Protocol of the Session on July 23, 2015

(Bettina Brück, SPD: Das gibt es doch!)

Es beinhaltet unter anderem Abstimmung in Bezug auf die Fortbildungsplanung und die Einbeziehung in die curriculare Jahresplanung und in das Qualitätsprogramm der Schule.

Es beinhaltet zum Beispiel auch, dass die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schule und Wirtschaft schriftlich vereinbart ist.

Wo sind diese Hausaufgaben, die Ihnen vor sechs Jahren ins Hausaufgabenheft geschrieben worden sind und denen Sie zugestimmt, die Sie im großen Konsens abgestimmt haben?

(Carsten Pörksen, SPD: Warten Sie einmal ab!)

Wo sind diese Hausaufgaben? Die haben Sie nicht gemacht, und heute lassen Sie sich feiern für einen Teil, der vor sechs Jahren vereinbart wurde.

(Beifall der CDU)

Frau Ministerin, ich nehme Ihnen gern ab, dass Sie diese Berufs- und Studienorientierung stärken wollen, aber haben Sie auch Verständnis für meine Fraktion, dass wir nach sechs Jahren Rekordunterrichtsausfall an den Berufsschulen, nach Ablehnung unserer Konzepte zur Bekämpfung des Fachlehrermangels

(Carsten Pörksen, SPD: Welche?)

nur wenig Vertrauen in solche Ankündigungen setzen können. Dafür war einfach die verlorene Zeit zu lang, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU)

Sie müssen deshalb nun zeigen, dass Sie es mit dieser neu entdeckten Wertigkeit der beruflichen Bildung und auch der Berufs- und Studienorientierung ernst meinen.

Aus unserer Sicht müssen Sie ein weiteres Zeichen setzen und unsere Forderungen nach einer weiteren Stärkung der Berufswahlkoordinatoren in Anspruch nehmen. Wenn es nämlich zu mehr als nur einem Tag mit Vor- und Nachbereitung im Jahr kommen soll, an denen die Schulen sich intensiv mit diesem Thema beschäftigen, dann brauchen wir eine Stärkung der Berufswahlkoordinatoren in den Schulen, die quasi das ganze Jahr über diese Arbeit machen. Wie eine solche Stärkung aussehen kann, darüber können wir uns gern in der zweiten Runde unterhalten.

Vielen Dank.

(Beifall der CDU)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht Frau Abgeordnete Ratter.

Danke Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Martin Brandl, das stimmt alles nicht so ganz.

(Martin Brandl, CDU: Das haben wir auch nicht von Ihnen erwartet! – Alexander Schweitzer, SPD: Das darf sie doch sagen!)

Die Mindeststandards für den Berufseinstieg und die Begleitung wurden 2011 auf den Weg gebracht. In der Tat gibt es seit dieser Zeit und in manchen Schulen sogar schon sehr viel länger die von Ihnen erwähnten Berufskoordinatoren. Natürlich arbeiten die nicht nur einen Tag. Deswegen muss man die auch nicht so stärken, wie Sie das verlangen. Das gibt es schon sehr lange, die organisieren die Praktika und machen vieles mehr, was an den Schulen bereits besteht.

Insofern sage ich schon: Lesen bildet.

(Zuruf des Abg. Carsten Pörksen, SPD)

Sie hätten vielleicht doch das ganze Konzept und auch den Pressespiegel verfolgen sollen, um zu sehen, was das Konzept der Landesregierung beinhaltet; denn die Zukunft läuft – das ist richtig – seit 2011 und an den allermeisten Schulen auch schon ein bisschen länger, nun aber künftig an allen Mittel- und Oberstufen des Landes.

Ja, die meisten Schulen haben Praktika, Berufsinformationstage, sie besuchen das BiZ, und Infoabende werden für die Eltern, für Betriebe veranstaltet. Praxistage gehören zum Schulprofil.

Was aber nun neu hinzukommt, ist ein verbindlicher Rahmen und der verpflichtende Einstieg. Der hat eine neue Qualität, einen neuen Qualitätsanspruch, der auch dadurch begründet ist, dass sichergestellt wird, dass alle weiterführenden Schulen dabei sind und auch alle dort Beteiligten: die Eltern, die das Zertifikat mit unterschreiben, die Lehrerinnen und Lehrer, die den Rahmen in der Schule für diejenigen, die von außen hinzukommen, garantieren werden – und das, ohne dass für die Schulen ein finanzieller Mehraufwand entsteht, und nicht einmal die organisatorische Mehrarbeit wird derzeit im ersten Teil im kommenden Jahr von Februar bis April 2016 von den Schulen geleistet, sondern es wird zentral organisiert. Es handelt sich also um ein Rundum-sorglos-Paket.

Selbstverständlich bleiben dabei die Berufskoordinatoren der Schule nicht außen vor; denn die Einbindung an diesen einen Orientierungstag ist keine Eintagsfliege, sondern der Kontakt bleibt bestehen.

Es ist so, dass die Schülerinnen und Schüler qualifiziert auf die Berufsfelder vorbereitet werden, unter anderem

durch die Potenzialanalyse, die auch von den Kollegen geleistet werden muss, aber nicht nur dadurch, sondern auch durch alle anderen Bausteine, die damit noch verbunden sind.

(Vizepräsident Dr. Bernhard Braun übernimmt den Vorsitz)

Waren bislang zum Beispiel Praktikumsstellen allzu oft das Ergebnis von Vitamin-B-Beziehungen und Verbindungen der Eltern, hilft nun das genaue Hinschauen auf die Potenziale bei der Auswahl des Berufsfeldes für die Praktika. Die App ist natürlich attraktiv für die Jugendlichen und wird mit Sicherheit ihre Möglichkeiten weiter zur Ausführung bringen. Das heißt, man kann davon ausgehen, dass die Schülerinnen und Schüler das nicht nur als einen Ausstieg aus dem Schulalltag betrachten werden, sondern sie sehr viel ernsthafter darüber nachdenken werden, welcher Weg für sie der geeignete Weg in die Berufswelt ist, sei es über das duale System, die Berufsausbildung, über den Fachhochschulabschluss oder über das Abitur und die Hochschule.

Heute schon können wir nicht davon ausgehen, dass Betriebe selbstverständlich von der nachfolgenden Generation übernommen werden.

Es ist aber auch das Recht der Kinder und Jugendlichen, ihren eigenen Anlagen entsprechend ihren Berufsweg zu suchen und auch zu finden, und das – an dieser Stelle gebe ich Ihnen recht – ist nur dann möglich, wenn wir sie kontinuierlich begleiten und eben keine Eintagsfliegen setzen. Ich glaube, die Schulen haben sehr gut vorgearbeitet, und das Ministerium hat nun alle diese Maßnahmen gebündelt und dafür gesorgt, dass der verbindliche Rahmen dafür gute Aussichten hat, den Jugendlichen diesbezüglich eine gute Entscheidung für ihren weiteren Berufsweg zu ermöglichen.

Ich möchte noch einen weiteren Punkt ansprechen. Es ist wichtig, dass eben nicht nur die 8. und 9. Klassen davon betroffen sind, sondern in der Oberstufe das, was in der Mittelstufe vorgearbeitet wurde, auch an den Gymnasien wiederum aufgegriffen wird. Nur allzu häufig ist die Wahl der Leistungskurse mehr durch die Wahl des Lehrers motiviert – also der Lieblingslehrer, die Lieblingslehrerin – als durch die tatsächlichen Begabungen und Möglichkeiten. Ich glaube, an dieser Stelle haben wir einen weiteren Sprung in die richtige Richtung gemacht zu sagen, ich überlege mir, wo meine Potenziale sind, und kombiniere dann meine Fächer zu einem Profil,

(Glocke des Präsidenten)

das mir zum einen die allgemeine Hochschulreife bringen kann, mir aber zum anderen auch den Spielraum eröffnet, mich dort zu orientieren, wo ich besonders qualifiziert bin. Mehr dazu sage ich in der zweiten Runde.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Für die Landesregierung hat Frau Ministerin Reiß das

Wort.

Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Herr Präsident, mit Ihrer Erlaubnis würde ich gern zitieren. Ich zitiere als Erstes den Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Koblenz, Herrn Arne Rössel:

„Die rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern begrüßen ausdrücklich die von Seiten des Bildungsministeriums vorgestellte Neuausrichtung der Berufsorientierung an unseren Schulen.“

Ich zitiere des Weiteren sehr gerne den Präsidenten der Handwerkskammer in Koblenz:

„Die frühzeitige Begleitung junger Menschen bei der Orientierung zur späteren Berufsauswahl ist von großer Bedeutung. Die Initiative des Bildungsministeriums ist daher zu begrüßen.“

Ich möchte des Weiteren den Präsidenten der Landeshochschulpräsidentenkonferenz, Herrn Professor Dr. Heiligenthal, zitieren:

„Die LHPK“ – die Landeshochschulpräsidentenkonferenz – „unterstützt deshalb das Projekt der Landesregierung, mit dem die Studienorientierung verbessert wird.“

Abschließend möchte ich Herrn Professor Esser vom Bundesinstitut für Berufsbildung zitieren:

„Bisher kommt in den existierenden Modellen die Praxis der Berufsorientierung zu kurz.“ – Deswegen übernimmt er gerne die wissenschaftliche Begleitung.

So viele Experten können nicht irren, Herr Brandl.

(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich finde es wirklich außerordentlich bedauerlich und bedanke mich bei Herrn Abgeordneten Fuhr und Frau Abgeordneter Ratter, dass sie gelesen haben, was wir veröffentlicht haben, weil sie es kennen und weil sie sich auch fachlich damit beschäftigen. Ihnen ist unsere gesamte Pressemappe dazu zugegangen,

(Martin Brandl, CDU: Nur schwarz-weiß, Frau Ministerin! Kostensparend!)

Grundlagenkonzeption bisheriger Maßnahmen, alles ist dargelegt. Wir haben notiert, was neu ist, die verbindliche Einführung eines Tages zur Berufs- und Studienorientierung für 37.000 Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I und für 19.000 Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe, und zwar Beratung durch Expertinnen und Experten. – Das hat es an unseren Schulen noch nicht gegeben. Das ist neu, und das brauchen unsere Schulen. Ich danke allen, die daran mitwirken.

(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)