wenn es um die Situation unseres wissenschaftlichen Nachwuchses geht. Wir sind auch dieses Mal vorangegangen. Wir haben am 23. Februar 2015 mit den Hochschulen vereinbart, dass jede von ihnen ein individuelles Leitbild für gute Beschäftigung erarbeitet. Natürlich werden dabei die örtlichen Personalräte und Gleichstellungsbeauftragten mit eingebunden.
Die Universität Trier ist vorangegangen und hat bereits ein solches Leitbild vorgelegt, andere werden folgen. Das Ziel dieser Leitbilder ist es, Personalentwicklung als Teil der Hochschulkultur zu verankern, für die Beschäftigten angemessene Befristungszeiträume zu vereinbaren und nicht zuletzt eine gute Betreuung von Promovierenden zu garantieren.
In Rheinland-Pfalz haben wir zudem früh und stärker als andere auf die Juniorprofessur gesetzt und eröffnen damit jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern frühzeitig die Möglichkeit, selbstständig zu forschen und zu lehren. Schon heute arbeiten an unseren Hochschulen gut 120 Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren. Damit liegen wir beim Anteil der Juniorprofessuren an den Professuren insgesamt auf dem ersten Platz im Bundesländerranking.
Um ihnen auch in Zukunft verlässliche Karriereperspektiven zu eröffnen und diesen Standortvorteil unserer Hochschulen zu nutzen, haben wir einen grundlegenden Strukturwandel an den Hochschulen in Rheinland-Pfalz eingeleitet. Jede zweite Juniorprofessur soll künftig mit einer Tenure-Track-Option versehen werden.
Was heißt das? Das heißt, eine dauerhafte Professur für jede zweite Juniorprofessorin und jeden zweiten Juniorprofessor ist bei positiver Evaluierung schon bei der
Berufung gesichert. Frühes Forschen und eine frühzeitige Perspektive – das sind Gründe für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, sich für Rheinland-Pfalz, für unser Land, zu entscheiden. Und es bringt uns weit voran im Wettbewerb um die klügsten Köpfe, weiter als viele andere Bundesländer.
Wir fördern mit diesen Maßnahmen auch – und das ist uns besonders wichtig – die Karrierechancen von Frauen in der Wissenschaft; denn auf 35 % der Juniorprofessuren forschen und lehren Frauen. Bei den allgemeinen Professuren dagegen sind es derzeit noch 20 %. Die Stärkung der Juniorprofessur durch eine Tenure-TrackOption wird uns dabei helfen, den Anteil von Frauen an den Hochschullehrenden weiter zu erhöhen.
Rheinland-Pfalz geht voran. Davon profitieren die Menschen, die an unseren Hochschulen Zukunft gestalten, davon profitieren die Studierenden, davon profitiert unsere Wissenschaftslandschaft und die Forschung in Rheinland-Pfalz.
Sehr geehrte Damen und Herren, lassen Sie mich zur Forschung kommen. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die nach Rheinland-Pfalz kommen, kommen in ein Wissenschafts- und Forschungsland. Sie kommen in ein Land, das seinen Hochschulen allein in den vergangenen vier Jahren mehr als eine halbe Milliarde Euro zusätzlich für die Grundfinanzierung zur Verfügung gestellt hat: 321 Millionen Euro aus Landesmitteln und 244 Millionen Euro Bundesmittel aus dem Sondervermögen.
Sie kommen auch in ein Land, das mit der Forschungsinitiative in den vergangenen Jahren mehr als 120 Millionen Euro in Forschung investiert hat und bis 2016 weitere 40 Millionen Euro investieren wird. Sie kommen also in ein Land, das sich zur erkenntnisorientierten Grundlagenforschung bekennt und sie als zentrale Grundlage seines wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts betrachtet. Sie kommen in ein Land, das gerade deshalb die Grundlagenforschung stetig gestärkt hat.
Dass sie kommen, und dass sie genau wegen dieser Forschungspolitik kommen, das müssen Sie mir nicht glauben, Sie können es Professor Dr. Mathias Kläui fragen. Er sitzt auch auf der Tribüne. Professor Kläui ist einer der international führenden Forscher auf seinem Gebiet. Er ist Professor für Physik der kondensierten Materie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er ist Sprecher von „MAterials science IN mainZ“, der materialwissenschaftlichen Graduiertenschule der Johannes Gutenberg-Universität. Und er hat sich ganz bewusst wegen der rheinland-pfälzischen Forschungspolitik für unser Bundesland entschieden.
Zu ihm nach Mainz kommen junge Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher aus der ganzen Welt, um zu forschen und sich weiterzuqualifizieren. Professor Kläui
selbst ist nach Mainz gekommen, weil die Forschungsinitiative und unser Programm „Wissen schafft Zukunft“ Rheinland-Pfalz für ihn zu einem attraktiven Forschungsland gemacht haben. Und weil – ich zitiere ihn mit Erlaubnis des Präsidenten; Zitat –: „Rheinland-Pfalz und insbesondere Mainz im Forschungsgebiet des Magnetismus auf der Nanoskala und im Bereich neuer Materialien ein führender Forschungsstandort in Deutschland, wenn nicht weltweit ist.“
Dass es so ist, ist kein Zufall. Wir verdanken es der Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in unserem Land, und wir verdanken es einer langfristig angelegten Forschungspolitik.
Seit 2008 hat die Landesregierung in der Forschungsinitiative allein die materialwissenschaftlichen Forschungszentren OPTIMAS in Kaiserslautern und CINEMA in Mainz mit insgesamt mehr als 20 Millionen Euro eine deutliche Förderung gegeben. Heute verfügt die Universität Mainz über die einzige Physik-Fakultät in Deutschland, aus der sowohl eine Exzellenz-Graduiertenschule als auch ein Exzellenz-Cluster koordiniert werden.
Unsere Landesinitiativen und die großen Bund-LänderProgramme verstärken und ergänzen einander. Auch das sehen wir an diesen Beispielen. Die dauerhafte, institutionelle Förderung unserer Forschungseinrichtungen, die wir als Land leisten, wird verstärkt durch den Pakt für Forschung und Innovation.
Mit diesem Pakt haben Bund und Länder gemeinsam die außeruniversitäre Forschung systematisch durch jährliche Aufwüchse in der Grundfinanzierung gestärkt. In Zukunft finanziert der Bund diese Erhöhung allein.
Mit der Forschungsinitiative unterstützen wir die Hochschulen in unserem Land bei der Bildung von Forschungsprofilen. Die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern wiederum erhöht die so entfaltete Dynamik enorm.
Ich bin sehr froh, dass die Regierungschefinnen und Regierungschefs in Bund und Ländern einen Grundsatzbeschluss gefasst haben, die Exzellenzinitiative fortzusetzen weil wir die positiven Auswirkungen dieser Initiative in unserem Wissenschaftssystem täglich sehen können und weil wir sie dringend für die Zukunft erhalten müssen.
Forschungsinitiative „Wissen schafft Zukunft“, kluge Vernetzung und gezielte Förderung, damit haben wir vor allem die Spitzenforschung in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren erheblich gestärkt und ausgebaut. Spitzenforschung an Zukunftstechnologien und das international führend, auch dafür steht Rheinland-Pfalz, und davon profitieren wir alle jeden Tag.
Wenn ich das sage, muss ich es auch belegen, dass wir jeden Tag davon profitieren. Ich könnte sie nämlich jetzt fragen: Haben Sie heute schon von der Forschungspoli
tik der Landesregierung profitiert? – Und ich wüsste, die Antwort lautet Ja, auch wenn Sie es vielleicht gar nicht gemerkt haben.
Wenn Sie aber heute mit einem in Deutschland hergestellten Auto unterwegs waren, dann haben Sie vermutlich von der rheinland-pfälzischen Forschungspolitik profitiert; denn dann steckt in Ihrer Servolenkung mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Zukunftstechnologie aus Rheinland-Pfalz. Das ist eine Zukunftstechnologie, die erst kürzlich in einem gemeinsamen Projekt der Arbeitsgruppe von Professor Kläui in Mainz und Professor Hillebrands an der TU Kaiserlautern und der Mainzer Sensitec GmbH weiterentwickelt wurde.
Herr Weiland, das Projekt heißt STeP. Es ist ein sehr interessantes Projekt und wurde in Kooperation von Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium, verehrte Frau Kollegin Lemke, mit 1,5 Millionen Euro gefördert.
Es ging darum, die Erkenntnisse unserer Spitzenforschung zu magnetoresistiven Sensoren, also den Sensoren, die in der Servolenkung, aber auch in dem MarsRoboter Curiosity stecken, anwendungsorientiert weiterzuentwickeln und für unsere mittelständischen Unternehmen nutzbar zu machen.
Es ging also schlicht um Wissens- und Technologietransfer. Was so abstrakt klingt, bedeutet ganz konkret, dem Wissen Wege zu bauen von der Universität bis an die Werkstore unserer Unternehmen, damit daraus rheinland-pfälzische Arbeitsplätze entstehen.
STeP ist ein europaweit einzigartiger Erfolg der Kooperation zwischen exzellenten Hochschulen und mittelständischen Unternehmen. STeP ist ein rheinlandpfälzischer Erfolg und ein gutes Beispiel dafür, wie Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik im Land RheinlandPfalz ineinandergreifen und unser Land voranbringen.
Das hat übrigens auch mit kluger Vernetzung zu tun: kurze Wege, aktive Netzwerke und dichte Cluster. Auch das sind Grundlagen für erfolgreiche Forschung. Fragen Sie gern Professor Kläui.
Die Forschungspolitik der vergangenen Jahre hat den Grundstein gelegt für viele Erfolge von heute, und die Forschungspolitik von heute legt den Grundstein für die Erfolge von morgen. Dabei werden die Forschungserfolge der Zukunft auch davon abhängen, wie wir heute die Digitalisierung voranbringen, ein wirklich hochaktuelles Thema, wie schnell wir digitale Wege bauen. Wir werden High Performance Computing brauchen. Deswegen fließen in den kommenden zwei Jahren auch 8,7 Millionen Euro in den neuen Hochleistungsrechner Mogon II. Damit wird die Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu einem Standort für Hochleistungsrechnen der nationalen Ebene 2.
In Trier fördern wir in der Forschungsinitiative die Digital Humanities, also Forschung an der Schnittstelle zwischen Geisteswissenschaften und Informatik. Das Trierer Center for Digital Humanities gehört zu den ersten Forschungszentren in Europa und hat in den vergangenen 17 Jahren wegweisende und international beachtete Forschung geleistet.
Diese Beispiele – sie sind nur eine Auswahl – zeigen, Rheinland-Pfalz bietet digitale Wege, Rheinland-Pfalz baut Wege in die Zukunft.
Unsere Forschungslandschaft – ich komme auch zum Ende – ist im Aufbruch. Das sehen wir an vielen Stellen. So konnten die Hochschulen beispielsweise die Einwerbung von Drittmitteln von 2006 bis 2013 um 71 % steigern. Unsere Forschungslandschaft ist vielerorts heute schon Spitze in Deutschland und der Welt.
Ich muss mich jetzt wirklich auf ganz wenige Beispiele konzentrieren. Ich nenne nur das Exzellenz-Cluster PRISMA an der Mainzer Universität, 9 Sonderforschungsbereiche der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 31 ERC-Grants und 2 BMBF-Spitzencluster in Mainz und Kaiserlautern. Ich könnte die Liste sehr viel länger machen.
Sehr geehrte Damen und Herren, gezielte Förderung, gezielte Vernetzung, Profilbildung und Stärkung der Forschungskette von der Grundlagenforschung zur anwendungsorientierten Forschung, all das kennzeichnet unsere Forschungspolitik.
Wir sehen, dass diese Wege erfolgreich sind. Wir fördern damit die Technologien der Zukunft und neueste Erkenntnisse gegen die Krankheiten unserer Zivilisation. Das ist Wissenschaft für die Menschen, gemacht von Menschen für die Wissenschaft hier in Rheinland-Pfalz.
Ich möchte allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an unseren Hochschulen und Forschungseinrichtungen ganz herzlich für ihre engagierte Arbeit im und am Innovationsland Rheinland-Pfalz danken und ihnen zu ihren wissenschaftlichen Erfolgen gratulieren.
Zum Schluss noch einmal der Versuch, es ganz kurz zusammenzufassen: Die Hochschul- und Wissenschaftslandschaft in Rheinland-Pfalz ist gut aufgestellt. Fragen Sie stellvertretend Hans Anthes, Kerstin Hoffmann und Professor Kläui.