Protocol of the Session on June 27, 2014

............................................................................................................................. 4926, 4930 Abg. Dr. Konrad, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................. 4895, 4914 Abg. Dr. Weiland, CDU:....................................................................................... 4898, 4901, 4902, 4903, 4905 Abg. Dr. Wilke, CDU:................................................................................................................................... 4886 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:......................................................................................................... 4912, 4916 Abg. Frau Brück, SPD:............................................................................................................ 4893, 4895, 4918 Abg. Frau Huth-Haage, CDU:............................................................................................................ 4892, 4896 Abg. Frau Klöckner, CDU:................................................................................................................. 4906, 4907 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:........................................................................................................... 4885, 4887 Abg. Frau Raue, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................. 4886, 4888 Abg. Frau Schäfer, CDU:......................................................................................................... 4894, 4917, 4923 Abg. Frau Schellhammer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................... 4909, 4910 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:............................................................... 4886, 4889, 4890, 4891, 4922 Abg. Frau Spiegel, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................ 4895 Abg. Frau Thelen, CDU:.......................................................................................................... 4893, 4896, 4913 Abg. Heinisch, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................... 4919, 4924 Abg. Henter, CDU:............................................................................................................................. 4893, 4896 Abg. Hering, SPD:....................................................................................................................................... 4925 Abg. Hüttner, SPD:............................................................................................................................ 4885, 4887 Abg. Lammert, CDU:............................................................................................................... 4884, 4886, 4887 Abg. Noss, SPD:.......................................................................................................................................... 4908 Abg. Puchtler, SPD:..................................................................................................................................... 4900 Abg. Ramsauer, SPD:....................................................................................................................... 4899, 4902 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 4890 Abg. Schwarz, SPD:.......................................................................................................................... 4886, 4888 Abg. Steinbach, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................... 4894, 4899, 4904, 4905, 4927 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:......................................................................................... 4891 Dr. Kühl, Minister der Finanzen:.............................................................................................. 4897, 4903, 4906 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur:........................ 4889, 4890, 4891........................................................................................................................................................... 4920, 4924 Frau Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen:........... 4892, 4893, 4894, 4895, 4896 Frau Dreyer, Ministerpräsidentin:................................................................................................................ 4928 Langner, Staatssekretär:............................................................................................................................. 4915 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:........................ 4884, 4885, 4886, 4887, 4888, 4910 Präsident Mertes:............................................................................. 4884, 4885, 4886, 4887, 4888, 4889, 4890................................................................................................................... 4891, 4892, 4893, 4894, 4895, 4896 Vizepräsident Dr. Braun:................................................................. 4913, 4914, 4915, 4916, 4917, 4918, 4919................................................................................................................................................. 4920, 4921, 4923 Vizepräsident Schnabel:.................................................................. 4898, 4899, 4900, 4901, 4902, 4903, 4904......................................................................................................... 4905, 4906, 4908, 4909, 4910, 4912, 4924............................................................................................................................. 4925, 4926, 4927, 4928, 4930

74. Sitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 27. Juni 2014

Die Sitzung wird um 09:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir setzen die Sitzung heute fort.

Herr Klein und Herr Hürter werden mich bei der Sitzungsleitung unterstützen.

Entschuldigt sind Frau Bröskamp, Herr Dröscher, Frau Dr. Ganster, Herr Gies, Frau Hayn und Frau Nabinger. Herr Alexander Schweitzer ist noch bei der Gesundheitsministerkonferenz. Herr Günter Kern hat eine Sitzung der Hafenbetriebe, und Herr Schumacher ist auf der 50. Sitzung des Stiftungsrates der Kulturstiftung der Länder.

Geburtstage haben wir keine, so müssen wir ohne Freude und Beifall anfangen.

Ich rufe Punkt 25 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 16/3672 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Matthias Lammert (CDU), Entwicklung der Zahl der Wohnungseinbrüche in Rheinland-Pfalz – Nummer 4 der Drucksache 16/3672 – betreffend, auf.

Herr Lammert hat das Wort.

Die Überschrift lautet: Entwicklung der Zahl der Wohnungseinbrüche in Rheinland-Pfalz.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Berichterstattung in der „Rhein-Zeitung“ vom 5. Juni 2014 frage ich die Landesregierung:

1. Wie hat sich die Zahl der Wohnungseinbrüche in Rheinland-Pfalz im Vergleich der Jahre 2009 bis 2013 entwickelt?

2. Wie stellt sich die Entwicklung in diesem Bereich in Rheinland-Pfalz im Vergleich zum Bundestrend dar?

3. Wie hat sich die Zahl der Wohnungseinbrüche im Vergleich der Jahre 2009 bis 2013 im Bereich des Polizeipräsidiums Trier entwickelt?

4. Sind für den Bereich des Polizeipräsidiums Trier personelle Verstärkungen geplant?

Für die Landesregierung antwortet Herr Innenminister Lewentz.

Schönen guten Morgen, Herr Präsident, schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich die Fragen des Abgeordneten Lammert beantworte, gestatten Sie mir eine Vorbemerkung.

Straftaten des Wohnungseinbruchdiebstahls verursachen neben hohen materiellen Schäden bei den Betroffenen sehr häufig auch psychische Belastungen, persönliche Betroffenheit, ideelle Schäden und können das Sicherheitsgefühl und Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig negativ beeinträchtigen. Schon deshalb misst die Landesregierung der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls eine sehr hohe Bedeutung bei.

Für die rheinland-pfälzische Polizei war, ist und bleibt die Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls ein Schwerpunktthema.

Auch innerhalb der Innenministerkonferenz, zuletzt vor gut zwei Wochen, war der Wohnungseinbruchdiebstahl wiederholt Gegenstand von Erörterungen und Beschlüssen. Schon hieran mögen Sie erkennen, dass dieses Kriminalitätsphänomen von bundesweiter Bedeutung ist und sich leider keineswegs auf einzelne Regionen beschränkt.

Meine sehr geehrte Damen und Herren, ich komme nun zur Beantwortung der Fragen.

Zu Frage 1: 2009 hat die Polizei für Rheinland-Pfalz in der Polizeilichen Kriminalstatistik 4.386 Fälle des versuchten und vollendeten Wohnungseinbruchdiebstahls registriert. In den Folgejahren nahm die Zahl solcher Straftaten jeweils zu und erreichte 2013 mit 5.858 den höchsten Stand in diesem fünfjährigen Betrachtungszeitraum.

Es wäre jedoch unzutreffend, hier von neuen „Rekordzahlen“ zu sprechen. In den 80er-Jahren lagen die Fallzahlen zumeist über 7.000 und 1982, 1987 und 1988 sogar über 8.000.

Zu Frage 2: Die Entwicklung der Fallzahlen des Wohnungseinbruchdiebstahls der letzten fünf Jahre in Rheinland-Pfalz spiegelte sich auch deutschlandweit wider. Auch hier nahm die Fallzahl seit 2009 ständig zu und erreichte 2013 mit 149.500 einen neuen Höchststand. Der Anstieg in diesem Fünfjahreszeitraum liegt im Bundesgebiet bei 31,4 % und entspricht dabei in etwa dem aus Rheinland-Pfalz.

Um das Risiko, Opfer eines Wohnungseinbruchdiebstahls zu werden, darzustellen und einem Vergleich zugänglich zu machen, bedient man sich bundesweit der sogenannten Häufigkeitszahl. Das ist die Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner. Für Deutschland insgesamt lag die Häufigkeitszahl 2013 bei 186; in RheinlandPfalz liegt sie mit 147 deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Innerhalb der alten deutschen Bundesländer, die stärker als die neuen deutschen Bundesländer vom Wohnungs

einbruchdiebstahl betroffen sind, weist Rheinland-Pfalz 2013 hinter Bayern und Baden-Württemberg die drittniedrigste Häufigkeitszahl bei solchen Straftaten auf.

Zu Frage 3: Im Gegensatz zum Landes- und Bundestrend nahm die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle im Bereich des Polizeipräsidiums Trier von 635 in 2009 in den Folgejahren 2010 bis 2012 jährlich ab und lag 2012 bei 583. Allerdings nahm die Fallzahl 2013 auf 705 zu.

Der Anstieg im Fünfjahreszeitraum 2009 bis 2013 liegt im Bereich des Polizeipräsidiums Trier bei 11 % und damit deutlich unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Die Häufigkeitszahl, also die Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner, liegt in diesem Deliktsbereich im Bereich des Polizeipräsidiums Trier bei 116 und damit merklich unter dem Landesdurchschnitt, den ich Ihnen eben mit 147 bekanntgegeben habe.

Auch im Vergleich mit den anderen vier Polizeipräsidien in Rheinland-Pfalz weist das Polizeipräsidium Trier bei Wohnungseinbruchdiebstahl die niedrigste Häufigkeitszahl auf.

Zu Frage 4: Wie dargelegt, verzeichnet das Polizeipräsidium Trier im Vergleich mit den anderen Polizeipräsidien bei Wohnungseinbruchdiebstahl keine herauszuhebende Negativentwicklung, die es rechtfertigen würde, das Polizeipräsidium Trier bei der diesbezüglichen Personalzuweisung zu bevorzugen.

So viel zu den Antworten.

(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Eine Zusatzfrage der Frau Kollegin Kohnle-Gros.

Herr Präsident, normalerweise soll man nicht mit seinem Alter kokettieren. Ich bin schon über 20 Jahre in diesem Parlament. Der eine oder andere weiß, dass ich mich immer sehr um die Polizei gekümmert habe. Deswegen erlaube ich mir an der Stelle eine Zusatzfrage, die über das hinausgeht, was hier schon gefragt ist.

Herr Minister, können oder wollen Sie Aussagen machen über die Täterstruktur, die hinter diesen Wohnungseinbrüchen stecken? Ich sage das, weil wir auch in Rheinland-Pfalz immer wieder Wellen von bestimmten Gruppen von Menschen aus anderen Ländern hatten, die uns diese Probleme gebracht haben. Kann man heute zum aktuellen Stand und zu den steigenden Zahlen deutschlandweit und speziell für Rheinland-Pfalz etwas sagen?

Ich mache auch eine Vorbemerkung von mir. Ich bin im November 1994 in den Landtag gekommen und kann

die 20 Jahre gut beurteilen. Sie haben sich immer um die Polizei gekümmert, Frau Kohnle-Gros.

(Pörksen, SPD: Das gibt keine Punkte in Ihrer Fraktion! – Licht, CDU: Es gibt bei uns immer Punkte!)

Der Bundesinnenminister und die Innenminister der Länder haben ein übereinstimmendes Bild, das uns die Polizei vermittelt. Das sind international vernetzte Banden. Das dahintersteckende Bandentum ist hoch mobil und ist im benachbarten Ausland auch mit der gleichen Methode unterwegs. Je stärker eine Verkehrsverbindung ist, Autobahnkreuz, schnelle Fluchtmöglichkeiten, umso größer sind die Häufigkeitszahlen. Da gibt es keinen Unterschied zwischen dem Osten der Republik, dem Süden und dem Westen der Republik. Aber die alten Bundesländer sind tatsächlich mehr betroffen.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Hüttner.

Herr Minister, Sie sprachen davon, dass sich vor wenigen Wochen die Innenministerkonferenz noch einmal mit dem Thema Wohnungseinbruchdiebstahl befasst und Beschlüsse gefasst hat. Können Sie etwas konkretisieren, was dort beschlossen worden ist?

Ja, das knüpft eigentlich an die erste Frage von Frau Kollegin Kohnle-Gros an. Wir haben auf Wunsch von Bayern dieses Thema mit dem Bundesinnenministerium intensiv besprochen. Wir sind mit den Aufklärungsquoten nicht zufrieden. Selbst wenn wir auf Platz 3 sind, ist es trotzdem nicht genug, was wir insgesamt bundesweit erreichen. Da müssen wir besser werden. Wir haben noch stärkere Absprachen untereinander und Vernetzungen miteinander besprochen. Wir haben eine Arbeitsgruppe beauftragt, noch einmal zu schauen, ob wir taktisch anders vorgehen müssen und ob wir vielleicht durch Erfahrungen anderer Nationen mit diesem Problem noch besser werden können.

Mit Aufklärungsquoten von unter 30 % – Sie wissen, dass wir bei der Aufklärungsquote insgesamt weit vorne liegen – sind wir zwar auf Platz 3, aber das reicht uns nicht, auch nicht im Interesse der Bürgerinnen und Bürger. Wir versuchen, noch intensiver zusammenzuarbeiten. Das war einer der Schwerpunkte bei der Innenministerkonferenz. Wir haben Kommissionen und Arbeitsgruppen auf den Weg gebracht, die sich inhaltlich bis zum Herbst damit beschäftigen, damit wir dann hoffentlich belastbare Vorschläge erhalten.

Eine weitere Zusatzfrage von Herrn Kollegen Lammert.

Herr Minister, sehen Sie eine Wechselwirkung zwischen der personellen Situation bei der Polizei und dem Anstieg bei den Wohnungseinbrüchen?

Herr Lammert, ich müsste Ihnen dann die Antwort so sagen: Da wir auf Platz 3 liegen, sind wir offenkundig bei den drei Besten dabei, das heißt, wir haben eine hoch motivierte, gut ausgestattete Polizei, die damit umgehen kann. Es gibt diese inneren Zusammenhänge aber nicht.

(Zuruf von der CDU)

Wir liegen auf Platz 3 – um auch diesen Zwischenruf aufzunehmen – und haben mit 18.000 km das dichteste Straßennetz in der ganzen Bundesrepublik Deutschland. Ich glaube aber, man kann es sich nicht so einfach machen. Wir 16 Innenminister zusammen mit dem Bundesinnenminister haben gesagt: Wir haben dieses Problem, und es ist wenig befriedigend, bei einem Problem zu den Besseren zu gehören und ganz oben bei den Besseren zu sein. Wenn man dieses Problem beherrschen will, müssen wir sehr eng zusammenarbeiten. – Da spielen irgendwelche Parteigrenzen überhaupt keine Rolle. Wir wollen da herangehen und dies in den Griff bekommen.