Ich habe – ehrlich gesagt – in Ihren Ausführungen völlig den roten – oder vielleicht besser schwarzen – Faden vermisst. Es hat am Dienstag bis um 17:18 Uhr gedauert, dann kam Ihre Meldung. – Ich habe die ganze Zeit gewartet, ich dachte, Frau Dickes ist schon in den Ferien. Was ist los mit der CDU? – Endlich, um 17:18 Uhr war es soweit.
Ich zitiere nun einmal Ihre Pressemeldung und zitiere parallel dazu das, was Sie gerade eben gesagt haben. In Ihrer Pressemeldung sagen Sie: „Es ist sicher nicht falsch, einen verpflichtenden Tag der Berufsorientierung einzuführen.“ – Sie können es auch gar nicht falsch finden bei all den Experten.
Gerade eben sagen Sie: Sie verkaufen alte Dinge neu, es gibt diesen Tag schon. – Ja, was denn nun, Herr Brandl? Führen wir nun einen neuen Tag ein, oder gibt es ihn schon?
Ich sage Ihnen, ja, wir führen diesen Tag ein, und das können wir deswegen tun, weil uns die Kammern, die Wirtschaft, die Hochschulen dabei unterstützen. Wir werden sehr stark die Eltern einbinden, weil es ein absolut wichtiges Thema ist – Herr Abgeordneter Fuhr hat es bereits gesagt –, wie wir unsere Schülerinnen und Schüler auf den nächsten Lebensabschnitt vorbereiten. Das wird unsere ganze Kraft bündeln. Ich habe eine sehr große Leidenschaft bei diesem Thema und freue mich, dass wir so viele Partnerinnen und Partner an unserer Seite haben.
Herr Brandl, lesen Sie einfach einmal die Unterlagen durch, und machen Sie doch einfach mit, weil Zukunft läuft.
(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Carsten Pörksen, SPD: Er kann nicht mitmachen, er weiß gar nicht, wohin er will!)
Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, Herr Brandl, so kann es einem natürlich ergehen: Der einsame Rufer in der Wüste. – Aber vielleicht sollten Sie einmal schauen, dass Sie demnächst eine Wasserstelle finden, um sich durch einen Schluck Wasser wieder zu erfrischen.
Frau Ministerin Reiß hat vorgetragen – und das ist ein Gefühl, das Sie in der Bildungspolitik auch durchaus kennen, des Öfteren einmal einsam dazustehen –, wie die Experten auf diese Vorschläge reagiert haben. Ich freue mich schon darauf, wenn Sie ihnen schreiben und sagen, sie unterstützen irgendetwas, das eigentlich gar nichts Neues ist, wie Sie es in der ersten Runde beschrieben haben. –
Ich glaube, die Experten wissen, was sie gesagt haben, und sie wissen, dass wir auf etwas aufbauen, aber dies mit einer neuen Systematik, mit einer stärkeren Verbindlichkeit.
Entschuldigung, aber wir sollten uns nicht mit Wortklauberei beschäftigen. Ich kann Ihnen noch einmal die Drucksachennummer des Antrags aus dem letzten Jahr nennen, in dem wir beschrieben haben, was wir in Rheinland-Pfalz im Bereich der Berufsorientierung schon erreicht haben. Meines Erachtens haben Sie nicht richtig rezipiert, was in diesem Konzept neu ist und was in diesem Konzept mit der wissenschaftlichen Begleitung, mit der Einbindung der Eltern und mit Nachhaltigkeit erarbeitet wird. Die Eltern sind ein wichtiger Teil bei der Berufswahl der Schülerinnen und Schüler, und es ist wichtig, dass man diese Nachhaltigkeit, diese Mehrstufigkeit mit der Oberstufe, wo der Tag wiederholt wird, gewährleistet; denn dies sind alles Elemente, mit denen man einen neuen Weg geht und diesen Weg sicherlich auch erfolgreich gehen wird.
Wenn Sie in ein paar Jahren sagen werden: Macht doch einmal etwas Neues, bin ich gespannt, wie Ihre Vorschläge dazu aussehen werden. Davon habe ich wiederum nichts gehört. Sie haben nur gesagt, das, was vorliegt, gefällt uns nicht, oder wir wollen es nicht unterstützen. Aber einen Vorschlag, wie Sie es gern anders haben möchten, haben wir nicht gehört.
Liebe Frau Kollegin Ratter, lieber Herr Kollege Fuhr, wissen Sie, die alten Stereotypen, die Sie in der Bildungspolitik anwenden, ziehen einfach nicht mehr. – Man habe es nicht gelesen, man würde sich nicht auskennen, das alles zieht nicht mehr, wir hätten keine Vorschläge.
Meine Damen und Herren, Sie hören einfach nicht zu, weil Sie nicht hören wollen, welche Vorschläge wir haben.
Aber was passiert in einem halben Jahr? – Unsere Vorschläge werden von Ihnen selbst umgesetzt. Die Vorschläge werden umgesetzt. Das Fachlehrerkonzept wurde rundherum abgelehnt. Was hören wir jetzt im Bildungsausschuss? – Ja, natürlich prüfen wir jetzt die Vorschläge, die in Baden-Württemberg schon erfolgreich sind.
Sie werden auch die Vorschläge sehen, die ich soeben angedeutet habe und die in meiner Pressemitteilung stehen, die ich soeben ausführen wollte.
Lieber Herr Kollege Fuhr, suchen Sie schnell nach, ansonsten erläutere ich es Ihnen gern noch einmal. Die Stärkung der Berufswahlkoordinatoren ist zum Beispiel eine der zentralen Forderungen der IHK, die im letzten Positionspapier öffentlich gemacht worden sind.
Wenn Frau Kollegin Ratter davon spricht, dass nun alle Maßnahmen gebündelt werden, die für dieses Thema relevant sind, dann ist es doch geradezu lächerlich, wenn gerade diese zentrale Forderung der IHK nicht darin erscheint.
Deshalb bleibt unsere Forderung bestehen: Wir brauchen eine Stärkung der Berufswahlkoordinatoren, und wir brauchen an der Stelle zusätzliche Weiterbildungen und Praktika, damit die Berufsorientierung an den Schulen tatsächlich auch in die Praxis einfließt, meine Damen und Herren.
Letztendlich bleibt es dabei, so viel zum Thema Haltung. Ich habe gesagt, dass wir dieses Konzept durchaus unterstützen, aber ich habe auch gesagt, dass es nicht ausreicht. Wenn man sechs Jahre lang nichts gemacht hat und sich jetzt dafür abfeiern lassen will, dass man eine zentrale Maßnahme, von der heute schon ein Hauptbestandteil in der Praxis in den Schulen umgesetzt wird, nur durch eine zusätzliche wissenschaftliche Begleitung und mit einem etwas veränderten Konzept neu einführt, dann ist das zu wenig und zu dünn.
Lieber Herr Kollege Fuhr, Sie haben sich eben selbst entlarvt. Sie haben gesagt, das Konzept gibt es, und wir ändern hier nur ein paar Rahmenbedingungen, meine Damen und Herren.
in Betriebe gehen, Sie können 14 Tage am Stück einen Betrieb besuchen, um sich dort weiterzubilden. Jetzt können Sie das nicht einfach leugnen.
Das ist nicht eine Stunde; denn jede Stunde muss vor- und nachbereitet werden. Das ist kein geringer Prozentsatz der Arbeitszeit eines Lehrers und einer Lehrerin. Bei einem Deputat von 24 Stunden ist es ein Vierundzwanzigstel. Bei einer Realschule plus sieht es etwas anders aus.
Aber es liegt im Belieben und im Benehmen mit der Schulleitung, das Konzept an der Schule selbst zu entwickeln. Das heißt, nicht jede Schule hat genau die gleiche Konzeptionierung des Berufseinstiegs. Diese Autonomie würde ich auch sehr gerne bei der Schule belassen.
Neu ist vieles andere mehr. Ich habe die App genannt, die Potenzialanalyse usw. Entscheidend aber ist, dass die Handwerkskammer und die Industrie- und Handelskammer, die Beratungen durch qualifizierte Leute anbieten können, in die Schulen hineingehen und standardisiert ist, dass jede Schule im Land – in der Mittel- und in der Oberstufe – die gleichen Möglichkeiten hat und es nicht von der Qualität der Berufswahlkoordinatoren abhängt, wie viel Betriebe am Berufsinformationstag in der Schule sind.
Das wird es darüber hinaus geben. Aber insgesamt ist es so, dass der Start für alle gemeinsam gesetzt wird. Ich denke, es ist eine dankenswerte Aufgabe, das so aufs Gleis zu setzen.
Ich wünsche mir, dass die Berufswahlkoordinatoren dies in der Zukunft auch so weiterführen, wie wir es im nächsten Jahr zum ersten Mal als Premiere erleben werden.