Packen Sie das Problem der drohenden gewaltigen ärztlichen Unterversorgung durch Erhöhung des Studienplatzkontingents endlich an.
Ich darf weitere Gäste auf unsere Zuschauertribüne begrüßen, Schülerinnen und Schüler des Gymnasium MainzOberstadt, Jahrgangsstufe 10 a, 2. Gruppe. Herzlich willkommen!
Außerdem freuen wir uns sehr, dass Bürgerinnen und Bürger aus dem Wahlkreis 3 – Linz am Rhein/Rengsdorf, bei uns sind. Herzlich willkommen!
Verehrter Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Sie können es schon dem Koalitionsvertrag entnehmen, dass die Sicherung und Weiterentwicklung der gesundheitlichen Versorgung in Anbetracht der demografischen Entwicklung ein gesundheitspolitischer Schwerpunkt der Ampelkoalition ist.
Die Rahmenbedingungen für das ärztliche Arbeitsfeld werden jedoch auch auf Bundesebene gesetzt. Das Land Rheinland-Pfalz hat sich in den letzten Jahren viel auf Bundesebene eingesetzt, um die ambulante ärztliche Versorgung zu stärken.
Nur einige Beispiele sind die Aufhebung der Altersgrenze für die Ausübung der ärztlichen Tätigkeit, die Erleichterung der Anstellung von Ärztinnen und Ärzten bzw. Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie die Möglichkeit der Teilzulassung oder der Wegfall der Residenzpflicht.
Die Landesregierung hat bereits vor vielen Jahren Maßnahmen zur Stärkung der ärztlichen Versorgung auf Landesebene entwickelt. Hierbei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Sicherung der hausärztlichen Versorgung vor dem
Hintergrund der Altersstruktur der praktizierenden Hausärztinnen und -ärzte. Der Masterplan aus dem Jahr 2007 wurde seitdem immer wieder um neue Maßnahmen ergänzt.
Im Zuge des Zukunftsprogramms „Gesundheit und Pflege – 2020“ hat das Land Rheinland-Pfalz verschiedene Maßnahmen auf den Weg gebracht, um auch in Zukunft die ambulante ärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu sichern. Ein exemplarisches Beispiel hierfür ist das PJFörderprogramm, mit dem Medizinstudierende finanziell unterstützt werden, die sich im Praktischen Jahr für ein Tertial in der Allgemeinmedizin entscheiden.
Begutachtet man nun die Zahl der Versorgungsgrade der verschiedenen Mittelbereiche in Bezug auf die hausärztliche Versorgung, kann man feststellen, dass in über 86 % der Mittelbereiche Versorgungsgrade von über 100 % vorliegen. Natürlich gilt es, bei den verbleibenden knapp 14 % nachzubessern. Jedoch liegt erfreulicherweise kein Versorgungsgrad in diesem Kontext unter 80 %.
In Bezug auf die Versorgungsgrade in der gesonderten fachärztlichen Versorgung befindet sich das Land Rheinland-Pfalz zurzeit in einer guten Situation. Egal, ob Humangenetiker, Neurochirurgen oder Transfusionsmediziner, um nur einige zu nennen, alle Versorgungsgrade dieser Ärztegruppe befinden sich bei über 100 %. In der gesonderten fachärztlichen Versorgung besteht daher zurzeit kein Defizit.
Das Durchschnittsalter der Vertragsärztinnen und -ärzte bzw. Vertragspsychotherapeutinnen und -therapeuten liegt bei ca. 55 Jahren. Es gilt die Aufhebung der Altersgrenze für die Ausübung der ärztlichen Tätigkeit zu beachten, wobei der Anteil je nach Kreis/Region der über 65-jährigen Ärztinnen und Ärzte von 20 % nicht überschritten wird.
Sie unterstützen somit das System der ärztlichen Versorgung, bilden aber nicht den Hauptbestandteil der praktizierenden Ärztinnen und Ärzte.
Auch das verstärkte Engagement im Bereich der Telemedizin zeigt den zukunftsgewandten Blick. Wie Sie wissen, stehen auch wir Freien Demokraten insbesondere für die Digitalisierung ein. Wir möchten den Trend der Digitalisierung auch in der gesundheitlichen Versorgung stärken und dies als Chance begreifen.
Gerade im ländlichen Raum, fernab von pulsierenden Ballungszentren, ergeben sich die neuen Möglichkeiten der Kommunikations- und Informationstechnologie – entscheidende Vorteile für die Gesundheitsversorgung. Die unmittelbare Patientenversorgung über weite Entfernungen muss als großes Potenzial wahrgenommen werden.
Durch die sogenannte Telemedizin können wir eine bessere Erreichbarkeit bewirken, und auch zur Entlastung der Ärztinnen und Ärzte und zum Bürokratieabbau ist die Telemedizin fähig. Für viele junge Ärztinnen und Ärzte wird sie in Zukunft wahrscheinlich auch zum Standortfaktor.
Abschließend kann ich sagen, dass wir in Rheinland-Pfalz mit der Ampelkoalition weiterhin die veränderten Bedarfsentwicklungen angehen sowie präventive Maßnahmen und das gesteigerte Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung sowie die Nachwuchsgewinnung für den medizinischen Bereich fördern.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir über die aktuelle Situation in der Ärzteversorgung in Rheinland-Pfalz sprechen, ist es wichtig, dass wir auch immer in die Zukunft gerichtet diskutieren. Die Zahlen, die uns nach der Großen Anfrage der CDU über die ärztliche Versorgung heute vorliegen, zeigen, dass diese gemessen an den Bedarfsplanungen gut ist. Auch dort, wo laut der Großen Anfrage eine Unterversorgung feststellbar ist, wie bei den Kinder- und Jugendpsychiatern, ist laut den Antworten auf die Große Anfrage auch bereits gehandelt worden, und die Versorgung wird verbessert.
Es ist aber auch offenkundig, dass wir uns auf den heutigen Zahlen nicht ausruhen dürfen; denn landesweit sind mit heutigem Stand um die 30 % aller Ärztinnen und Ärzte 60 Jahre oder älter, und je nach Landkreis sind 10 % bis 20 % 65 Jahre alt oder älter.
Das zeigt, dass in den nächsten Jahren erhebliche Anstrengungen auf uns zukommen, um die ärztliche Versorgung in allen Landesteilen sicherzustellen.
Da dies aber keine Neuigkeiten sind, sondern die Zahlen schon lange bekannt sind und diskutiert werden, passiert auch schon viel. Ich muss an der Stelle schon sagen, ich finde es sehr schade, dass wir dazu, was denn passieren soll, von der CDU heute leider nichts gehört haben.
Stattdessen gab es haltlose Vorwürfe in Richtung des Ministeriums, zu denen ich an dieser Stelle gern auch noch etwas sagen möchte. Wenn Sie hier von Vertuschung sprechen, dann ist das wirklich infam;
denn dann haben Sie anscheinend die Antworten auf Ihre Große Anfrage noch nicht einmal mehr selbst gelesen.
Kassenärztliche Vereinigung zur Anzahl der Vertragsärztinnen und Vertragsärzte keine Daten zur Verfügung gestellt.
Darüber können Sie sich ärgern. Das können Sie ärgerlich finden. Das kann ich sogar nachvollziehen. Aber der Vorwurf der Vertuschung ist an dieser Stelle wirklich maßlos übertrieben.
Wie gesagt, es existiert eine Reihe von Förderprogrammen vom Wiedereinstieg für Ärztinnen und Ärzte nach einer Berufspause bis hin zur Förderung der Niederlassung, und auch das Förderprogramm Hausärztliche Versorgung ist ausgeweitet worden, sodass daran nun deutlich mehr Gemeinden teilnehmen können.
Wichtig für die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum ist aber auch, dass wir bereits in der Ausbildung damit beginnen, die Ärzte für den ländlichen Raum zu werben und zu begeistern. Ein Schwerpunkt im Land liegt daher auf der Förderung der Aus- und Weiterbildung auch in der Allgemeinmedizin.
Es wurde in den letzten Jahren eine Professur eingeführt. Es wurde das Zentrum für Allgemeinmedizin eingeführt. Seit diesem Jahr existiert die Koordinierungsstelle Weiterbildung Allgemeinmedizin. Es werden Famulaturen in hausärztlichen Praxen gefördert, und das Ministerium fördert außerdem Studierende, die einen Teil ihres Praktischen Jahres in der Allgemeinmedizin ableisten möchten – ein ganzer Strauß an Maßnahmen also, die bereits umgesetzt werden.
Viele Ideen zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum finden sich auch im „Masterplan Medizinstudium 2020“ vom Bundesgesundheitsministerium und den Ländern wieder. Auch hier wird ein großer Schwerpunkt auf Maßnahmen bereits im Studium gelegt, und auch hier wird ein Schwerpunkt auf eine verstärkte praxisorientierte Ausbildung und auf die Allgemeinmedizin gelegt. Der „Masterplan Medizinstudium 2020“ enthält erfreulicherweise auch die Aussage, dass die Auswirkungen dieser Neustrukturierungen des Medizinstudiums auf die Studienplatzkapazitäten ermittelt werden sollen und hierzu in den nächsten Jahren berichtet werden soll.
Aber – auch das muss man immer wieder dazu sagen – mehr Studienplätze, mehr Ausbildungskapazitäten bedeuten am Ende nicht automatisch auch mehr Landärzte.
Der Masterplan eröffnet auch die Möglichkeit, die sogenannte Landarztquote einzuführen. Dies ist sicherlich ein diskutierenswerter Vorschlag, aber ich finde, auch hier stel
len sich doch noch einige Fragen, zum Beispiel: Wie genau verpflichte ich denn die Menschen, nach ihrem Studium in versorgungsschwachen Regionen zu arbeiten? Oder, wenn wir davon ausgehen, dass sich junge Menschen ungefähr mit Mitte 20 orientieren und entscheiden, wo sie ihren Lebensmittelpunkt aufbauen wollen und eine Familie gründen wollen, ist es dann nicht vielleicht etwas zu früh, davon auszugehen, dass sich diese jungen Menschen schon im Alter von 19 oder 20 Jahren, also zu Beginn ihres Studiums, so langfristig verpflichten wollen?