Gleiches gilt mit Sicherheit auch für die IGS. Es kann nicht sein, dass die größte Schulform mit der größten Leistungsspanne dann auch noch das Problem des mit größten Unterrichtsausfalls im allgemeinbildenden Bereich mit sich schleppen muss. Auch hier müssen Sie sehen, wie Sie diese Schularten dann ausstatten, sonst
Dann folgt natürlich der Blick ins Gymnasium. Er ist hier ja schon begonnen worden. Wie wir anhand der Schulpolitik der vergangenen Jahre erkennen konnten, stand das Gymnasium nicht unbedingt im Fokus dieser Landesregierung. Es hat genauso wie die IGS mit einem strukturellen Unterrichtsausfall von rund 3 % zu kämpfen. Das Gymnasium bringt trotz eines großen Zulaufs nach wie vor stabile Leistungen in Rheinland-Pfalz und hat das Problem, dass gerade in bestimmten Fächern, die zudem auch noch wichtig und strategisch im Hinblick auf den Arbeitsmarkt sind, Lehrerinnen und Lehrer fehlen. Das ist mittlerweile nicht mehr nur in Mathematik und Physik so. Das gilt auch schon für die Fremdsprachen.
Dennoch geben Sie den Wünschen, die geäußert werden, und den sinnvollen Vorschlägen, die auch gemacht werden, um dieses Problem zu bewältigen, relativ wenig Raum. Die Kollegin hat sich hier jetzt mit einem juristischen Problem befasst. Sie sind aber auf die anderen Vorschläge gar nicht eingegangen. Natürlich ist es richtig, wenn vom Philologenverband zu Recht darauf hingewiesen wird, dass die Ausbildungskapazitäten offensichtlich immer noch nicht so sind, dass man diesem Fachlehrermangel einmal gerecht werden könnte bzw. den Fachlehrermangel verhindern oder eindämmen könnte.
Frau Dickes, zu den Zahlen, die Sie aus der Presseerklärung genannt haben: Ich bin einmal gespannt, was die Ministerin dazu sagt. Ich kann ja nur das nehmen, was der Philologenverband rückmeldet. Wenn Sie von 800 Bewerbern nur 200 nehmen, und da sind dann auch Fachlehrer dabei, die in diesen Bereichen gebraucht würden, dann ist das ein wichtiger Hinweis.
Ich halte es darüber hinaus auch gar nicht für einen so dummen Vorschlag zu sagen, wenn ich in bestimmten Bereichen Mangelsituationen zu überbrücken habe, kann ich auch noch Kolleginnen und Kollegen, die schon pensioniert sind, aber gern noch unterrichten würden, dafür heranziehen. Auch zu diesem Vorschlag ist hier nichts gesagt worden. Wahrscheinlich gibt es da auch wieder juristische Gründe, warum das alles nicht geht. Ich glaube aber, wenn ein Verband nicht nur beklagt, sondern gleichzeitig auch sinnvolle Lösungsvorschläge unterbreitet, sollte man auch hier die Kritik sehr, sehr ernst nehmen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, auf die berufsbildenden Schulen können wir in der ganzen komplexen Situation meines Erachtens nicht mehr eingehen. Wir haben da eine besondere Problemlage. Wir haben auch strukturell die größten Unterrichtsausfälle. Ich würde das gern einmal wieder in einer Runde machen, wenn wir dann auch die entsprechenden Zahlen vorliegen haben.
Wozu ich gern noch in der zweiten Runde etwas sagen möchte, ist der temporäre Unterrichtsausfall. Jetzt ist die Zeit für die erste Runde verstrichen.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich beschwere mich nicht, dass wir wieder Unterrichtsversorgung diskutieren. Auch ich bin der Meinung, das kann man zum Schuljahresbeginn tun. Frau Dickes, hinsichtlich Ihres sehr schwungvollen Einstiegs mit dem Murmeltier glaube ich allerdings, dass wir sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wer das Murmeltier ist.
In der Tat ist die Sicherung der Unterrichtsversorgung aus meiner Sicht eine der zentralen Aufgaben der Landesregierung. Wir nehmen diese Aufgabe an. Vor allen Dingen legen wir in einem transparenten System offen, was wir getan haben, wie die Situation ist. Dies tun wir nicht nur auf Landesebene, sondern für jede einzelne Schule. Ich glaube, dieses System der Transparenz sucht nach wie vor seinesgleichen.
Zu diesem System der Transparenz gehört aber auch – das mag die Differenz sein –, dass es besonders gut ist, dann über die Dinge zu reden, wenn die Zahlen vorliegen. Es ist nun einmal so, dass die amtliche Statistik erst im Herbst vorliegen wird, weil der Stichtag in den Schulen erst der 2. September ist, der Rückmeldetag der 10. September, für die berufsbildenden Schulen – Sie haben schon darauf hingewiesen – der 22. September und der Rückmeldetermin wegen der Veränderungen der 26. Oktober. Das ist so in jedem Jahr.
Wir haben also keine festen Zahlen vorliegen. Aber ich sage gerne, welche Eindrücke wir zum Schuljahresbeginn haben. Zum Schuljahresbeginn ist die Situation die, dass wir zurückgehende Zahlen von Schülerinnen und Schülern haben und wir an den berufsbildenden Schulen ungefähr eine konstante Zahl haben. Selbstverständlich ist es so, dass dies auch Auswirkungen auf die Unterrichtsversorgung hat.
Wir haben darüber hinaus – Sie haben es gesagt – neue Schulformen an den Start gebracht. Auch diese neuen Schulformen haben wir gut ausgestattet. Wir haben weitere pädagogische Verbesserungen in unseren Schulen vorgesehen. Wir haben inzwischen ein sehr flexibles System der Einstellungen. Wir haben bereits im Vorgriff
am 1. Februar Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Wir haben im Mai weitere Lehrerinnen und Lehrer in den berufsbildenden Schulen eingestellt. Wir haben ein schulscharfes Bewerbungsverfahren durchgeführt. Wir haben Lehrerinnen und Lehrer im Seiteneinstieg aufgenommen. Insgesamt haben wir zum Schuljahresbeginn 850 Einstellungen vorgenommen. Zum Herbst werden im Bereich der berufsbildenden Schulen, nämlich im unmittelbaren Anschluss an den Entlasstermin aus den Seminaren, weitere Einstellungen hinzukommen.
Es ist also keinesfalls so, dass wir in den vergangenen Jahren nicht eine Reihe von Verbesserungen und Flexibilisierungen vorgenommen haben. Wir haben ein großes Thema. Das ist die Nachwuchssituation. Aber an dieser Stelle darf ich dann auch einmal darauf hinweisen, dass uns bescheinigt worden ist, dass RheinlandPfalz wahrscheinlich eines der wenigen, wenn nicht das einzige Bundesland ist, das zumindest die Vorbereitungen dafür getroffen hat, dass es in der Zukunft dauerhaft den Lehrerinnen- und Lehrerbedarf decken kann.
Das liegt daran, dass wir Steigerungsraten bei den Studierenden haben, die zwischen 2001 und dem jetzigen Wintersemester bei über 7.500 Studierenden liegen.
Das liegt daran, dass wir im März 2010 so viele Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer gezählt haben, wie in Rheinland-Pfalz noch niemals gezählt wurden, nämlich 2.872. Das hat etwas damit zu tun, dass wir in hohem Maße in die Ausbildungskapazitäten investieren. Insofern haben wir natürlich reagiert. Offensichtlich haben wir frühzeitiger als andere reagiert.
Liebe Frau Morsblech, zu Ihrem Vorschlag, dass Lehrkräfte nach ihrer Pensionierung freiwillig weiterarbeiten können: Das können Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz. Wenn sie es wollen und es ein dienstliches Interesse gibt, kann ihre Arbeitszeit um ein Jahr verlängert werden. Das ist aber kein neuer Vorschlag, der vom Philologenverband kommt, sondern er wurde schon längst aufgegriffen. Wir prüfen aber jeden dieser Vorschläge.
Ich darf Ihnen an dieser Stelle sagen: Wir haben nicht nur im Bereich der Gymnasien an den Seminaren – das wissen Sie doch – zum 1. August 2009 und zum 1. Februar 2010 die Kapazitäten noch einmal ausgeweitet, sondern wir werden auch, nachdem der Haushalt eingebracht und verabschiedet ist – es verbietet mir nur mein Respekt vor dem Parlament, bereits jetzt über weitere Ausweitungen zu reden, da zuerst der Haushalt verabschiedet sein muss – noch einmal eine Aufstockung der Seminarkapazitäten vornehmen. Da ist also die Landesregierung mit Nachdruck dran. Rheinland-Pfalz kann sich im Ländervergleich absolut sehen lassen.
Ich könnte jetzt auch ganz einfache Vergleiche ziehen, aber ich habe irgendwann einmal gelernt, dass man sich
bei Statistiken schon die Mühe machen muss, genauer hinzusehen, weil man sonst zu einfachen Schlussfolgerungen kommt, die falsch sind. Einen Vergleich erlaube ich mir aber schon. Wenn die Lehrkräfte alle nach Baden-Württemberg abgewandert sind, erklären Sie mir einmal, warum das Land Rheinland-Pfalz in der bundesweiten Statistik die jüngsten Lehrerinnen und Lehrer hat? Sie müssen mir erklären, wie das passiert sein soll, wenn die alle da hingehen. Gerade jetzt sind die Zahlen wieder veröffentlicht worden. Rheinland-Pfalz hat in der Altersklasse bis 30 Jahre und in der Altersklasse 30 bis 40 Jahre den höchsten Anteil von allen Bundsländern an jungen Lehrerinnen und Lehrern, weil wir kontinuierlich eingestellt haben.
Frau Dickes, wenn Sie meinen, 15 Millionen Euro beim Projekt „Erweiterte Selbstständigkeit“, um temporären Unterrichtsausfall zu verhindern, seien herausgeschmissenes Geld, nehme ich das zur Kenntnis. Ich habe dazu eine dezidiert andere Meinung. Ich bin der Meinung, wir müssen uns nicht nur um den strukturellen Unterrichtsausfall, sondern auch um den temporären Unterrichtsausfall kümmern. Im Übrigen geschieht das bei den Schulen mit großem Verantwortungsbewusstsein.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich nehme das Thema „Unterrichtsversorgung“ ernst. Ich weiß, dass es vor Ort immer wieder zu Problemen kommen kann. Ich weiß, dass wir eine bundesweit schwierige Situation insbesondere beim gymnasialen Lehramt haben. Lassen wir aber bitte die Kirche im Dorf.
Wir sind in Rheinland-Pfalz bei der frühkindlichen Bildung vorbildlich. Wir haben hervorragende Ergebnisse bei IGLU in den Grundschulen erzielt. Nach Ihren Darstellungen ist das völlig undenkbar. Wir haben im Ländervergleich hervorragende Ergebnisse bei den Bildungsstandards erreicht. Nach Ihrem Vortrag fragt man sich, wie das eigentlich zustande kommen kann. Wir haben die jüngsten Lehrerinnen und Lehrer bundesweit. Wir haben so große Ausbildungskapazitäten in unseren Seminaren wie noch nie, und wir haben über Jahre hinweg eine gute Unterrichtsversorgung, an deren weiterer Optimierung wir mit aller Kraft arbeiten werden.
Frau Ministerin, Sie wissen, wie sich die Murmeltiere verhalten, wenn es unangenehm wird. Sie kriechen in ihre Höhlen, und da bekommen sie von ihrer Umwelt nichts mehr mit. Genauso ist das, wenn Sie uns heute immer wieder und immer wieder schönreden, wie toll die Situation ist. Dann stellt sich nur die Frage, weshalb nirgendwo in der ganzen Bundesrepublik das Thema
Herr Hartloff, das machen sie in Baden-Württemberg und in anderen Bundesländern nicht? Das ist aber komisch.
Frau Brede-Hoffmann, ich würde gerne meine Rede ändern. Die Verbände würden meiner Meinung nach auch gerne darauf verzichten, immer wieder die gleichen Meldungen herausgeben zu müssen, nämlich wie schlimm die Situation an den Schulen ist. Das liegt derzeit aber leider noch nicht in unserer Verantwortung.
Frau Ministerin, die Verantwortung liegt ganz klar bei Ihnen, und die müssen sie langfristig wahrnehmen.
Ich weise noch einmal darauf hin, die Probleme, die wir haben, sind hausgemacht. Wenn wir seit Jahren immer wieder in großem Umfang Referendare ablehnen – Sie haben bestätigt, dass die zur Hälfte nicht mehr zu uns zurückkommen –, sind das ja von Jahr zu Jahr Hunderte von Lehrern, die wir in Rheinland-Pfalz haben könnten und die an unseren Schulen unterrichten könnten.