Protocol of the Session on December 13, 2017

Dann wären wir bei der Kritik an der gesetzlichen Grundlage. Warum kein Volljurist? Warum keine öffentliche Ausschreibung? Weil die gesetzliche Grundlage für das Verfahren bei der LMK im Landesmediengesetz niedergelegt ist, das wir auf den Tag genau vor vier Jahren, am 13. Dezember 2013, in diesem Hohen Hause einstimmig verabschiedet haben. Wir alle gemeinsam haben der LMK diesen Entscheidungsspielraum beim Verfahren sowie bei der Qualifikation der Direktorenstelle gelassen. Auch vor diesem Hintergrund ist das Gebaren der CDU absolut unglaubwürdig.

(Beifall der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Peinlich wird es dann, wenn man sich bewusst macht, dass auch die Fraktionen, die heute ganz scharf kritisieren, maßgeblich daran beteiligt waren. Da ich der Versammlung der LMK als entsandtes Mitglied des Landtags selbst über mehrere Jahre angehören durfte und mir auch die Direktorenwahl im Jahr 2011 noch sehr präsent ist, habe ich eine sehr begrenzte Fantasie, wie man hierbei in Sachen Findungskommission vorgegangen ist. Eine Findungskommission findet sich nicht einfach, sondern wird von der Versammlung eingesetzt. In der Vergangenheit waren damit des Öfteren die Mitglieder des Hauptausschusses betraut. Mir sind die Namen der Mitglieder dieser Kommission unbekannt, allerdings ist vollkommen klar, dass es hier Kollegen gibt, die wissen, wer in der Findungskommission war, und das sind auch die Damen und Herren der CDU und der AfD.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Was hat das damit zu tun?)

Sich jetzt hier hinzustellen und den Chefankläger zu geben, ist peinlich. Ich befürchte auch, dass es nicht ganz konsequent ist, weil selbstverständlich auch eine Findungskommission durch das Gremium, die Versammlung der LMK, eingesetzt wird.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Ist das ein Persilschein, das zu machen?)

Mir ist nicht bekannt, dass es irgendeinen Widerspruch gab.

(Zuruf des Abg. Michael Frisch, AfD)

Sitzt man immer mit am Tisch, kann man später nicht so tun, als wäre man über die Abläufe im Nachhinein überrascht.

(Beifall der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mir ist an dieser Stelle auch noch einmal wichtig einzubringen,

(Glocke des Präsidenten)

dass wir mit Marc Jan Eumann einen unbestritten fähigen und erfahrenen Medienpolitiker als neuen Direktor der LMK haben. Ich habe bis heute noch keinen einzigen Artikel gelesen, in dem man Herrn Eumann seine Fachlichkeit abspricht. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Versammlung der LMK

(Glocke des Präsidenten)

einen guten Direktor an die Spitze unserer Landesmedienanstalt gewählt hat.

(Beifall der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die CDU-Fraktion hat Herr Abgeordneter Dötsch das Wort.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Was für eine Wahl! Keine Ausschreibung, kein offenes Auswahlverfahren, keine Kriterien, keine Bewerbungsfristen, keine Transparenz.

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Selbstkritik, Herr Dötsch! Sehr selbstkritisch, Herr Dötsch!)

Die Medienaufsicht, die sich abgeschottet hat, und eine Landesregierung, die sich bei der Rechtsaufsicht wegduckt.

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Sehr selbstkritisch, Herr Dötsch!)

Die Ministerpräsidentin hat Herrn Eumann zur Wahl gratuliert

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Eigentlich hätte man Ihnen gratulieren müssen für die Unterstützung!)

und erklärt: „Dr. Marc Jan Eumann hat sich seit vielen Jahren als ausgewiesener Experte in der Medienpolitik bewährt. Ich bin sicher, dass er seine langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse tatkräftig einbringen und die LMK in eine gute Zukunft führen wird.“

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Ach, Herr Dötsch! – Zuruf der Abg. Astrid Schmitt, SPD)

Schauen wir genauer auf die Person, der diese lobenden Worte gelten. Kölner Spendenaffäre: Eumann hat fingierte Quittungen angenommen und beim Finanzamt eingereicht.

(Zuruf von der CDU: Oh!)

Die Selbstplagiatsaffäre, in der er seine Magisterarbeit als Promotion verkaufte. Die Sache mit der Landesmedienaufsicht in Nordrhein-Westfalen. Eumann setzt hier als Staatssekretär durch, der Direktor hat Volljurist zu sein. Ein geschickter Schachzug, um den unliebsamen bisherigen Chef Jürgen Brautmeier herauszuwerfen. Ein beschämendes Verfahren.

Es gibt viele Zitate dazu, hier nur drei. Die Vorsitzende des Filmbüros NW: „(...) traurig, wie hier mit Menschen umgegangen wird.“

(Beifall der CDU – Heiterkeit bei der SPD)

Die Arbeitgeberverbände: „Die Autonomie der Medienkommission wurde schwer verletzt. (...) Es ist erschreckend, dass man hier offensichtlich einen aus dem Amt schießen wollte.“

Der Frauenrat NRW: „Unfair.“ Es sei „ein starkes Stück“, dass die Regierungskoalition erst einen Tag vor der Landtagssitzung die „Änderungsanträge aus dem Hut gezaubert“ habe.

(Zuruf des Abg. Alexander Schweitzer, SPD)

Handstreichartige Trickserei, urteilt die Presse. Das Werk Eumanns. Ein Mann für knallharte Machtpolitik.

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Ja, ja!)

Frau Dreyer, das nennen Sie „in der Medienpolitik bewährt“?

(Beifall der CDU)

Eumann will nun, nachdem seine Regierung abgewählt ist, selbst Chef einer Medienaufsicht werden. Dabei ist er kein Jurist. Nach eigenen Maßstäben dürfte er niemals in Ludwigshafen Direktor sein.

(Beifall der CDU)

Doch all die Dinge, die Eumann in Nordrhein-Westfalen ins Mediengesetz hineingeschrieben hat, sind in RheinlandPfalz egal, werden beiseitegewischt. Frau Dreyer, Sie mögen das „bewährt“ nennen. Ich nenne das „Doppelmoral“.

(Beifall der CDU und der AfD)

Die Sache mit der Karenzzeit. Auch dazu wurden in Nordrhein-Westfalen Regelungen getroffen. Ein Politiker muss 18 Monate aus der Politik heraus sein, bevor er Chef der Medienaufsicht werden darf. In Rheinland-Pfalz gilt das nicht, und Neumann darf ran, obwohl er noch vor sechs Monaten Staatssekretär war. Er wechselt dazu direkt von der Politik in den neuen Job. Der Mann, der Vorsitzender der Medienkommission der SPD ist – angesiedelt beim Bundesvorstand – und damit Frau Dreyer in medienpolitischen Fragen berät.

Die rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt wird unter

Eumann nicht staatsfern, sondern so politiknah wie nur irgendetwas sein.

(Beifall der CDU und bei der AfD)

Frau Dreyer, dies ist umso brisanter, weil es Ihr Vorgänger Kurt Beck gewesen ist,

(Zuruf des Abg. Baldauf, CDU)

der die Öffentlich-Rechtlichen wegen zu großer Nähe der Politik zu den Medien verklagt hat.

Die entscheidende Frage, um die es jetzt geht, ist doch: War die Wahl, so wie sie abgelaufen ist, rechtens? – Staatsrechtler sagen, es hätte öffentlich ausgeschrieben werden müssen, so wie das etwa Baden-Württemberg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, NordrheinWestfalen, Thüringen korrekt geregelt haben;

(Abg. Christian Baldauf, CDU: Die halten sich alle an Recht und Gesetz!)

denn ohne öffentliche Ausschreibung keine Bestenauslese.