Protocol of the Session on May 27, 2020

Sein gesetzlicher Auftrag sieht vor, alle Bestrebungen, die sich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung richten, zu beobachten. Er wird also stets dann tätig, wenn tatsächliche Anhaltspunkte für den Verdacht vorliegen, dass ein Personenzusammenschluss – wie hier, ich nehme das Beispiel Ihrer Jugendorganisation –

(Zuruf des Abg. Michael Frisch, AfD)

bestrebt ist, die bestehende Rechtsordnung zu beseitigen oder außer Geltung zu setzen.

Der Verfassungsschutz ist aufgrund seines gesetzlichen Auftrags verpflichtet, fortlaufend zu prüfen, ob die Beobachtungsvoraussetzungen gegeben sind. Ich sage es noch einmal: Es geht nicht um parteipolitische, mediale oder sonst irgendwelche Einflussnahmen.

(Abg. Dr. Timo Böhme, AfD: Überhaupt nicht!)

Dieser Verfassungsschutz arbeitet eigenständig und unabhängig,

(Vereinzelt Heiterkeit bei der AfD)

und das ist richtig so.

(Beifall der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es wird auch keine Landtagsfraktion beobachtet. Es wird der sogenannte Flügel beobachtet, und zwar von allen 16 Bundesländern und der Bundesebene.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Gibt es in Rheinland-Pfalz nicht! – Zuruf des Abg. Michael Frisch, AfD)

Die Junge Alternative ist Verdachtsfall in allen 16 Bundesländern und auf der Bundesebene, Herr Bundesvorsitzender der Jungen Alternativen.

(Zuruf von der AfD: Und der hat sich nicht bestätigt im März! – Zurufe der Abg. Giorgina Kazungu-Haß und Abg. Martin Haller, SPD)

Da wird beobachtet und gesammelt, das ist richtig.

Wenn Sie sich heute die Medien anschauen zu verfassungsfeindlichem Verhalten, dann schauen Sie einmal nach Hessen auf die frischen Meldungen.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Wieso? Wir reden über Rheinland-Pfalz!)

Spionagevorwürfe in einer Landtagsfraktion, in Ihrer Landtagsfraktion dort.

(Zuruf von der AfD: Wie bitte?)

Mal sehen, wie das dort weitergeht. Schauen Sie nach Niedersachsen. In Niedersachsen schätzt der Verfassungsschutz die AfD als teils rechtsextrem ein.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Wir sind hier in Rheinland-Pfalz, Herr Innenminister!)

Ja, das war mir klar. Zu Mainz und zu Rheinland-Pfalz kom

men wir noch.

Ich schaue einmal in Ihre Fraktion. Da ist einer Bundesvorsitzender der Jugendorganisation. Da ist einer in den Bundesvorstand gewählt. Da ist einer Fraktionsvorsitzender, der wollte in den Bundesvorstand. Da ist ein Landesvorsitzender, der natürlich auch auf Bundesebene Verantwortung hat. Sie haben Mitverantwortung in der Gesamtpartei, Sie aus Rheinland-Pfalz in dieser Gesamtpartei.

(Zuruf des Abg. Uwe Junge, AfD)

Jetzt lese ich Ihnen einmal einige Zitate von Abgeordneten der AfD vor – nicht aus Rheinland-Pfalz, zu Rheinland-Pfalz kommen wir gleich.

„Was ist schlimmer? Eine beschädigte Synagogentür oder zwei getötete Deutsche?“ – ein sächsischer Landtagsabgeordneter Ihrer Partei.

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Hat sich längst distanziert und entschuldigt!)

„Was die Partei jetzt bräuchte, ist ein Anschlag, Anis Amri 2.“ – ein sächsischer Landtagsabgeordneter.

„Burkas, Kopftuchmädchen, alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern.“ – Ihre Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag. Dieser Fraktion gehören Abgeordnete aus RheinlandPfalz Ihrer Partei an.

(Zurufe der Abg. Dr. Jan Bollinger und Michael Frisch, AfD)

Das sind die Zitate, und die könnte ich unglaublich lange weiterführen. Das ist die gesamte politische Ausrichtung Ihrer Partei.

Wo sind die von Ihnen beantragten Parteiausschlussverfahren gegen Menschen, die so etwas Unsägliches, Ekelhaftes äußern? Wo sind Ihre Initiativen aus Rheinland-Pfalz dagegen?

(Beifall der SPD, der CDU, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD)

Herr Junge, es war wahrscheinlich keine falsche Beobachtung, Sie in Chemnitz mit Ihrem künftigen Parteifreund, Herrn Bachmann, mit einem wirklichen Pegida-Hetzer,

(Abg. Martin Haller, SPD: Ein Schulterschluss war das, nichts anderes!)

in der ersten Reihe marschieren zu sehen.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Falsch! – Zuruf des Abg. Dr. Timo Böhme, AfD)

Ich glaube, es ist auch nicht so falsch, dass Sie mit Ihrem Parteifreund Herrn Ahnemüller in der Facebook-Gruppe „Unser Deutschland patriotisch & frei“ unterwegs waren.

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Sie machen sich mit der Antifa gemein, die Ihre Polizei angreift! – Abg. Marco Weber, FDP: Ui, ui, ui! – Zuruf des Abg. Michael Frisch, AfD)

Herr Lohr, sind Sie nicht mit der Identitären Bewegung unterwegs gewesen?

(Abg. Martin Haller, SPD: Doch, hat er sogar unterschrieben, dass er das ist! – Unruhe der AfD)

Herr Frisch, Ihre Parteifreundin Bublies-Leifert wirft Ihnen nach meiner Kenntnis NPD-Verbandelungen vor und sogar einen Mitarbeiter mit NPD-Hintergrund beschäftigt zu haben.

(Zuruf des Abg. Marco Weber, FDP – Zurufe von der AfD)

Das ist Ihre Parteifreundin, ich greife das nur auf.

(Zuruf des Abg. Michael Frisch, AfD)

Haben Sie nicht, verehrter Herr Landesvorsitzender der AfD, die Identitäre Bewegung als „junge, politisch interessierte und engagierte Leute“ bezeichnet?

(Heiterkeit bei der SPD – Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Wow!)

Also wenn da keine Nähe zu finden ist!

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Das ist ja eine Liebeserklärung!)

Und Herr Paul: Das haben wir alles lesen können. Eine Promotion zu versuchen, „Die Bedeutung der Untersuchung der frühneuzeitlichen Hexenprozesse im Ahnenerbe“. – Na ja, wo das hindeutet, ist relativ klar.

(Abg. Damian Lohr, AfD: Wie bitte?)