Von daher ist es wichtig, dass jetzt vieles überprüft wird. Bei vielem, was diskutiert wird, geht es um die Ausbildung in den Berufen im Gesundheitswesen. Zum Gesundheitswesen gehören eindeutig die Apotheken dazu. Wir alle wissen, dass die Apotheken gerade in den letzten Monaten zu jenen gehört haben, die stets die Versorgung mit den alltäglichen Medikamenten aufrechterhalten haben, so zuverlässig, wie man das eigentlich schon immer von ihnen gewohnt war.
Aber es geht nicht nur um pure Versorgung. Wer sich nur einmal eine Kopfschmerztablette in einer Apotheke kaufen will, der bekommt durch die Erläuterungen und die Warnungen der Apothekerinnen und Apotheker mit, dass es sich nicht nur um eine bloße Verkaufsstelle von Pharmaprodukten handelt, sondern dass die dort Arbeitenden durch ihre Ausbildung, ihre Expertise und ihr Berufsethos beratend tätig sind und ihnen die Genesung der Kundschaft am Herzen liegt.
Auch wir haben das Schreiben der Landesapothekerkammer bekommen, in dem gefordert wird, die Kapazitäten des Instituts für Pharmazie der JGU auszuweiten. Ich denke, wir sind uns einig, dass eine gute Versorgung mit Apotheken in unserem Land gewährleistet sein muss, wenn wir den medizinischen Standard halten oder auch verbessern wollen.
Momentan zeigen die Zahlen, dass wir im Ländervergleich eine leicht über dem Bundesdurchschnitt liegende Versorgung haben. Ich glaube, worauf es ankommt, ist nicht einmal die Frage, ob es genügend Apotheken gibt oder geben wird, sondern wie diese verteilt sind. Wenn ich aus meiner Wohnungstür hier in der Innenstadt heraustrete, habe ich innerhalb eines Radius von 500 m gleich sechs Apotheken, zu denen ich gehen kann. Das heißt nicht, dass das zu viele Apotheken wären; denn in dem Radius wohnen sicherlich einige Tausend Menschen. Die Erreichbarkeit ist aber eine andere als die im ländlichen Raum.
Es ist wichtig, ständig im Gespräch zu bleiben über den Bedarf an künftigen Apotheken im Land, in der Fläche und darüber, was das eben auch für die Ausbildungskapazitäten bedeutet.
Darüber hinaus fordert die Apothekerkammer in ihrem Schreiben, dass aufgrund der Debatte um eine verstärkte Medikamentenherstellung in Europa und damit auch
in Deutschland entsprechend ausgebildet werden soll. Sicher sind wir uns alle einig, dass dies vor allem unter dem Aspekt der Verfügbarkeit von speziellen Medikamenten und Geräten – gerade nach den Erfahrungen der letzten Monate – wichtig ist.
Vor allem ist die Erfahrung, dass man in einer Pandemie plötzlich auf den Goodwill von anderen Ländern und auf umständliche und bürokratiereiche Transportwege angewiesen ist.
Erhöht man also die Tätigkeit im Bereich der Medikamentenherstellung im Inland, kann man nicht ausschließen, dass das natürlich auch den Anstieg von Ausbildungskapazitäten in diesem Bereich bedeutet. Allerdings kommt dafür eine Reihe von Studien- und Ausbildungsgängen infrage, nämlich nicht nur Pharmazeutikerinnen und Pharmazeutiker, sondern das betrifft auch andere Bereiche, die man im Blick haben muss, wenn man sich als Universität oder auch als Hochschule für angewandte Wissenschaften mit dem Themenkomplex „Medikamentenherstellung in Deutschland“ beschäftigt.
Es macht durchaus Sinn, bei dieser Frage auch die Bedürfnisse der Hersteller im Auge zu behalten. Die Hersteller selbst machen auf die Vielfältigkeit der Studienabschlüsse ihrer Mitarbeiterschaft aufmerksam und betonen, dass ihre Branche auch Naturwissenschaftler, wie Biologinnen und Biologen, Chemikerinnen und Chemiker, oder BWLer, wenn es schlicht um den Vertrieb geht, braucht. Selbst um den Beruf des Pharmareferenten auszuüben, also der Posten, von dem aus man Ärzte, Kliniken und Krankenkassen berät, gibt es neben der Voraussetzung eines Pharmaziestudiums auch die Möglichkeit, diesen Beruf mit einem Abschluss in Chemie, Biologie, Humanmedizin oder Veterinärmedizin auszuüben.
Wie gesagt, das Ganze ist ein wenig komplexer, als man das vielleicht vermutet. Daher stellt sich die Frage, was zum einen die Sicherstellung der Versorgung mit Apotheken als auch die Ausdehnung der Erforschung und Herstellung von Medikamenten im Inland für die Kapazitätserweiterungen im Hochschulbereich bedeutet. Das sind Fragen, die wir schlecht in einer Aktuellen Debatte klären können. Das muss mit ausreichender Expertise zwischen Land und Hochschulen geklärt werden.
Unsere Fraktion wird selbstverständlich sowohl das Gespräch mit der Kammer als auch mit der Universität suchen. Ich weiß auch, dass die Kolleginnen und Kollegen von unserem Gesundheits-Arbeitskreis ohnehin schon im engen Austausch mit den Apothekerinnen und Apothekern sind. Ich denke, wir werden einen gemeinsamen Weg finden, um diese Ziele zu erreichen.
Frau Präsidentin, werte Kollegen. Der bauliche Zustand von mehreren Universitäten in Rheinland-Pfalz ist beklagenswert. Als Abgeordneter aus der Südpfalz möchte ich an dieser Stelle gerne auf die höchst unbefriedigende Situation in Landau hinweisen.
Über die finanziell bedingten gesundheitspolitischen Folgewirkungen der aktuellen Erstausbildung an der Unimedizin in Mainz werden wir am morgigen Freitag sprechen, wenn unser Antrag zu diesem Thema ansteht.
Das allein zeigt, die unglaublichen Zustände am Institut für Pharmazie an der Universität Mainz stehen symptomatisch für eine Politik, die Kernaufgaben sträflich vernachlässigt.
Leider ist das Institut für Pharmazie kein Einzelfall. Das offizielle Schreiben der Landesapothekerkammer lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Ich zitiere wegen ihrer Bedeutung die einschlägige Passage: Das Gebäude des einzigen pharmazeutischen Universitätsinstituts in Rheinland-Pfalz ist marode. Das Gebäude ist PCBverseucht, die Labore sind veraltet, die Sicherheit der Studenten und Mitarbeiter des Instituts ist nicht mehr gewährleistet. – Zitat Ende.
Die Befürchtung der Landesapothekerkammer lautet – ich zitiere erneut –: Forschung und Lehre sowie die Ausbildung des pharmazeutischen Nachwuchses können so nicht aufrechterhalten werden. Der Ruf von Rheinland-Pfalz als Pharmaziestandort steht auf dem Spiel bzw. auf der Kippe. – Zitat Ende.
Vor dem Hintergrund der notwendigen Rückverlagerung von Arzneimittelforschungs- und Produktionsstätten nach Rheinland-Pfalz sind das alarmierende Aussagen; denn es liegt doch auf der Hand: Wir brauchen künftig mehr approbierte Pharmazeuten und nicht weniger. Interessenten für ein Pharmaziestudium gibt es zum Glück genügend. Das Land muss aber schnellstmöglich die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass die Studieninteressierten tatsächlich studieren wollen und können. Die AfD-Fraktion unterstützt daher die Forderungen der Landesapothekerkammer.
Auch wir halten einen raschen Neubau des Instituts mit Kapazitäten für mindestens 95 Studenten pro Semester für dringend geboten. Außerdem muss der Regelbetrieb bis zur Fertigstellung des Neubaus aufrechterhalten werden.
Wenn man diesen Forderungen nicht nachkommt, werden die Auswirkungen in der Praxis katastrophal sein; denn bereits seit Jahren haben die Apotheken in Deutschland mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Die Zahl der Apotheken sinkt stetig, und der Abwärtstrend beschleunigt sich.
Gab es vor rund zehn Jahren bundesweit noch mehr als 21.400 Apotheken, waren es im vergangenen Jahr nur noch 19.748. Das ist der tiefste Stand seit 30 Jahren. Dabei gehört Rheinland-Pfalz zu den Bundesländern, die mit am stärksten betroffen waren. Deutlich mehr als jede zehnte Apotheke musste in der vergangenen Dekade schließen. Das mag in größeren Städten für die Versorgung zunächst unproblematisch sein, aber in den ländlichen Regionen sind die Wirkungen weit stärker zu spüren. In RheinlandPfalz gibt es mittlerweile weniger als 1.000 Apotheken.
Über die Ursachen all dieser fatalen Entwicklungen lässt sich streiten: Versandhandel, zu hoher Wettbewerbsdruck auch unter den Apotheken, Schließung von Arztpraxen im ländlichen Raum. Verschwindet der Arzt, verschwindet die Apotheke. Das ist nicht die einzige Parallele zu den Problemen im Bereich der ambulanten ärztlichen Versorgung gerade im ländlichen Raum.
Unabhängig davon, wie sich die genannten Ursachen auswirken, steht fest, dass das Letzte, was die Apotheken in unserem Land brauchen, unattraktive Rahmenbedingungen bei der universitären Ausbildung des pharmazeutischen Nachwuchses sind. Das gilt natürlich nicht nur für die Apotheken in unserem Land, sondern auch für Forschung, Entwicklung und die pharmazeutische Industrie.
Wenn eine Ministerpräsidentin äußert, dass sie stolz darauf sei, dass ein Mainzer Unternehmen bei den Anstrengungen, einen Impfstoff gegen COVID-19 zu entwickeln, weltweit ganz vorne dabei ist, dann muss eine Landesregierung auch für gute Rahmenbedingungen bei der universitären Ausbildung des pharmazeutischen Nachwuchses in unserem Land sorgen. Deshalb ist es wichtig, dass wir heute diese Aktuelle Debatte führen.
Noch viel wichtiger ist es aber, die Forderungen der Landesapothekerkammer ernst zu nehmen und die angesprochenen Missstände zügig zu beheben.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollege Klomann hat es bereits erwähnt, die aktuelle Corona-Pandemie hat uns allen gezeigt, wie wichtig eine funktionierende Gesundheitspolitik und vor allen Dingen ein funktionierendes Gesundheitswesen sind. Die flächendeckende pharmazeutische Beratung und Versorgung ist dabei ebenso wichtig wie die qualitativ hochwertige medizinische Behandlung. Beides war und ist in
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Auslöser für das Schreiben der Landesapothekerkammer ist wohl die rege Bautätigkeit, die die Landesregierung auf dem Gelände der Universität in Gang gesetzt hat. Ich nenne beispielsweise nur die Unibibliothek mit einer Investition von rund 100 Millionen Euro, das neue Laborgebäude für die Kernchemie mit einem Aufwand von rund 45 Millionen Euro sowie über 70 Millionen Euro für den Neubau einer Zahn-, Mund- und Kieferklinik. Da können andere Fachbereiche selbstverständlich schon einmal neidisch werden. Das zeigt aber auch, dass wir in Rheinland-Pfalz in Forschung und Lehre kräftig investieren.
Auch wissen wir alle, dass es auf dem Campus in Mainz weitere ältere Gebäude gibt, die einen Sanierungsbedarf aufweisen. Das Institut der Pharmazie gehört gewiss dazu. Meine Damen und Herren, das wissen wir als Abgeordnete, aber das weiß auch und erst recht unser Wissenschaftsminister. Deshalb steht die Pharmazie bei uns allen im Fokus und ist in den weiteren Planungen berücksichtigt.
In ihrem Schreiben verweist die Kammer zudem auf die Große Anfrage der Fraktion der SPD vom Februar dieses Jahres. In der Antwort der Gesundheitsministerin lese ich überwiegend erfreuliche Zahlen. Auch wenn die Zahl der Apotheken etwas rückläufig ist, arbeiteten in den öffentlichen Apotheken im Jahr 2019 422 approbierte Apothekerinnen und Apotheker mehr als im Jahr 2010, obwohl die Zahl der Apotheken, wie gesagt, etwas abgenommen hat. Auch in der Lehre gibt es einen Zuwachs. Im Jahr 2019 gab es 114 Approbationen in Rheinland-Pfalz, während es im Jahr 2010 nur 61 waren.
Kommen wir zur Arzneimittelforschung: Der Direktor des Instituts für Pharmakologie schreibt auf der Webseite der Unimedizin – ich darf mit Erlaubnis der Präsidentin zitieren –: „Die technische Ausstattung befindet sich auf dem neuesten Stand.“ Gleich noch ein Zitat: „Die Forschungsleistung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bewegt sich insbesondere in den Naturwissenschaften auf ausgezeichnetem Niveau“, schreibt die Leiterin Kommunikation und Presse der Uni Mainz.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Wünsche kann man selbstverständlich äußern. Das ist durchaus legitim. Druck auszuüben, ohne Rücksicht auf die realen Möglichkeiten und Anforderungen, kann jedoch keinen durchschlagenden Erfolg bringen.
So viel will ich auch versichern: Die FDP-Fraktion setzt sich dafür ein, dass sowohl die flächendeckende Versorgung durch Apotheken gewährleistet sowie die Arzneimittelforschung in Rheinland-Pfalz auch weiterhin gut aufgestellt bleiben. Das gilt insbesondere in naher Zukunft für einen angemessenen und modernen Studienstandort für die Pharmazie in Mainz.
von Pharmazeuten abhängig ist, braucht es daneben auch die Wertschätzung und Förderung von pharmazeutischtechnischen Angestellten, Laborantinnen und Laboranten oder Biotechnikerinnen und Biotechniker, um nur einige in einem großem Umfeld zu nennen.
Seien Sie also versichert, unser Interesse liegt damit auf jeden Fall auf dem Erhalt der Apotheken sowie auf dem Erhalt der Forschungs- und Produktionseinrichtungen in Rheinland-Pfalz.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich kann mich den Reden meiner Vorredner, Herrn Klomann und Herrn Roth, in vollem Umfang anschließen.
Die Arbeit der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten in unserem Land ist unerlässlich für die Gesundheit unserer Bevölkerung. In 964 Apotheken über das ganze Land verteilt tun sie an jedem Tag des Jahres ihr Möglichstes, um die Medikamentenversorgung sicherzustellen und die Kundinnen und Kunden gut zu beraten, aber auch in Krankenhäusern, in der Wissenschaft und der Wirtschaft wird die Expertise von Pharmazeutinnen und Pharmazeuten hoch geschätzt.