Bevor wir in die Debatte rund um das Landesgleichstellungsgesetz gehen, wollen wir wissen, wes Geistes Kind Sie sind und von was Sie getragen werden.
(Dr. Adolf Weiland, CDU: Kann man hier einmal in Ruhe reden? Das ist unglaublich! – Die Rednerin schaut zur Vizepräsidentin)
Frau Kollegin Klöckner, Ihre Redezeit ist abgelaufen. Sie haben in der zweiten Runde eine Redezeit von zwei Minuten. Sie sind jetzt bei zwei Minuten und 16 Sekunden.
Deshalb sage ich ganz deutlich: Herr Lewentz hat klargemacht, dass in der Spitze seines Ministeriums, in den Landesgesellschaften und den Betrieben keine Frauenförderung stattfindet. Sie sind seit 25 Jahren an der Regierung. Sie schreiben der Wirtschaft etwas vor, was Sie selbst nicht erreichen.
Sie sprechen davon, um was es bei der wirklichen Frauenförderung geht. Ich kann es Ihnen mit Zahlen sagen. Die Lehrer leisten die gleiche Arbeit.
(Beifall der CDU – Carsten Pörksen, SPD: Warum klatschen Sie? Sie haben doch gar nichts verstanden! – Alexander Schweitzer, SPD: Nur gefälschte Zitate! – Julia Klöckner, CDU: Die „AZ“ ist eigentlich zuverlässig! – Alexander Schweitzer, SPD: Wenn Sie sie richtig zitieren würden!)
Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Wir kommen zur Aussprache über die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Bettina Brück (SPD), Gute Leistungen rheinland-pfälzischer Schülerinnen und Schüler – Nummer 1 der Drucksache 16/5213 – betreffend. Das Wort hat Frau Kollegin Brück.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Zwei von acht Bundessiegern beim Wettbewerb „Jugend forscht“ aus Rheinland-Pfalz, mehr als 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Rheinland-Pfalz, 40 % Mädchen bei dem MINT-Wettbewerb, fünf Sonderpreise, Auszeichnungen für Lehrkräfte für besonderes Engagement, eine ganze Reihe Bundessieger auf den ersten drei Treppchen bei „Jugend musiziert“, viele weitere Wettbewerbe und Erfolge bei bundesweiten Vergleichsstudien in der Bildungsforschung – das alles sind messbare Zeichen und der Ausdruck guter, ja sogar sehr guter Qualität in rheinland-pfälzischen Schulen.
Kein Erfolg kommt von selbst. Wie sonst kommen solche Erfolge zustande, wenn nicht die Qualität in den Schulen von der Grundschule bis zur Ausbildung oder zum Studium stimmt, wenn Schüler nicht unterschiedliche Methoden, Inhalte und Wege lernen, ihre Neugier durch die Lehrkräfte geweckt und optimal von ihnen begleitet wird? Dazu möchten wir erst einmal herzlich Danke sagen an die engagierten Lehrerinnen und Lehrer in unserem Land, die das alles jeden Tag bewältigen, und auch ein engagiertes Dankeschön an die Schülerinnen und Schüler, die über ihren normalen Schulalltag hinaus an diesen Wettbewerben sehr gerne teilnehmen.
Nun geistert wohl irgendwie in den Medien ein neues Schreckgespenst durch die Landschaft. Es wird von einer Methode des Schreibenlernens nach Gehör gesprochen.
Ich sage einmal, wahrscheinlich wissen die wenigsten, was sich eigentlich dahinter verbirgt. Es ist die Anlauttabelle, in der zum Beispiel A wie Ameise vorkommt.
Es wird so getan, als gebe es eine Katastrophe in deutschen Grundschulklassen. Nun, wie sieht die Katastrophe aus? Wir haben es eben gehört: 90 % der Kinder in Rheinland-Pfalz lernen das Schreiben nach den guten alten Grundsätzen, mit der Fibel, systematisch aufgebaut, nach Rechtschreibregeln und unterschiedlichen Methoden. Dazu gehört auch die Anlauttabelle, aber eben nur „auch“.
So ganz nebenbei, das ist eine bewährte wissenschaftliche Methode, und der Unterricht in der Grundschule wird genau so gestaltet, wie die Kultusministerkonferenz das empfohlen hat. Beschwerden der Eltern gibt es auch keine, von 65 Schülerinnen und Schülern bei Grundschulkindern in den ersten und zweiten Klassen. Wo ist also das Problem? 90 % der rheinland-pfälzischen Schülerinnen und Schüler lernen das Rechtschreiben systematisch nach Rechtschreibregeln mit der Fibel, ganz normal, so, wie wir das alle kennen.
Ein nächster Punkt der guten Qualität in unseren Schulen in Rheinland-Pfalz, den ich ansprechen möchte, ist das Abitur. Es freut uns sehr, dass individuelle Förderung hier anscheinend sehr gut gelingt; denn nur Wenige fallen durch, und im Vergleich zu anderen Bundesländern gibt es hier auch kein Noten-Dumping, wie jüngste Presseberichte zum Beispiel im „SPIEGEL“ zeigen. Darüber gibt es nichts zu diskutieren. Es ist eine Gleichwertigkeit des Abiturs auf allen Ebenen gewährleistet, sei es das allgemeinbildende Abitur, sei es das berufliche Gymnasium, und die anderen Wege, die wir kennen, auch.
Jüngste Berichte zur Kultusministerkonferenz, was den Aufgabenpool für weitere zentrale Abiturelemente ab 2017 angeht, zeigen, dass die Debatte darüber wieder angeheizt worden ist. Auch dort sind wir gut. Die Ministerin hat es eben in der Anfrage gesagt. Wir werden gerne als Lieferanten für Aufgaben für den Bildungspool für die Abituraufnahmen genommen.
Die zentralen neuen Elemente, gleiche Bildungsstandards, befürworten wir. Ein Zentralabitur lehnen wir aber weiter ab; denn erwiesenermaßen bringt das nicht mehr Qualität in die Schule. Wir haben zentrale Elemente mit der Auswahlkommission, die überprüft, ob die Abituraufgaben dem Qualitätsniveau entsprechen. Im Gegenteil, vielleicht sollte es uns ein bisschen stutzig machen, welche Anzahl von Einser-Abiturnoten es in anderen Bundesländern gibt.
Bei uns ist es alles ganz klar geregelt. Es gibt Qualitätssicherungsmaßnahmen. Es gibt die Möglichkeit, Abituraufgaben an Schulprofilen auszurichten. Wenn man so will, ist das auch eine Form von zentralen Elementen; denn in anderen Ländern wird das Zentralabitur in keiner Weise immer gleich zentral gehandhabt.
Die wichtigste Erkenntnis all dieser Untersuchungen ist, dass in Rheinland-Pfalz der Bildungserfolg weniger stark
von der sozialen Herkunft abhängig ist als anderswo. Bildungserfolg und individuelle Förderung sind in RheinlandPfalz zwei Seiten einer Medaille. Das ist gut so.
Das lässt nur einen Schluss zu: Der rheinland-pfälzische Weg ist der richtige. Mehr dazu in der zweiten Runde.
Frau Kollegin Brück, beim Lesen Ihrer Anfrage könnte man meinen, Rheinland-Pfalz hat zwei Bundessieger bei „Jugend forscht“, damit ist Schreiben nach Gehör die perfekte Methode.
Diese Anfrage, die Sie heute gestellt haben, zeigt aber genau das Problem der rheinland-pfälzischen Bildungspolitik: Sie schließen von Einzelpersonen und Einzelbeispielen immer auf das Gesamte. Weil es Bundessieger gibt, muss die Qualität des Systems gut sein.
Ja, Sie haben recht. Wir haben gute Leistungen rheinland-pfälzischer Schülerinnen und Schüler. Die Leistungen dieser Schüler verdienen unser Lob. Das Lob geht an die Eltern, die entgegen des Mainstreams im Land, den Sie predigen, der immer die Förderung der Schwachen im Fokus hat – – – Wir hatten gerade eine Diskussion in Ludwigshafen bei den Elternbeiräten, die sagten: Warum fokussieren Sie sich immer auf die Schwachen? Die Eliten sind auch noch da und brauchen eine Förderung.
Gerade den Eltern, die sich gegen diesen Mainstream wehren, gebührt also unser Lob, ein Mainstream in RheinlandPfalz, der mit der Relativierung von Noten, von Leistungsund vor allem von Wettbewerbsgedanken nicht fördern will. Ein Lob also an die Eltern, die ihre Kinder zu Höchstleistungen anspornen, die über die Schule hinaus fördern, Elitebildung fördern.
Ein Lob auch an zwei ganz herausragende Schulen, die diese Bundessieger unterrichten, Schulen, die nicht unbedingt den Regelschulen in Rheinland-Pfalz entsprechen. Wir haben zum einen das Max-von-Laue-Gymnasium in Koblenz, ein Hochbegabtengymnasium, spezialisiert im MINT-Bereich, das einen engen Kooperationspartner hat, nämlich Siemens.
Siemens ist die Firma, die diese Schule mit Labors ausstattet, die Schüler weiter unterrichtet und auch dafür verantwortlich ist, dass wir ein solch hohes Fachwissen in den Labors haben. Es ist eine Schule mit überdurchschnittlichem Engagement, mit einem Leitbild, das nicht unbedingt dem Leitbild der Landesregierung entspricht,
eine Schule für die Stärksten, die auch ganz bewusst sagt, bei uns kann nicht jeder Abitur machen, wir haben einen sehr hohen Anspruch.
Das Lob geht an die zweite Schule, eine Schule in privater Trägerschaft, das St.-Franziskus-Gymnasium in Kaiserslautern in Trägerschaft der katholischen Kirche, eine Privatschule, die einen Schwerpunkt auf MINT-Fächer, auf Mädchenförderung legt, die mit den Hochschulen kooperiert und über das Normalmaß hinaus Engagement zeigt, auch finanzielles Engagement, da die Ausstattung des Landes so nicht ist.
Wir haben tolle Leistungen von Schülern, Eltern und Lehrern aus Rheinland-Pfalz. Diese haben wir an ganz vielen Stellen, nicht nur in diesen Bereichen, an Schulen, die mit hohem Unterrichtsausfall zu kämpfen haben,