Protocol of the Session on September 10, 2010

..................................................................................................................................... 5760 Abg. Baldauf, CDU:.......................................................................................................................... 5768, 5773 Abg. Brandl, CDU:............................................................................................................................ 5760, 5761 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.............................................................................................................................. 5786 Abg. Ernst, CDU:........................................................................................................................................ 5785 Abg. Eymael, FDP:................................................................................................................. 5757, 5758, 5778 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:............................................................................................ 5763, 5764, 5765 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:............................................................................................................ 5758 Abg. Frau Brück, SPD:.............................................................................................................................. 5781 Abg. Frau Dickes, CDU:.............................................................................................. 5760, 5761, 5780, 5781 Abg. Frau Ebli, SPD:.................................................................................................................................. 5765 Abg. Frau Morsblech, FDP:............................................................................................................. 5780, 5783 Abg. Frau Schneider, CDU:................................................................................................... 5755, 5756, 5760 Abg. Frau Thelen, CDU:...........................................................................5760, 5761, 5762, 5763, 5764, 5765 Abg. Geis, SPD:.......................................................................................................................................... 5786 Abg. Guth, SPD:......................................................................................................................................... 5758 Abg. Hartloff, SPD:........................................................................................................................... 5755, 5766 Abg. Hoch, SPD:........................................................................................................................................ 5775 Abg. Mertin, FDP:....................................................................................................................................... 5769 Abg. Ramsauer, SPD:............................................................................................................ 5753, 5754, 5755 Bruch, Minister des Innern und für Sport:.......................................................................... 5753, 5754, 5755 Dr. Kühl, Minister der Finanzen:.............................................................................................................. 5771 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:..... 5759, 5760, 5761, 5784, 5787 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:... 5762, 5763, 5764, 5765 Schweitzer, Staatssekretär:........................................................................................ 5755, 5756, 5757, 5758 Präsident Mertes:.......................................................5753, 5754, 5755, 5756, 5757, 5758, 5759, 5760, 5761.....................................................................................5762, 5763, 5764, 5765, 5773, 5775, 5778, 5779, 5780....................................................................................................................................... 5781, 5783, 5784, 5785 Vizepräsident Bauckhage:.................................................................................................... 5768, 5769, 5771 Vizepräsidentin Frau Klamm:..................................................................................... 5785, 5786, 5787, 5788

97. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 10. September 2010

Die Sitzung wird um 09:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf Sie zur 97. Plenarsitzung herzlich begrüßen. Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich die Kollegen Frau Abgeordnete Dr. Gisela Born-Siebicke und Herrn Thorsten Wehner.

Entschuldigt sind Herr Minister Hering, Frau Staatssekretärin Reiß, Herr Staatssekretär Professor Dr. Englert und Herr Häfner.

Geburtstage haben wir auch. Lieber Herr Wirz, ich würde Ihnen gerne zu einem runden Geburtstag gratulieren, aber es geht nicht. Ich gratuliere zu Ihrem heutigen Geburtstag mit den besten Wünschen. Bleiben Sie gesund, froh und munter.

(Beifall im Hause)

Wenn Sie abgeküsst sind, können Sie zu dem Rotwein übergehen, den ich hier oben stehen habe.

Meine Damen und Herren, wir fahren mit der geänderten Tagesordnung fort. Sie wissen, dass wir heute die Schuldenbremse zusätzlich auf der Tagesordnung haben.

Ich rufe Punkt 26 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 15/4947 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Günther Ramsauer, Frank Puchtler und Astrid Schmitt (SPD) , Kürzung der Städtebauförderung durch die Bundesregierung – Nummer 5 der Drucksache 15/4947 – betreffend, auf. Wer trägt vor? – Herr Ramsauer bitte.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Bundesregierung hat in ihrem sogenannten Sparpaket eine Kürzung der Städtebauförderung um die Hälfte beschlossen. Das hat massive Auswirkungen. Die Bauministerkonferenz hat dem widersprochen und die Bundesregierung aufgefordert, diesen Kahlschlag zurückzunehmen.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung:

(Unruhe im Hause)

1. Wie ist die auf das Land Rheinland-Pfalz entfallende Summe der Städtebauförderungsmittel, die durch die Beschlüsse der Bundesregierung nicht mehr Projek

ten in rheinland-pfälzischen Kommunen zugutekommen würden, auf Grundlage der bisher durchschnittlich geflossenen Mittel zu beziffern?

(Glocke des Präsidenten)

2. Wie beurteilt die Landesregierung die Auswirkungen der Kürzungen mit Blick auf die soziale Situation in den Kommunen sowie mit Blick auf die Frage der Integration ausländischer Bürgerinnen und Bürger?

3. Wie beurteilt die Landesregierung die Auswirkungen der geplanten Kürzungen auf die regionale Konjunktur und auf die Finanzsituation der Kommunen?

4. Wie beurteilt die Landesregierung die Konsequenzen der geplanten Kürzungen für die städtebauliche Entwicklung in den einzelnen betroffenen Kommunen?

Für die Landesregierung antwortet der Herr Innenminister.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Für die Landesregierung beantworte ich die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Günther Ramsauer, Frank Puchtler und Astrid Schmitt wie folgt:

Zu Frage 1: Bei dieser Frage ging es um die Summe der Städtebaufördermittel. Der Bundesminister Dr. Ramsauer hat im Juni 2010 angekündigt,

(Ramsauer, SPD: Nicht verwandt und nicht verschwägert!)

dass im Entwurf des Bundeshaushaltes 2011 für die Städtebauförderung noch 305 Millionen Euro an Bundeshilfen für die Länder vorgesehen sind. Ursprünglich waren in der Finanzplanung des Ministers 610 Millionen Euro eingeplant. Bundesfinanzhilfen in Höhe von 610 Millionen Euro entsprechen etwa dem bisherigen Niveau. Das war die Vereinbarung, die wir hatten. Die angekündigte Kürzung führte zu einer Halbierung der ursprünglichen Mittel.

Zur Erinnerung: Von 1991 bis 2010 hat das Land vom Bund ca. 195 Millionen Euro erhalten und ca. 1 Milliarde Euro Landesmittel eingesetzt. Vor der Wiedervereinigung erhielt das Land jährlich Bundesfinanzhilfen in Höhe von etwa 12 Millionen Euro. Ab der Wiedervereinigung lagen die Bundesfinanzhilfen jährlich nur noch bei 2,5 Millionen Euro bis 4,8 Millionen Euro. Das Land hat, wie sich schon durch die Zahl ergibt, den drastischen Rückgang der Bundeshilfen durch Landesmittel aufgefangen. Im Jahr 2002 war wieder das Niveau der Bundesfinanzhilfen von 1991 erreicht. 2009 und 2010 sind die Bundesfinanzhilfen durch die neuen Programme und die schrittweise Veränderung der Aufteilung zwischen den alten und neuen Bundesländern für das Land spürbar gestiegen. 2009 wurden im Land Rheinland-Pfalz Bundesfinanzhilfen nach der Verwaltungsvereinbarung

Städtebauförderung in Höhe von 16,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Bei der angekündigten Reduzierung um die Hälfte durch Herrn Bundesminister Ramsauer wird dies eine Reduzierung um 8,4 Millionen Euro bedeuten.

Zu Frage 2: Wie beurteilt die Landesregierung die Auswirkungen dieser Kürzungen? Die Städtebauförderung ist ein wichtiges und unverzichtbares Instrument zur Funktions-, Substanz- und Strukturverbesserung der Städte und Gemeinden. Über ganzheitliche Strategien und Ansätze können im Rahmen der Städtebauförderung Stadtgebiete und Quartiere entwickelt werden. Nicht nur durch den Einsatz der Mittel in besonderem Programmteil „Soziale Stadt“, sondern auch in übrigen Programmteilen der Städtebauförderung werden Verbesserungen im sozialen Bereich herbeigeführt und tragen damit zur Integration der ausländischen Bürgerinnen und Bürger entscheidend bei.

Zur Frage 3: Das betrifft die Auswirkungen der geplanten Kürzungen auf die regionale Konjunktur und auf die Finanzsituation. Nach meiner Einschätzung und nach Einschätzung vieler Fachleute, egal wen Sie fragen, hat die Städtebauförderung eine herausragende wirtschaftlich politische Bedeutung, weil die mit Städtebaufördermitteln geförderten Investitionen erhebliche öffentliche und private Folgeinvestitionen sowie Nachfragen nach Gütern und Leistungen auslösen.

Die Städtebauförderung wird als konjunktur- und beschäftigungspolitisch bedeutsames Instrument angesehen. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsförderung löst ein Euro Städtebaufördermittel bis zu weiteren acht Euro öffentliche und private Investitionen aus. Diese Investitionen wirken sich insbesondere beim örtlichen und regionalen Baugewerbe und Handel positiv aus.

Die meisten Städte und Gemeinde haben große Haushaltsprobleme und sind deshalb auf besonders hohe Förderung angewiesen. Der durchschnittliche Fördersatz der Städtebauförderung liegt im Land Rheinland-Pfalz bei etwa 75 % und nicht wie im Bund-Länder-Vergleich vorgesehen bei 66 ⅔. Das heißt, dass Land trägt in der Regel mehr als 33 ⅓ Anteil, um die Städte und Gemeinden zu entlasten.

Zur Frage 4: Wir beurteilt die Landesregierung die Konsequenzen der geplanten Kürzungen? Betroffen sind bedeutende und erfolgreiche Maßnahmen der Städtebauförderung in den Programmteilen, die wir haben, „Aktive Stadt“, „Soziale Stadt“, „Historische Stadt“, und die allgemeinen Städtebaufördermittel. Die Städte haben weiteren Mittelbedarf. Wenn diese großen Maßnahmen wegen ihrer besonderen Bedeutung fortgeführt werden sollen, möglicherweise auch auf dem hohen Niveau, werden viele andere Maßnahmen reduziert oder zurückgestellt werden müssen.

So weit meine Antwort.

Gibt es Zusatzfragen? – Herr Ramsauer.

Herr Minister, haben Sie bereits eine Reaktion auf den Beschluss der Bauministerkonferenz?

Alle Länder haben sich an einer Sonderkonferenz beteiligt, zu der Minister Ramsauer eingeladen hat. An dieser Sitzung habe ich in Absprache mit Finanzminister Dr. Kühl teilgenommen. Wir teilen uns den Bereich Städtebauförderung in die Bereiche kommunaler Bereich, Wohnungsbau. Im Bereich Städtebauförderung macht der Finanzminister etwas. Wir haben zum ersten Mal darauf hingewiesen, dass wir starke negative Veränderungen in allen Programmen haben werden, wenn diese Kürzung kommt.

Diese Kürzungen können wir nicht auffangen. Das hat dazu geführt, dass es unter Federführung von Herrn Dr. Carsten Kühl eine weitere Sondersitzung und vorher eine Arbeitsgruppe gegeben hat. Die Arbeitsgruppe hat sich auf einen Text verständigt, in dem einmütig alle Länder den Bundesminister aufgefordert haben, die Kürzungen im Zuge der Haushaltsberatungen zurückzunehmen.

Wir sind zurzeit dabei zu schauen, was eine Kürzung, wenn sie denn käme, bei uns im Land nach sich ziehen würde. Wir schauen uns die einzelnen Programme in den Gemeinden an.

Wir haben Programme, die wir bis 2012 und 2014 abschließen müssen. Wir haben neue Programme, die sehr schwach ausgelegt sind, wie die „Aktive Stadt“ oder die „Historische Stadt“. Die „Soziale Stadt“ ist ein bisschen stärker ausgeführt, weil wir da auch Bundesmittel bekommen und Landesmittel dazutun müssen. Das wird aber alles sehr, sehr schwierig. Sie müssen sich vorstellen, wir werden das nicht vom Land her auffangen können.

Weitere Zusatzfragen? –

Der Kollege Ramsauer hat eine zweite Zusatzfrage.

Hat sich denn der Bundesbauminister, der meinen Namen tragen darf, schon dazu geäußert?

Der Bundesbauminister hat die letzte Resolution, die einstimmig war, nämlich von den Kürzungen abzusehen, mitgetragen.

(Ramsauer, SPD: Die war doch gegen ihn selbst gerichtet?)

Ist das eine Zusatzfrage, Herr Kollege Ramsauer?

Dann ist es Ihre dritte.

(Heiterkeit bei der SPD)

In dieser Konferenz, die Herr Finanzminister Dr. Kühl geleitet hat, war auch Herr Dr. Ramsauer. Er hat die Resolution mitgetragen.

Weitere Zusatzfragen, meine Damen und Herren? – Herr Kollege Hartloff hat eine Zusatzfrage.