Protocol of the Session on March 25, 2009

................................................................................................................................ 3968, 3969 Abg. Bracht, CDU:............................................................................................................................. 3972, 3974 Abg. Dincher, CDU:..................................................................................................................................... 3972 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:.................................................................................................... 3929, 3933, 3934 Abg. Dr. Schmitz, FDP:............................................................................................................ 3927, 3933, 3944 Abg. Eymael, FDP:...................................................................................................................................... 3975 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:................................................................................................................... 3928 Abg. Frau Dickes, CDU:.................................................................................................................... 3935, 3940 Abg. Frau Dr. Lejeune, FDP:....................................................................................................................... 3957 Abg. Frau Ebli, SPD:.......................................................................................................................... 3932, 3933 Abg. Frau Morsblech, FDP:..................................................................................................... 3937, 3941, 3942 Abg. Frau Raab, SPD:....................................................................................................................... 3936, 3941 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:....................................................................................................... 3973 Abg. Frau Steinruck, SPD:................................................................................................................ 3942, 3946 Abg. Frau Thelen, CDU:.................................................................................................................... 3943, 3946 Abg. Geis, SPD:........................................................................................................................................... 3962 Abg. Hartloff, SPD:...................................................................................................................................... 3967 Abg. Maximini, SPD:.................................................................................................................................... 3971 Abg. Noss, SPD:.......................................................................................................................................... 3968 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................................... 3953 Abg. Schnabel, CDU:................................................................................................................................... 3969 Abg. Schneiders, CDU:...................................................................................................................... 3947, 3948 Abg. Schreiner, CDU:........................................................................................................................ 3949, 3966 Bruch, Minister des Innern und für Sport:.................................................................................................... 3970 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:............................................ 3939, 3964 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:...................... 3930, 3934, 3945 Prof. Dr. Hofmann-Göttig, Staatssekretär:................................................................................................... 3960 Präsident Mertes:...............................................3927, 3928, 3929, 3930, 3932, 3933, 3934, 3935, 3936, 3937............................................................................................................................. 3938, 3940, 3941, 3942, 3943 Vizepräsident Bauckhage:.....................................................3944, 3945, 3946, 3947, 3948, 3949, 3953, 3957 Vizepräsident Schnabel:.......................................................................................................... 3973, 3974, 3975 Vizepräsidentin Frau Klamm:............................3960, 3962, 3964, 3966, 3967, 3968, 3969, 3970, 3971, 3972

65. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 25. März 2009

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste! Seien Sie willkommen zur 65. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz!

(Unruhe im Hause)

Ich danke, dass Sie so aufmerksam folgen.

(Harald Schweitzer, SPD: Gerne!)

Ich darf Ihnen einige Hinweise zur Tagesordnung geben. Herr Langner und Frau Schellhaaß werden mich als schriftführende Abgeordnete unterstützen. Entschuldigt sind Frau Brede-Hoffmann, Frau Mohr sowie Herr Staatssekretär Professor Dr. Englert.

Wir haben heute einen Geburtstag zu feiern. Sie sehen Herrn Weiner lächeln. Er lächelt sicherlich angesichts der Glückwünsche und der Kiste Wein, die ihm jetzt zugesprochen wird. Herzlichen Glückwunsch!

(Beifall im Hause)

Sie müssen sich die Kiste natürlich selbst abholen.

(Abg. Weiner, CDU, begibt sich zum Präsidentenpult)

Zur Tagesordnung gebe ich noch den Hinweis, dass es zu den Tagesordnungspunkten 7, 8, 9 und 10 Beschlussempfehlungen gibt, die am gestrigen Dienstag verteilt wurden. Die Frist zwischen der jeweiligen Verteilung der Beschlussempfehlung und der zweiten Beratung muss daher abgekürzt werden. Gibt es dagegen Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Nachdem es keine weiteren Hinweise gibt, stelle ich die Tagesordnung fest.

Dann rufe ich Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Besorgniserregender Rückgang der Zahl der praktischen Ärzte in den ländlichen Räumen von Rheinland-Pfalz“ auf Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 15/3223 –

In der ersten Runde stehen fünf Minuten, in der zweiten Runde zwei Minuten Redezeit zur Verfügung. – Bitte schön, Herr Dr. Schmitz, Sie haben das Wort.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir rufen heute in der Aktuellen Stunde diesen Tagesordnungspunkt nach langjähriger Diskussion als Thema auf,

weil wir nach mehreren Kleinen Anfragen zum ersten Mal zur Situation insbesondere der hausärztlichen Versorgung in Rheinland-Pfalz klarsehen.

Ich will mit einem Lob an die Landesregierung einsteigen. Die Landesregierung hat langsam mehr und mehr Realitätssinn bewiesen und eingeräumt, dass wir tatsächlich in Rheinland-Pfalz Probleme haben, die man nicht mehr leugnen kann, auch wenn sie immer noch daran festhält, uns zu erläutern, dass die Planungsbezirke noch nicht unterversorgt seien. Das wundert mich nicht, wenn man weiß, bei welchem statistischen Unterversorgungsgrad ein Planbezirk überhaupt unterversorgt ist. Sie trägt auch immer wieder die Zahl vor, es gebe in Rheinland-Pfalz insgesamt mehr Ärzte.

Wir haben entsprechende Fragen gestellt. Die Statistik klärt auf. Es ist tatsächlich so, dass es in RheinlandPfalz mehr Ärztinnen und Ärzte gibt. Das ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass in die Ärztestatistik die psychologischen Psychotherapeuten Eingang gefunden haben, dass, was die Landesregierung oft lobt, aufgrund der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf mehr und mehr vor allem Ärztinnen in Teilzeit tätig sind, die auch in die Statistik eingehen, und dass wir – last but not least – zunehmend medizinische Versorgungszentren haben, durch die viele Ärzte sozusagen die Niedergelassenenstatistik aufpeppen und schönen. Selbst diese geschönte Statistik kann nicht länger darüber hinwegtäuschen, dass wir es in Rheinland-Pfalz mit einem sehr ernst zu nehmendem Problem der Ärzteversorgung vor allem in den ländlichen Bezirken zu tun haben.

(Beifall der FDP)

Wenn wir uns – Frau Ministerin, ich möchte es für Sie nicht zu trist gestalten, weshalb ich mich auf ein Zahlenbeispiel beschränke – über die Jahr 2005 bis 2007 den Donnersbergkreis anschauen, ein Kreis, dem es nichts hilft, dass wir, wie die Landesregierung gebetsmühlenartig darlegt, in den Städten eine Überversorgung haben

(Pörksen, SPD: Ihre Rede auch nicht!)

Herr Pörksen, das ist auch für Sie sehr interessant, aber vielleicht kennen Sie die Zahlen auch schon –, sind in diesen drei Jahren elf praktische Ärzte weggegangen

(Pörksen, SPD: Schlimm genug!)

Herr Pörksen, das ist schlimm genug, da haben Sie recht –, während drei dazugekommen sind. Man muss kein Rechengenie sein, um festzuhalten, dass acht Allgemeinmediziner im Donnersbergkreis innerhalb von drei Jahren sozusagen weggefallen sind. Wir können uns alle ausmalen, was das für die Bevölkerung heißt.

Meine Damen und Herren, was tut die Landesregierung in diesem Zusammenhang? Sie macht zwei Dinge: Sie organisiert mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Rheinland-Pfalz einen Masterplan, den man nicht kritisieren kann, der aber – das wissen wir alle – dieses Problem auch nicht annähernd wird lösen können. Zum Zweiten spielt sie, zum Teil federführend – wir erinnern uns an die Aussagen des Ministerpräsidenten, als er

noch in Berlin aktiv war –, eine Rolle bei den letzten beiden Gesundheitsreformen.

(Ministerpräsident Beck: Ich bin immer noch in Berlin aktiv!)

Immer noch. Herr Ministerpräsident, Sie stehen zu Ihrem Wort. Dieses Wort war sehr von Hoffnung geprägt. Es lautete sinngemäß: Ärzte, auf Euch kommen wieder bessere Zeiten zu. Wir haben das Problem erkannt und steuern dagegen. – Man hat auf insgesamt 1.200 DIN-A4-Seiten Gesetzestext gegengesteuert – allein das ist bemerkenswert –, um das umzusetzen, was Sie uns versprochen haben, Herr Ministerpräsident, nämlich erstens mehr Honorar, um den Arztberuf attraktiver zu machen, zweitens eine verbesserte Transparenz und drittens das Ende der Budgetierung in seiner bisherigen Form.

Meine Damen und Herren, wenn wir uns jetzt anschauen, wie viele junge Studentinnen und Studenten des Fachs Medizin noch in den Arztberuf gehen, können wir feststellen, dass wir langsam aber sicher auf die 50 %Grenze zugehen. Das bedeutet, nur noch etwa mehr als die Hälfte der jungen Menschen, die sich für das Medizinstudium entscheidet, wird später Arzt in einer Praxis oder einem Krankenhaus.

Ich appelliere dringend an die Landesregierung, dieses Problem nicht weiter zu relativieren, sondern sich mit allen Mitteln, die sie hat – auch über den Bundesrat –, zur Lösung dieses Problems bemüßigt zu fühlen;

(Glocke des Präsidenten)

denn das, was in unserem Land passiert, ist nicht nur – Herr Präsident, ich komme zum Ende – ein Problem für die Patientinnen und Patienten, sondern das ist vor allem ein Problem für die Struktur unseres Landes insgesamt. Das Bauen von Landesstraßen können wir uns künftig sparen,

(Glocke des Präsidenten)

wenn wir in diesem wichtigen Infrastrukturbereich versagen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall der FDP)

Ich erteile das Wort Frau Kollegin Anklam-Trapp.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Hausärzte agieren tagtäglich nicht nur kompetent in der medizinischen Versorgung, sondern sie engagieren sich auch als Ratgeber. In schwierigen Lebenslagen sind sie die ersten und wichtigsten Ansprechpartner für fast alle Patientinnen und Patienten. Sie kennen diese und ihre Krankengeschichte besser als

jede andere Arztgruppe. Kurzum: Hausärzte sind unverzichtbar für Staat und Gesellschaft.

Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum ist für ein Flächenland wie Rheinland-Pfalz von besonderer Bedeutung. Daher müssen wir Themen wie die zunehmende Überalterung und die schwierige Nachwuchssituation bei niedergelassenen Ärzten auch mit Weitblick entgegentreten.

Herr Dr. Schmitz, ich möchte an dieser Stelle auch nicht bestreiten, dass es lokal in vier, wie Sie das eben ausgeführt haben, von 28 Planungsbereichen zu Engpässen kommt; denn wir wissen, dass es in einigen ländlichen Bereichen schwieriger wird, frei werdende Arztsitze neu zu besetzen.

Dies ist jedoch ein reines Verteilungsproblem und nicht der immer wieder gerne herbeigeredete Notstand in der Ärzteversorgung. Auch Herr Dr. Schmitz hat eben in seiner Rede gesagt, dass es bei Weitem nicht so ist, dass wir in Rheinland-Pfalz insgesamt zu wenig Ärzte hätten. Wir haben mehr niedergelassene Ärzte als je zuvor. In etwa der Hälfte der hausärztlichen Planungsbereiche herrscht sogar Überversorgung.

Meine Damen und Herren, Probleme in der ambulanten ärztlichen Versorgung haben alle Flächenländer. Einzigartig ist jedoch der Masterplan, der durch die hervorragende Arbeit unserer Gesundheitsministerin, Frau Malu Dreyer, in Zusammenarbeit mit den Partnern, nämlich der Landesärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Hausärzteverband Rheinland-Pfalz, geschaffen wurde. Er ist das Fundament für nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und der Lebenswelt, zur Schaffung von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen und zur Nutzung von neuen flexiblen Möglichkeiten der Berufsausübung.

So wurde – ich möchte nur einige Beispiele nennen; Herr Dr. Schmitz hat zu Recht darauf hingewiesen, dass nur rund 50 % der Menschen, die Medizin studieren, danach am Patienten arbeiten – vom Fachbereich Medizin der Universität Mainz ein neues Auswahlverfahren eingeführt, das in Zukunft Bewerbern aus medizinnahen Berufen sowie Abiturienten mit einem weniger guten Notendurchschnitt, aber einer hohen Motivation und einer großen Eignung die Chance auf einen Studienplatz eröffnet.

Einen weiteren richtungweisenden Schritt stellt für uns die seitens der Kassenärztlichen Vereinigung eingerichtete Famulaturbörse dar, durch die man über das Internet über www.hausarzt.rlp.de schnell und einfach die Adressen von allgemeinmedizinischen Praxen erhält, die zum Beispiel Famulaturplätze anbieten.

Ein weiterer besonders wichtiger Erfolg ist für uns, dass seit Herbst 2008 im Rahmen der Umsetzung des Masterplans eine Erhöhung der Zahl der allgemeinmedizinischen Lehrpraxen erreicht werden konnte. Im Moment sind es sieben, bald sind es elf Lehrpraxen, vier mehr als vorher. Den Studenten stehen nun mehr Kapazitäten für das Praktische Jahr, für das sogenannte PJ, zur Verfügung, wodurch die Ausbildung deutlich verbessert wird.

Zur Ausbildung: Für die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin stehen mittlerweile 120 geförderte Weiterbildungsstellen zur Verfügung. Vorher waren es 80. Wir machen dort etwas.

(Beifall der SPD)