisten zur Verfügung stellen. Das beginnt auch nächste Woche mit einer MINT-Woche, im Rahmen derer ich am Montag eine Grundschule besuchen werde. Diese Technikkisten sind immer auch mit Unterrichtsmaterial, mit einer Einführung und einer Fortbildung beim Pädagogischen Landesinstitut verbunden, in der diejenigen, die diese Fortbildung machen, auch noch einmal kostenlose Technikkisten, Metallbaukästen für die Schule bekommen. Darüber hinaus wird noch zahlreiches und umfangreiches Unterrichtsmaterial erarbeitet, sodass wir auch im Primarbereich gutes und niedrigschwelliges Material zur Verfügung stellen sowie die entsprechenden Fortbildungen anbieten können.

Mir liegen jetzt noch sechs weitere Zusatzfragen vor. Danach betrachte ich die Anfrage als beantwortet.

Zunächst hat Frau Kollegin Beilstein das Wort.

Frau Ministerin, Sie haben davon gesprochen, dass MINTRegionen entwickelt werden sollen und ab dem Frühjahr Anträge zur Unterstützung gestellt werden können. Sie sprechen von einer Anschubfinanzierung von 30.000 Euro. Mich würde interessieren, ob diese Summe pro Region oder insgesamt zu sehen ist.

Wie sehen diese Eckpunkte aus? Gibt es ein Konzept, oder sagt man, man läßt es völlig offen? Das würde mich interessieren.

Vielen Dank, Frau Abgeordnete Beilstein. Diese Entwicklung der MINT-Regionen, diesen Förderwettbewerb wird die MINT-Geschäftsstelle leiten. Diese Geschäftsstelle, die in Trier sitzt, hat die doppelte Funktion, sich einerseits um diesen Wettbewerb zu kümmern und denjenigen Regionen, die interessiert sind, dabei zu helfen, einen Antrag zu entwickeln, der dann ab April eingereicht werden kann. Das heißt, die Regionen, die interessiert sind, werden von Anfang an sehr genau beraten und vernetzt werden, sodass es jenseits der Frage, ob sie am Ende dann den Zuschlag bekommen, für die MINT-Region gewisse Synergien geben wird.

Wir haben genaue Kriterien, die wir aufstellen und den interessierten Regionen zur Verfügung stellen werden. Uns geht es darum, dass es eine nachhaltige Veranstaltung ist, die Regionen vor Ort schon eine Vorstellung von einem Netzwerk haben und sie Partnerinnen und Partner mitbringen. Es wird sehr genaue Kriterien geben, wie diese Anforderungen aussehen. Man kann sich nicht einfach bewerben und sagen, wir schauen erst einmal, sondern es gibt Kriterien, die abgeprüft werden. Dann kommen diese MINT-Regionen in eine zweite Runde.

Jede MINT-Region – pro Jahr werden es zwei sein, die wir dann auszeichnen – bekommt 30.000 Euro, im ersten Jahr 20.000 Euro, im zweiten Jahr 10.000 Euro als Anschubfinanzierung. Natürlich müssen die Regionen vor Ort auch noch einmal Mittel und Ressourcen mitbringen. Das ist aber auch Sinn der Sache. Wir wollen sie dabei unterstützen. Sie erhalten dann von der Geschäftsstelle fortlaufend während ihrer Arbeiten und auch, wenn sie ihre Aktivitäten schon begonnen haben, weiterhin Beratung und Unterstützung.

Der Leiter der MINT-Geschäftsstelle war früher bei der Transferagentur und dort zuständig für die Entwicklung der MINT-Region in Trier, sodass er über sehr viel Know-how und Hintergrundkenntnisse verfügt. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir ihn im Wege der Ausschreibung für diese Stelle gewinnen konnten.

Eine weitere Zusatzfrage der Frau Abgeordneten Brück.

Frau Ministerin, seit einigen Jahren ist die verpflichtende Berufs- und Studienorientierung in rheinland-pfälzischen Schulen erfolgreich am Werk. Wie kann diese MINTInitiative mit der Berufs- und Studienorientierung optimal verknüpft werden, sodass individuelle Förderung und Chancen für alle Kinder daraus erwachsen und sie sich über mathematisch-naturwissenschaftliche Bereiche im Berufsleben informieren und diesen Weg auch einschlagen?

Frau Abgeordnete Brück, wir haben heute schon MINTExellenzschulen und ausgezeichnete MINT-Schulen, die

das schon vorleben, die im Rahmen der Berufs- und Studienorientierung auch einen Schwerpunkt auf die mathematisch-naturwissenschaftlichen Berufe legen und schon vorher durch Wahlkurse, Wahlpflichtfächer und Leistungskurse ein breites Angebot an MINT haben.

Die Schulen, die sich noch nicht so stark auf MINT fokussiert haben, werden das künftig können, weil auch sie Material bekommen. Auch die Bundesagentur ist mit bei uns am runden Tisch vertreten, die diese Tage der Berufsund Studienorientierung sehr intensiv mit begleitet und entsprechend Material zur Verfügung stellen wird.

Eine Zusatzfrage der Frau Kollegin Demuth.

Sehr geehrte Frau Ministerin, mich interessieren Erfahrungen, die Sie mitnehmen in die neue Initiative aus einer alten Initiative, nämlich der Einführung von MINT- bzw. Technik- und Maschinenbaufächern an den Fachoberschulen. Hier sind die Anmeldezahlen mit einem einstelligen Bereich mittlerweile auf einem Tiefpunkt angekommen. Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dem Feedback von diesen Fachoberschulen für die Etablierung der neuen Initiative mit, besonders im Hinblick auf die Attraktion für Mädchen?

Auch die Vertreterinnen und Vertreter der Fachoberschulen sitzen mit am runden Tisch. Wir haben sehr breit eingeladen, wir sind insgesamt über 60 Personen an diesem runden Tisch. Dort werden auch diese Erfahrungen mit eingebracht.

Wir haben gerade auf die Übergänge großen Wert gelegt, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Schülerinnen und Schüler, die am Anfang in der Kita oder einer Grundschule von MINT-Themen noch begeistert sind, dann mit zunehmendem Alter in der Pubertät das Interesse verlieren. Wir entwickeln derzeit eine Handlungsempfehlung, eine Handreichung für die Schulen, die Möglichkeiten darstellen, wie man Mädchen stärker für diese Themen interessieren kann, da Mädchen einen anderen Zugang zu diesen mathematisch-technischen Berufen haben als die Jungen. Sie stellen sich häufig eher die Frage, warum sie sich das anschauen sollten, wozu das später dienen soll. Sie wollen ein Fernziel haben. Hier werden wir den Schulen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung stellen, wie man Mädchen stärker interessieren kann. Das ist der eine Punkt.

Der andere Punkt ist, dass wir natürlich mit den Oberschulen im Gespräch sind und dort nachfragen. Ich denke, dass durch diese Initiative, die im Land stärker ankommt, auch das Interesse und das Bewusstsein darüber, wie stark man in diesen Berufen am Ende Erfolg haben kann und sie auch in finanzieller Hinsicht attraktiv sein können, an den Fachoberschulen entsprechend kommuniziert wird.

Eine Zusatzfrage des Herrn Kollegen Schweitzer.

Frau Ministerin, Sie haben in einem Halbsatz angesprochen, dass sich Herr Sattelberger, früherer Vorstand der Telekom, mit dem System, das Sie jetzt für Rheinland-Pfalz dargestellt haben, beschäftigt und sich positiv geäußert hat. Das ist schon spannend, dass sich ein ehemaliger Vorstand eines großen Unternehmens in diesem Bereich geäußert hat. Können Sie einmal ausführen, was er sich angeschaut hat und aus welchen Gründen er nach Ihrer Auffassung zu dieser Einschätzung gekommen ist?

Herr Dr. Sattelberger ist Vorstand der Initiative „MINT Zukunft schaffen“. Ich habe die Maßnahmen und Überlegungen von Rheinland-Pfalz im Rahmen dieser MINT-Initiative vorgetragen. Wir haben uns sehr intensiv darüber unterhalten und über diese verschiedenen Maßnahmen gesprochen. Ihn hat die Vielzahl der Maßnahmen und vor allen Dingen die Strukturierung erstaunt, nämlich dass wir sehr strukturiert vorgehen, landesweit und nachhaltig die Maßnahmen planen und alle Akteure – aus den Kammern, der Wirtschaft, den Universitäten, der dualen Ausbildung, also aus ganz unterschiedlichen Bereichen – mit eingebunden haben.

Er ist übrigens nicht der einzige, der uns gelobt hat, wenn ich das einmal so sagen darf. Die Körber Stiftung, die die MINT-Region Westpfalz mit angestoßen hat, sagte, das, was wir im Rahmen des Förderwettbewerbs planen, sei vorbildhaft. Gestern Abend war ich auf einer Veranstaltung zum Thema MINT des Verbands deutscher Unternehmerinnen. Ich stellte dort unsere Maßnahmen vor, und die Unternehmerinnen, die aus ganz Deutschland kamen, sagten, sie könnten keine andere Region nennen, wo es in dieser Flächendeckung und Nachhaltigkeit solche MINTMaßnahmen gäbe.

Eine weitere Zusatzfrage der Abgeordneten Lerch.

Frau Ministerin, Schülerinnen und Schüler, die sich im MINT-Bereich besonders hervortun, sollen ein MINTZertifikat erhalten. Wer vergibt das Zertifikat, und welche Kriterien liegen ihm zugrunde?

Das MINT-Zertifikat wird von der Schule vergeben, und zwar für die Schülerinnen und Schüler, die in der Sekundarstufe I sind, also in der 5. bis einschließlich 10. Klasse. Dort soll in diesem MINT-Zertifikat als Beigabe zum Zeugnis aufgeführt werden, welchen besonderen Aktivitäten die Schülerinnen und Schüler nachgegangen sind. Das bezieht sich nicht auf den Rahmen dessen, was in der Schule

üblich ist. So genügt es zum Beispiel nicht, in Mathematik die Note 1 zu haben. Stattdessen geht es um Aktivitäten, die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel im Rahmen von Jugend forscht, NaT-Labs – also Labortätigkeiten – und Kooperationen mit Universitäten verfolgt haben.

Wir glauben, dass das zum einen die Schülerinnen und Schüler anfeuern und motivieren wird, in dem Bereich mehr zu machen. Zum anderen ist das Zertifikat ganz hervorragend für die späteren Bewerbungsunterlagen geeignet, weil die Schülerinnen und Schüler damit zeigen können, dass sie in diesem Bereich besondere Fähigkeiten, Kenntnisse und Interessen mitbringen.

Eine weitere Zusatzfrage der Abgeordneten Schneid.

Frau Ministerin, Sie sprachen davon, dass Technikkisten und Arbeitsmaterialien in die Schulen gebracht werden sollen. Ist daran gedacht, dass auch die Unternehmen vor Ort, die sich daran beteiligen, diesen Austausch fördern und zum Beispiel mit Versuchen in die Schule kommen oder die Schüler in den Unternehmen an praktischen Versuchen teilnehmen können?

Vielen Dank, Frau Abgeordnete Schneid. Ja, daran ist gedacht, und das wird in der Praxis schon so gelebt. Die Unternehmen, die wir über die Kammern sehr gut erreichen, haben zum Teil auch selbst – wie Boehringer Ingelheim – ein großes Interesse daran, Kontakte zu den Schulen zu haben und dort ein Stück weit ihren eigenen Nachwuchs frühzeitig zu fördern und zu fordern. Sie kommen mit in die Schulen und bieten selbst zum Beispiel Auszubildende an, die in die Schulen gehen und im Rahmen des Tags der Berufs- und Studienorientierung berichten, was ihre Ausbildung ausmacht und wie sie sie sehen. Neudeutsch heißt das „Testimonials“; sie fungieren sozusagen als Vorbilder.

Es ist auch ein Teil unserer Strategie, dass wir sagen, wir brauchen Mentoringprogramme und Vorbilder in den Schulen, Menschen, die in diesen Berufen arbeiten und die von sich aus berichten, was die Berufe ausmachen und welche Vorteile sie haben. Da sind wir sehr eng mit den Schulen zusammen. Die Wirtschaft kommt in die Schulen, auch die Universitäten, die zum Beispiel mit den Schülerinnen und Schülern die Technikbaukästen nutzen; Studierende erklären ihnen, wie sie damit arbeiten können. Da holen sich die Schulen das Know-how von außen, das auch gerne gewährt wird.

Vielen Dank, damit ist die Mündliche Anfrage beantwortet.

(Beifall der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Sylvia Groß (AfD), Pflegenotstand – Nummer 8 der