Unternehmen wünschen sich vergleichbare und vor allem verlässliche Abschlüsse, um nicht immer intensiver eigene Tests im Einstellungsverfahren durchführen zu müssen.
Vergleichbarkeit heißt, dabei auch zu wissen, was der Abschluss tatsächlich wert ist, um dies nicht erst beim ersten Eignungstest herausfinden zu müssen.
Daher sind vergleichbare Abschlüsse erforderlich. Auf diesem Weg ist Rheinland-Pfalz schon lange, werden Sie gleich zu mir sagen. Das werde ich mir anhören müssen. (Fuhr, SPD: Es ist nett, dass er unsere Rede auch schon hält!)
Frau Ministerin, ich weiß – das sage ich ganz bewusst –, Ihre Qualitätsmaßstäbe und Ihre Bemühungen um die Vergleichbarkeit der Abschlüsse sind durchaus zu erkennen. Jedoch – dies dringt eben nicht ganz durch – sieht die Realität an den Schulen schlichtweg anders aus.
Die Wahrnehmung draußen bei den Schülern, den Eltern und letztendlich bei der Wirtschaft ist eben eine andere. Hier bekommt man sehr wohl die Unterschiede aufgezeigt, die zwischen verschiedenen Schulen und Schulformen mit gleichen Abschlüssen bestehen. Es entsteht mittlerweile im Kleinen eine regelrechte Wechselkultur von schweren Schulen zu einfacheren Schulen.
Die Schüler sind heutzutage noch besser vernetzt und wissen sehr wohl, wo es einfacher ist, einen Abschluss zu erreichen. Unternehmen wissen, dass die Abschlussnoten aus der Schule A eben nicht mit denen aus der Schule B gleichzusetzen sind.
Daher gehen auch die Unternehmen mehr und mehr dazu über, konsequent eigene Eignungstests zu entwerfen und durchzuführen, da sie sich eben nicht mehr auf die Noten aus der Schule verlassen können.
Meine Damen und Herren, zu sehr unterscheidet sich eben das Niveau zwischen den einzelnen Schulen. Obwohl das Etikett gleich ist, ist offensichtlich der Inhalt, die Qualität durchaus unterschiedlich.
Daher der Beschluss der KMK. Für die Abiturprüfungen soll ab 2013 ein Aufgabenpool aufgebaut werden, der den Ländern als Angebot für den möglichen Einsatz beim Abitur 2016/2017 zur Verfügung stehen soll. Damit wäre laut KMK die Grundlage für eine vergleichbare Abiturprüfung in allen 16 Bundesländern gelegt.
Für uns ist aber nicht erklärlich, dass man dieses Mal von dieser Konferenz nichts von Ihnen hört. Sie haben dort dem Erarbeiten des einheitlichen Aufgabenpools zugestimmt und ihn befürwortet, aber Sie sträuben sich trotzdem gegen die Einführung vergleichbarer Abschlüsse in Rheinland-Pfalz. Daraus ergeben sich aus meiner Sicht jede Menge Fragen.
Sehen Sie es als angebracht oder nicht als angebracht an, dass es jetzt Zeit für die einheitlichen Abschlussprüfungen in Rheinland-Pfalz ist? Werden Sie das Angebot annehmen – es ist nur ein Angebot der KMK – und sich aus diesem Pool der Abiturprüfungsaufgaben bedienen? Wenn Sie sich aus diesem Pool bedienen wollen, wie soll das in Rheinland-Pfalz konkret funktionieren?
Wir haben weiter 12,5 Schuljahre. In Rheinland-Pfalz wird quasi mitten im Jahr das Abitur geschrieben.
Wie ist das entsprechend den anderen Bundesländern anzugleichen? Wie ist es regelbar, dass es keine zentralen Abschlüsse gibt, sondern jeder Lehrer seine eigenen Aufgaben stellen darf? Sollen alle Lehrer, die wir haben und Abiturprüfungen stellen, auf diesen Pool zugreifen dürfen? Das ist aus unserer Sicht in der Praxis kaum vorstellbar.
Deshalb sind aus unserer Sicht bei der aktuellen Handhabung die Voraussetzungen nicht gegeben, um den Beschluss der KMK umsetzen zu können.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Titel der Aktuellen Stunde der CDU heißt: „Notwendigkeit eines landeseinheitlichen Abiturs in Rheinland-Pfalz (…)“.
Es gibt keine Notwendigkeit eines Einheitsabiturs nach CDU-Lesart. Herr Brandl, Sie haben sich die Antwort gerade selbst schon gegeben.
denn das Thema ist vor eineinhalb Wochen bereits abgefrühstückt worden. Die vermeintliche Aktualität Ihrer Aktuellen Stunde ist wohl eher der verzweifelten Suche der CDU nach Themen geschuldet als der tatsächlichen Aktualität.
(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Pörksen, SPD: Sehr richtig! – Baldauf, CDU: Das hat Ihnen wohl Frau Brede- Hoffmann geschrieben? Das nächste Mal schreiben Sie die Rede!)
Wir diskutieren nicht zum ersten Mal über zentrale Abschlussprüfungen in diesem Hause. Mit Blick auf die CDU könnte man dazu sagen, auch wenn das in der Jahreszeit nicht stimmt: alle Jahre wieder.
Gerade sind in Rheinland-Pfalz die Abiturprüfungen vorbei. Die jungen Menschen werden diese Woche oder am Wochenende froh und stolz ihre Zeugnisse erhalten und in einen neuen Lebensabschnitt eintreten. Herr Brandl, wollen Sie denen wirklich sagen, ihr Abitur ist weniger wert als das in irgendeinem anderen Bundesland, in dem zentrale Prüfungen stattfinden? Wollen Sie das wirklich? Wir wollen das nicht.
Wir sind überzeugt davon, dass wir in Rheinland-Pfalz ein qualitativ sehr hochwertiges Abitur haben, das von Fachleuten anerkannt wird.
Das zeigt sich auch in den Bildungsstudien der letzten Jahre. Ich erinnere einmal an die guten PISAErgebnisse der Gymnasiasten in der letzten PISAStudie.
Jetzt kommt es zugegebenermaßen eher selten vor, dass sich die SPD auf den Philologenverband beruft. Das ist wohl eher die Sache der CDU hier im Land. Aber in der Frage des Abiturs stimmen wir den Aussagen des Philologenverbands ausdrücklich zu.
Er sagt in einer Pressemitteilung vom 17. März dieses Jahres – ich zitiere –: „(…) das Abitur in Rheinland-Pfalz hat sich bewährt und kann sich im bundesweiten Vergleich durchaus sehen lassen.“
In einem weiteren Punkt dieser Pressemitteilung schreibt der Landesvorsitzende Malte Blümke: „Verbindliche Lehrpläne, verbindliche Stundentafeln, Festschreibung von drei Leistungsfächern und zentrale Abiturkommissionen garantieren seit Jahren das hohe Niveau des Abiturs in Rheinland-Pfalz.“ So weit die Pressemitteilung des Philologenverbands.
Hier beweist sich einmal mehr die Ahnungslosigkeit der CDU in Bezug auf rheinland-pfälzische Bildungspolitik.
Seit Jahren ist Rheinland-Pfalz mit Bildungsministerin Doris Ahnen Vorreiter in Sachen Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen.